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Blackguards 2

Publisher: Kalypso
Entwicklerstudio: DAEDALIC Entertainment
Genre: Strategie-RPG
Art: Midprice
Erscheinungsdatum: 15.09.2017
USK 12

Blackguards 2   15.10.2017 von LorD Avenger

Die Adlige Cassia möchte ihren Hintern auf den Thron verfrachten, verbringt ihre Tage hingegen unschuldig im Verließ - ein Umstand, der sie von ihrem Vorhaben allerdings keineswegs abhält...

 

2014 erschien Das Schwarze Auge: Blackguards vom deutschen Entwickler DAEDALIC Entertainment, das seine Geschichte mit einem ähnlichen Ausgangspunkt begann. 2015 folgte aufgrund des Erfolgs bereits der Nachfolger, der es nun, noch zwei Jahre später, auch auf die Konsolen schafft.

 

Offenbar sind PS4-Spiele meines Lieblings-Genres, den rundenbasierten Strategie-RPGs, doch nicht so rar gesät - man muss nur gründlich genug suchen.

 

Tod oder Wahnsinn

 

Blackguards 2 präsentiert sich mit einem noch recht undurchsichtigen Anfang, der ohne Kenntnisse des Vorgängers lediglich schwer vermuten lässt, was einen in den kommenden, laut Entwicklern, rund 20 Stunden erwartet. Über schöne, detaillierte Illustrationen in einem alten Buch redet ein angenehm klingender, englischsprachiger Erzähler und gibt die Geschichte von Protagonistin Cassia wieder, die ohne ersichtlichen Grund in ein tiefes Verlies zum Sterben geworfen wurde. Ihr alter Wächter lässt sich nicht zu hilfreichen Antworten erweichen und den riesigen Spinnen überall wird nachgesagt, dass ihre Gesellschaft nur zwei Folgen haben kann: Tod oder Wahnsinn. Doch Cassia möchte sich nicht kampflos aufgeben und zieht los in die Tiefen des Labyrinths, um nach einem Ausweg zu suchen. Jahre später, vom Spinnengift vollkommen entstellt und höchstwahrscheinlich wahnsinnig, entwickelt sie den Wunsch den Thron des Königreichs zu besteigen - einfach nur so. Ein weiterer Anreiz, dem verdammten Verlies endlich zu entkommen...

 

Kämpfen im Sechseck

 

Kampflos ist diese Aufgabe allerdings nicht zu bewältigen und so findet sich Cassia, später auch zusammen mit ihren Verbündeten, immer wieder auf überschaubaren Kampfplätzen wieder, die in Sechsecke gerastert wurden. An diesen lässt sich z.B. ablesen, genau wie in anderen SRPGs a la Warhammer, wie weit sich ein Charakter in seinem Zug bewegen darf und wie weit maximal, um danach auch noch eine andere Aktion durchzuführen, beispielsweise einen Angriff. Angriffe fallen sehr unterschiedlich aus, da es hier eine Vielzahl von Optionen und Arten gibt - Charaktere können beispielsweise frei mit gesammelten oder gekauften Waffen ausgestattet werden, die über Dolche, Schwerter, Äxte, Bögen und Zauberstäbe hinausreichen. Ist der jeweilige Charakter dazu in der Lage, kann er auch verschiedene Schwarz- und Weißmagie lernen. Alle Fähigkeiten und Fertigkeiten können davon abgesehen auch noch mit Erfahrungspunkten hochgelevelt werden - darunter der Umgang mit den verschiedenen Waffentypen, ein Upgrade der Zaubersprüche oder passive Fähigkeiten, die mit Resistenzen oder Wahrnehmung zu tun haben können.

 

Abwechslungsreich wird das Geschehen auf dem Spielbrett durch Fallen, die bereits versteckt sind oder erst platziert werden können, durch Zauber, mit denen man Wege blockieren kann und durch Hebel, mit denen man die Gehege von Bestien öffnen oder Gefangene befreien kann, die anschließend nicht selten zu den Waffen greifen und sich ebenfalls den Gegnern stellen. Auch gibt es Alarmglocken, über die der Feind Verstärkung rufen kann und die er im Idealfall nie erreichen sollte.

 

Smalltalk und ein bisschen Foltern

 

Neben dem Hauptelement des Gameplays, den strategischen, rundenbasierten Schlachten, gibt es aber auch noch weitere Spielereien, die etwas Abwechslung mit reinbringen. Ähnlich wie das Spiel beginnt, kann man sich auch zwischendurch in Städten und Lagern den Dialogen hingeben und dabei die überraschend facettenreichen und interessanten Charaktere kennenlernen, die Fans der Reihe teilweise aus dem ersten Spiel wiedererkennen werden. Auch Protagonistin Cassia ist mit ihrer ruhigen, wahnsinnigen Art äußerst ansprechend und der Spieler beeinflusst ihre Entscheidungen gravierend - so kann man Kriegsgefangene beispielsweise bedrohen, belügen oder mit ihnen verhandeln. Auch mit Botschaftern der feindlichen Seite kann man sehr unterschiedlich umgehen: Man kann sie laufen lassen, man kann sie hängen oder man kann ihnen die Zunge herausschneiden und sie anschließend laufen lassen. Alles kommt aber ohne visuelle Darstellungen aus und beruht auf voll synchronisierten Textfeldern - was in Kombination mit der Vogelperspektive im Kampf sehr an Rollenspiele der 90er erinnert, u.a. die ersten beiden Fallout-Teile.

 

Eine weitere Variation im Gameplay beeinflusst den Eroberungsfortschritt. Mit dem Aufstellen der eigenen Armee, die zu Partys von bis zu 20 Charakteren führen kann, landen wir zwangsläufig auf der vereinfachten Darstellung der Weltkarte mit allen zentralen Stützpunkten und Städten, die entweder vom Feind oder von Cassia belagert werden. Schritt für Schritt darf man die Linien entlang wandern und sich an jedem Knotenpunkt in ein neues Gefecht werfen, das meist auch einen neuen Ansatz im Aufbau der Mission bietet oder doch zumindest neue Gegnerarten. Das wiederum erinnert an ein anderes meiner liebsten 90er-Jahre-Spiele für die PlayStation 1: Asterix & Obelix. Gewinnt man das Gefecht, erobert man das Gebiet. Nach drei Gefechten greift allerdings auch der Feind einmal an und zwingt einen in ein Verteidigungsgefecht. Gleichzeitig steht der Stand auf der Weltkarte auch für den Fortschritt in der Story, denn um darin voranzuschreiten, muss man bestimmte Knotenpunkte erreichen und auch hier hat man die freie Wahl unter den verschiedenen Missionen, die einen die wirklich schwierigen Kämpfe eventuell erleichtern könnten.

 

Bildergalerie von Blackguards 2 (8 Bilder)

Ja, Frau Lehrerin...

 

Ganz perfekt ist das Spiel aber natürlich auch nicht. Laut den Entwicklern hat man im Vergleich zum Vorgänger viel optimiert und vereinfacht, dennoch ist es weiterhin ein unheimlich komplexes Spiel, das einen gerade in den ersten Stunden mit unzähligen Tutorial-Fenstern erschlägt. So viele Informationen prasseln auf einen ein und so viele Funktionen sind alles andere als intuitiv zu erreichen, sodass die vielen netten Feinheiten des Spiels gleich nach dem Lesen schon wieder durchs Gedächtnis rutschen und man sich glücklich schätzen kann, wenn man die Hauptspielelemente noch zusammen bekommt. Auch das Manövrieren durch das kreisförmig angeordnete Aktionsmenü im Kampf geht nicht ganz flüssig von der Hand.

 

Auch die Skill Trees, bzw. Fähigkeitenbäume sind in meinen Augen eher unglücklich ausgefallen. Zum Aufleveln mit denselben Erfahrungspunkten muss man sich durch drei verschiedene Menüs klicken, die auch noch eine Reihe von Untermenüs bereithalten - und das für alle Hauptcharaktere einzeln. Besonders nervig hier ist, dass man sich Dutzende Male bis in die Untermenüs klickt, nur um festzustellen, dass sämtliche Optionen dort für diesen Charakter oder zumindest zu diesem Zeitpunkt noch gesperrt sind. Auch gibt es keine offenkundige Kennzahl oder Anleitung, wie man die gesperrten Fertigkeiten freischaltet.


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Blackguards 2 ist schon wieder ein starkes Strategie-Rollenspiel, das beinahe unter meinem Radar hindurchgeflogen wäre. Grafisch und allgemein technisch ist es sehr simpel gehalten mit einfachen Darstellungen und Dialogfenstern mit Standbildern anstelle von richtigen Zwischensequenzen - die Gespräche und Erzählerstimme sind aber immerhin durchgängig voll synchronisiert und verleihen den ohnehin schon interessanten und abwechslungsreichen Charakteren zusätzliche Tiefe. Das Kampfsystem ist rundenbasiert und genauso spaßig wie strategisch, bietet eine gehörige Portion Abwechslung durch Interaktionsmöglichkeiten mit der Umgebung, variierenden Missionszielen und neuen Gegnertypen. Für zusätzliche Abwechslung und Individualisierung des Spielverlaufs sorgen der Eroberungsplan auf der Weltkarte sowie die Entscheidungen bei Gefangenenverhören und ähnlichem. Das Manövrieren durch Fertigkeitsbäume und Aktionsmenüs läuft nicht ganz so flüssig, wie es könnte, fällt aber nicht allzu schwer ins Gewicht.


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positiv negativ
  • Spannende Story mit individuellen Entscheidungsmöglichkeiten
  • Taktisches, rundenbasiertes Kampfsystem mit vielen Möglichkeiten
  • Spielgeschwindigkeit kann angepasst werden
  • Abwechslungsreiche Missionen und Gegner
  • Texte sind voll synchronisiert
  • Große Partys mit bis zu 20 steuerbaren Charakteren
  • Fertigkeitsbäume sind sehr unübersichtlich und umständlich
  • Manövrieren durch das Aktionsradmenü verläuft sehr holprig





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