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Watch_Dogs

Publisher: Ubisoft
Entwicklerstudio: Ubisoft Montreal
Genre: Action
Sub-Genre: 3rd-Person-Action
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 27.05.2014
USK 18

Watch_Dogs   16.06.2014 von Beef Supreme

Was hat Ubisoft auf der E3 2012 für eine Hypelawine losgetreten, als sie Watch_Dogs ankündigten. Die grafische Offenbarung, ja das Opus Magnum platzender Augäpfel, sorgte für mittelschwere Begeisterungsstürme. Dann noch als Open World Action Game konzipiert, der dem Platzhirsch GTA den Zwölfender streitig machen sollte. Und weil’s noch nicht genug war, wehte ein matrix-ähnlicher Hackerwind durch den Trailer. Als per Knopfdruck das Leben eines Unbekannten vor einem aufgebahrt und kurz darauf der Verkehr eindrucksvoll zu wunderschön verbeulten Blechhaufen verwandelt wurde, war klar: Großes erwartetet die potenziellen Next-Gen-Käufer; dafür sind die neuen Heilsbringer der Controllerschwinger gemacht und auch ich war kurz vor euphorieinduzierter Schnappatmung. Jetzt ist es soweit und die Wachhunde sind mit Verspätung eingetrudelt. Der Code gewordene Superlativ?


Gestatten, Aiden Pearce, hier links, ja das bin ich. Passionierter Hacker, digitaler Dorn im Auge der Obrigkeit, rechtschaffener Streiter für Privatsphäre und überzeugter Maske-mit-Cap-Träger. Wohnhaft in Chicago, welches flächendeckend von ctOS überwacht wird, einem digitalen Netzwerk, das so ziemlich alles vom Verkehrsleitsystem, über die Polizei nebst Kommunikation bis hin zur selbstreinigenden Kloschüssel verbindet. Und ich habe Zugriff darauf. Unterstützt von DedSec, einer Untergrund-Hackergruppierung, die gegen die Totalüberwachung durch den Staat kämpft, mache ich Jagd auf die Typen, die für den Tod meiner Nichte Lena verantwortlich sind. Nachdem ich mit meinem damaligen Partner Damien einen kleinen Hackerjob versaut habe, musste sie dafür mit ihrem jungen Leben bezahlen und jetzt werde ich sie alle holen kommen. Aber nachdem irgendwelche Typen angefangen haben, meine Schwester zu terrorisieren, habe ich das Gefühl, dass da mehr dahinter steckt, als der kleine Durchschnittsgauner, der einfach nur Mist gebaut hat. Irgendwie stecken da alle mit drin, DedSec, die ctOS-Typen, die Regierung und jetzt scheinbar auch ich. Und dann kreuzt auch noch der Penner Damien wieder auf und meint, mir gegen den Karren fahren zu müssen. Nun denn, das bedeutet wohl ich mit meinem treuen Handy gegen den Rest Chicagos.


Und so beginnt Aidens Hatz nach den Typen, die für den Tod seiner Nichte verantwortlich sind. Dabei gerät er immer tiefer in einen Sumpf aus Verbrechen und Gewalt und stößt auf unkoschere Machenschaften der Stadtführung. ctOS wird als die neue Technologie der Zukunft bezeichnet, die das Leben unendlich vereinfachen soll, dabei ist es gleichzeitig ein Werkzeug auf dem Weg zum totalen Überwachungsstaat, sowie Aidens Waffe gegen ebenjenen. Und gleichzeitig das Herzstück von Watch_Dogs und seinem viel angepriesenen Key-Feature: das Hacken. Mit seinem Handy hat er Zugriff auf so ziemlich alles, was irgendwie mit Computertechnologie zu tun hat. Und das kann den Spieler zu Beginn erst einmal mächtig überfordern. Geschätzte 3000 Einblendungen prasseln auf den Spieler ein und mit keiner weiß er etwas anzufangen. Pop Ups geben im Halbsekundentakt akustische Signale von sich und überall blinkt was anderes. Man könnte fast meinen, den AdBlocker vergessen zu haben. Watch_Dogs bombardiert den Spieler massiv mit Interaktionsmöglichkeiten, die erst nach und nach entdeckt und verstanden werden müssen. Aber dann eröffnet sich eine Welt, in der fast alles manipulierbar ist und man die fast totale Kontrolle über technische Geräte und allerlei Daten hat.


Denn Daten jeder Person lassen sich in Windeseile durchforsten, Ampelanlagen manipulieren, Türen öffnen, ja sogar die Stromversorgung kappen. Aiden stehen jede Menge Möglichkeiten zur Verfügung, sich die Schwachstellen des ctOS zunutze zu machen und dabei massig Unheil und Chaos zu stiften. Sei es das digitale Plündern von Bankkonten, gezielte Autounfälle, um eine Flucht zu decken oder das Ausspionieren von Zielpersonen über das städtische Videoüberwachungssystem, nichts ist vor ihm sicher, nichts ist ihm heilig. Und dabei ist alles so leicht, man sollte meinen, dass Hacken so etwas wie Skill erfordert, dem ist aber nicht so. Egal was Aiden kontrollieren, manipulieren, übernehmen oder ausschalten will, ein einfacher Knopfdruck genügt und schon ist er im System. Hin und wieder gilt es ein paar kleinere Schiebepuzzles zu lösen, wenn er in ein besonders gesichertes System eindringen will, meist genügt es, Schaltkästen zu suchen und per Knopfdruck seinem Willen zu unterwerfen. So mannigfaltig die Möglichkeiten auch sind und so interessant der Ansatz auch scheint, irgendwann nutzt er sich jedoch ab. Spätestens nach der 100. Person, die man um sein Erspartes erleichtert hat, und dem zigsten Schaltkasten wird es nur noch lästig, bei Geldnot Leute anzustarren und stupide Viereck zu drücken, oder doof durch die Gegend zu stolpern, nur um das andere Ende der Leitung zu finden, zumal diese Schaltkästen teilweise zwei Blöcke weiter liegen und somit vollkommen unlogisch platziert sind. Mehr Ideenreichtum wäre hier absolut nötig gewesen, da das Hacken der Infrastruktur sehr schnell sehr repetitiv wird. Cool hingehen ist aber die Idee, dass man sich durch komplette Gebäude bewegen kann, ohne physisch anwesend zu sein, einfach nur indem man sich von Kamera zu Kamera hangelt. Nur leider wird auch das mit der Zeit öde, da immer gleicher Ablauf.


Muss Aiden doch mal persönlich handgreiflich werden, hat er meist die Wahl, entweder still und leise vorzugehen, oder wie der fleischgewordene Zorn Gottes unter seine Feinde zu fahren. Der erste Ansatz ist aber meist lustiger, da hier sinnvoll von seinen Hackerfähigkeiten Gebrauch gemacht werden kann. Explodierende Leitungen, Ablenkungsmanöver, Störfrequenzen, bewegliche Deckungen, der Stealth-Ansatz bietet haufenweise Potenzial und Wege, gewaltfrei hackend ans Ziel zu kommen. Das macht auch am meisten Spaß. Die KI macht auch keine so schlechte Figur und ist relativ aufmerksam, wenn auch deren Sichtfeld sehr beschränkt ist. Ist man jedoch zu offensichtlich unterwegs, sind sie schnell am Abzug und treffen verdammt gut, fast schon zu gut. Der offene Kampf endet ohne anständige Deckung und in Bewegung bleiben meist tödlich für Aiden, da er sehr wenig einstecken kann und die anderen meist in erdrückender Überzahl antreten. Dann sind sie meistens noch kräftig am Flankieren, Granaten werfen und Verstärkung rufen, wenn das nicht unterbunden wird.


Austeilen kann Aiden dafür wie ein Großer. Jede Menge Schießeisen verstecken sich unter Herrn Pearces Mantel. Darunter eine Auswahl Pistolen, automatischer Gewehre, Schrotflinten, Scharfschützegewehre und Granatwerfer. Alles gleichzeitig. Das Platzmanagement von ihm ist der Wahnsinn. Eure besten Freunde sind wohl trotzdem das Telefon in Kombination mit kleinen Gadgets, wie Lockvögeln und Kommunikationsblockern. Vielleicht manchmal noch Kumpel 1911er mit Schalldämpfer.


Wenn Aiden nicht gerade damit beschäftigt ist, Rache zu üben, bietet Chicago jede Menge Freizeitaktivitäten. Kleinere Nebenmissionen, wie Verbrechen vereiteln, Gangs hochgehen lassen oder Rennen fahren gesellen sich zu Minispielchen, wie Voyeurismus ausleben, indem man kleinere Storys hinter den Wänden der unschuldigen Bevölkerung bespitzelt, Schachspielen und Saufen.


Sehr interessant sind hierbei die digitalen Trips, die man sich einwerfen kann. Das sind vom Hauptspiel losgelöste Nebenmissionen, die einen ähnlich wie Carmageddon Zombies über den Haufen fahren lassen, um den Highscore zu knacken, oder Splinter-Cell-ähnliche Missionen, bei denen man unentdeckt Checkpoints erreichen muss, um wieder Licht in ein verdunkeltes Chicago zu bringen. Einige sehr nette Ideen, die den grauen Hackeralltag auflockern. Aiden hat also eigentlich immer was zu tun und Abwechslung wird gar reichlich geboten.


Neben den Offline-Missionen bietet Watch_Dogs auch eine Online-Komponente, bei denen ihr entweder anderen Mitspielern auf die Nerven gehen könnt, indem ihr in deren Spiel eindringt und versuchen müsst, unbeobachtet den anderen Spieler zu hacken. Gelingt das, gibt’s Punkte für euch, falls nicht, bekommt der Gegenspieler die Punkte. Ab einer gewissen Anzahl werden Perks freigeschaltet, die das Online-Spiel erleichtern.


Neben dem Eindringen, gibt’s noch unter anderem so etwas wie Capture the Flag, nur ist es ein Datenpaket, dass über einen gewissen Zeitraum von einem Team besessen werden muss, um das sich bis zu acht Spieler kloppen. Das funktioniert aber nur semi-gut. Manchmal sind die Verzögerungen, in Fachkreisen auch als Lags bezeichnet, so krass, dass die Online-Partie mit mehreren Kombattanten kaum spielbar ist. Zudem dauert das Respawnen eine gefühlte Ewigkeit. 1on1 Matches hingegen in den anderen Disziplinen funktionieren reibungslos. Nur manchmal kann es nervig werden, wenn ständig irgendein Unbekannter durchs eigene Spiel stiefelt und mich davon abhält, das zu tun, was ich eigentlich will. Dark Souls’sche Invader lassen grüßen. Hat man darauf aber gar keinen Bock, lässt sich die Online-Komponente auch deaktivieren und man kann in aller Ruhe in seinem eigenen kleinen Chicago leben.


Fortbewegt wird sich in Chicago trotz zukunftsorientiertem Setting immer noch mit mondänem Verbrennungsmotor. Dabei wandelt man auf GTAs Spuren und eignet sich die fahrbaren Untersätze mit gewisser Überzeugungskraft von mehr oder minder spendablen Passanten an. Hat man Pech, rufen die aber die Bullen, und die sind wirklich nervig. Also entweder Handy aus der Hand schlagen, was einen dazu zwingt wieder aus der Karre auszusteigen, ergo nervig, oder überfahren. Der gute Aiden ist aber ein strahlendes Vorbild rechtschaffener Gesetzlosigkeit, was den Mord an Passanten oder Polizisten mit einem Abzug der Moral bestraft. Sinkt diese in den negativen Bereich, sind die offiziellen Gesetzeshüter noch stressiger und treten noch öfter auf den Plan. Die Wahl, wie man vorgeht, bleibt jedoch dem Spieler überlassen, obwohl einen das Spiel schon irgendwie dazu zwingt, nicht allzu böse zu sein, was die vorgegaukelte Freiheit schon etwas einschränkt. Lustigerweise knabbert Autoklauen, oder Datenklauen, oder eigentlich Allesklauen nicht an der Moralleiste. Diebstahl in jedweder Form ist also cool. Das wirkt irgendwie inkonsequent, wobei hier Konsequenz ein sehr enges Korsett an Verhaltensetiquette geschnürt hätte. Zurück zu den Autos. Davon gibt’s massenweise. Und alle fahren sie sich wie Omas Bügeleisen auf Glatteis. Die Fahrphysik ist, gelinde gesagt, gewöhnungsbedürftig. Geradeaus fahren ist schon eine Herausforderung, vor allem nachdem man beim Wenden zwei Bushaltestellen, fünf Laternenmasten, einen Stromkasten und sieben Passanten ins Verderben gestürzt hat (Stichwort Moral – oh Mann!). Die Autos bewegen sich alle so schwammig, dass Kontrolle die meiste Zeit ein Fremdwort bleibt. Nach gewisser Eingewöhnung, lassen sich die Boliden dann einigermaßen steuern, aber so ein richtiger Flow kommt selten zustande, zu oft eckt man an, zu oft überfährt man ungewollt Gruppen von Unschuldigen.


Und nun zur Handlung. Watch_Dogs versucht hier eine klassische Rachestory mit einem gebrochenen Helden zu inszenieren, der immer tiefer in kriminelle Machenschaften verstrickt wird. So weit, so klassisch. Gewürzt wird das Ganze mit einer dystopischen Zukunftsvision eines Überwachungsstaates, der zu jederzeit über die Konsistenz des eigenen Stuhls bescheid weiß. Das versucht das Spiel einem auch immer vor Augen zu halten, wenn man gelegentlich sich in die ctOS-Datenbank einhacken kann und dort in die Häuser unbedarfter Menschen blicken kann. Auch lässt sich eigentlich ständig eine Handykommunikation hacken und mitverfolgen, die oft davon berichtet, dass der Staat dein Freund ist und doch niemand spioniert. Angesichts aktueller Ereignisse ist das Thema derzeit so präsent wie selten zuvor, wird aber nie so richtig fokussiert. Es bleibt immer nur im Augenwinkel und im Vordergrund steht die klassische Action, wie man sie von GTA oder anderen Open World Action-Spielen kennt. Ubisoft hätte hier noch weiter gehen müssen, das Thema schonungsloser angehen und weiter ins Zentrum rücken müssen, um hier ein wirklich großes Spiel mit aktueller Thematik zu erschaffen. So aber bleibt die überwachende Instanz gesichtslos und die Kameras, Datenbanken und eigentlich der gesamte Apparat dient nur Aidens Weiterkommen, da der eigentliche Zweck nie richtig behandelt wird. Sehr schade, denn das Setting zwingt so etwas quasi auf.


Zur Charakterzeichnung lässt sich sagen, dass man schon bedeutend bessere gesehen hat. Aidens Gefühlswelt wird kaum, und wenn dann nur durch Selbstgespräche vermittelt, die aber meistens nur im Bezug zur aktuellen Mission stehen. Wirklichen Einblick in die Person erhält man viel zu wenig, um eine Beziehung zum Charakter aufzubauen, was richtige Empathie verhindert. Das Schicksal Lenas kümmert den Spieler eigentlich nicht so richtig, da Ubisoft es vermisst hat, Aidens Emotionen und generell zwischenmenschliche Beziehungen überzeugender zu vermitteln. Ich kann 20 mal an Lenas Grab vorbei stolzieren und ein Feuerwerk der Vernichtung abfackeln, ohne dass Aiden auch nur einen Ton darüber verliert, dass das vielleicht nicht angebracht ist. Aktiviere ich aber den Trigger, wird er kurz traurig, nur um danach wieder mit dem Granatwerfer Party zu machen. Immersion geht leider anders. Das haben in jüngerer Vergangenheit Bioshock Infinite und The Last of Us gezeigt. So bleibt eigentlich nur ein Typ mit Mantel, der ein cooles Handy hat. Sehr schade.

 

Bildergalerie von Watch_Dogs (14 Bilder)

Und jetzt endlich zu Technik. Ist Watch_Dogs der Grafikhammer, den alle erwartet haben? Das technische Wunderwerk, das die Zukunft des Gamings einläutet? Mit einem Wort: Nein. Watch_Dogs sieht klasse aus, keine Frage, aber es lässt keine Kinnladen Richtung Erdkern stürzen. Die Lichteffekte sind teilweise sehr beeindruckend, gerade bei Nacht und Regen, tagsüber jedoch wirkt alles so normal, so bekannt, teilweise sogar matschig. Zumal wurde im Vergleich zum Ankündigungstrailer auf der E3 2012 die Grafik noch etwas heruntergeschraubt, vermutlich aus Performance-Gründen. Watch_Dogs sieht immer noch spitze aus, gerade die Wettereffekt und sich im Wind wiegende Bäume kommen richtig super an, im Gegenzug sind aber die Mimiken, gerade im Vergleich zu Infamous - Second Son, zwar ganz nett, aber weit weg von überragend. Was aber richtig gut gelungen ist, ist das Wasser. Der Wellengang und Regentropfen sehen absolut überzeugend aus und wissen zu begeistern. Auch der Rauch und andere Partikeleffekte, wie Feuer oder Funkenflug können sich wirklich sehen lassen. Aber der richtige Wow-Effekt stellt sich nie so richtig ein.

 

Soundtechnisch gibt’s wenig zu bemängeln. Es gibt eine gute Auswahl an Musikuntermalung bei den Autofahrten, die eigentlich alle Spielarten abdeckt. Auch die sonstige musikalische Vertonung weiß zu überzeugen und trifft meist den Ton der Situation. Die Umgebungsgeräusche sind auch gut gelungen. Gerade das technische Biep-Biep in tausenden Variationen lässt einen wie in einem klischeebehafteten Hackerfilm wirken, Geschmackssache, aber mir gefällt es. Nur der Motorensound der Fahrzeuge ist teilweise etwas dünn geworden. Die Waffen dafür sind so richtig knackig. Auch die Synchronisation macht über die komplette Distanz eine gute Figur. Vor allem in Anbetracht der Masse an vertontem Text. An jeder Ecke lassen sich Konversationen von NPCs hacken, die fast alle was anderes zu erzählen haben. Und durch die Bank sind diese Gespräche sauber vertont. Gleiches gilt selbstverständlich auch für die Zeilen der Hauptakteure.

 

Die Ladezeiten sind für ein Open World Spiel dieser Größe ebenfalls angenehm kurz. Einmal zu Beginn des Spiels werden die Daten in den Speicher geschaufelt und dann geht alles nahtlos weiter. Geht man drauf oder versagt in der Mission gibt’s noch eine weitere, aber sehr kurze Unterbrechung, bevor es weitergeht. Hier hat Ubisoft saubere Arbeit geleistet.


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Ich muss gestehen, dass ich nach dem ersten Trailer freudig auf den Hype-Zug aufgesprungen bin. Ich wollte wirklich glauben, dass die nächste Konsolengeneration fähig ist, solche Spiele in Perfektion darzubieten. Ich wurde zwar enttäuscht, aber nicht so schlimm wie es hätte kommen können. Watch_Dogs ist immer noch ein gutes Spiel geworden, keine Frage. Umfang, Abwechslung und Spieldauer sind ohne Zweifel höchst gelungen. Auch die Technik weiß je nach Erwartungshaltung zu überzeugen. Böse Zungen könnten jetzt behaupten, dass Ubisoft mit ihrem ersten Trailer Augenwischerei betrieben haben, was teilweise auch stimmen mag; das Ergebnis kann sich aber dennoch sehen lassen. Und wenn sie ihre Drohung wahr machen und tatsächlich jährlich ein neues Watch_Dogs auf den Markt schmeißen möchten, kommt da bestimmt auch irgendwann so etwas dabei heraus.


Aber es gibt auch Schattenseiten: Die Story haut einen nicht unbedingt vom Hocker. Die Charakterzeichnung hätte wirklich besser und tiefgründiger sein können, da man sich so eigentlich kaum für Aiden und sein Schicksal interessiert. Dass es Ubisoft versäumt hat, aus der Überwachungsstaat-Thematik mehr zu machen, ist zudem ganz klar als vertane Chance zu verbuchen. Das so angepriesene Hacken ist zwar Kern des gesamten Spiels und funktioniert angesichts der Masse an Interaktionen auch sehr gut, aber gewisse Aspekte wiederholen sich einfach zu schnell und wirken so eher wie Fleißarbeit. Stichwort Geldbeschaffung durch Hacken oder das nervige Suchen von Schaltkästen. Nichtsdestotrotz hatte ich gute 50 Stunden Spaß und viele Ansätze sind sehr gut gelungen. Wenn man es schafft, die Augen vor frappierenden Ähnlichkeiten zu GTA zu verschließen, bekommt man hier ein sehr hübsches, umfangreiches Spiel mit tollen Ansätzen für sein Geld.


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positiv negativ
  • Mannigfaltige Hackingmöglichkeiten...
  • Wunderschöne Grafikeffekte…
  • Massig Nebenmissionen…
  • Waffen, jede Menge Waffen
  • Große, offene Welt
  • Lange Spieldauer
  • Kurze Ladezeiten (PS4)
  • Nette Online-Einbindung
  • Guter Stealth-Ansatz
  • Knackige Soundeffekte
  • Große Masse an gut gesprochenem Text
  • …die in Teilen schnell repetitiv wirken
  • …wenn nicht gerade Tag ist
  • …die sich mit der Zeit wiederholen
  • Stumpfer Hauptcharakter
  • Grausige Fahrphysik
  • Nebensächliche Handlung
  • Keine überzeugende Illusion eines Überwachungsstaates





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