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Sherlock Holmes: Crimes & Punishments

Publisher: Koch Media
Entwicklerstudio: Frogwares
Genre: Adventure
Sub-Genre: Investigations-Spiel
Art: Midprice
Erscheinungsdatum: 30.09.2014
USK 12

Sherlock Holmes: Crimes & Punishments   17.10.2014 von DeWerni

Die berühmte Romanfigur von Sir Arthur Conan Doyle und Meisterdetektiv Sherlock Holmes bietet immer wieder die Basis für neue Games und tolle filmische Inszenierungen. Jedes der Werke geht dabei anders mit der Art der Darstellung der genialen Fähigkeiten des Detektivs um. So auch das neue Adventure, in dem der Gamer in sechs Fällen in die surreale Welt des Holmes entführt wird …

 

Oftmals verkommen Adventures zu Randerscheinungen auf dem hart umkämpften Gamessektor, für die sich die breite Masse nicht wirklich interessiert. Das liegt im Grunde daran, dass sie sowohl grafisch als auch spieltechnisch meist wenig Spektakuläres bieten können. Mit dem neuen Point and Click Adventure um den genialen Detektiv Sherlock Holmes versuchen die Macher diesem etwas biederen Ruf neues und modernes Leben einzuhauchen. Im Grunde geht es für den Gamer darum, in die Rolle des britischen Meisterdetektivs im 19. Jahrhundert zu schlüpfen, seine genialen kombinatorischen und sensorischen Fähigkeiten zu nutzen, um damit sechs spannend inszenierte Mordfälle aufzulösen und die schuldigen Täter hinter Schloss und Riegel zu bringen.

 

Spielerische Freiheit?! Oder doch nicht …

Unsere Story beginnt mit dem Tod eines Seemanns. Nachdem Ihr das Intro durchgestanden habt und dabei schon die ersten wichtigen und altbekannten Verbündeten – den Freund und ebenfalls Detektiv Dr. Watson und den Ansprechpartner bei der Polizei Inspektor Lestrade  kennengelernt habt, geht es direkt per Kutsche zum Tatort, den Ihr direkt genauer unter die Lupe nehmen müsst. Und was dabei dann gleich auffällt, sind die Freiheiten im Spiel, die man mehr oder weniger genießt. Man kann sich den Tatort in Ruhe und Stück für Stück anschauen oder die Anwesenden oder Beteiligten befragen. Die für die Ermittlungen relevanten Orte kann man ebenfalls beliebig besuchen, indem man von der Kutsche Gebrauch macht. Und da kommt man auch schnell zum ersten Knackpunkt des Games. Je Fall sind die verfügbaren Schauplätze und Charaktere doch recht beschränkt, sodass man irgendwie nicht wirklich das Gefühl von freiem Ermitteln bekommt. Zwar darf man tun und lassen was man will, doch der eigentliche Spielfortgang ist dann in ein lineares Korsett gezwängt. Die wenigen Charaktere und Schauplätze sind dann allerdings sowohl inhaltlich als auch optisch mit schönen Details ausgearbeitet. Je länger man in einem Fall ermittelt, desto direkter fokussiert sich das Geschehen auf ein oder zwei Personen als Verdächtige, bei denen man anhand von Indizien und Beweisen entscheiden muss, ob sie alleine oder im Zweifelsfall gar gemeinsam die Tat begangen haben.

 

Genialität oder Wahn?!

Und da kommen wir auch schon zum nächsten wichtigen Part des Games: der Sammlung und Kombination von Indizien zur Ermittlung des Täters. Die Genialität von Sherlock Holmes wird dabei versucht, mit diversen Mitteln darzustellen. Zum einen kann man immer einen detaillierten Blick auf die einzelnen Charaktere werfen, um so hintergründige Kleinigkeiten, wie Beruf oder Details zu Hobby oder Privatleben oder im Optimalfall gar zum gerade relevanten Fall zu erfahren. Wenn man alle Spuren eines einzelnen Charakters gesammelt hat, erhält man in seinem Notizbuch einen entsprechenden Profileintrag mit Hintergrundinformationen, die durchaus bei der Suche nach dem Täter unterstützen. Zum anderen gilt es in einer Übersicht, einschlägige Details der Ermittlungen gekonnt zu kombinieren, um so die jeweils richtigen Schlussfolgerungen zu tätigen, die wiederum in mehrfachen Schritten kombiniert schließlich zum schuldigen Täter führen sollten. Wer im Übrigen an dieser Stelle die aktuelle TV-Serie mit Benedict Cumberbatch kennt (hier unser Bericht zur Staffel 3), der wird sich in der einen oder anderen Situation des Games daran erinnert fühlen.

 

So sammelt man während eines Falles Stück für Stück Indizien und Beweise, kombiniert und schlussfolgert, um auf dieser Basis neue Befragungen oder Ermittlungen durchzuführen, bis der Täter schließlich gefunden ist. Und hier stößt man dann auch an die Grenzen der soeben erwähnten spielerischen Freiheit. Desto länger man ermittelt, desto weniger Möglichkeiten bleiben und desto eher landet man dann doch mehr oder weniger linear beim möglichen Täter. Während der Ermittlungen ist dann neben den Befragungen mit weiteren Minispielen für Abwechslung gesorgt: Schlägereien müssen per Quick-Time-Event gewonnen werden, Schlösser gilt es mit geschickten Stickeinsatz zu knacken und Flüssigkeiten müssen per kombinatorischen Rätsel genauer untersucht werden. Diese Minispiele nehmen keinen großen Teil des Spiels in Anspruch, liefern aber immer wieder für neue, andere Aspekte. Und so sind im Laufe der Ermittlungen die Aufgaben auch facettenreich. Hier muss man noch den einen Zeugen vernehmen, dort noch schnell das Blut untersuchen oder doch noch einmal einen Tatort nach einem bestimmten Detail unter die Lupe nehmen.

 

Ende ist nicht gleich Ende

Hat man den Täter aus der eigenen Sicht enttarnt, ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Denn nun gilt es eine weitere, moralische Entscheidung zu treffen: Liefert man den Täter an die Polizei? Oder lässt man ihn doch laufen, denn das Opfer hatte den Tod verdient? Hier arbeitet man an dem eigenen Profil, denn Bewertung man im Anschluss einsehen kann. Zudem kann man seine Arbeit überprüfen und schauen, ob man den Richtigen entlarvt hat. Jeder Fall ist so auf diverse Arten und Weisen abschließbar. Sollte das Ende unbefriedigend sein, kann man das Ende wiederholen und sich am relevanten Punkt anders entscheiden. – schöne Umsetzung!

 

Seche Fälle gilt es in diesem Stil aufzuarbeiten und die Täter zu ermitteln. Dabei sind sie grundlegend sehr schön abwechslungsreich gestaltet. Da muss man beispielsweise das Rätsel um den mit einer Harpune aufgespießten Seemann lösen, Grabräuber sind am Werk, ein Zug verschwindet komplett und ein Mord findet im Gewächshaus statt. Dabei sind die einzelnen Fälle oder Episoden im Grunde unabhängig voneinander zu sehen, auch wenn man vergeblich versucht, eine Art roten Faden über die Story aller Episoden zu legen. Bei diesem kann man allerdings kaum von einer Art Rahmenhandlung sprechen, es sei denn man akzeptiert allein die Bekanntheit der Charaktere als solche. Zwei der Fälle sind dem Repertoire der Originalgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle entnommen, was auf der einen Seite natürlich schön authentisch wirkt, auf der anderen allerdings dafür sorgt, dass ein Teil der Zocker den wahren Mörder bereits vorab kennen wird.

 

Bildergalerie von Sherlock Holmes: Crimes & Punishments (20 Bilder)

Gelungene Technik

Optisch kann man den Machern nur gratulieren. Denn hier erkennt man im Vergleich zu anderen Games des Genres einen deutlichen Schritt nach vorne. Verantwortlich dafür ist die Verwendung der Unreal 3 Engine. Diese sorgt für tolle Charaktermodelle, die gestochen scharf und toll ausgearbeitet wirken. Ähnlich sieht es mit den Schauplätzen aus, die detailreich gestaltet sind und mit vielen (Licht-) Effekten glänzen können. Allerdings gibt es auch Schwächen, denn die Mimik der Charaktere kann bei der Befragung nicht berücksichtigt werden, da die Animationen des Gesichts doch meist zu aufgesetzt und steif wirken. Auch wenn die einzelnen Orte des Geschehens schön gestaltet sind, so wirken sie doch manchmal etwas zu ruhig und ausgestorben. Da muss man festhalten, dass die Macher einiges richtig gemacht haben, es wäre allerdings auch noch deutlich mehr drin gewesen. Dazu kommt dann noch die fehlende deutsche Synchronisierung, die wenigstens dafür sorgt, dass die Sprache einigermaßen zu den Lippenbewegungen passt. Für das deutsche Release werden nur Untertitel präsentiert. Die recht langen Ladezeiten während der angesprochenen Kutschfahrten werden im Übrigen gekonnt überbrückt: Man kann in der Zwischenzeit noch einmal einen Blick ins Notizbuch werfen, in dem alle Dialoge und für den Fall interessanten Informationen geloggt werden, sodass man hier alles noch einmal Revue passieren lassen kann, um auszuschließen dass man doch ein relevantes Detail übersehen hat.


Das Fazit von: DeWerni

DeWerni

Auch wenn das Werk vieles richtig macht, können mich die Fälle des Sherlock Holmes nicht so ganz fesseln. Dabei ist das Setting im London des späten 19. Jahrhunderts sehr schön umgesetzt, das gilt sowohl aus technischer als auch inhaltlicher Hinsicht. Auch die sechs verschiedenen Fälle können auf ihre spannend und gekonnt inszenierte Art und Weise überzeugen. Die Genialität des berühmten Meisterdetektivs wurde dann versucht, mit einer Mischung aus spielerischer Arroganz und kniffligen Minigames in Szene zu setzen. Das gelingt dabei nur bedingt. Denn auch wenn man grundlegende Freiheit bei den Ermittlungen des Adventures besitzt wirkt das Spieluniversum in ein Korsett gezwngt, aus dem man sich nicht befreien kann. So schaut die Lösung der Fälle dann zwar auf den ersten Blick frei aus, liegt aber doch in linearer Entwicklung, die lediglich als Konsequenz wahre Freiheit offenbart. Spaß macht das Ganze dann allerdings auf jeden Fall. Adventure-Fans sollten jedenfalls mit Sicherheit ein paar Ermittlungen riskieren.


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positiv negativ
  • Gelungene, technische Umsetzung
  • Tolle Effekte
  • Solider Erzähler
  • Schön inszenierte Fälle
  • Abwechslungsreiche Minigames
  • Schaurige Atmosphäre
  • Teilweise zu unrunde Animationen
  • Richtig lange Ladezeiten
  • Manchmal zu linear
  • Wenig überraschender Fortgang





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