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Orwell

Publisher: Surprise Attack
Entwicklerstudio: Osmotic Studios
Genre: Adventure • Indie • Simulation
Sub-Genre: Überwachungsimulation
Art: Lowprice
Erscheinungsdatum: 27.10.2016

Orwell   08.12.2016 von VanTom

"Someone's watching me" ist ein bekannter Musiktitel aus den 80er Jahren. Es geht um einen Mann, der sich beobachtet fühlt. In Zeiten der Datensammlung großer Konzerne und Vorratsdatenspeicherung kommt nun ein Spiel, welches sich mit der Thematik Überwachung beschäftigt. In Orwell übernimmt der Spieler der Rolle eines Überwachers. Großer Bruder VanTom hat sich den Titel angesehen und kräftigt Daten ausgewertet...

 

Benannt nach dem Autor George Orwell, welcher den Roman 1984 über das Leben in einem Überwachungsstaat geschrieben hat, führt uns das Spiel in einen solchen Staat. Zunächst landet der Spieler aber nach dem Start von Orwell in einer in einer Anmeldemaske. Das System gratuliert dem Spieler, dass er für die Orwell Testphase ausgesucht wurde. Ich darf mir ein neues Profil anlegen. Dabei kann ich einen Namen angeben, sowie mir ein vordefiniertes Profilbild aussuchen. Dabei fällt schnell auf, dass die Grafik keinen glatten Eindruck macht, sondern viel mehr aussieht als wären die Inhalte aus Flächen zusammengesetzt worden. Insgesamt sieht dies aber sehr interessant. Als Nächstes soll der Spieler eine E-Mail-Adresse eingeben. Dies ist natürlich nur konsequent, da der Benutzer heutzutage ja überall eine E-Mail-Adresse hinterlassen soll. In diesem Fall ist die Adresse aber nur optional und soll auch nur über Updates informieren. Diesen Schritt lasse ich dann mal aus. Es wäre aber sicher interessant so sehen, wie viele der Spieler hier eine E-Mail-Adresse eingeben. Anschließend soll der Spieler bestätigen, dass er sich im Klaren darüber ist, dass seine Aktionen in Orwell schwere Folgen für die Einwohner der Nation haben kann, dass er nach objektiv und nach besten Wissen und Gewissen entscheiden soll, und natürlich das er sich an die Gesetze der Nation halten wird. Dies kann einfach mit einer Checkbox bestätigt werden. Damit ist der Registrierungsprozess abgeschlossen und ich werde eingeloggt. Das war ja einfach.

 

Orwell ist in fünf Episoden unterteilt, welche nacheinander veröffentlicht wurden. Dabei bildet eine Episode einen Arbeitstag ab. Zu Beginn wird der Spieler aber Zeuge eines Bombenanschlags. Das Attentat erlebt der Spieler aus verschiedenen Überwachungskameras. Vor der Explosion werden Informationen von verschiedenen Passanten im Blickfeld der Kameras eingeblendet. Dabei kann ich sehen, dass eine der Passantinnen einen Polizeieintrag hat und dann in einem öffentlichen Verkehrsmittel verschwindet. Kurz danach geht die Bombe auf dem Freedom Plaza hoch. Damit landet der Spieler im Benutzerinterface von Orwell. Es meldet sich ein Ansprechpartner Symes. Er stellt sich als mein Betreuer vor. Zusammen wären wir die erste und letzte Verteidigungslinie gegen Terrorismus. Na das fängt ja gut an. Weiterhin teilt er mir mit, dass ich als einer der ersten ausgesucht wurde um das Orwell System und realen Bedingungen zu testen. Normal würde er ja gratulieren, aber dazu haben wir nach dem Anschlag keine Zeit. Schnell stellt sich heraus, dass das Spiel im April 2017 in der Nation spielt. Die Partei ist hier an der Macht. Orwell stellt mir nun verschiedene Werkzeuge zur Verfügung. So gibt es einen Reader mit dem Webinhalte durchsucht werden können. Mein neuer Freund Symes hat den Profiler aktiviert und ich habe nun die Aufgabe Informationen zu sammeln und die entsprechende Person zu identifizieren. Insgesamt werden alle Informationen, welche ich sammeln werde in Profilen festgehalten. Dabei wird auch festgehalten, wer mit wem in einer Beziehung steht. Zunächst habe ich aber nur eine Zielperson. Da ja die Person schon einen Eintrag bei der Polizei hat, komme ich schnell an den Namen und weitere Informationen über die Verdächtige. Dabei werden interessante Daten (als Datenchunks bezeichnet) blau markiert. Hier kann ich nun entscheiden, welche Daten ich in das Profil übertragen möchte. Symes hat keinen Zugriff auf die Gesamtheit der Daten, sondern sieht nur die Daten, welche ich ihm über das Profil zur Verfügung stelle. Auch ist keine Kommunikation von mir zu ihm vorgesehen, sondern nur von ihm zu mir. Mit den bereitgestellten Informationen zieht Symes seine Schlüsse und leitet auch Aktionen ein.

 

Manche Datenchunks führen mich zu neuen Dokumenten mit neuen Information, welche einen Fortschritt in der Ermittlung bringen. Bald lande ich auch bei Timelines, welches ein soziales Netzwerk in der Nation ist und natürlich nur rein zufällig starke Ähnlichkeiten zu real existierenden sozialen Netzwerken hat.

 

Natürlich erstreckt sich unsere Werkzeugpalette nicht nur auf einen intelligenten Browser und der entsprechenden KI dahinter. Nein, als digitaler Spion verfüge ich auch über ein Werkzeug namens Listener. Dieses kleine Tool meldet sich, wenn Kommunikation auf bekannten Chatkonten, oder Telefonnummern erfolgt. Ich kann also direkt mitlesen, wenn ein Verdächtiger kommuniziert und erfahre auch mit wem er den gerade spricht. Habe ich also einen Chat-Account-Namen im Reader gefunden, dann kann ich fortan an der Kommunikation teilhaben. Dies ist schon eine sehr interessante Informationsquelle.

 

Ab und an bilden Datachunks auch widersprüchliche Informationen ab. So kann eine Information lauten, dass ein Verdächtiger Verheiratet ist. Diese Information steht aber im Widerspruch zu einer anderen Information, dass er homosexuell ist. Hier muss nun der Spieler entscheiden, welche Information den die richtige ist und an Symes weitergeleitet wird. Hier kann sich der Spieler nur auf Logik und vorhergehende Informationen verlassen. Manchmal weiß man aber auch einfach nicht, was denn nun die richtige Information ist.

 

Als letztes Werkzeug wurde in der Nation für jedes Kommunikationsgerät eine eindeutige ID vergeben. Damit haben wir die Möglichkeit auf den Desktop von Rechnern oder Smartphones zu gelangen. Hier können wir dann nach interessanten Dateien oder Mails suchen. Das dazu passende Tool wird als Insider bezeichnet.

 

So sammele ich am ersten Tag, viele Informationen über die Zielperson. In den späteren Episoden wird ein Beziehungsnetzwerk offensichtlich und ich muss Informationen über immer mehr Personen sammeln. Dabei werde ich auf eine Organisational mit dem Namen der Gedanke aufmerksam, welche den Liedtext von „Die Gedanken sind frei“ propagiert haben. Dies allein ist ja in einem Staat wie der Nation ja schon mehr als verdächtig. Es wurde aber am Anschlagsort ebenfalls ein Brief mit dem Gedicht gefunden. Ich muss also mehr über den Gedanken herausfinden.

 

Bildergalerie von Orwell (12 Bilder)

Über Reaktionen auf meine Entscheidungen informiert sich Symes, bzw. auch meine Tools. So kann es passieren, dass ich einen Chat belausche in dem der eine Kommunikationspartner nicht mehr antwortet, weil er soeben verhaftet wurde, weil ich seinen Aufenthaltsort ermittelt habe.

 

Die Grafik ist interessant und passt irgendwie zu der verzerrten Welt, welche aber deutliche Parallelen zur realen Welt hat. Die Musik ist unaufdringlich und lässt den Spieler nur kurz an Schlüsselstellen aufhorchen. Eigentlich erleben wir nur den langweiligen Arbeitsalltag eines Datenanalysten. Ein Bürojob halt. Der Kontext und die vorhandenen Informationsquellen machen das Spiel aber zu erschreckend. Hier wird davon ausgegangen, dass die Sicherheitsbehörden vollen Zugriff auf alle vorhandenen Daten haben und auch die sinnvollen Informationen finden. Dabei liegt die Entscheidung, welche Informationen relevant sind bei einzelnen Personen. Eine Kontrolle über einen Richter oder eine andere Instanz gibt es nicht. Das Spiel zeigt deutlich wohin Überwachung führen kann. Manche Entscheidungen im Spiel haben sehr harte Konsequenzen für einzelne Personen.


Das Fazit von: VanTom

VanTom

Alles in allem ist es beängstigend was Orwell uns zeigt. Welche Machtfülle für einem alles überwachenden Staat möglich ist. Da werden selbst gepostete Informationen gegen den Benutzer verwendet. Viel interessanter ist aber auch, dass diese Informationen auch bei uns vorliegen. Derzeit liegen die Daten natürlich noch in unterschiedlichen Hoheiten. Dies muss aber nicht für immer so bleiben. Orwell zeigt auf, was alles möglich wird, wenn unterschiedliche Informationen und Informationsquellen herangezogen werden. Dies alles wird in eine Geschichte gepackt von welcher der Spieler gepackt wird. Ab und zu erwischt man sich dabei, wie man nach allen verfügbaren Daten sucht und diese auch dem Vorgesetzten zur Verfügung stellt. Man kann sich leicht vorstellen, wie dieses „Spielprinzip“ im realen Leben verführen kann. Insbesondere die Gamer, welche ihre Daten leichtfertig irgendwo abgeben sollten sich darüber Gedanken machen, ob dies wirklich eine sinnvolle Handlung ist. Dabei stellt sich die Frage, ob die Angst vor Terrorismus auch den Verlust der Freiheit des Einzelnen rechtfertigt. Orwell ist ein wichtiges Spiel zu einem wichtigen Thema und das ist auch gut so.


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