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Shadowrun Chronicles - Boston Lockdown

Publisher: EuroVideo
Entwicklerstudio: Cliffhanger Productions
Genre: Strategie
Sub-Genre: Strategie mit Rollenspielelementen
Art: Midprice
Erscheinungsdatum: 28.04.2015
USK 12

Shadowrun Chronicles - Boston Lockdown    19.05.2015 von VanTom

Ich möchte es wirklich mögen, aber es macht es mir nicht leicht. Eigentlich wollte ich den Test zu dem neuen Spiel Shadowrun Chronicles – Boston Lockdown mit einem coolen Zitat aus der Shadowrun-Welt, wie „Lass ab von Drachen“ oder einem fröhlichen „Willkommen in den Schatten, Chummer“ beginnen. Warum mir dies gerade nicht möglich ist, sollen die folgenden Zeilen darstellen ...

 

Das Spiel Shadowrun Chronicles hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Es startete als Kickstarter-Projekt Shadowrun Online und wurde nach Angaben des Herstellers umbenannt, weil potenzielle Spieler denken könnten, dass es sich im ein MMO handele. Es herrschte die Befürchtung, dass der Begriff Online falsche Erwartungen wecken könnte. Uns erwartet also keine zentrale Online-Welt mit vielen gleichzeitigen Spielern. Doch was erwartet uns?

 

Beim namensgebenden Shadowrun handelt es sich um ein Pen&Paper-Rollenspiel, welches in der Zukunft unserer Erde spielt. Allerdings hat es im Shadowrun-Universum ein einschneidendes Ereignis gegeben. Im Jahre 2021 fand in dieser Realität das Erwachen (oder auch die Goblinisierung) statt. Plötzlich verwandelten Menschen sich in sogenannte Meta-Menschen, wie Orks und Trolle. Es gab Elfen und Zwerge - dabei handelt es sich eigentlich um die klassischen Rassen aus Fantasy-Romanen und Spielen. Passend dazu kehrte auch die Magie wieder in die Welt zurück. Wissenschaft und Technik hatten sich natürlich ebenfalls weiterentwickelt und somit ist das Ganze eine Zukunftsutopie mit Einschlägen aus Fantasy und Science Fiction. Politisch und gesellschaftlich entwickelte sich die Welt auch weiter und die Kontrolle über die „Menschen“ haben nun große multinationale Konzerne, so dass die lokalen Regierungen wenig bis keine Rolle mehr spielen. Es gibt eine große Spaltung der „Menschen“, nämlich die Konzernmitarbeiter – und angestellten, welche sicher und zufrieden in den Enklaven der Konzernen leben, und eben die anderen, welche in einer düsteren Welt überleben müssen. Durch Umweltverschmutzung sind weite Teile der Erde nicht mehr bewohnbar, was Lebensraum kostbar macht. Große Städte wurden so sogenannte Megaplexen zusammengefasst.

 

In dieser beschriebenen Welt ist ein Shadowrunner ein bezahlter Söldner, welcher oft von Konzernangehörigen für die schmutzigen Jobs angeworben wird. Die Palette kann dabei von Datendiebstahl und Wirtschaftspionage, über Manipulationen bis hin zu Auftragsmorden reichen.

 

In Shadowrun Chronicles – Boston Lockdown spielen wir einen dieser sympathischen Runner in der Boston Metroplex (Vereinigte Kanadische und Amerikanische Staaten). Wir können zu Beginn des Spiels einen entsprechenden Charakter erstellen. Dabei ist anzumerken, dass es bei Shadowrun keine Klassen gibt, sondern Fertigkeiten. Zunächst geben wir allerdings einen Namen an, welchen Metatypus (Mensch, Elf, Troll, usw.), welches Geschlecht und welchen Hintergrund unser Charakter haben soll. Dabei hat der Metatypus natürlich massive Auswirkungen auf unser Äußeres, beeinflusst aber auch einige der Werte der Spielfigur. Ebenfalls kann der Hintergrund die Werte der Spielfigur beeinflussen. So kann ein Charakter ein Langweiler sein (keine Änderung der Werte) oder aber ein Ex-Cop (+15% auf Schlösser knacken, 10% schwerer zu treffen, dafür aber auch -1 an Reichweite). Es gibt eine Vielzahl an Hintergründen, welche alle zu kleineren Veränderungen der Werte führen. Dabei halten sich positive und negative Änderungen die Waage. Innerhalb des Spiels konnte ich bisher aber keine Auswirkung des Hintergrunds feststellen. Abschließend können wir noch das Äußere unserer Spielfigur und deren Profilbild festlegen. Der Klick auf den Button „Generieren“ wirft uns direkt in das Abenteuer und wir haben die erste Tutorial-Mission zu bestehen.

 

Nach Abschluß dieser Mission landen wir auf einer Art Schwarzmarkt. Hierhin hat uns ein Freund geschickt und wir nehmen unseren ersten Run an. Ansonsten können hier alle Arten von Ausrüstungsgegenständen, Waffen und Rüstungen kaufen. Je nachdem, wie wir unseren Charakter auslegen wollen finden wir hier das richtige Equipment.

 

Mit dem erfolgreichen Beenden von Missionen oder Runs verdienen wir uns Karma-Punkte. Diese Karma-Punkte können wir in die zuvor genannten Fertigkeiten investieren. So können wir Fertigkeiten in diversen Schusswaffen, zum Beispiel Pistolen oder Schrottflinten, haben. Wir können aber auch entscheiden, dass wir magische Fähigkeiten haben und entweder mit Magie angreifen können, oder aber auch Unterstützung herbeizaubern können. Dazu gibt es Decker-Fähigkeiten mit denen der Spieler in die Matrix eindringen kann. Es handelt sich also um modernisierte Hacker. Nicht zu vergessen sind die Rigger-Fähigkeiten. Ein Spieler mit diesen Fähigkeiten kann in Shadowrun Kontrolle über Fahrzeuge oder Flugzeuge ausüben. Im Rahmen von Shadowrun Chronicles beschränken sich die Fähigkeiten zumindest am Anfang auf die Kontrolle einer zusätzlichen Kampfdrohne.

 

Ansonsten kann der Spiele anhand von Implantaten die Werte seiner Figur steigern. Je nach Art des Implantats kann dies aber negative Auswirkungen auf die Fähigkeit Magie zu wirken haben. Es ist also möglich die Figur nach seinen Vorlieben auszugestalten. Dazu gibt es noch die Möglichkeit, dass die Figur verschiedene Kleidung trägt und auch weitere Kleidungsstücke finden kann. Dies ist aber rein äußerlich und hat keinen Einfluss auf das Spiel.


In Shadowrun Chronicles gibt es zwei Arten von Missionen. Die Haupt- und die Nebenmissionen. Wie spielt sich nun eine Mission? Grundlegend können alle Missionen auch Co-Op gespielt werden. Dies ist aber nicht zwingend erforderlich. Stehen nicht genug Freunde zur Verfügung, können offene Plätze durch computergesteuerte Handlanger übernommen werden. So ist es möglich das Spiel sowohl komplett als Single-Player zu erleben, als eben auch in einer Gruppe von Freunden. Je nach Lage der Mission sind bis zu vier Plätze für unseren Run frei. Nachdem diese Plätze vergeben sind, startet die Mission und wir sind im Missionsgebiet. Hierbei handelt es sich um eine begrenzte Karte, welche isometrisch dargestellt wird. Alle Spielzüge finden innerhalb von Runden statt. Dabei kann der Charakter sich einem bestimmten Radius bewegen. In diesem Bewegungsradius unterscheidet das Spiel zwischen zwei Bereichen. Einmal den Bereich, in den der Charakter ziehen und anschließend noch angreifen kann, und dem Bewegungsbereich, welcher sofort die Runde beendet.

 

Nachdem alle Charakter ihren Zug gemacht haben, ist anschließend der Gegner mit seinen Zügen dran. Taktisch bietet das Spiel einige Möglichkeiten. Wir können unseren Gegner direkt angreifen oder aber hinter verschiedenen Deckungsmöglichkeiten in Stellung gehen. Die gleiche Möglichkeit hat aber auch der Computergegner. Verbirgt er sich hinter einer Barrikade, so ist er frontal schwieriger zu treffen. Anders sieht es aber aus, wenn der angreifende Spieler die Barriere umgeht und von der Seite angreift. Die Trefferwahrscheinlichkeit wird über eine Prozentzahl angeben. Ein Charakter kann aber auch per Magie Unterstützung in einer Runde herbeizaubern, oder aber als Rigger eine Drohne im Kampf kontrollieren.


Zusätzlich zu den Kampfaktionen sind weitere Hotspots in den Karten versteckt, bei denen ein Charakter Fertigkeiten einsetzen kann, sofern er denn über die entsprechende Fähigkeit verfügt. Somit kann ein Charakter mit der Fähigkeit „Organtransplantation“ Implantate aus speziellen herumliegenden Körpern extrahieren. Dies lädt dazu ein, die einzelnen Karten auch zu erforschen. Anhand solcher Hotspots gibt es auch die Möglichkeit den Weg zum Ziel zu erleichtern. Es kann von Vorteil sein, wenn ein Decker mit in der Gruppe ist, und die Sicherheitskameras in einem Bereich hacken kann und somit kein Alarm ausgelöst wird.

 

Bildergalerie von Shadowrun Chronicles - Boston Lockdown (10 Bilder)

Betrachten wir nun die Umsetzung des Spiels. Die Spielgrafik kann gefallen, ist aber nicht die Krone der Computergrafik. Es fällt auf, dass sich bei Gesprächen die Münder der Figuren nicht bewegen, was ungewollt komisch aussieht. Ebenfall sieht es etwas merkwürdig aus, dass Gesprächspartner zu Gesprächen aus der jeweiligen Position hüpfen und nach Abschluss des Gesprächs auch wieder zurückhüpfen. Hier wäre es vielleicht schöner gewesen, wenn der Gesprächspartner in der Position verharrt. Der Grafikstil an sich wirkt comicartig aber düster und fängt die düstere Stimmung gut ein. Ich hatte bisher zu keiner Zeit das Gefühl, dass ich in einer positiven Vision der Zukunft bin. Die Welt von Shadowrun ist in den Schatten und das wird auch eingefangen und wiedergegeben. Die Musik ist entsprechend angemessen und passt ebenfalls. Auch die deutsche Vertonung der Gespräche weiß zu überzeugen, ist aber nicht ganz durchgängig.

 

Kommen wir nun zum derzeit größten Kritikpunkt an dem Spiel. Die Umsetzung der Kommunikation zwischen Client und Server. Aufgrund der Notwendigkeit, Informationen über Züge von Mitspielern auch den Clients der anderen Mitspieler mitzuteilen, werden alle Aktionen auf einer Karte an den Server gemeldet. Nach dem Release-Wochenende hat sich aber gezeigt, dass die Infrastruktur nicht entsprechend gefällt, beziehungsweise auch Bugs in der Verarbeitung waren, so dass auch Spieler, welche einzeln unterwegs waren von massiven Lags betroffen waren. So kann es sein, dass mehrere Sekunden vergehen, bis ein Charakter sich an eine Stelle bewegt, wohin der Spieler geklickt hat. Was macht ein Spieler, wenn die Reaktion auf eine Aktion nicht sofort erfolgt? Er klickt nochmal. Und anschließend gerne auch nochmal. Dies führt wieder zu weiteren Aktionen auf dem Server, welche verarbeitet werden müssen, was das Lag weiter verstärkt. Zu Ehrenrettung der Entwickler kann aber gesagt werden, dass das Spiel während dem Early Access keine Anzeichen dieser Probleme gezeigt hat, so dass die Probleme leider erst zum Releasewochenende aufgetreten sind. Der Hersteller ist auch an der Analyse und Patches werden fast täglich geliefert. Auch dies bemerkt man als Spieler in einer Sitzung. Meist müssen Client und Server gepatcht werden. Ohne Server gibt es kein Spiel. Leider gibt es innerhalb der Missionen keine Möglichkeit zu speichern. So kann es passieren, dass der ganze Missionsfortschritt verloren geht.

 

Es steht zu hoffen, dass die Entwickler eine Lösung dafür finden, denn was ich bisher davon gesehen hat macht Spaß und auch Lust auf mehr. Aufgrund dieser Lage wurde auch der Co-Op bisher nicht getestet.


Das Fazit von: VanTom

VanTom

Insgesamt macht das Spiel einen ordentlichen Eindruck. Es steht zu hoffen, dass potenzielle Spieler dem Spiel eine Chance geben, bis die Netzwerkprobleme gelöst sind. Auch haben die Entwickler eine Wiedergutmachung angekündigt und sind auch fleissig dabei zu patchen. Ich bin jedenfalls gespannt darauf, wie die Geschichte weiter geht, sobald das Spiel wieder spielbar wird. Aus meiner Sicht wäre es aber auch toll, vielleicht die Architektur für Single-Player zu überdenken. Eigentlich muss hier kein anderer Client informiert werden, so dass der Weg über den Server ein Umweg ist. Vielleicht besteht die Möglichkeit den Client Offline-fähig zu machen. Ich möchte das Spiel wirklich mögen!


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