Hanau

Hanau

Originaltitel: Hanau
Genre: Drama
Regie: Uwe Boll
Hauptdarsteller: Steffen Mennekes
Laufzeit: DVD (75 Min) • BD (78 Min)
Label: Tiberius Film
FSK 16

Hanau   04.03.2022 von Mario von Czapiewski

Hanau ist ein Film, der in seiner Produktionszeit und im Nachhinein von viel Aufruhe und Presse begleitet wurde. Darf man so einen Film machen? Ist es pietätslos? Darf ein Genre-Regisseur sich eines solchen aktuellen Stoffes annehmen? Und darf man so einen Film ohne direkte Beteiligung der Hinterbliebenen umsetzen? Alles Fragen, die eine Veröffentlichung des Films nicht aufhielten, denn dieser erscheint nun auf DVD und Blu-ray im Einzelhandel.

 

Inhalt

 

Am 19. Februar 2020 erschoss der 43-jähriger Hanauer Tobias R. während eines rechtsextrem-motivierten Amoklaufs neun Menschen mit Migrationshintergrund und später zusätzlich seine eigene Mutter und sich selbst. Bis heute sind nicht alle Begleitumstände dieser Tat vollständig geklärt.

 

Darf man einen Film über einen sehr aktuellen, zum Teil noch nicht juristisch abgeschlossenen Amoklauf eines scheinbar massiv rechtsradikalen Täters mit anschließendem Suizid machen? Sicher darf man das, zu jeder Zeit. Regisseur Uwe Boll entschied sich, ähnlich wie schon in seinem Film Auschwitz, eine Mischung aus dokumentarischer Darstellung und Spielfilmnarration zu machen. Dies resultierte wahrscheinlich aus dem geringen Budget, das für den Film verfügbar war, da viele Anlaufstellen inklusive der Stadt Hanau die Produktion des Films nicht unterstützen wollten.

 

Doch genau das geringe Budget, die unstete Erzählung und die wenige Kommentierung machen den Film an einigen Stellen anstrengend. Und ja, anstrengend darf und muss so ein Film sein – jedoch dann bitte aufgrund des Inhaltes und nicht aufgrund der Form. 40 Minuten Monolog sind anstrengend und zu lang, vor allem, wenn der Inhalt ohne Einordnung wenig Sinn ergibt. Auch die Darstellung des eigentlichen Amoklaufs funktioniert insofern nicht, als dass es kaum parallele Darstellungen der Opfer gibt, abseits des im Film zu einer Fußnote verkommenden Umstandes, dass dies reale Menschen waren.

 

Auch fehlt eine klare Darstellung der Skandale abseits des eigentlichen Amoklaufs. Beispielsweise, dass die Polizei keinen der Anrufe während des Amoklaufs entgegennahm oder dass ein offensichtlich Wahnsinniger in Besitz von Waffen gekommen ist. Dies mag am niedrigen Budget und an der kleinen Dimension des Films liegen, doch dass im Audiokommentar und im Making-of diese Punkte besonders hervorgehoben werden, irritiert insofern, als dass sie im Film ohne Vorwissen kaum wiedererkennbar sind. Ein unbeantwortetes klingelndes Telefon zu zeigen reicht da nicht. Es fehlen die filminternen Kommentare. Zwar versuchen die letzten Minuten eine Kommentierung (durch den Regisseur selbst), jedoch wird dort im Grunde nur noch das Gesehene verbal wiederholt. Dies hätte zu Beginn des Films beinahe mehr Sinn gemacht, um den Schrecken des restlichen Films vorzubereiten.

 

Was am Ende bleibt ist ein handwerklich maximal durchschnittlicher, schauspielerisch schwacher und inhaltlich minimaler Abriss eines realen Amoklaufs und seiner Begleiterscheinungen, dessen Darstellung durch den Minimalismus sehr reißerisch wirkt. (2/10)


Bildergalerie von Hanau (2 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Die Blu-ray-Veröffentlichung beinhaltet den Film unzensiert und in guter Qualität mit dem originalen deutschen Ton. Zusätzlich gibt es ein Making-of, einen Audiokommentar des Regisseurs und Trailer. Der Audiokommentar ist Uwe Boll typisch sehr informativ und bietet viele „Einblicke“ in die Produktion. (+1)



Cover & Bilder © Tiberius Film


Das Fazit von: Mario von Czapiewski

Mario von Czapiewski

 

Hanau hat eine gute Intention und, zumindest zum Teil, ein Konzept, mit dem es sich dem Vorfall annehmen möchte. Leider scheitert das ganze am Budget, an Teilen der Schauspieler und an der viel zu minimalen Darstellung des Amoklaufs und dessen Umstände. In diesem Metier hat Uwe Boll mit Filmen wie Rampage oder Siegburg deutlich bessere Filme abgeliefert.


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