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Sniper Elite III: Afrika

Publisher: 505 Games
Entwicklerstudio: Rebellion
Genre: Action
Sub-Genre: Shooter
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 26.06.2014
USK 18

Sniper Elite III: Afrika   28.06.2014 von GloansBunny

Normalerweise gilt bei unserer Redakteurin GloansBunny bei Shootern das Motto "Mittendrin statt nur dabei", doch mit Sniper Elite 3: Afrika ändern sich ihre Prioritäten. Sieht sie in der aktuellen Scharfschützensimulation scharf wie ein Adlerauge oder ist sie doch blind wie ein Maulwurf? Das folgende Review klärt auf ...

 

Mein Name ist Karl Fairburne, Elite-Agent des Office of Strategic Services, kurz OSS. Ich unterstehe direkt dem Kriegsministerium der Vereinigten Staaten von Amerika und bin offiziell nicht existent. Man schreibt das Jahr 1943, deutsche und italienische Truppen haben Nordafrika besetzt und breiten sich aus wie ein braunes, stinkendes Geschwür. Noch während die Achse des Bösen ihre geifernden Zähne ins zarte Fleisch des Kontinents schlägt, atme ich die trockene, staubige Luft des Halfya-Passes, unweit der libyschen Grenze. Ich liege hoch oben auf einem Plateau, helle Steine und brauner Sand verbergen meine Silhouette. Schweiß und Hitze bedecken meine Haut, die nur von  einer dünnen, beigefarbenen Stoffschicht und dem Dreck der Wüste verhüllt wird. Meine Tarnung ist perfekt, ebenso wie mein Versteck, von dem aus ich die Schlucht unter mir fast vollständig überblicken kann. Meine Gedanken kreisen um die Baupläne der deutschen Wunderwaffe, die meinen Weg eben kreuzten. Was vermag Hitler damit nur auszurichten? Wie viele Zivilisten, Kameraden und Landstriche werden dieser Waffe wohl zum Opfer fallen? Ich muss diese Pläne vernichten, koste es, was es wolle! Fast schon verbissen klammere ich mich an den Kolben meiner M1 Garand, während ich durch das Zielvisier spähe. Noch bevor das Röhren des gewaltigen Dieselmotors meine Ohren erreicht, habe ich das armdicke Geschützrohr des deutschen Tiger-Panzers bereits im Fadenkreuz erfasst. Mit donnerndem Knall zerstört das stählerne Ungetüm die wehrlosen Lehmhütten des Dorfes unter mir, in dem nun Todesangst die treibende Kraft ist. Doch wie kann ich den Panzer stoppen? Da, ein Lüftungsgitter! Dahinter liegt der Motor verborgen, die einzige Schwachstelle des kugelresistenten Kriegsgerätes. Blitzschnell schätze ich die Entfernung ab, mein Unterbewusstsein berechnet zeitgleich Windgeschwindigkeit, Luftwiderstand und Flugbahn. Mein Auge presst sich an das Zielfernrohr, mein Zeigefinger schmiegt sich an das vertraute Metall des Abzuges. Ich atme ein, Waffe stabilisieren. Atme aus, höchste Konzentration. Atme ein, ein letztes Blinzeln. Dieser Schuss muss sitzen!

 

Steuerung und Sound: Real, realistischer, Sniper Elite 3: Afrika ...


Das Steuerungskonzept von Rebellions drittem Serienableger orientiert sich an den gleichnamigen Vorgängertiteln und präsentiert sich in intuitiver, aber anspruchsvoller Verfassung. Je nach Schwierigkeitsgrad müssen Windgeschwindigkeit, Erdanziehungskraft und Entfernung des Zieles miteinbezogen werden, was die Bezeichnung "Simulation" durchaus mit dem Wort "Realismus" ergänzen darf. Arcade-Spieler werden sich schnell an der feinfühligen Steuerung die Zähne ausbeißen, da die genaue Justierung von Fadenkreuz und Co. gerade in den höheren Schwierigkeitsgraden enorm viel Fingerspitzengefühl verlangt. Zwar ist die Tastenbelegung an sich jedem geläufig, der schon einmal Shooter gespielt hat(Zielen und Schießen beispielsweise befinden sich auf den Schultertasten) und ist keineswegs überladen, doch reagiert sie etwas träger als "Otto-Normal-Ballerspiel". Das macht aber nichts, denn auf Schnelligkeit kommt es bei Sniper Elite 3: Afrika bei weitem nicht an. Sämtliche Aktionen, darunter etwa auch Nahkampfangriffe, Positionswechseln und Inventarsteuerung, werden im frühen Spielverlauf via integriertem Tutorial kurz und prägnant erklärt.

 

Beim Thema Sounddesign haben sich die Entwickler von Rebellion ordentlich ins Zeug gelegt. Der Soundtrack liefert wohl dosierte Spannungsmomente, während die Waffeneffekte die tollen Umgebungsgeräusche durchdringen. Es klingt unheimlich gut, wenn zum Beispiel der dumpfe Knall der M1 Garand das Pfeifen des Windes durchbricht und das Projektil schließlich mit einer gewaltigen, den Subwoofer mächtig beanspruchenden Explosion den Tank eines Fahrzeugs trifft. Die Synchronsprecher leisten authentische Arbeit und hauchen den Charakteren Leben ein. Wenn Karl sich in ein feindliches Lager schleicht, den eigenen Atem und Herzschlag hörend, und dabei den italienischen und deutschen Dialogen lauscht, während ringsum die Geräusche des erbarmungslosen Krieges zu vernehmen sind, dann gilt hier: Atmosphäre pur! So muss sich eine Scharfschützensimulation im Zweiten Weltkrieg einfach anhören!

 

Grafik, Gameplay und Umfang: Wüste, Staub und jede Menge Sand im Getriebe?

 

Optisch bietet Sniper Elite 3: Afrika, welches inhaltlich vor Teil Zwei (hier unser Test dazu)spielt, zwar kein einwandfreies Next-Gen-Feeling, kann sich aber dennoch sehen lassen. Die abwechslungsreichen, mit vielen Spielwegen ausgestatteten Kulissen umfassen staubige Dünen, düstere Bunker, gewaltige Flugplätze, gut bewachte Forts und mehr. Die Texturen sind zwar nicht immer gestochen scharf, doch selbst beim größten Gegneraufkommen bleibt die Framerate erstaunlich stabil. Balsam fürs Spielerauge sind die zahlreichen großen und kleinen Details, die den Zelten, Lagerplätzen und Grenzposten Leben einhauchen. Vom flackernden Lagerfeuer über Familienfotos bis hin zu imposanten Kriegsgeräten ist alles geboten und liebevoll mit Einzelheiten ausstaffiert. Die storyträchtigen Zwischensequenzen bieten mit ihrer Gemälde-Aufmachung eine angenehme Abwechslung im Kriegseinerlei, welches mit enormer Weitsicht prahlen darf. Auch die Animationen von Mensch und Waffen sind nicht von schlechten Eltern, zumal diese allesamt den Originalen nachempfunden sind, wenngleich den Figuren auch etwas Lebendigkeit in der Mimik fehlt. Explosionen, Licht- und Schatteneffekte sowie Rauch und Staub wirken realistisch und sind nicht übertrieben in Szene gesetzt. Kenner der Vorgängertitel dürfen sich außerdem wieder über die eindrucksvollen Killcam-Sequenzen freuen, die in einer Art Röntgendarstellung tiefe und schmerzvolle Einblicke in den zielsicher abgefeuerten Schuss liefern. Verfassungswidrige Symbole und Personen sucht man übrigens vergeblich. Auch in den US- und UK-Versionen wurde komplett auf Hakenkreuze und Co. verzichtet, und auch der dargestellte Gewaltgrad bleibt weltweit ungeschnitten.

 

Das Gameplay von Sniper Elite 3: Afrika beruht in erster Linie auf langsamer, taktischer Stealth-Action. Aus der Thrid-Person-Sicht heraus dirigiert man Karl Fairburne durch zum Teil sehr weitläufige Areale, die mit Steinen, Gräsern und Co. viele Versteckmöglichkeiten bieten. Das A und O im Leben eines Scharfschützen ist natürlich unbemerkt anschleichen, auskundschaften und eliminieren eines Ziels, welches meist streng bewacht wird. Hat Karl sein Opfer mit Unterstützung von Fernglas und Visier identifiziert, gilt es, einen zielsicheren Schuss abzugeben. Je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad stehen dem Schützen Zielhilfen und Entfernungsmesser zur Verfügung, die bei angehaltenem Atem den Einschlagpunkt des Projektils anzeigen - oder auch nicht. In den höheren Graden entfallen diese mitunter komplett und werden durch Umwelteinflüsse wie etwa Windrichtung, Erdanziehungskraft und Luftwiderstand beeinflusst. Die Schussmechanik erweist sich dabei als äußerst realistisch und dementsprechend fordernd, doch auch Neulinge müssen Sniper Elite 3: Afrika nicht fürchten, wenn sie die einfache oder selbst einstellbare Variante wählen.

 

Kritikpunkt bei den Vorgängertiteln war vor allem die KI der feindlichen Soldaten. Rebellion hat sich nun diese zur Brust genommen und mit deutlich mehr Aktionen und Cleverness ausgestattet. Gibt das Alter Ego einen Schuss ab, bestimmen die Gegner die grobe Richtung und machen sich auf die Suche. Haben sie Verdacht geschöpft oder Fairburne gar entdeckt, formieren sie sich, suchen gemeinsam das Gebiet ab und flankieren ihn bei Sichtkontakt. Entdecken sie trotz nicht immer weitreichendem Sichtradius den Schützen, ist ein Entkommen fast unmöglich, da die KI zum einen fast unaufhörlich nachströmende Verstärkung ruft und zum anderen taktisch klug vorgeht, inklusive Deckungssuche und Kreuzfeuer. Doch Sniper Elite 3: Afrika wäre kein Sniper Elite, wenn dem Spieler nicht zahlreiche Wege zur Vermeidung blieben. So lassen sich neben lauten Geräuschquellen wie etwa Generatoren oder Flakgeschützen die eigenen Schüsse akustisch überdecken, die Umgebung zum eigenen Schutz verwenden oder der Standort wechseln. Praktisch ist hierbei, dass das Spiel ähnlich wie bei der Metal Gear-Reihe den letzten sichtbaren Aufenthaltsort als weißen Schatten anzeigt und die Entfernung bis zur nächsten sicheren Zone markiert. Auch lautlose Stealthkills in Form von Nahkampfangriffen via Messer und Faust oder schallgedämpften Waffen samt Verstecken der Leiche sind möglich, welche eine ordentliche Menge an Erfahrungspunkten aufs Charakterkonto schaufeln. Das erfolgreiche Absolvieren der zahlreichen Haupt- und Nebenmissionen, die beim Betreten bestimmter Abschnitte aktiviert werden, lässt das Alter Ego ebenso in der Stufe aufsteigen wie das Sammeln der levelbezogenen, mitunter recht gut versteckten Gegenstände wie beispielsweise Briefe von Soldaten oder Sammelkarten. Ehe man es sich versieht meldet das Ranking einen neuen Rang, was Karl Zugriff auf neue Waffen und Zielvisiere gewährt, welche vor Beginn jedes neuen Levels frei ausgewählt werden dürfen. Auf der Jagd nach hochrangigen deutschen Offizieren, Versorgungskolonnen und Waffenbauplänen sollte der Sniper allerdings stets ein paar Medikits im kreisförmig angeordneten Inventar haben, denn der Lebensbalken füllt sich nicht von selbst. Wo es bei anderen Spielen ausreicht, Deckung zu suchen, sind bei Sniper Elite 3: Afrika Selbstverarztung und taktisches Vorgehen einfach Pflicht. Wer jedoch verborgen agiert, den eigenen Standort wie etwa ein Scharfschützennest oder einen Bunker mit Stolperfallen, Minen oder Granaten sichert und geduldig den perfekten Zeitpunkt abwartet, um ein Ziel auszuschalten, wird sich nur bedingt mit dem niedrigen Lebensbalken beschäftigen müssen. Möchtegern-Rambos wiederum haben keine Chance: auf die typische Call of Duty-Tour mit röhrendem Maschinengewehr in der Hand vorgehend folgt meist das virtuelle Ableben und ein paar wenige Erfahrungspunkte. Die sinnvoll gesetzten Autosave-Punkte dürfen jederzeit durch manuelles Speichern ergänzt und bereits abgeschlossene Missionen erneut gespielt werden.

 

Bildergalerie von Sniper Elite III: Afrika (14 Bilder)

Hat man die acht Missionen nach etwa 12 Stunden Spielzeit mit dem Abspann beendet, giert man trotz immer gleichem Spielverlauf und seichter Story irgendwie nach mehr. Mehr von dieser grandiosen Atmosphäre, mehr von diesem tollen Stealthvorgehen, mehr von den zahlreichen Wegen der weitläufigen Areale. Der Wiederspielwert ist dank imposanter Killcam-Sequenzen, versteckten Sammelgegenständen, abwechslungsreichen Kulissen und freischaltbarem Equipment plus diversen Auszeichnungen recht hoch. Wer allerdings nach noch mehr Herausforderung sucht, wählt im Hauptmenü von Sniper Elite 3: Afrika den Mehrspielermodus. Mit Zugriff auf das bisher freigespielte Waffen- und Gegenständearsenal dürfen sich Multiplayer in fünf Modi wahlweise kooperativ oder im Alleingang um die Scharfschützenkrone balgen. Für Teamplayer sind vor allem die Missionen "Überwachung" und "Überleben" interessant, in denen Sniper und Frontsoldaten zusammenarbeiten und gegen eine Übermacht an Gegnern bestehen müssen. Doch auch einsame Frontschweine kommen mit den Deathmatch- und Arenafights auf ihre Kosten, bei denen Skills wie Treffsicherheit, Kopfschussquote und Entfernung die Wertungen nach oben treiben. Sniper Elite 3: Afrika ist trotz kleinerer Schwächen einfach rundum gelungen und für Stealth-Fans mit langem Geduldsfaden ein wahres Fest!


Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

Sniper Elite V2 hat mich schon bestens unterhalten, dementsprechend groß war die Vorfreude auf Sniper Elite 3: Afrika. Meine heimlichen Bedenken, welche die nicht ganz ausgereifte KI von V2 betrafen, wurden mit Karl Fairburnes drittem Abenteuer zwar nicht ganz ausgeräumt (der Sichtradius der Feinde ist oftmals so klein, dass der Kollege zwei Meter weiter einfach problemlos ausgelöscht  werden kann), beim Thema Atmosphäre und Gameplay hat mich Sniper Elite 3: Afrika allerdings wieder vollauf entschädigt. Tolle, weitläufige Kulissen samt verschiedener Vorgehensweisen, eine beeindruckend realistische und im oberen Schwierigkeitsgrad extrem fordernde Schussmechanik plus zahlreiche Haupt- und Nebenmissionen werden mit grandiosem Sound und stimmigem Weltkriegsflair vermengt und ergeben einen taktisch anspruchsvollen Stealth-Shooter. Das ultimative "Zuckerl" namens Killcam ist auch wieder vertreten, was mir trotz kleinerer Grafikmacken, seichter Story und etwas fehlender Abwechslung im Spielverlauf dem Spiel eine gute Kritik  vergeben lässt. Typische Call of Duty-Rambos sollten jedoch einen weiten Bogen um Sniper Elite 3: Afrika machen, denn auf wildes Rumgeballere und Rambo-Allüren folgt meist das virtuelle Ableben. Spieler, die eine unterhaltsame, gemächliche und taktisch anspruchsvolle Scharfschützensimulation samt dick gepackter Atmosphäre und knalligem Sound suchen, dürfen sich mit Sniper Elite 3: Afrika auf rund 12 Stunden Singlepayermissionen und zahlreiche Mehrspielermodi freuen!


Die letzten Artikel der Redakteurin:


positiv negativ
  • Extrem dichte Weltkriegsatmosphäre
  • Tolle Kulissen mit diversen Wegen
  • Viele Sammelgegenstände und Waffen
  • Grandioser Sound, gelungene Synchronisation
  • KI recht gut ausgereift und anspruchsvoll
  • Schwierigkeitsgrad reicht von "einfach" bis "realistisch"
  • Fordernde, intensive Schussmechanik
  • Killcam-Sequenzen wieder mit integriert
  • Mehrspielermodus recht umfangreich
  • Zu Beginn recht wenig Abwechslung im Gameplay
  • Sichtradius der Gegner nicht immer optimal
  • Story belanglos und nebensächlich
  • Grafik ausbaufähig





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