Release-Titel zum Start der neuen Konsolengenerationen (Xbox One und PlayStation 4) sind doch rar gesät. Redakteurin GloansBunny konnte dennoch ein Spiel ergattern, welches bei den wenigsten in den Fokus geraten ist: Zoo Tycoon. Was das Spiel zu bieten hat erfahrt Ihr im folgenden Test ...

 

Steuerung und Sound: neue Generation trifft auf Alteingesessenes ...

 

Wie lässt sich ein Spiel wie Zoo Tycoon, das seine Wurzeln auf dem PC hat, sinnvoll per Controller steuern, ohne dabei an Präzision zu verlieren? Ganz einfach, in dem man Befehle sinnvoll portiert und Menüs komplex, aber gut strukturiert. Mit nur wenigen Tastendrücken landet man schnell und unkompliziert in den einzelnen Konstruktions-, Verbesserungs- und Info-Menüs samt Unterordnern. Aktion suchen, auswählen, bestätigen, fertig. Das Anordnen der Gebäude geht dank folgsamer, frei drehbarer Kamera intuitiv von der Hand und erlaubt mit ihrer stufenlosen Zoom-Funktion tiefe Einblicke in die kleine große Zoowelt. Auch das nagelneue Kinect 2.0 wird integriert und zeigt in diversen Minispielen, wie leistungsfähig es in seiner neuen Version ist. Von Sensorikspielen mit diversen Tieren über Fütterungen aus der Hand bis hin zu durch Sprachkommandos ausgelöste Ingame-Aktionen ist alles vertreten. Doch keine Angst: Der Einsatz von Kinect ist keine Pflicht, sondern nur eine nette und unterhaltsame Option. Bis auf wenige Ausnahmen können sämtliche Befehle auch ganz bequem und präzise per Controller ausgeführt werden. Zwar sind die zahlreichen Menüs etwas komplex, dank lehrreichem Einführungstutorial finden sich aber Hobby-Zoodirektoren bald auch im größten Ordner-Dschungel zurecht.

 

Die Geräuschkulisse von Zoo Tycoon erweist sich als solider, unaufdringlicher und liebevoller Exkurs in einen virtuellen Biologieunterricht. So unauffällig die im Hintergrund dudelnden Musikstücke auch sein mögen, so eindrucksvoll ist die akustische Inszenierung der allgegenwärtigen Fauna, von Affe bis Zebra ist alles vertreten und authentisch vertont. Kreischende Schimpansen, brüllende Löwen, röhrende Flusspferde, trötende Elefanten – die akustische Artenvielfalt ist enorm und ebenso wie das menschliche Treiben im Zoo sehr liebevoll in Szene gesetzt.

 

Grafik, Gameplay und Umfang: Mama, Mama, kaufst du mir ein Pony?

 

Durch seine XBox One-Exklusivität weckt Zoo Tycoon hohe technische Ansprüche, denen es zum größten Teil auch gerecht wird. Zwar sind die lebendigen Umgebungstexturen stellenweise etwas unscharf und mit wenigen Details ausgestattet, das optische Highlight der Zoo-Simulation aber überzeugt auf ganzer Linie: die Tiere selbst. Die Entwickler nutzen ihre mit Kinectimals gesammelte Erfahrung, bauen sie weiter aus und geben den Zoobewohnern somit ein sehr realistisches Aussehen. Jedes einzelne Haar, jede Schuppe und jede Borste ist plastisch, die Bewegungen sind denen der echten Vorbilder nachempfunden und extrem flüssig animiert. Die Vielfalt an tierischen Bewegungsabläufen ist im Gegensatz zu denen der Zoobesucher gigantisch. Man muss schon über eine Stunde lang die Gehegebewohner beobachten, bis man ansatzweise ein sich wiederholendes Muster erkennt. Nicht nur die Junior-Spieler werden beim Anblick der herumtollenden Affen, Erdmännchen, Giraffen und vielen weiteren Tieren entzückt sein.

 

Atmosphärisch weiß Zoo Tycoon Jung wie Alt in seinen Bann zu ziehen. Mit unheimlich viel Liebe zum Detail wird den zahlreichen Tieren Leben eingehaucht, von denen nicht nur jedes einzelne einen eigenen Namen hat, sondern sogar ganz individuelle Charakterzüge aufzeigt. Vom schüchternen, zurückhaltenden Elefantenbaby Lukas über das neugierige, draufgängerische Löwenweibchen Betty bis hin zum rotzfrechen, selbstbewussten Schimpansenmännchen George ist alles vertreten. Es macht wirklich Spass, aus der Third-Person-Perspektive einfach nur da zu stehen und die verschiedenen Eigenarten und Handlungsweisen der einzelnen Tiere zu beobachten. Im Gegensatz zu den teilweise arg passiven Gehegebewohnern in echten Zoos sprühen die putzigen Tiere in Zoo Tycoon vor Energie und Leben. Wenn beispielsweise ein Erdmännchen faul in der Sonne liegt, statt sich um seinen Job als Wache zu kümmern und dann von seinem Artgenossen mal eben frech vom Felsen geschubst wird, ist dies einfach nur eine unheimlich grandiose Schau.

 

Doch abseits der phänomenalen Tierchen, deren Bedürfnisse wie Hunger, Sauberkeit und Beschäftigung wahlweise manuell via Kinect oder automatisiert durch spezielles Gehege-Equipment gestillt werden wollen, gibt es noch andere Aufgaben für den Zoodirektor am Controller. So wollen aus der Vogelperspektive etwa neue Attraktionen gebaut, Tiere gezüchtet, umquartiert oder adoptiert und Sponsorenaufträge erfüllt werden. Das Parkmanagement lässt sich trotz etwas unübersichtlicher Bau- und Entwicklungsmenüs hierbei für Erwachsene gut und fast schon zu einfach regeln, ist für Kinder aber stellenweise wohl etwas zu komplex. Die jüngere Generation wird deshalb an den zahlreichen, Kinect gestützten Interaktionsmöglichkeiten ihre wahre Freude haben. Die extrem präzise Kamera erfasst Bewegungen und integriert sie direkt ins Spiel. So wird füttern, waschen und spielen zum wahren Genuss und das Mimikduell mit den Affen inklusive diversen lustigen Reaktionen zum garantierten Dauerbrenner im Familienhaushalt.

 

Die Wirtschaftsmechanik von Zoo Tycoon gestaltet sich allerdings simpler, als der Titel es vermuten lässt. Getreu dem Motto "Aktion gleich Reaktion" werden die sich wiederholenden, einander nicht beeinflussenden Quests durch einfaches "Baue dies", "Repariere jenes" und "Fotografiere Tier X" gelöst. Tiefgründiges Wirtschaftsmanagement sieht anders aus, wobei diverse Gegebenheiten trotz allem beachtet werden müssen. Größe und Ausstattung des Geheges, Klimasituation, Forschungen (die bis zu drei Minuten Spielzeit fressen) zum Freischalten neuer Tiere und Gegenstände, Personal anheuern, welches Aufgaben wie Fütterung und Paarfindung übernimmt – all diese Faktoren müssen berücksichtigt werden, um sämtliche Statistikbalken im grünen Bereich zu halten. Dank Tutorial und informativen Untermenüs geht das nicht allzu tiefgründige Management aber recht intuitiv von der Hand. Lediglich das Züchten von tierischem Nachwuchs ist durch ein gewisses Zufallsprinzip mitunter etwas frustrierend. Der Aufbau der einzelnen Attraktionen hingegen ist sehr simpel und nimmt den Spieler fast komplett an die Hand: Gehegegröße auswählen, Platz zuweisen, fertig. Sämtliche Infrastruktur wie Strom und Wasser wird vom Spiel selbstständig gesetzt und auch das Anlegen von besucherfreundlichen Wegen erfolgt automatisch. So ist der Zoo zwar optisch immer perfekt und schön, etwas mehr Individualität seitens der Konstruktionsmöglichkeiten wären aber trotzdem wünschenswert gewesen. Lediglich ein paar Designs wie etwa Bänke und Mülltonnen oder das Aussehen der Mauern können angepasst werden.

 

Neben dem Freien Spiel und dem ihm sehr ähnlichen Herausforderungsmodus, in welchem spezielle Auszeichnungen, Tiere und Gimmicks freigespielt werden können, befinden sich auch das zweistündige Tutorial und ein unterhaltsamer Multiplayermodus auf der Blu-ray. Gemeinsam mit bis zu vier Freunden dürfen hier diverse Zoos gebaut, Tiere getauscht und Aufgaben erfüllt werden. Egal welcher Modus gerade gespielt wird: der Lernfaktor ist gerade für Kinder extrem hoch. Das umfassende Lexikon mit vielen Wissenswerten und unterhaltsamen Fakten zu jeder in Zoo Tycoon vorkommenden Tierart weckt garantiert die kindliche Neugier. Frontier Developments bietet mit Zoo Tycoon ein wahrlich unterhaltsames Familienspiel für die XBox One.