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The Cursed Crusade

Publisher: dtp Entertainment AG
Entwicklerstudio: Kylotonn
Genre: Action
Sub-Genre: Third Person Action
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 23.09.2011
USK 18

The Cursed Crusade   14.10.2011 von Beef Supreme

Für den König! Für die Kirche! Für einen gut gefüllten Geldbeutel! Für den verstorbenen Hund meines angeheirateten Vetters! Diese und noch viel mannigfaltigere Gründe wurden für die damaligen Kreuzzüge herangezogen, nur dass man mal wieder nach Jerusalem pilgern und auf dem Weg dorthin christlich korrekt brandschatzen, morden, rauben und anderswie seinen Nächsten wie sich selbst lieben konnte. Denz de Bayle tut das Ganze für seinen Vater! Ach ja, jeder trägt so sein Kreuz.


Eine Festung in der Wüste. Saladin steht vor den Toren und den eigenen Truppen geht die Puste aus. Jean de Bayle sieht sich unzähligen Muselmanen gegenüber und weiß nicht wohin mit seinem Schwert. Wie gemacht für ein kleines, hübsches Tutorial, bevor die unwichtigen Statisten abkratzen. Doch halt! Der bärtige Typ kaut dem Spieler einfach nur das Ohr ab, nachdem er in belanglos inszeniertem Schwertkampf zwei Angreifer niedergemäht hat. Nun denn, Sohnemann Denz tritt auf den Plan. Aber die Sequenz nimmt kein Ende. Nach semikurzem Liebäugeln mit dem Kissen wird man doch unversehens in den Kampf geworfen, gleich gegen fünf Gegner. Natürlich weiß man nicht, was man zu tun hat, schafft es aber nach dem 13. Anlauf dann doch, diese zu überwinden. Hinterher erfährt man dann unwichtige Details, wie vertikaler und horizontaler Hieb oder Block und Riposte etc. Ein klasse Einstieg …

Gestatten, Denz de Bayle. Alleingelassener Sohn, enteigneter Neffe, verfluchter Templer. In seiner Freizeit verkloppt er Ungläubige, wird von Tod verfolgt oder reist um die halbe Welt, um seinen Vater zu finden. Dieser hat ihn pünktlich zum Dritten Kreuzzug sitzen gelassen, um diesen ungewaschenen Ungläubigen das Gedärm neu zu sortieren. Aber ein aufrechter Christ lässt sich ja nicht lumpen und zieht mit dem Vierten hinterher. Im Gepäck der treue Esteban Noviembre. Spanier, Dieb, Söldner, ebenfalls verflucht. Welch ein Zufall aber auch. Die Beiden schließen sich zusammen, um Denz bei seiner heiligen Queste beizustehen. Und auch um selbst seinen ach so schrecklichen Fluch loszuwerden, da Tod immer mal wieder auf ein Seelchen vorbeikommt. Dabei überfallen sie ganz biblisch mehrere Städte, egal ob christlich, muslimisch oder einfach nur reich und metzeln sich so den Weg in Richtung Jerusalem frei. In nomine patris versteht sich.

Ok, die Story gibt schon etwas mehr her, doch angesichts der unglaublich öden und  langatmigen Zwischensequenzen verliert man doch recht schnell das Interesse an dem ewig monotonen Gelaber. Konzentrieren wir uns also aufs aktive Spielgeschehen. Denz wird die meiste Zeit von Esteban begleitet und sie mähen sich beide durch ungezählte Ungläubige. Dabei nutzt man Schwert, Schild, Axt, Streitkolben und Armbrust. Und das alles in verschiedensten Kombinationen. Herauskommt ein mannigfaltiges Waffenarsenal mit jeder Menge möglicher Kampfkombos, welche alle für eine blutige Ernte sorgen. Die Moves sind nämlich schön anzusehen und da ungekürzt - gelobet sei die USK - spritzt schon die eine oder andere Gallone Blut. Mit Gewalt wird also nicht gegeizt. Macht das aber schon ein gutes Spiel?

Nein.  So hübsch brutal die Finisher auch sein mögen, es scheitert an der lahmen und eintönigen Inszenierung. Die Kämpfe laufen nämlich immer gleich ab. Feind stürmt an, der erste Schlag wird gekontert, eine Kombo hinterher und fertig. Bitte wiederholen bis Feind enthauptet. Es kommt hinzu, dass es fast egal ist, mit welcher Waffe man kämpft, die Unterschiede sind aufgrund der sehr ähnlichen Komboabläufe und der Wirkung sehr marginal. Wird man doch mal zu sehr bedrängt, kann man zudem in den Verfluchten-Modus wechseln. Gott bewahre, doch man bemächtigt sich der Macht des Bösen und ist auf Knopfdruck schneller und stärker. Auch hat man nun Zugriff auf diabolische Fähigkeiten, zum Beispiel Feinde in Flammen aufgehen zu lassen oder Flammenbolzen abfeuern. Das taugt aber nicht viel, da die automatische Zielerfassung zum Schreien ist. Denn Fässer scheinen die bedrohlichsten Feinde zu sein, selbst wenn sie sich in des Spielers Rücken befinden. Fast immer wird ein unbewegter Gegenstand anvisiert und das ist nicht zu ändern, bis er zerstört wurde. Äußerlich ändert sich während des Verfluchtseins die Welt in eine verwüstete Höllenlandschaft, die Ähnlichkeit mit einer brennenden Giraffe aufweist. Das kommt, weil fast alle Oberflächen in brennende Sechsecke unterteilt werden. Was anfangs noch hübsch anzusehen ist, wird sehr schnell nervig, da viele Konturen verloren gehen und dadurch leicht die Orientierung abhandenkommt.

Die Spielwelt ist auch strikt nach Schlauchschema aufgebaut. Festungen und Widersacher entsprangen der Klonfabrik, wie auch der restliche Spielablauf. Man startet, sucht sich Waffen, schlachtet ein bisschen um sich, zum Schluss geht’s gegen den Boss, der durch Zufall auch verflucht ist. Bis dahin durchkämmt man fade Landschaften nach Kisten und anderem Sammelgeraffel, um noch ein paar Punkte abzugreifen. Diese investiert man dann in neue Waffenkombos und Charakteraufwertung. Dann ist der Level beendet und der Spaß geht von vorne los. 36 Missionen lang. Immer das Gleiche: Spannung! Abwechslung gibt’s nämlich kaum. Mal einen Schild respektive Rammbock schieben. Mal durch die Hölle kreuzen, um neue Fluch-Skills einzusacken und Tod zu verkloppen und fertig. 36 Missionen lang. Immer das Gleiche. Schon wieder: Spannung!

Dabei wird auch gerne mal an der Frusttoleranzgrenze gerüttelt. Denn man sieht sich häufig mehreren Gegnern gegenüberstehen, welche einen auch einkreisen und unehrenhaft den Rücken mit der Axt schrubben. Erwehrt man sich dieser Feinde, kommt auch schon gleich die nächste Fuhre. Natürlich könnte das ewig so weiter gehen, wenn da nicht der elende Verschleiß wäre. Die eigenen Waffen nutzen sich nämlich ab. Was im Prinzip eine nette Idee ist, wurde miserabel umgesetzt, da sie schon nach nur wenigen geschlachteten Feinden zerbrechen und somit Parade und mehrere Kombos nicht mehr möglich sind. Klar könnte man sich eine Neue suchen, würde man sie denn sehen. Oder würden sie nicht sofort verschwinden. Oder könnte man sie, falls man schnell genug ist, gerade nicht verdroschen wird und tatsächlich mal eine Waffe sieht, auch aufheben. Denn auch das bereitet genug Probleme, da Denz wohl die meiste Zeit betrunken ist und wegen der schwammigen Steuerung immer viel zu spät anhält. Oh schon wieder tot, toll! Na dann eben von vorn. Denn Checkpoints in den teilsrecht langen Leveln gibt es nicht. Meistert man den Level bis kurz vor Ende mit Bravour, erlebt aber dann ein länger (ewig) andauerndes Scharmützel als netten Abschluss und Obengenanntes geschieht, darf man hübsch wieder von vorne anfangen. Herrlich motivierend ..

Genug davon. Kommen wir zur Technik. Grafisch befinden wir uns nicht auf höchstem Niveau. Sagen wir, es ist einfach die Zeit des Vierten Kreuzzuges. Viele Texturen sind sehr schwammig und auch die Partikeleffekte, wie Regen, Rauch oder Feuer, entsprechen nicht mehr den heutigen Standards für gepflegtes Augenplatzen. Dafür sind Mimik und Charakterdesign recht gelungen. Auf Tonebene gibt’s dagegen wenig zu meckern. Die ziemlich coolen Dialoge zwischen Denz und Esteban wirken locker, wenn auch nicht immer stimmig für diese Zeit. Aber das macht nichts, denn sie sind gut gesprochen und lassen ein augenzwinkerndes Buddy-Gefühl aufkommen, nur bin ich unschlüssig, ob das beabsichtigt war.

Was nicht unerwähnt bleiben darf, sind die recht häufigen Clipping Fehler. Mal verschwinden Waffen in den Wänden, mal bleibt entweder Denz oder Esteban an Fackeln oder Mauern derart hängen, dass nur ein Neuladen des nicht vorhandenen Checkpoints hilft. Hat man keine Lust, alleine das gelobte Land mit Feuer und Schwert zu überziehen, darf man das auch zu zweit entweder online oder über Split Screen mit einem Kumpel tun. Funktioniert der Online Modus noch recht passabel - vorausgesetzt man findet auf dem weiten Schlachtfeld die spärlich verteilten Recken - wirkt der Koop-Modus dahingeschludert. Sind die Kameraperspektiven schon im Single-Player teils sehr stressig, geht die Übersicht im Split Screen selbst auf großen Bildschirmen oder Leinwänden komplett stiften. Wenn man nur den Rücken des eigenen Spielers ohne Kopf oder unwichtige Umgebung oder gar Feinde sieht, schüttelt man schneller des Todes Handgelenk, als einem lieb ist.


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Horcht auf, ihr Recken, Papst Kylotonn, der erste seines Namens, ruft zum Kreuzzug auf! All jene, welche Entbehrungen, Frust, Schmerz, maue Grafik und Ödnis gewöhnt sind, seien dazu aufgerufen, sich ihrer Plastikschwerter  zu befleißigen und mal ganz kräftig am Schellenbaum zu rütteln! So muss sich der Ausrufer damals angehört haben, denn leider gibt’s hier nicht viel mehr zu sehen. Gekloppe mit einem im Ansatz ganz netten Kampfsystem, was aber viel zu schnell in Button-Mashing übergeht. Dies wird garniert mit durchwachsener Technik, geräuchert mit einem gerüttelt Maß an Standort-Déjà-Vus und als Gewürz: Frust. So sehr ich auf Mittelalter-Settings mit Fantasy-Einschlag stehe, so traurig ist anzusehen, dass so viel Potential verschenkt wurde. Ich wage mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass sich The Cursed Crusade wie ein eintöniges God of War auf Valium spielt. Nur sind die beiden hier gesprächiger, als Kratos und ihr Abenteuer dauert länger.


Die letzten Artikel des Redakteurs:


positiv negativ
  • Geschichtlich ungekürzt kloppen
  • Gute Sprachausgabe
  • Sehr viele Waffen...
  • Splitscreen Coop...
  • Clipping Fehler
  • Monotones Gameplay
  • ... die sich kaum voneinander unterscheiden
  • ... bei dem die Kamera die Hölle ist
  • Mediokere Grafik mit starkem Tearing
  • Langweilige und viel zu lange Zwischensequenzen
  • Unübersichtlich im Höllenmodus
  • Keine Checkpoints in den Levels
  • Teils verbuggt
  • Waffen zu zerbrechlich und schwer zu entdecken





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