Lange hat die Fangemeinde auf dieses Spiel gewartet. Teil eins war zwar sehr linear und eintönig, jedoch hat es trotzdem fast jeden Spieler so an die Konsole gefesselt, dass sie tagelang nicht ansprechbar waren. Teil 2 soll besser, vielfältiger und schöner sein. Der erste Eindruck hat mich schon mal milde gestimmt, kann es jedoch auch auf Dauer fesseln?
Als der erste Teil des Spiels erschien, war ich damals begeistert. Assassins Creed 1 brachte einen ganz frischen Wind in die Spielebranche. Auch wenn es schon diverse Schleich-Action-Spiele in der Vergangenheit gab, so war das Spiel mit dem Hauptcharakter Altair doch was Neues. Es ging nicht nur darum, Leute von hinten á la Assassine zu meucheln, nein, man konnte weitaus mehr machen. Leider war das Spiel für einige Spieler nach kurzer Zeit langweilig und sie konnten nicht viel damit anfangen. Andere hingegen waren dafür vom Anfang bis zum bitteren Ende gefesselt. In Assassins Creed 2 geht es wieder um eine Person die im Jetzt lebt, aber von einer futuristischen Apparatur namens Animus in alte Welten katapultiert wird. Dieses Mal geht die virtuelle Reise nach Italien und entführt den Spieler ins 15. Jahrhundert.
Das Hauptproblem beim ersten Teil waren die immer wiederkehrenden Missionen, die Abwechslung die nur am Anfang da war und schnell ein lineares Gameplay in einer offenen Welt offenbarte. Die Designer hatten zwar unglaubliche Arbeit geleistet, jedoch wollten die Spieler im zweiten Teil mehr Änderungen und weniger Wiederholungen. Was ist draus geworden? Zum einen wird die Geschichte wieder unglaublich gut erzählt, zum anderen haben die Jungs aus Montreal sehr viel geändert und dazuspendiert. Die Story schwingt ebenso wieder, wie im ersten Teil, zwischen Realität und der virtuellen Welt hin und her. Das Hauptspiel bewegt sich allerdings kaum in der realen Welt, der Spieler ist viel mehr in Italien mit seinem Assassinen.
Früher spielte man Altair, jetzt in Italien einen Charakter namens Ezio Auditore da Firenze. Schon nach einer kurzen Spielzeit merkt man kleine aber feine Unterschiede. Der Grundstock des Kampfsystems bleibt gleich, unser Held kann nach wie vor angreifen, ausweichen und kontern. Die Animation ist besser wie eh und je. Es sieht beeindruckend aus, wie Ezio einen Gegner bekämpft oder ihn zum Beispiel von einem Hausdach schmeißt. Neu hinzugekommen ist aber, dass man den Gegner nun entwaffnen und eine Waffe vom Boden aufsammeln kann, wenn der Gegner diese verloren hat. Diese Komponente bringt natürlich ganz andere Möglichkeiten zum Vorschein, als es beim ersten Teil der Fall war. So kann man besser kämpfen, ist somit nicht mehr so machtlos wie in diversen Situationen im ersten Teil und bekommt auch eine neue taktische Komponente hinzu.
Das Spiel selbst besteht aber nicht nur aus Kampf, sondern auch aus Klettern, Springen, Missionen aller Art erfüllen, mit Menschen palavern und noch mehr. Anfangs spielt man Ezio noch in normalen Klamotten, man ist in einem Art Tutorial, in dem man die Grundkenntnisse lernen kann. Doch schon kurze Zeit später befindet man sich am Marktplatz von Florenz wieder, auf dem sein Vater und seine Brüder hingerichtet werden sollen. Für uns ist das ein klarer Fall, es schreit nach Rache. So bekommt man von nun an die Assassinen-Kleidung und fühlt sich endlich wie Altair in Teil 1. Der neue Meuchelmörder ist geboren.

Doch wie ist die Inszenierung von Assassins Creed 2 im Vergleich zum ersten Teil? Meiner Meinung nach kann die Geschichte so wie unser neuer Held in allen Sachen punkten, jedoch kommt nicht ganz so schön das Feeling des Meuchlers rüber wie bei Altair damals. Vielleicht liegt es daran, dass das Spiel nun nichts mehr bahnbrechend Neues ist, eventuell liegt es aber auch daran, dass man Ezio anfangs diesen Job nicht zutraut. Er wirkt zwar erwachsen, aber irgendwie verspielt. Das Gefühl kommt nicht so ganz rüber wie bei Teil 1. Auch wenn man sich aufgrund der Geschichte schnell reinversetzen kann, so bleibt Ezio für mich immer der kleine Bruder von Altair. Dessen Größe wird Ezio auch niemals erreichen.
Und wie sieht es in der realen Welt aus? Im ersten Teil spielte diese zwar eine große Rolle, doch das Areal, in dem man sich aufhalten konnte, war sehr klein. Der Spieler hatte nur hin und wieder die Möglichkeit, in einem kleinen Labor auf- und abzugehen, das war es dann aber auch schon. Hier gibt es ein wenig mehr Abwechslung, schon am Anfang muss man durch ein riesiges Gebäude laufen und fliehen. Leider wird einem Neuling die Geschichte nicht wirklich erzählt, er hat zum Beispiel nicht ganz so die Ahnung was der „Animus“ ist. Spieler die Teil Eins gespielt haben, sind also klar im Vorteil. Sowas finde ich immer schade, denn man könnte mit ein paar Rückblenden oder Informationen sowas aus der Welt schaffen. Ebenso merkt man dem zweiten Teil an, dass es insgesamt eine Trilogie wird, denn es bleiben, ebenso wie bei Teil Eins, viele Fragen offen.
Doch was ist noch neu, war das schon alles? Nein – unser Ezio kann weitaus mehr, als es damals Altair konnte. Nicht nur dass er die Gegner entwaffnen und die Waffen vom Boden aufsammeln kann, er kann zum Beispiel auch schwimmen. Altair hingegen war wasserscheu, was man sich bei einem harten und taffen Assassinen gar nicht vorstellen kann. Ezio hingegen kann das flüssige Element ideal zum Fliehen benutzen. Ebenso gibt es ein paar nette Effekte, die man auch im Kampf gut gebrauchen kann. Ezio kann Rauchbomben werfen oder Sand in die Augen der Angreifer schmeißen. So ist die Taktik nochmal um ein gutes Stück erweitert worden. Neu dazugekommen ist auch der Faktor Geld. Liegt ein Angreifer am Boden, so kann man diesen berauben. Jede Person hat immer ein wenig Gold in der Tasche. Mit diesem kann man sich in Teil 2 ein schönes Leben machen. Nicht nur dass man sich neue Waffen und Rüstungen kaufen kann, nein es geht noch mehr. Man kann diverse Personengruppen anheuern, die dann Wachen ablenken können. Somit sind einige Ziele leichter zu erreichen und die Stealth-Aktion kann beginnen. Ebenso gibt es nun die Möglichkeit eine Waffe zu vergiften und sich jederzeit in eine Menge zu mischen. Besteht eine kleine Truppe aus mindestens vier Personen, so kann man mit dieser unbemerkt entkommen. Keine Wache wird uns dadurch sehen.
Sind die Missionen immer noch so stupide wie in Teil 1? Die sind Gott sei Dank weg. Im zweiten Teil sind es viel mehr unterschiedliche Missionen und die Welt fühlt sich offener an. Man spaziert mit seinem Charakter von Florenz nach Rom, mordet hier, macht diverse Missionen da und sammelt nebenbei noch Geld auf um sich sein Leben zu finanzieren. Abwechslung wird hier groß geschrieben, das ist die wichtigste Änderung, die vollbracht wurde. Spieler die generell vom ersten Teil fasziniert waren, aber das Missionsdesign bemängelten, werden an dieser Stelle Teil 2 lieben! Neu sind auch diverse Rätsel, die der Spieler optional lösen kann. Man muss nicht, jedoch kommt man somit der Geschichte näher.
Wie schon vorher kurz angemerkt ist Assassins Creed nicht nur pompöser, sondern auch in Sachen Optik um einiges gewachsen. Die Weitsicht sieht immer noch unglaublich aus - wenn man einen hohen Turm erklimmt, bleibt einem der Atem weg. So schön wie alles präsentiert wird, sieht man es sonst in keinem anderen Spiel. Jede Stadt ist prall mit Leben gefüllt. Überall laufen die Leute durch die Gegend, sie reden miteinander, Wachen patrouillieren und noch vieles mehr. Die Details, die im zweiten Teil stecken, sind noch um einiges feiner als bei Teil 1. Das Ambiente kann man in meinen Augen kaum übertreffen, jedoch habe ich trotzdem einen Vorschlag. Im letzten Teil der Trilogie sollte man zumindest eine Reaktion auf diverse Situationen einbauen. Wenn hier Passanten auf eine Leiche am Boden treffen, dann schrecken sie zwar zurück, es gibt einen Schrei oder Ähnliches, aber es hat keine Auswirkung. Hier sollte man mehr Verhaltensmuster einbauen. Die Gesichter der Charaktere sind liebevoll gestaltet, die Animationen butterweich und auch die Vielfalt gigantisch. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man das noch toppen kann.
Beim Thema Sound sind die Programmierer in meinen Augen ebenso ans Limit gestoßen, ich denke nicht dass man die musikalische Atmosphäre noch besser machen kann. Man hört die Menge, jeder Charakter ist ausdrucksstark, die deutsche Übersetzung ist sehr professionell und die Musik ist gut in den Hintergrund integriert worden. Einzig und alleine die Spruchvielfalt, die die NPC´s von sich geben, hätte mehr sein können, sonst gibt es hier nichts zu meckern.
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