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The Raven Remastered

Publisher: EuroVideo
Entwicklerstudio: King Art
Genre: Point and Click
Sub-Genre: Adventure
Art: Midprice
Erscheinungsdatum: 13.03.2018
USK 12

The Raven Remastered   06.04.2018 von LorD Avenger

Bei einem Museumsraub in London wird der legendäre Dieb The Raven erschossen. Monate später scheint er aber wieder zurück zu sein, um seinen bisher größten Coup durchzuziehen...

 

Ursprünglich im Jahre 2013 als dreiteiliges Episodenspiel erschienen bekommen wir The Raven: Vermächtnis eines Meisterdiebs dieses Mal komplett und auf Disc für die PS4 geliefert. Entwicklerstudio King Art wagte sich nach den humor- und fantasievollen Point and Click-Adventures der The Book of Unwritten Tales-Reihe dieses Mal an eine ernstere Geschichte in der realen Welt - wenn auch in der Vergangenheit. Gespielt wird anfänglich nämlich der alte, rundliche und bisher nicht sonderlich erfolgreiche Schweizer Polizist Jakob Anton Zellner, der im Grunde genommen nur als überflüssiges Beiwerk im Orient-Express mitfährt, auf dem Spitzenermittler Nicolas Legrand den Meisterdieb The Raven stellen will, den er entgegen der allgemeinen Meinung noch nicht für tot hält. An Bord des Zuges befindet sich ein unbezahlbarer Edelstein, der über den Wasserweg ins Museum von Kairo gebracht werden soll.

 

Die Handlung von The Raven spielt im Jahre 1964 und nach der Erwähnung des Orient-Express, sowie der weiterführenden Geschichte auf einem Schiff Richtung Ägypten klingelten alle Alarmglocken in meinem Kopf "Agatha Christie". Hastig eilte ich zu meinem Bücherregal und musste leider feststellen, dass ihr Roman Mord im Orient-Express nicht zu meiner Sammlung gehört, stattdessen aber das ebenfalls passende Der Tod auf dem Nil, was ich derzeit wieder vergnügt lese. Nicht nur merkt man an der Zeit, den Schauplätzen und dem optisch an Hercule Poirot, dem Sherlock Holmes von Agatha Christie, orientierten Protagonisten, dass die Spieleentwickler hier eine offenkundige Muse hatten, denn bereits in den ersten Spielminuten trifft man auf die alte Schriftstellerin Clarissa Westmacott - und laut dem Roman in meiner Hand war ein bekanntes Pseudonym von Christie Mary Westmacott.

 

Auf genau diesen Charakteren baut das Spiel auch besonders auf, denn die große Stärke liegt in der großartig erzählten Geschichte, sowie den clever geschriebenen und meisterhaft synchronisierten Dialogen. Wie in Point and Click-Adventures üblich wurde eine Menge Text eingebaut. Jeder untersuchte Gegenstand kann mehrfach untersucht und dabei kommentiert werden, mit jeder getroffenen Figur kommt man ins Gespräch und kann die Geschichte sich über Dialogoptionen entfalten lassen. Besonders schön mit anzuhören sind die verschiedenen Betonungen der Hauptakteure, die höfliche Missbilligung ebenso wie Sarkasmus und Ironie häufig nur dadurch zum Ausdruck bringen.

 

Die Erzählung wurde clever in die drei Teile der ursprünglichen Episoden aufgeteilt, die dieselbe Geschichte mehr oder minder jeweils aus einer anderen Perspektive erzählen und dadurch die Ungereimheiten lösen. Es fühlt sich ein bisschen an wie im Point and Click-Adventure von Zurück in die Zukunft oder Discworld, wo man in einer anderen Episode für Zustände in der vorangegangenen Handlung verantwortlich wird.

 

Bildergalerie von The Raven Remastered (8 Bilder)

Schade ist leider, dass das Spiel diverse technische Mängel aufweist. Allen voran stößt einem die Steuerung der Spielfiguren sauer auf, da diese sehr schwerfällig ist und die Charaktere häufig irgendwo hängen bleiben. Dass der Feinschliff übergangen wurde sieht man des Weiteren z.B. auch beim Ansprechen von Figuren, die daraufhin zunächst sekundenlang ihre Bewegungsanimationen (stricken oder lesen) beenden, bevor sie auf die Ansprache reagieren. Auch grafisch ist man weit davon entfernt auf der Höhe zu sein. Viele Oberflächen, wie die Außenseite des Orient-Express' z.B. sind zu glatt und sauber, als dass es glaubwürdig erscheint und böse optische Fehler tun beinahe weh, wie wenn man über die gesamte Fläche des Bildschirms eine Brieftasche untersucht und deren Innenleben durchsichtig ist.

 

Auch der Anspruch der Detektivrätsel hält sich sehr in Grenzen, was viele Spieler wohl hoffnungslos unterfordern würde, mich persönlich aber weniger stört - ich lege mehr Wert auf eine gute Geschichte und die hat man hier immerhin serviert bekommen. Auch gibt es für mich kaum etwas Frustrierenderes als nach abenteurlichen Kombinationsmöglichkeiten in Point and Click-Adventures zu suchen... The Raven macht es einem gerade bei diesem Element sehr einfach. Hat man einen Gegenstand ausgewählt und fährt damit über andere Gegenstände im Inventar, beschreibt der Text darunter bereits, ob und wozu etwas kombiniert werden kann, sodass man nicht einfach nur blind herumprobieren muss. Auch Objekte in der Umgebung, die man untersuchen kann, werden deutlich dargestellt und die Möglichkeit zur Untersuchung verschwindet, sollte man an dieser Stelle keinen weiteren Mehrwert ergattern können. Die seltenen Minispiele, wie Schlösserknacken oder Proben mikroskopieren, sind eine nette Abwechslung zum sonst eher eintönigen Gameplay, dabei aber nicht minder simpel.


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

The Raven präsentiert sich als Agatha Christie-Hommage in Point and Click-Form und erzählt dabei sehr geschickt in drei Episoden eine clever inszenierte Krimigeschichte rundum Diebstahl und Mord. Die Dialoge sind ebenso gut geschrieben wie wunderbar eingesprochen und gerade die Hauptfiguren zeigen sich aufgrund ihrer Menschlichkeit sehr sympathisch. Leider leidet das Spiel unter mehr oder minder starken technischen Mängeln, die es zwar nicht unspielbar machen, gerade in der Steuerung aber zeitweise ziemlich nerven können. Dennoch ist The Raven eine schöne Erfahrung für Point and Click-Spieler mit niedriger Frustgrenze bei kniffligen Rätseln - so gut wie immer ist es nämlich relativ offensichtlich, was zu tun ist und selbst wenn nicht, sind die Möglichkeiten sehr eingeschränkt.


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