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Kingdoms of Amalur: Reckoning

Publisher: Electronic Arts
Entwicklerstudio: Big Huge Games
Genre: Action/Rollenspiel
Sub-Genre: Rollenspiel/Adventure
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 08.02.2012
USK 18

Kingdoms of Amalur: Reckoning   16.02.2012 von Panikmike

Um die Zeit bis Diablo III zu überbrücken, wirft Electronic Arts zusammen mit den Entwicklern von Big Huge Games ein Rollenspiel  mit dem Namen Kingdoms of Amalur: Reckoning auf den Markt. Ist das Spiel sein Geld wert oder ist es, wie es in Gamerkreisen oftmals heißt, ein Epic-Fail?

Rollenspiele gibt es zurzeit wieder mehrere, die meisten können sich aber nicht abheben. Klar dass man nicht alle mit dem letztjährigen Epos The Elder Scrolls V: Skyrim vergleichen darf, doch die Fantasy-Welt bietet einem Entwickler schier unendlich viele Möglichkeiten. Die Story ist wichtig, die Steuerung, aber auch die Monster, das Erfahrungspunkte-System und die verschiedenen Orte. Alles muss zusammenpassen, denn sonst wird ein Titel sofort wieder in die Tonne der typischen Mittelmäßigkeit geworfen. Kingdoms of Amalur: Reckoning fängt mit einer sehr coolen Geschichte an, mal sehen, ob der Rest auch stimmt.

Wer bin ich???
Diese Frage stellt man sich meistens am Anfang eines Rollenspiels. Bin ich ein König oder nur ein Penner? Wurde ich als Adeliger geboren? Wo sind meine Eltern? Warum habe ich magische Kräfte? Viele dieser Fragen werden oftmals erst während des Spielverlaufs beantwortet, und auch hier geht es sehr mysteriös zur Sache. Nachdem man sich seinen Charakter aus vier verschiedenen Rassen ausgesucht hat, eine Gottheit (oder gottlos) gewählt und mit Schiebereglern sein Aussehen bestimmt hat, wird man tot auf einer Barre umhergefahren und befindet sich danach zwischen zwei Gnomen wieder. Der Tod war aber nicht umsonst, unser Protagonist ist eine Art Wiederbelebungsexperiment und der Schlüssel für das Ende des Krieges in Amalur. Die ganze Geschichte rund um unsere Existenz wird mehr oder weniger im Laufe der Story beantwortet. Das hängt aber davon ab, ob man nur dem Hauptstrang nachgeht, oder aber mit allen Personen spricht und auch Nebenaufgaben absolviert. Der Spieler muss für sich selbst entscheiden, ob er die Gespräche wegklickt, oder sich die Zeit nimmt und allen Charakteren ein Gehör schenkt. Nur so erfährt man viel über die Welt, deren Religionen und Konflikte. Jetzt aber genug der Worte: Ich muss jetzt schnell die Welt retten …

Die Klasse aller Klassen …
… gibt es bei diesem Spiel nicht. Man wählt zwar am Anfang zwischen vier Rassen mit verschiedenen Qualifikationen aus, jedoch heißt dies nicht, dass man im Laufe des Spiels dann gebunden ist. Bei jedem Aufstieg verteilt man seinen Punkt auf ein Talent, welches den Charakter prägt. Hier gibt es neun verschiedene mit jeweils zehn Stufen (beispielsweise Schlösserkunde, Schmiedekunst und Alchemie). Jeder Spieler formt so seinen Charakter, wie er ihn möchte. Zusätzlich gibt es pro Aufstieg drei Fähigkeiten-Punkte, die man für Macht (Kriegerfertigkeit), Magie oder Raffinesse (Diebesfertigkeit und Fernkampf) einsetzen kann. Natürlich kann man auch einen Magier spielen, der gut im Schlösserknacken ist, oder aber einen kampfwütigen Krieger, der nebenbei auch Zaubersprüche beherrscht. Der Spieler hat verschiedene Möglichkeiten, dennoch sollte man sich in eine gewisse Richtung entwickeln. Ansonsten ist man ein mittelmäßiger Alleskönner, der zwar viel kann, aber nichts richtig. Zusätzlich gibt es in Reckoning sogenannte Schicksalskarten. Diese bringen einen Extrabonus und können nach jedem Stufenaufstieg gewechselt werden. Neue Karten werden freigeschaltet, je nachdem wie viele Punkte man in die Fähigkeiten Macht, Magie und Raffinesse steckt. Die Idee ist klasse, jedoch sind die Karten kein großer Unterschied zu den Fähigkeiten. Allerdings ist die Kombination aus Karte, Fähigkeit und Waffe sehr individuell und kann somit eine schöne Abwechslung ins Spiel bringen. Mit den insgesamt 44 Karten hat der Spieler jedenfalls eine gute Auswahl, insofern man die Karten im Spiel mit Fähigkeiten freigeschaltet hat.

Der Alltag eines Helden
Wie es bei einem Rollenspiel üblich ist, macht man tagein, tagaus dieselben Sachen, bis man stirbt. Nein, so langweilig ist es auch nicht. Reckoning hat hier einiges zu bieten, auch wenn man keine bahnbrechende Neuheit finden wird. Als Held nehmen wir Aufgaben (sogenannte Quests) an, sammeln Zutaten ein, um uns Tränke zu brauen, machen unsere Geldbörse auf, um bessere Ausrüstung zu kaufen, töten hier und da ein paar Gegner, besiegen riesige Monster, knacken Schlösser, schleichen durch die Gegend, reden mit Leuten und sammeln Gegenstände ein. Einer der wichtigsten Punkte ist hier klar die Sammelleidenschaft, die das Spiel mit sich bringt. Ähnlich wie bei Diablo können wir mit schier unzähligen Gegenständen hantieren, sie verkaufen, reparieren und sie verwenden. Hier noch eine Truhe, da noch einen toten Gegner plündern – wenn man die Zeit hat, dann kann man alleine durch den Sammeltrieb Stunde um Stunde vor dem Fernseher oder Monitor hängen. Ist dieser Dolch stärker als der andere? Welche besseren Fähigkeiten hat die neue Robe? Fragen über Fragen, die das Rollenspielerherz höher schlagen lassen, aber auch die Zeit verstreichen lässt. Wenn man es genau nimmt, dann bietet Kingoms of Amalur: Reckoning nichts Neues, doch die altbewährten Elemente, die ein Action-Rollenspiel braucht, sind alle vorhanden.

Beim Schlösserknacken zum Beispiel gibt es zwei Minispiele, eines davon ist wie bei Fallout beziehungsweise Skyrim. Bei den verfluchten Schlössern muss man in einer Art Quicktime-Sequenz eine Taste zu gewissen Zeiten drücken. Dies gestaltet sich teilweise gar nicht so einfach, trotz dessen bringen beide Minispiele eine geringfügige Abwechslung in die Welt von Amalur. Möchte man einen Trank brauen, dann kombiniert man wahllos Gegenstand A mit Gegenstand B und hofft, dass nichts explodiert, sondern ein Trank dabei herauskommt. Hat man einen erfolgreich hergestellt, dann kommt er in eine Alchemieliste, auf die man jederzeit zugreifen kann. Nebenbei kann man auch Edelsteine schleifen, in die Waffen oder Rüstungen einsetzen und Waffen schmieden. Dafür muss man aber Zeit haben, denn es gehen unter Umständen schon einige Stunden damit verloren.
Wer mal wieder fies und böse sein möchte, der sollte durch die Gegend schleichen, von hinten angreifen und Sachen klauen. Schön gemacht ist an dieser Stelle eine Anzeige mit einer prozentualen Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden. Ebenso gibt es die Möglichkeit, einen Nichtspieler-Charakter anzugreifen. Jedoch muss man sich im Klaren sein, dass es Auswirkungen auf das gesamte Spiel haben kann. Waffentechnisch hat Reckoning viel zu bieten, in sieben verschiedenen Sparten (Dolche, Hämmer, Schwerter …) kann man sich seine Lieblingswaffe aussuchen. Zugleich gibt es als Waffe für die Ferne einen Bogen, mit dem man weite Angriffe starten kann. Einen Schild hat man stets bei sich, egal ob man eine Zweitwaffe benutzt oder nicht. Wer eher die magische Richtung einschlagen möchte, der hat natürlich diverse Zaubersprüche zur Verfügung und kann seine Angriffe im Nahkampf mit einem Stab ausführen. Weil es keine direkten Klassen gibt, kann man jederzeit seinen Stil wechseln, oder aber auch einen Kampfmagier oder Kämpfer mit Diebesfähigkeiten spielen. Später kommen dann noch Kombinationen hinzu, die das Spiel ein wenig aus dem Buttonmasher-Genre holen. In den ersten Spielstunden ist Reckoning nicht besonders fordernd. Kommt man dann aber zu diversen bildschirmfüllenden Endgegnern, wird der Spieler schnell merken, dass er nun schneller sterben kann, als ihm lieb ist. Daher immer schön die Lebensenergie im Auge behalten und im Notfall Tränke zu sich nehmen.

Während der verschiedenen Haupt- und Nebenquests kommen uns immer wieder mal verschiedene Gegner in die Quere, die wir mit unseren Waffen oder der Magie beseitigen. Neben Räubern, Wichten, Bären und anderem Gesocks kommen immer wieder mal dicke Dinger auf uns zu. Die Animationen sind toll gemacht, aber auch blutig, weshalb die USK das 18er Siegel zu Recht angebracht hat. Ebenso füllt sich bei jeder Kampfhandlung ein extra Balken. Ist dieser voll, so kann man eine spezielle Zeitlupenaktion (der sogenannte Schicksalsbrecher) durchführen. Unser Held ist dann eine gewisse Zeit noch stärker und bringt den Gegner hübsch animiert brutal um die Ecke. Man muss allerdings auch erwähnen, dass diese Funktion den Spieler fast zu mächtig macht. Generell ist das Spiel nämlich nicht so schwierig, selten musste ich dem Tod ins Auge blicken.

Entdecker werden am Spiel auch extreme Freude haben, überall gibt es versteckte Gimmicks zu finden. Wer alles genau unter die Lupe nimmt, der wird verschiedene Kräuter, Waffen und Gegenstände finden und auch Wissenssteine, die einem noch mal einen Extra-Bonus bringen. Allerdings muss man alle Steine einer Reihe finden, bis dahin gibt es nichts Zusätzliches. Und weil es bisher nicht genug Boni gibt, wurden auch noch Schreine ins Spiel eingebaut, die einem eine gewisse Zeit noch mehr Zusätze verleihen. Ein kleiner Kreis auf der rechten Seite zeigt uns an, wie lange der Zusatz noch aktiv ist.

Wir laufen, springen und malträtieren den Controller
Die Steuerung von Reckoning ist sehr gut umgesetzt. Das komplette Joypad ist belegt und das ist auch gut so. Neben der Aktionstaste, dem Standardangriff mit der Waffe und dem Button für die zweite Waffe, kann man noch zaubern, eine Ausweichrolle machen, blocken und durch Kombination von zwei Tasten verschiedene magische Angriffe durchführen. Ebenso gibt es einen Schleichmodus, mit dem man einen Gegner mit einem tödlichen Schlag von hinten überraschen kann. Mit den Sticks dreht man die Kamera und mit dem anderen läuft man in die Richtung. Das Pad ist nicht überladen, es werden alle Möglichkeiten gut ausgeschöpft. Was mich ein wenig gestört hat, ist die schnelle Drehung der Kamera. Man kann sich schnell mal in der Richtung täuschen, weil man zu weit gedreht hat. Abhilfe schafft aber die Einstellung der Empfindlichkeit im Optionsmenü. Hat man die Steuerung verinnerlicht, dann offenbart sich ein verdammt schnelles Hack-&-Slay, was an frühere Perlen wie Baldurs Gate erinnert. Die Kämpfe sind schnell, der Held schießt und hackt sich durch den Gegner-Dschungel, rollt sich weg, blockt im richtigen Augenblick und versucht den Gegner mit einem Finisher brutal zu Boden zu strecken. Besser und actionreicher könnte es nicht sein, wenn nur nicht hin und wieder die Geschwindigkeitseinbrüche wären! Sind nämlich zu viele Gegner auf dem Bildschirm, dann geht der Speed in den Keller und das Spiel beginnt eine Ruckelorgie. Auf dem PC ist die Steuerung übrigens nicht so gut wie auf der Xbox 360 beziehungsweise der Playstation 3. Man merkt deutlich, dass das Spiel ein Konsolentitel ist.

… und das alles in Farbe und laut …
Grafisch haben die Entwickler einen Farbtopf erschaffen, den man selten so strahlend gesehen hat. Alles erscheint in einem schön gezeichneten Comic-Look, die Landschaften sind bunt und die Charaktere wurden liebevoll gestaltet. In den Kämpfen gibt es sehr schöne Animationen, vor allem der finale Schlag bei den Endgegnern oder im Zeitlupenmodus sehen klasse aus. Es ist trotzdem nicht jedermanns Sache, wer Rollenspiele wie Skyrim gewöhnt ist, der wird sich hier anfangs eventuell nicht begeistern lassen. Comicfans werden dafür sofort in die Grafikpracht verliebt sein. Reckoning hat aber auch seine Schattenseiten, denn bei einem hohen Gegneraufkommen geht die Grafik-Engine in die Knie und der Spielfluss wird verlangsamt. Ebenso gibt es immer wieder aufpoppende Grafikelemente zu sehen, was auf Dauer nervt. Soundtechnisch ist hier auch einiges zu hören, besonders die Sprachausgabe klingt super. Ich habe beide Versionen getestet – die englische und die deutsche – und kann Euch eines sagen: Egal welcher Sprache man lauscht, beide Versionen klingen unglaublich gut. In dem Fall kann man nicht sagen, dass die englische besser ist. Musikalisch ist zwar alles ein wenig in den Hintergrund geraten, doch wer seine Ohren aufsperrt, der bekommt sehr schöne Klänge zu hören. Der Soundtrack ist in meinen Augen mit der Beste, den ein vorhandenes Rollenspiel der letzten Jahre abgeliefert hat.

Wusstest du schon? – Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

  • 4 verschiedene Rassen
  • 13 Schutzgötter
  • Design von Todd McFarlane (Erschaffer von Spawn) und Ken Rolston (Morrorwind und Oblivion)
  • Story von R.A. Salvatore (Icewinddale – Trilogie)
  • 44 Schicksalskarten in 7 verschiedenen Bereichen
  • Charakterliche Freiheit
  • Über 75 Fähigkeiten in drei unterschiedlichen Bereichen (Macht, Raffinesse, Zauberkraft)
  • 9 verschiedene Talente mit jeweils 10 Ausbaustufen
  • 5 große Gebiete
  • Spielzeit über 60 Stunden

Das Fazit von: Panikmike

Panikmike

Anfangs war ich echt skeptisch, aber nach einigen Stunden Spielzeit konnte ich gar nicht mehr aufhören. Das Spiel hat mich wegen seines Umfangs und der Spieltiefe in einen ähnlichen Bann wie Skyrim gezogen, und das will was heißen. Doch man muss natürlich auch den Blickwinkel betrachten, dass Skyrim eher in den Bereich klassisches Rollenspiel gehört und Kingdoms of Amalur: Reckoning in die Sparte Hack-&-Slay. Die Spieltiefe ist zwar deutlich spürbar, jedoch ebenso nicht mit anderen Vertretern vergleichbar. Wer Diablo und Co. mochte, der wird hier eine wahre Perle finden und viele Stunden in der prachtvollen Welt verbringen. Die Gegner sind abwechslungsreich, die Bosse fordernd und die Sammelleidenschaft bekommt hier endlich wieder Gewicht. Das klassische Hack-&-Slay ist wieder da, endlich gibt es in diesem Genre wieder Nachschub.


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positiv negativ
  • Kombination aus offener Welt und Schlauchlevel
  • Sehr schöne, bunte Comic-Grafik
  • Top Soundtrack …
  • Gut inszenierte Elementar-Effekte
  • Sehr schnelle Kämpfe
  • Gute und nicht überladene Steuerung
  • Große Spielwelt
  • Interessante Story
  • Geschwindigkeitseinbruch bei vielen Gegnern
  • Gelegentliche Pop-Ups
  • … der leider ein wenig in den Hintergrund geraten ist
  • Gewöhnungsbedürftiges Inventarsystem
  • Zu wenig Talente
  • Spiel für Profis zu einfach





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