Quantum Conundrum
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BEWERTUNG |
19.08.2012 von GloansBunny
Portal hat es vorgemacht, Quantum Conundrum macht es nach: Physikbasierte Knobelspiele mit Charme und Futter für die grauen Zellen liegen voll im Trend. Ob der Downloadtitel die Erwartungen erfüllen kann? Die Sofahelden machen einen Kurzurlaub im abgedrehten Universum von Quantum Conundrum ... Von einem Downloadtitel kann man optisch viel erwarten, muss man aber nicht. Quantum Conundrum besticht durch einen Mix aus schlichten Texturen und knallig bunten Farben. Auf den ersten Blick wirkt alles etwas trist und steril, auch leichte Unschärfen sind nicht zu verleugnen. Doch je tiefer man in das Anwesen Professor Quadwrangles vordringt, umso deutlicher wird die Liebe und Hingabe, die die Entwickler in ihr Knobelspiel gesteckt haben. Meterhohe Portraits der hässlichen Hauskatze beispielsweise sorgen ebenso für optischen Witz wie pompöse, vollgemüllte Barrocksofas. Die etwas überzeichnet wirkende Comic-Gestaltung erinnert ein wenig an Earthworm Jim und erzeugt eine herrlich skurrile, atmosphärisch stimmige Szenerie. Viele kleine und große Details zieren die Flügel der Villa, von filigranen Schräubchen bis hin zu riesigen Metallkonstruktionen ist alles vorhanden. Die verwendete Unreal-Engine wird zwar leider nicht in vollem Umfang genutzt und die Kulissen ähneln sich sehr, dafür wird man aber mit netten Animationen entschädigt. Laserstrahlen, Klonmaschinen und Automatiktüren zum Beispiel verrichten geschmeidig ihren Dienst. Besonders einprägsam aber ist das plüschige Fantasiewesen Ike, das mit treu-doofem Blick tollpatschig durch die Villa hopst und durch seine Mimik und Gestik viel Charme und Humor versprüht. Die Geschichte wird mit animierten Strichzeichnungen erzählt, was frisch und unverbraucht wirkt. Näselnd gibts dezent was auf die Ohren ... Der Soundtrack beschränkt sich auf eine verträumt-mysteriöse Hintergrundmusik, die unaufdringlich, aber bestimmt für gute Laune beim Spieler sorgt. Die Umgebungsgeräusche können ihren jeweiligen Ursprungsorten einwandfrei zugeordnet werden und fügen sich stimmig ins Spielgeschehen ein. Die Synchronsprecher sorgen engagiert für zahlreiche Schmunzler und überzeugen auf ganzer Linie. Vor allem Professor Quadwrangle ist grandios vertont. Herrlich sarkastisch und schrullig kommentiert er süffisant die Taten am Bildschirm, erzählt näselnd von vergangenen Geschehnissen oder gibt hilfreiche Tipps. Lachen vorprogrammiert! Gut eingedeutschte Untertitel tragen bei Bedarf zum Verständnis der englischen Sprachausgabe bei. Vier Dimensionen für ein Halleluja ... Hauptaufgabe des sechs bis sieben Stunden umfassenden Knobelspiels ist es, die Notstromaggregate der Villa zu reaktivieren. Die Reise zu diesen Ungetümen führt durch drei Gebäudeabschnitte, die in farbliche Flügel unterteilt sind und mit unzähligen Schalter-, Timing- und Geschicklichkeits-Rätseln auf den Spieler warten. Mit Hilfe von Professor Quadwrangles so genanntem IDS-Handschuh werden Schritt für Schritt neue Dimensionen geöffnet, die unmittelbaren Einfluss auf die Umgebung haben. So reduziert sich etwa in der "flauschigen Dimension" das Eigengewicht von Gegenständen erheblich, während die "schwere Dimension" die Gravitation stark erhöht. Gesellen sich dann noch die Zeit verlangsamende Dimension und Schwerelosigkeit hinzu, wird aus simpler Treppenbauerei schnell komplexes, inverses Kopfnussknacken. Jeder aktivierte Zustand hat visuell und spielerisch sichtbaren Einfluss auf die physikalischen Eigenschaften der Umgebung. Geschicktes Wechseln der Dimensionen ist gefragt, wenn Schalter und Apparaturen aktiviert oder Laserfallen umgangen werden wollen. Gut, dass in einer Art Tutorial sämtliche Eigenschaften der Zustandsveränderungen schrittweise vom Erfinder höchst selbst erklärt werden. Einmal verinnerlicht, macht das Herumwerfen von flauschigem Mobiliar und das Erklimmen von selbst konstruierten Brücken richtig Spaß. Mit fortschreitendem Spielverlauf steigt das Schwierigkeitsniveau der Knobelpassagen erheblich an und zwingt den Spieler, gelegentlich auch mal um die Ecke zu denken. Das sind ideale Voraussetzungen für Langzeitmotivation und Kreativität, die allerdings immer wieder durch enorm schwierige Jump-and-Run-Passagen unterbrochen werden. Manch harmlos erscheinender Sprung über einen Abgrund mit angrenzender Laserbarriere entpuppt sich häufig als nervenzerreissendes Timing-Fiasko. Das sonst so überzeugende Balancing schwächelt hier deutlich. Daran können die fair gesetzten Rücksetzpunkte der Autosave-Funktion leider auch nichts ändern. Nichts desto trotz mausert sich Square Enix' Quantum Conundrum vom unscheinbaren Arcadetitel zum unterhaltsamen und charmanten Portal-Verwandten ersten Grades. Das Fazit von: GloansBunny
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