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Quantum Conundrum

Publisher: Square Enix
Entwicklerstudio: Airtight Games
Genre: Geschicklichkeit
Sub-Genre: Rätsel und Puzzle
Art: Downloadtitel
Erscheinungsdatum: 12.07.2012
USK 0

Quantum Conundrum   19.08.2012 von GloansBunny

Portal hat es vorgemacht, Quantum Conundrum macht es nach: Physikbasierte Knobelspiele mit Charme und Futter für die grauen Zellen liegen voll im Trend. Ob der Downloadtitel die Erwartungen erfüllen kann? Die Sofahelden machen einen Kurzurlaub im abgedrehten Universum von Quantum Conundrum ...

Willkommen in der verrücktesten Professoren-Villa, seit es Quantenphysik gibt ...

Da passt man einmal nicht auf, schon ist es passiert: Mama und Papa finden meinen Ideenreichtum samt Erfinderdrang plötzlich nicht mehr süß, sondern nur noch nervig. Dabei wollte ich lediglich die Widerstandsfähigkeit asiatischer Minh-Vasen gegen die Schwerkraft testen und aus Papas Rasenmäher einen automatischen Wachroboter basteln! Naja, egal. Um mein Genie zu "fördern" werde ich jetzt kurzerhand über die Sommerferien zu meinem verrückten Onkel Fitz Quadwrangle geschickt. "Familienbindung" nennen meine Eltern das – ich würde es viel mehr als eine Kombination aus Abenteuerurlaub und Jugendhaft bezeichnen. Seit ich denken kann (und da kann ich immerhin bereits auf 12 Jahre Erfahrung zurückblicken!) war ich immer wieder Gast in der riesigen Villa meines Onkels. Er war meist wenig begeistert von seinem Babysitterjob und oftmals konnte er sich nicht mal erinnern, einen Neffen zu haben. Das zu Bruch gegangene Inventar und die verkohlte Zimmerdecke haben seinem Gehirn aber meist wieder auf die Sprünge geholfen. Was dann natürlich eine liebevolle Standpauke samt Strafarbeiten nach sich zog. Aufräumen ist nicht meine Stärke.

Eigentlich waren meine Besuche bei Onkel Fitz bisher aber trotzdem immer recht amüsant. Als selbsternannter Quantenphysiker bastelt und entwirft er Jahr für Jahr neue, abgedrehte Gerätschaften, die er mir mit geradezu väterlichem Stolz sofort vorführen will, kaum dass ich seine Eingangshalle betreten habe. Aber heute ist Onkel Fitz weit und breit nicht zu sehen. Komisch. Wo er mich doch sonst immer schon an der Tür empfängt? Eine Explosion, ein lautes Krachen, dann erklärt mein fluchender Onkel mir über eine Sprechanlage, er hätte sein Kurzzeitgedächtnis verloren und sei außerdem durch einen Stromausfall in einer Art Zwischendimension gefangen. Ich solle seinen neu erfundenen Handschuh (der angeblich seine Umgebung verändern kann) anziehen und ihn in aller Ruhe ausprobieren. Und natürlich ganz nebenbei Onkel Fitz befreien. Der Haken an der Sache: Die Stromgeneratoren sind durch verzwickte Rätsel geschützt. Das klingt nach Spannung und Action! Mal sehen, was mich tatsächlich erwartet ...

Nur Fliegen ist
schöner ... Und werfen ... Und springen ...

Die Entwickler von Airtight Games riskieren nichts und setzen auf bewährte Tastenbelegungen. In klassischer Shootermanier wird der Erfindernachwuchs aus der Egoperspektive via Analogsticks durch die Level manövriert und die Kamera ausgerichtet. Per Aktionstasten darf natürlich nach Herzenslust gesprungen, mit der Umgebung interagiert und der ein oder andere Gegenstand geworfen werden. Die Schultertasten fungieren als Wechselstube der Dimensionen und geben Zugriff auf bis zu vier verschiedene Umgebungseigenschaften. Das Tastenlayout ist gut durchdacht, schnell verinnerlicht und sehr präzise. Zwar ist die Umsetzung von Sprungeinlagen stellenweise etwas träge, mit etwas Übung und dem richtigen Timing klappt aber selbst der utopischste Hüpfer.

Bildergalerie von Quantum Conundrum (15 Bilder)

Klein aber fein und irgendwie ein bisschen anders ...
Von einem Downloadtitel kann man optisch viel erwarten, muss man aber nicht. Quantum Conundrum besticht durch einen Mix aus schlichten Texturen und knallig bunten Farben. Auf den ersten Blick wirkt alles etwas trist und steril, auch leichte Unschärfen sind nicht zu verleugnen. Doch je tiefer man in das Anwesen Professor Quadwrangles vordringt, umso deutlicher wird die Liebe und Hingabe, die die Entwickler in ihr Knobelspiel gesteckt haben. Meterhohe Portraits der hässlichen Hauskatze beispielsweise sorgen ebenso für optischen Witz wie pompöse, vollgemüllte Barrocksofas. Die etwas überzeichnet wirkende Comic-Gestaltung erinnert ein wenig an Earthworm Jim und erzeugt eine herrlich skurrile, atmosphärisch stimmige Szenerie. Viele kleine und große Details zieren die Flügel der Villa, von filigranen Schräubchen bis hin zu riesigen Metallkonstruktionen ist alles vorhanden. Die verwendete Unreal-Engine wird zwar leider nicht in vollem Umfang genutzt und die Kulissen ähneln sich sehr, dafür wird man aber mit netten Animationen entschädigt. Laserstrahlen, Klonmaschinen und Automatiktüren zum Beispiel verrichten geschmeidig ihren Dienst. Besonders einprägsam aber ist das plüschige Fantasiewesen Ike, das mit treu-doofem Blick tollpatschig durch die Villa hopst und durch seine Mimik und Gestik viel Charme und Humor versprüht. Die Geschichte wird mit animierten Strichzeichnungen erzählt, was frisch und unverbraucht wirkt.

Näselnd gibts dezent was auf die Ohren ...

Der Soundtrack beschränkt sich auf eine verträumt-mysteriöse Hintergrundmusik, die unaufdringlich, aber bestimmt für gute Laune beim Spieler sorgt. Die Umgebungsgeräusche können ihren jeweiligen Ursprungsorten einwandfrei zugeordnet werden und fügen sich stimmig ins Spielgeschehen ein. Die Synchronsprecher sorgen engagiert für zahlreiche Schmunzler und überzeugen auf ganzer Linie. Vor allem Professor Quadwrangle ist grandios vertont. Herrlich sarkastisch und schrullig kommentiert er süffisant die Taten am Bildschirm, erzählt näselnd von vergangenen Geschehnissen oder gibt hilfreiche Tipps. Lachen vorprogrammiert! Gut eingedeutschte Untertitel tragen bei Bedarf zum Verständnis der englischen Sprachausgabe bei.

Vier Dimensionen für ein Halleluja ...

Hauptaufgabe des sechs bis sieben Stunden umfassenden Knobelspiels ist es, die Notstromaggregate der Villa zu reaktivieren. Die Reise zu diesen Ungetümen führt durch drei Gebäudeabschnitte, die in farbliche Flügel unterteilt sind und mit unzähligen Schalter-, Timing- und Geschicklichkeits-Rätseln auf den Spieler warten. Mit Hilfe von Professor Quadwrangles so genanntem IDS-Handschuh werden Schritt für Schritt neue Dimensionen geöffnet, die unmittelbaren Einfluss auf die Umgebung haben. So reduziert sich etwa in der "flauschigen Dimension" das Eigengewicht von Gegenständen erheblich, während die "schwere Dimension" die Gravitation stark erhöht. Gesellen sich dann noch die Zeit verlangsamende Dimension und Schwerelosigkeit hinzu, wird aus simpler Treppenbauerei schnell komplexes, inverses Kopfnussknacken.

Jeder aktivierte Zustand hat visuell und spielerisch sichtbaren Einfluss auf die physikalischen Eigenschaften der Umgebung. Geschicktes Wechseln der Dimensionen ist gefragt, wenn Schalter und Apparaturen aktiviert oder Laserfallen umgangen werden wollen. Gut, dass in einer Art Tutorial sämtliche  Eigenschaften der Zustandsveränderungen schrittweise vom Erfinder höchst selbst erklärt werden. Einmal verinnerlicht, macht das Herumwerfen von flauschigem Mobiliar und das Erklimmen von selbst konstruierten Brücken richtig Spaß. Mit fortschreitendem Spielverlauf steigt das Schwierigkeitsniveau der Knobelpassagen erheblich an und zwingt den Spieler, gelegentlich auch mal um die Ecke zu denken. Das sind ideale Voraussetzungen für Langzeitmotivation und Kreativität, die allerdings immer wieder durch enorm schwierige Jump-and-Run-Passagen unterbrochen werden. Manch harmlos erscheinender Sprung über einen Abgrund mit angrenzender Laserbarriere entpuppt sich häufig als nervenzerreissendes Timing-Fiasko. Das sonst so überzeugende Balancing schwächelt hier deutlich. Daran können die fair gesetzten Rücksetzpunkte der Autosave-Funktion leider auch nichts ändern.

Nichts desto trotz mausert sich Square Enix' Quantum Conundrum vom unscheinbaren Arcadetitel zum unterhaltsamen und charmanten Portal-Verwandten ersten Grades.


Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

Quantum Conundrum ist ein humorvoller, kniffliger Arcadetitel für die ganze Familie, den sich Rätselfreunde keinesfalls entgehen lassen sollten. Für knapp 15 Euro erhält man eine ordentliche Ladung Humor, Kreativität und Futter für die grauen Zellen. Da kann man die etwas karge Grafik samt sich wiederholenden Kulissen und etwas zu schwierige Sprungpassagen leicht verschmerzen. Das von Portal inspirierte Spielprinzip überzeugt mit knackigen Rätseln und liebenswürdigen Charakteren, wenngleich Quantum Conundrum technisch nicht ganz mit dem großartigen Vorbild mithalten kann. Am liebsten würde ich den kuscheligen Ike direkt zu mir auf die Couch teleportieren, um ihn dann per IDS-Handschuh mit all den kuriosen Dimensionen bekannt zu machen.


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positiv negativ
  • Knackige Rätsel, Um-die-Ecke-denken
  • Humorvolle, charismatische Charaktere
  • Spielzeit 6-7 Stunden
  • Toller Soundtrack, klasse Synchronsprecher
  • Experimentieren mit einzigartigen Dimensionen
  • Grafik und Texturen etwas blass
  • Kulissen wiederholen sich oft
  • Sprungpassagen teils zu schwer





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