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Sherlock Holmes - The Devil´s Daughter

Publisher: Bigben Interactive
Entwicklerstudio: Frogwares
Genre: Adventure
Sub-Genre: Detektivspiel
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 10.06.2016
USK 12

Sherlock Holmes - The Devil´s Daughter   10.08.2016 von GloansBunny

Detektivischer Spürsinn, bizarre Kriminalfälle und jede Menge schwarzer Humor, das klingt nach einer würdigen Aufgabe für eine Sofaheldin! Ob Redakteurin GloansBunny aber auch wirklich auf die richtige Fährte kommt oder doch eher im Dunkeln von Sherlock Holmes - The Devil's Daughter tappt...?

 

Sherlock Holmes ist am Ende, geradezu am Boden zerstört und depressiv. Völlig genervt und apathisch lümmelt der Meisterdetektiv auf seiner Couch herum, greift sich gelegentlich tief seufzend an die Stirn, ächzt und stöhnt. Bis auf ein wenig Gejammer gibt er kaum einen Ton von sich. Doch was ist passiert? Ein Todesfall in der Familie? Ein Alkohol- Exzess, der jetzt seinen Tribut fordert? Oder gar ein Streit mit Watson? Nein, Holmes Problem ist ganz anderer Natur: er hat nichts zu tun. Kein Mord, keine vermisste Person, ja nicht einmal eine vom Erdboden verschwundene Katze gibt es zu suchen! Theatralisch wie eh und je leidet die renommierte Spürnase also vor sich hin, dem Tod durch Langeweile nahe. Gut, dass plötzlich eine Frau auftaucht, in deren Schlepptau sich ein kränklicher, mitgenommen aussehender Junge befindet. Als der kleine Kerl schildert, was passiert ist, sitzt Holmes kerzengerade auf seinem Sofa, angespannt und aufmerksam lauschend. Der eigentlich sehr fürsorgliche und alleinerziehende Vater des Kindes, ein ehemaliger Soldat ohne feste Arbeit, hat vor mehreren Wochen das Haus verlassen und ist seitdem nicht mehr aufgetaucht. Noch während der Junge wimmernd und voller Angst von seinem Herrn Papa und dessen ominöse Äußerungen über einen gut bezahlten Job berichtet, rattert es schon vielsagend in Holmes Gehirn. Warum sollte ein um sein Kind sehr bemühter Mann ohne jegliche Spur verschwinden? Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Veteran und einer gemeinnützigen Organisation, die sich um Arme und Kranke kümmert? Holmes springt auf, tätschelt dem Jungen den Kopf und macht sich sofort auf in Richtung Wohnung des Vermissten. Endlich wieder ein Fall für ihn, Sherlock Holmes, den Meisterdetektiv! Wenn er doch nur wüsste, in welche Gefahr er sich selbst begibt...

 

Steuerung und Sound: es geht auch unkompliziert im komplizierten Ermittler- Hirn...

 

Das Controllerlayout Sherlock Holmes - The Devil's Daughter beruht auf altbewährter Adventure- Manier und lässt sich intuitiv und meist relativ direkt benutzen. Während in den Movement- Sequenzen das Alter Ego etwas träge, aber zielgenau das tut, was es soll (laufen, in Deckung gehen, interagieren und kombinieren), erweisen sich die auffällig häufig vorkommenden QuickTime-Events als etwas sperrig und einfallslos. Da Sherlock Holmes - The Devil's Daughter aber primär ein Rätselspiel ist und dementsprechend actionarm ausfällt, ist das Steuerungskonzept aber vollkommen in Ordnung. Beim Thema Sounddesign hingegen darf man sich völlig schamlos die Haare raufen. Der Soundtrack ist alles andere als motivierend und setzt stellenweise auch komplett aus, die Umgebungsgeräusche überzeugen durch auffällige Unauffälligkeit und die deutsche Synchronisation wirkt wie die Vertonung eines Theaterstücks. Stimmige Dialoge mit für den Spielverlauf nicht ganz unwichtigem Inhalt werden durch die hölzernen und stocksteifen Sprecher zum deplatziert wirkenden Beiwerk. Schade, denn inhaltlich sind die Konversationen wirklich gelungen.

 

Grafik, Gameplay und Umfang: hübsch anzusehen, spannend, aber doch kein absoluter Hingucker...

 

Optisch hat Sherlock Holmes - The Devil's Daughter ordentlich zugelegt. Im Vergleich zum Vorgängertitel Sherlock Holmes - Crimes and Punishment wirken die Texturen deutlich schärfer, die Kulissen wurden mit zahlreichen Details ausgestattet und die Charaktermodelle können mit Recht von sich behaupten, wirklich ansehnlich zu sein. Kleinere Technikschwächen wie Tearing, hölzerne Gesichtsanimationen und Ladezeiten lassen sich verschmerzen.

 

Bildergalerie von Sherlock Holmes - The Devil´s Daughter (12 Bilder)

In Punkto Gameplay und Umfang erweist sich Sherlock Holmes - The Devil's Daughter als durchwachsenes Unterfangen. Die insgesamt fünf Fälle, die der Spieler hier im Episodenformat lösen darf, werden lose von der Beziehung zwischen Holmes und seiner Adoptivtochter Kate eingerahmt, ohne dabei wirklich spannend oder tiefgründig zu sein. Die großartigen Szenarien aus früheren Titeln ersetzen die Entwickler von Frogwares durch optisch zwar gelungene, aber abwechslungsarme Kulissen. Das Armenviertel Londons, eine Kneipe und Holmes Wohnung dienen als virtuelles Perpetuum Mobile, in denen man immer und immer wieder landet. Für Abwechslung sorgen lediglich ein Friedhof, ein düsterer Wald und eine bedrohliche Gießerei, die jedoch auch nur schmuckes Beiwerk für die lieblosen, vorhersehbaren Fälle und deren Lösungen sind. Sherlock Holmes - The Devil's Daughter suggeriert durch das bekannte "Kombiniere dieses Geschehen mit jener Person" zwar Tiefgang und freie Auswahl, doch nur selten strecken die richtig kniffligen Entscheidung ihren Kopf hinter den vorhersehbaren Lösungen hervor. Merkmale an Verdächtigen analysieren, deren Äußerungen interpretieren und mehr oder weniger knifflige Rätsel lösen machen zwar Spaß, können aber über die fehlende Abwechslung und den Mangel an Atmosphäre nicht hinwegtäuschen. Auch die Tatsache, dass manche Entscheidungen, die ohne jeglichen Kontext getroffen werden müssen und nicht rückgängig gemacht werden können, trüben den Spielspaß. Obwohl einige Rätsel, bei denen Beweise unterhaltsam analysiert und kombiniert werden können, durchaus Hirnschmalz fördern, kann Sherlock Holmes - The Devil's Daughter nicht konstant an den Bildschirm fesseln. Nervige QuickTime-Events, die quasi an jeder Ecke lauern, und interaktive Dialoge, die nach dem Trial and Error- Prinzip funktionieren machen das rund acht bis zehn Spielstunden umfassende Detektiv- Abenteuer zu einem kränkelnden Ausflug in Frogwares Spieluntergrund. Schade, mit der richtigen Balance aus Rätseln, Atmosphäre und Action hätte Sherlock Holmes - The Devil's Daughter ein würdiger Nachfolger der Serie werden können. So wie es ist bleibt das Spiel aber leider eine einmalige Schnüffelei mit zu vielen Macken.


Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

Sherlock Holmes - The Devil´s Daughter hätte ein richtiger Detektiv-Hit werden können. Die mitunter knackigen Rätsel sorgen stellenweise für viel Kopfzerbrechen, die Inszenierung selbiger ist äußerst gelungen und auch optisch kann sich die Spürnase durchaus sehen lassen. Doch leider fehlt es dem Game an Tiefgang. Sowohl die Story, als auch die einzelnen, mehr oder weniger belanglosen Fälle, die es mal schleichend, mal knobelnd, mal mit einem Hauch Action zu lösen gilt, fesselnd wenig bis kaum an den Bildschirm. Die schlechte deutsche Synchronisation und die extrem nervigen und viel zu häufig eingesetzten QuickTime-Events zehren an der Substanz und fördern den Frust, statt den Spielspaß. Schade, ich hatte wirklich gehofft, dass das Hauptaugenmerk auf Story und Rätseln liegt, doch stattdessen entpuppt sich Sherlock Holmes - The Devil´s Daughter als langweilige Aneinanderreihung von ziemlich vorhersehbaren Trial-and-Error-Passagen, denen es an Charme mangelt. Und Charme hat der Brite, keine Frage, nur leider nicht in diesem Spiel...


Die letzten Artikel der Redakteurin:


positiv negativ
  • Schönes Figurendesign und hübsche Grafik…
  • Rätsel teils sehr fordernd
  • Kulissen und Figuren sehr detailliert
  • Charaktere sympathisch
  • Kriminalfälle in Episodenformat einzeln lösbar
  • Relativ lange Spielzeit
  • Schlechte deutsche Synchronisation
  • Nervige QuickTime- Events
  • Rahmenstory belanglos und teils unlogisch
  • Häufige Trial and Error- Dialoge
  • Fehlentscheidungen können nicht rückgängig gemacht werden
  • Kulissen abwechslungsarm, Lösungen trivial





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