Ratjack

Ratjack

Autor: Mathieu Can, Maxime Mercier
Illustrator: Zael
Spieleverlag: Studio H, Frosted Games
Empfohlenes Alter: Ab 10 Jahre
Spieldauer: Bis 20 Minuten

Ratjack   22.11.2024 von 2-PL4Y3R5

Ratjack ist ein Wortspiel. Hier spielen wohl Ratten Blackjack, wie auch unschwer auf dem Cover zu erkennen ist. Mit Blackjack hat Ratjack aber relativ wenig zu tun. Und Ratten findet man nur als Artwork auf den Karten (und dem Cover). Ratjack hat nur eines mit Blackjack gemein. Nämlich, dass man Karten bis zu einer bestimmten Summe spielen muss, um zu gewinnen – hier: 25 und nicht 21, wie im Blackjack. Das ist aber nur eine Möglichkeit siegreich zu sein. Ratjack ist so viel mehr. Ratjack einfach nur mit Blackjack zu assoziieren, wird diesem Spiel absolut nicht gerecht. Wir verraten euch hier, worum es in Ratjack wirklich geht, was Ratjack alles zu bieten hat und auch das Wichtigste überhaupt: ob es uns Spaß gemacht hat.

 

Das Material und die Vorbereitung

 

Ratjack kommt in einer kleinen Schachtel und hat nicht besonders viel Material. Aber einfach alles, was man in die Hand nimmt, gehört zur Oberklasse, hat Spitzenqualität, und das spürt man auch während des Spiels. Die Spielschachtel fungiert als Schuber, bei dem die Schachtel wie eine Schublade herausgezogen werden kann. Die Siegpunktemarker sind große bedruckte Chips aus marmoriert gegossenem, blauem Acryl. Die Bonus-Chips sind echte, schwere Poker-Chips. Und die Spielkarten können in vier mitgelieferte Deckboxen einsortiert werden und haben gold-glänzende Verzierungen und ein wirklich hübsches Design, das irgendwie an Casinos erinnert.

 

Wie von einem kurzweiligen Kartenspiel zu erwarten war, ist der Spielaufbau in einer Minute erledigt. Zunächst entscheidet man sich für zwei der insgesamt vier Kartensets bestehend aus 12 Karten und mischt diese zu einem 24-Karten-Deck zusammen. Jedes Kartenset hat Karten mit den Ziffern 1 bis 12, aber jedes Set hat Karten mit unterschiedlichen Kartenfähigkeiten, wodurch jede Partie eine unterschiedliche Dynamik bekommt. Jeder Mitspieler erhält dann zwei Karten auf seine Hand, von denen eine verdeckt vor sich ausgespielt wird. Die restlichen Karten werden als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt, wobei direkt eine Karte abgeworfen wird, und die erste Karte des gemeinsamen, offenen Ablagestapels bildet. Dann werden die sechs Bonus-Chips geworfen, um für jeden Chip eine zufällige Seite auszuwählen. Diese Chips können im Spielverlauf u.a. verwendet werden, um Kartenwerte zu modifizieren. Die sechs Chips kommen dann zusammen mit den Siegpunktechips in die Tischmitte.

 

Das Spielziel

 

Mit drei Siegpunkten wirst Du zum Sieger einer Partie Ratjack gekürt. Es gibt mehrere Möglichkeiten an Siegpunkte heranzukommen. So gewinnt man eine Runde Ratjack und bekommt einen Siegpunkt, sobald man am Ende eines Zuges Karten mit einer Gesamtsumme von 25 offen vor sich ausliegen hat. Man erhält aber auch einen Siegpunkt, wenn man durch Kartenfähigkeiten zum Ausscheiden eines Mitspielers beiträgt, weil er plötzlich eine Gesamtsumme von über 25 vor sich ausliegen hat; die Runde wird in diesem Fall aber weitergespielt. Wenn aber alle Spieler ausgeschieden sind und man der letzte Überlebende ist, endet die Runde und man erhält als letzter Überlebender einen Siegpunkt. Und zu guter Letzt gibt es die Möglichkeit, dass der Nachziehstapel leer ist. Dann endet die Runde und es erhält derjenige den Siegpunkt, dessen Karten eine Gesamtsumme haben, die am nächsten an den Wert 25 rankommt. Ihr merkt schon, es dreht sich alles um die 25.

 

Der Spielablauf

 

Ratjack wird über mehrere Runden gespielt. In jeder Runde sind Spieler im Uhrzeigersinn am Zug. Der Startspieler der ersten Runde wird zufällig bestimmt, alle folgenden Runden startet derjenige, der zuletzt einen Siegpunkt erhalten hat. Eine Partie Ratjack endet sofort, wenn ein Spieler seinen dritten Siegpunkt erhält.

 

Ein Spielerzug in Ratjack beginnt immer mit dem Ziehen einer Karte, sodass man im Anschluss immer zwei Karten auf der Hand hat. Dabei kann man vom verdeckten Nachziehstapel ziehen, oder die oberste Karte des offenen Ablagestapels nehmen. Dann muss eine der beiden Handkarten ausgespielt werden. Hierbei hat man drei Optionen. Option 1: Die Karte wird verdeckt vor sich ausgespielt. Nichts weiter passiert. Option 2: Die Karte wird auf den offenen Ablagestapel gelegt, um so eine zuvor verdeckt gespielte Karte aufzudecken. So triggert man die Kartenfähigkeit der verdeckten Karte; die Karte bleibt dann offen vor einem liegen. Option 3: Die Karte wird direkt offen vor sich ausgespielt, wodurch die Kartenfähigkeit direkt triggert.

 

Es kann natürlich vorkommen, dass man Karten nicht offen ausspielen kann, weil man sonst eine Gesamtsumme von über 25 ausliegen hätte und ausscheiden würde, und zeitgleich auch keine verdeckten Karten aufdecken kann oder möchte. Dann muss man Karten verdeckt spielen. Man darf auch nur dann Karten offen ausspielen oder seine verdeckten Karten aufdecken, wenn man die entsprechende Fähigkeit der Karte vollständig ausführen kann, eine ganz wichtige Grundregel. Schauen wir uns also mal an welche Kartenfähigkeiten es so gibt. Diese sind immer vollständig auf den Karten beschrieben und eine Übersichtskarte für jedes Set listet die Fähigkeiten aller 12 Karten.

 

Karteneffekte sind sehr vielfältig und lassen sich grob in die folgenden Kategorien einteilen. Dabei können sich Fähigkeiten auf eigene Karten und/oder auf Karten von Mitspielern beziehen.

 

  • Verdeckte und/oder offene Karten zwischen Spielern tauschen.
  • Bonus-Chips auf verdeckte oder offene Karten platzieren, abwerfen oder zwischen Karten tauschen.
  • Karten aufdecken oder verdecken, ohne oder mit Auslösen der Kartenfähigkeit.
  • Den Nachziehstapel manipulieren, z.B. durch das Abwerfen von Karten.
  • Andere Fähigkeiten wie einen extra Zug erhalten, Handkarten zwischen Spielern tauschen, verdeckte Karten des Gegners ansehen oder eigene verdeckte Karten abwerfen.

 

Je nach gewähltem Kartenset ermöglichen drei bis sechs der insgesamt 12 Karten mit den Bonus-Chips zu interagieren und so Karten zu manipulieren. Dabei kann immer nur ein Bonus-Chip auf einer Karte liegen. Was bewirken nun die Bonus-Chips genau? Es gibt sechs verschiedene Chips, mit jeweils zwei unterschiedlichen Seiten, also insgesamt 12 Chip-Fähigkeiten. Die meisten der Fähigkeiten manipulieren den Wert einer Karte durch Addition oder Subtraktion (+/- 1, +/-5, +10, -3), durch Multiplikation oder Division mit 2 oder setzt den Wert der Karte =0. Die übrigen drei Bonus-Chip-Seiten sorgen dafür, dass eine Karte nicht mehr aufgedeckt oder abgeworfen werden kann, dass sie nicht mehr das Ziel von Effekten anderer Spieler werden kann oder dass sie ihren Effekt verliert, was das Aufdecken einer verdeckten Karte ermöglicht, ohne den Effekt auszulösen.

 

Die erste Edition von Ratjack kommt mit einem Promo Chip, der ins Spiel integriert werden kann. Auf einer Seite sorgt dieser dafür, dass eine verdeckte Karte von allen Spielern angesehen werden darf. Auf der anderen Seite modifiziert er den Wert einer Karte um +1 pro Karte, die man zum jeweiligen Zeitpunkt vor sich ausliegen hat. Die Bonus-Chips können schnell über Sieg und Niederlage entscheiden, also immer gut aufpassen!

 

Ist eine Runde beendet und hat noch niemand drei Siegpunkte erreicht, wird eine neue Runde aufgebaut, indem die Karten neu gemischt und ausgeteilt, und die sechs Bonus-Chips neu geworfen werden. Hat ein Spieler drei Siegpunkte, so hat er die Partie Ratjack für sich entschieden.

 

Bildergalerie von Ratjack (9 Bilder)

Spielmaterial

 

4 Kartensets (je 12 Karten + 4 Übersichtskarten „Karten-Fähigkeiten“)

  • 2 identische „Ratten“ Sets (blau und rot)
  • 1 „Wiesel“ Set (gelb)
  • 1 „Waschbären“ Set (violett)

 

Weiteres Material:

  • 6 Bonus-Chips
  • 9 Siegpunkt-Plättchen
  • 4 Übersichtskarten „Rundenablauf“
  • 1 Anleitung

 

Material der ersten Edition:

  • 1 Promo Bonus-Chip
  • 1 Regelkarte


Cover & Bilder © Cover: Frosted Games / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de


Das Fazit von: 2-PL4Y3R5

2-PL4Y3R5

Spielspaß: Ratjack ist ein kurzweiliges Kartenspiel mit hoher Spielerinteraktion. Das Manipulieren der gespielten Karten der Mitspieler und das Platzieren / Verschieben der Bonus-Chips führt häufig zu schnellen Wendungen. Das war nicht selten von Emotionen begleitet. „Och nö, hat der doch tatsächlich diese Karte auf der Hand“. Der Spieler mit dieser Karte auf der Hand freut sich dann natürlich! Und richtig cool wird es, wenn man in einer Runde gleich zwei Siegpunkte macht, weil man zum Ausscheiden eines Mitspielers beiträgt und gleichzeitig noch eine Kartensumme von 25 erreicht. Das mag sehr selten gelingen und ja, Kartenglück spielt auch eine Rolle, dennoch hat uns Ratjack richtig Spaß gemacht und den Mitspielern in regelmäßigen Abständen ein (ab und zu auch fies dreinblickendes) Lächeln ins Gesicht gezaubert.

 

Balancing/Glücksfaktor: In Ratjack halten sich Glück und Strategie die Waage. Entscheidungen sind relativ einfach. Zu Beginn des Spielerzuges kann man eine Karte vom verdeckten Nachziehstapel oder die obere vom offenen Ablagestapel ziehen. Natürlich sollte man hier auch schauen, dass nichts liegen bleibt, was dem Mitspieler zum Sieg verhilft. Zieht man allerdings vom Ablagestapel wissen alle Mitspieler, was man auf der Hand hat. Ansonsten ist natürlich Glück dabei, welche Karte man erwischt, wenn man vom Nachziehstapel zieht. Einmal aus etwa dreißig gespielten Runden hatte ein Spieler tatsächlich so viel Glück, dass er bereits im zweiten Zug den Sack zu machen konnte, weil er direkt die passenden Karten hatte. Das wiegt aber nicht schwer, denn um eine Partie zu gewinnen braucht man 3 Siegpunkte.

Beim Ausspielen der Karten hat man immer drei Optionen. Man kann eine Karte verdeckt spielen, um den Effekt in einem späteren Zug zu nutzen, oder offen, um ihn direkt zu triggern. Das verdeckte Ausspielen einer Karte ist ein wichtiges taktisches Mittel. Sie erlaubt es Aktionen vorauszuplanen, um im richtigen Zeitpunkt eine gewünschte Fähigkeit triggern zu können. Denn die dritte Möglichkeit während eines Spielerzuges ist es eine Handkarte abzuwerfen, statt sie auszuspielen, wodurch eine zuvor verdeckt gespielte Karte aufgedeckt und getriggert werden darf.

Karten zählen, wer kennt es nicht von Blackjack? Karten zählen kann auch in Ratjack helfen, wenn man Ratjack weniger als kurzweiligen Zeitvertreib betrachtet und wirklich strategisch spielen möchte. Wir haben nicht mitgezählt, aber uns durchaus zwischendurch versucht zu erinnern, ob eine bestimmte Karte schon abgeworfen wurde. Denn manchmal kann das wirklich wichtig sein, um seine Chancen auszurechnen. Nichtsdestotrotz, die meisten Karten liegen ohnehin offen aus, und die von Mitspielern verdeckten Karten kennt man in der Regel nicht. Im richtigen Blackjack ist Karten zählen also wesentlich relevanter, keine Panik.

 

Komplexität/Regeln: Die Regel ist ein zusammengefaltetes Papier, etwas größer als DIN A4, mit Vorder- und Rückseite. Dementsprechend ist Ratjack in 2 Minuten erklärt. Und auch neue Spieler wissen nach einer Spielrunde genau wie der Hase läuft, auch wenn man zu Beginn vielleicht noch nicht perfekt abschätzen kann, was man mit seiner Kartenhand am sinnvollsten anstellen sollte. Spielt man direkt offen oder schaut man erstmal so viele Informationen wie möglich für sich zu behalten? Einfach ausprobieren! Spätestens, wenn die erste Runde rum ist, kommt das aha Erlebnis. Ein schöner Spielfluss hat sich direkt in der Erstpartie sehr schnell ergeben.

 

Spielerinteraktion/Spieleranzahl: Die Spielerinteraktion ist typisch für viele schnelle Kartenspiele sehr hoch. Etwa die Hälfte der Kartenfähigkeiten im Einsteiger-Deck beziehen sich auf die Mitspieler: platziere einen Chip auf eine Karte des Mitspielers, klaue einen Chip oder tausche Karten, verdecke eine Karte des Mitspielers oder decke eine seiner verdeckten Karten auf. Mit den richtigen Karten kann man direkt das Ausscheiden eines Mitspielers bewirken, falls dieser zu riskant gespielt und zu hohe Kartenwerte vor sich liegen hat. Spielerinteraktion sollte auch aktiv genutzt werden, denn es ist wichtig das Spiel des Gegners zu stören, um seine eigenen Siegeschancen zu verbessern. Wir haben Ratjack bisher zu zweit und zu dritt ausprobiert und beides hat super funktioniert. Im Spiel zu dritt gibt es allerdings mehr Möglichkeiten Karten zu spielen, deren Fähigkeiten sich auf die Spielsituation der Mitspieler beziehen, da es wahrscheinlicher ist, dass Mitspieler verdeckte Karten oder Karten mit Chips haben.

 

Spieldauer: Eine Spielrunde kann in einer Minute rum sein, oder bis zu fünf, sechs, vielleicht sieben Minuten andauern, bis der Nachziehstapel leer ist. Die Spieleranzahl hat nur einen geringen Einfluss auf die Rundendauer. Mehr Spieler sorgen hauptsächlich dafür, dass das Rundenende häufiger durch einen leeren Nachziehstapel ausgelöst wird als dadurch, dass jemand die 25 Punkte erreicht oder es nur noch einen Überlebenden gibt. Allerdings ist eine Partie erst dann beendet, wenn ein Spieler drei Runden für sich entschieden hat. Statistisch gesehen werden also mit jedem Spieler mehr auch mehr Runden gespielt, bis ein Sieger feststeht.

 

Wiederspielbarkeit: Eigentlich hat Ratjack schon mit dem Standarddeck eine hohe Wiederspielbarkeit, denn es ist schnell erklärt und schnell gespielt, bietet kurzweiligen Spielspaß und interessante Mechaniken, sowohl für Anfänger als auch für Vielspieler. Es gibt aber insgesamt drei verschiedene Kartensets, wobei das Einsteigerset – die Ratten – doppelt vorhanden ist, einmal in Rot, einmal in Blau. Zwei beliebige der vier Kartensets müssen in jeder Partie zu einem 24-Karten-Deck kombiniert werden, sodass Ratjack insgesamt mit vier verschiedenen Decks gespielt werden kann. Und jedes dieser vier Decks hat dann eine unterschiedliche Kombination an Kartenfähigkeiten. Letztendlich dreht sich alles um das Manipulieren der Karten, aber die vier verschiedenen Decks haben dennoch überraschenderweise zu einem gänzlich unterschiedlichen Spielgefühl geführt. Dann sind da noch die Bonus-Chips, die beidseitig verschiedene Funktionen haben, wobei die jeweilige Seite immer zufällig gewählt wird. Auch das sorgt dafür, dass sich jede Spielrunde etwas anders anfühlt und verschiedene Strategien ermöglicht.


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