Was habe ich doch für ein Glück. Während sich meine Redaktionskollegen um Blockbuster wie „Gears of War 3“ oder „Diablo 3“ bemühen, habe ich mir klammheimlich den Test zu ICO & Shadow of the Colossus gesichert. Diese beiden Klassiker gelten in gewissen Kreisen als die besten Spiele, die jemals auf der PlayStation 2 erschienen sind. Aber obwohl diese Spiele in der Presse in höchsten Tönen gefeiert wurden, verkauften sie sich nur schleppend. Warum das so war und ob es sich jetzt noch lohnt die Spiele zu kaufen, erfahrt Ihr in meinem Test...

Bevor ich Euch von den Neuerungen der HD-Versionen berichte, möchte ich Euch erst einmal die Spiele an sich näherbringen. Beginnen wir mit dem ältesten der beiden Titel.

ICO
Melancholische Musik, der Blick gerichtet auf eine weitläufige Burganlage, eine lange Brücke und Reiter. Mit diesem Bild begrüßt euch das Spiel. Doch was ist das? Die Reiter haben einen kleinen Jungen bei sich. ICO, gerade 12 Jahre alt geworden, hat das Schicksal hart getroffen. Er wurde mit Hörnern geboren. Natürlich ist er daher schuld an jedem Unglück, das in seinem Dorf geschieht. So kommt es, dass die Reiter den Knaben nun in die Burg bringen, die von nun an seine Festung sein soll. Der Spieler wird in der Rolle des ICO dort alleine gelassen. Einsam steht er in einer großen Halle, nur das intuitive Ziel der Flucht vor seinem geistigen Auge. Kurze Zeit später trifft ICO auf das Mädchen Yorda. Auch sie wird in der Burg gefangen gehalten. Das zierliche, zerbrechliche Mädchen strahlt eine magische Aura aus. Schwarze Schattenwesen versuchen das Mädchen in die Unterwelt zu reißen, doch ICO setzt sich tapfer zur Wehr, um sie zu verteidigen. Nur gemeinsam haben die Beiden eine Chance dem Schrecken zu entfliehen. Aufgeteilt in 6 Kapiteln, geleitet Ihr nun Yorda bis in die Freiheit.

Während ICO klettern und sich mit seinem Stock verteidigen kann, ist Yorda komplett auf seine Hilfe angewiesen. Sie kann wiederum - aufgrund ihrer magischen Kraft - Wege öffnen, welche für ICO immer verschlossen wären.  Durch die Kombination der beiden Kräfte könnt Ihr nun kleinere Rätsel lösen und Euch den Weg durch die Burg bahnen. Dabei schreckt das Spiel nicht vor unlösbaren Fallen zurück. Solltet Ihr eine falsche Mauer heruntergesprungen sein, so kann es vorkommen, dass der einzige Ausweg aus der Falle, der letzte gespeicherte Spielstand ist.

Grafisch muss sich ICO kaum hinter aktuellen Titeln verstecken. Die schaurigen Gemäuer gewinnen nochmals an Atmosphäre durch das Breitbildformat der neuen HD-Auflage dazu. Die Texturen sind hier und da zwar ein bisschen ausgewaschen, aufgrund der gruseligen Grundstimmung fällt das aber kaum auf. Die mitreißende, melancholische Musik habe ich ja bereits oben erwähnt. Sie trägt sehr zu der allgemeinen Spielstimmung bei.  Yorda`s verzweifelte Mädchenstimmung lässt den Spieler keine Wahl, man möchte dem kleinen Ding einfach helfen.

Shadow of the Colossus
Shadow of the Colossus ist die konsequente Weiterentwicklung von ICO. Auch wenn die Geschichten nichts miteinander gemeinsam haben, so wird doch die ruhige, melancholische Stimmung des Erst-Titels hier zu neuen Höhen getrieben. Ihr übernehmt die Rolle eines einsamen Kriegers, der seine Frau verloren hat. Seine letzte Hoffnung sieht er in der Kraft einer Gottheit, deren Tempel er nun mit seiner verstorbenen Frau aufsucht.

Dieser ist bereit dem Krieger zu helfen, doch soll er im Gegenzug das Land von den Kolossen befreien. Geleitet von seinem leuchtenden Schwert, begibt er sich auf die Suche nach den Riesen, um sie zu töten. Es  kann mehrere Minuten dauern, bis Ihr mit eurem Pferd das Gebiet des jeweiligen Kolosses erreicht habt. Die imposanten Wesen schreiten, fliegen oder kriechen gemächlich und würdevoll durch die Landschaft. Nun ist es Euch überlassen die Schwachstelle des Gegners zu finden und zu erreichen. Der Krieger kann sich am Fell der Riesen hinaufziehen. Teilweise müssen sie aber auch mit Pfeil und Bogen bekämpft werden. Ist der empfindliche Teil erreicht, so rammt ihr das Schwert in den Leib, bis die Energie des Kolosses aufgebraucht ist. Auch Ihr verfügt nicht über eine unendliche Ausdauer, nach längeren Anstrengungen müsst Ihr Euch an geeigneten Stellen ausruhen oder den Angriff neu starten.  Nicht selten dauert es bis zu 45 Minuten, bis Ihr den Kampf für euch entschieden habt.

Jeder Koloss benötigt eine andere Taktik, auch optisch gleicht keiner dem Anderen.  Da Ihr euch mit den Kolossen alleine auf der Welt befindet, erwischt sich der Spieler häufig dabei, Mitgefühl für seinen Gegner zu entwickeln. Die Riesen haben niemanden Schaden zugefügt, zumindest nichts, was Euch bekannt wäre. Das Töten dieser Biester dient nur einem Zweck, das Leben Eurer Braut zu retten. Noch nie hat es ein Spiel geschafft, so einen Konflikt in mir auszulösen.

Auch hier ist die Portierung auf die PlayStation 3 gut gelungen. Eine herrliche Weitsicht, ein perfekt animiertes Pferd und wirklich riesige Kolosse, die schon eher einem kompletten Level, als ein Gegner darstellen, erfreuen des Spielers Herz. Die Geräuschkulisse sowie die musikalische Untermalung sind angenehm zurückhaltend. ICO und Shadow of  the Colossus sind beide nur auf japanisch synchronisiert, jedoch mit deutschen Untertiteln. Ehrlich gesagt kann ich noch nicht einmal sagen, ob das japanisch ist, oder nur eine Fantasiesprache, vielleicht kann mich an dieser Stelle ja ein aufmerksamer Leser aufklären.