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Castlevania: Lords of Shadow 2

Publisher: Konami
Entwicklerstudio: MercurySteam
Genre: Action
Sub-Genre: 3rd-Person-Action
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 27.02.2014
USK 16

Castlevania: Lords of Shadow 2   25.03.2014 von Beef Supreme

Seit 1986 prügelt sich der Belmont-Clan nun mit den Mächten der Finsternis, meist gegen böse Blutsauger oder wuschige Werwölfe. 2010 entschied man sich bei Konami, der Reihe eine Generalüberholung zu verpassen und fand mit MercurySteam ein fähiges, wenn auch junges Studio, die sich dieser wuchtigen Aufgabe annahm. Und was die Spanier mit Castlevania – Lords of Shadow ablieferten, war grandios. Ein großartiger 3rd-Person-Slasher mit wunderschöner Grafik, einer spannenden Story und knackigem Kampfsystem erblickte das Licht der Gamerwelt und wusste international zu faszinieren. Klar, dass man sich da nicht lumpen lässt, und knappe dreieinhalb Jahre später mit Castlevania – Lords of Shadow 2 (LoS 2) einen Nachfolger nachschiebt. Können die Mannen aus Spanien an die Erfolge der alten Tage anknüpfen?


Viel Zeit ist vergangen, seitdem Gabriel Belmont Satan zurück in seine Höllenfeuer geschickt hat. Der gute Mann hat mittlerweile die Seiten gewechselt und sich ein paar hübsche Eckzähne wachsen lassen. Als Spross der Dracul-Blutlinie verdingt sich der emporgestiegene Prinz der Dunkelheit nun als Vollzeit-Blutsauger und knüppelt seine einstigen Kumpels von der Bruderschaft des Lichts regelmäßig zurück ins staubige Kloster. Bis die eines Tages die Schnauze voll haben und mit einer halben Million Templer anrücken, um Gabriel zu zeigen, wo der Holzpflock hängt. Nach einer kataklysmischen Schlacht ist niemand mehr übrig. Alle Templer gegrillt, die Burg liegt in Trümmern, aber der Sieg ist gewiss, Dracul wandelt nicht mehr unter den Menschen.

 

Sollte man meinen. Denn fast 1000 Jahre später stiefelt Zobek in eine Kirche, die auf den Ruinen des einstigen Schlosses errichtet wurde. Dort, gealtert und kaum noch wiederzuerkennen, kauert ein abgerissener und ausgetrockneter Vampir: Gabriel. Einmal mehr soll er die Peitsche schwingen, da Satan sich anschickt, wieder Tod und Zerstörung über die Menschheit zu bringen. Doch dazu muss der tatterige Rentnervampir zunächst ein paar Literchen frisch gezapftes Blut schlürfen und seine Kräfte neu erlangen. Denn Satan schart schon kräftig üble Recken um sich, die seine Ankunft vorbereiten sollen. Allen voran drei Akolyten, denen zuvorderst der Frack voll gegeben werden muss, um die totale Zerstörung zu verhindern.


Doch zuerst steht erst mal Akklimatisierung an. Gabriel, sowie der Spieler müssen sich zuallererst an die neue, offene Welt gewöhnen, denn LoS 2spielt in der Neuzeit und, geschuldet seiner Blutsauger-Karriere, vollständig bei Nacht. Vorbei sind die Zeiten von malerischen, schön ausgeleuchteten Wäldern, oder Sonnenschein, der sich in den tief hängenden Nebeln der Sümpfe bricht. LoS 2 setzt vollkommen auf düstere Neugotik und erdrückende Architekturen. Und diese durchstreift zumeist im Innern, also haben sich auch weitläufige, wenn auch lineare Gelände erledigt; diese mussten Lagerhallen, Fabrikationsstätten und anderen Industriekonstruktionen weichen. Doch künstlich beleuchtete, enge Gänge und Metallstege können irgendwie nicht den Zauber des ersten Teils verbreiten und wirken recht schnell austauschbar und uninspiriert. Natürlich gibt es auch einige Außenareale, wie zum Beispiel die Stadt, in der LoS 2 spielt, aber auch diese kann nicht so recht begeistern.


Dann wären da noch Gabriels Ausflüge in seine alte Burg von einst, storytechnische Bewandtnis folgt später, die zumindest im Ansatz den Charme des ersten Teils versprühen, ihn aber nie ganz erreichen. Das ist umso frustrierender, da an jeder Ecke das Potenzial hervorblitzt, wie zum Beispiel ein kurzer Abschnitt, der tatsächlich etwas Vegetation zu bieten hat. Generell die Abschnitte in Gabriels Burg hinsichtlich des Artdesigns besser gelungen, da sie noch am ehesten an die optische Qualität des ersten Teils heran reichen.


Leider ist die Integration dieser Abschnitte storymäßig nicht sehr gut gelungen. Es laufen quasi zwei parallele Erzählungen, die eine spielt in der Neuzeit und verfolgt Gabriels Kampf gegen die Akolyten Satans. Die Andere springt den Spieler fast immer hinterhältig an und verfrachtet ihn in sein altes Gemäuer, in dem sich Trevor, sein Sohn, befindet und ihn durch die Burg lotst, damit Papa wieder groß und stark wird. Diese Verflechtung wirkt aber fast immer aufgesetzt, da die Story Euch immer dann in die Burg verfrachtet, wenn es eine neue Fähigkeit zu erlernen gibt, der für das Weiterkommen essenziell ist. Das machen zwar auch andere Spiele ähnlich, doch bei LoS 2 wirkt das Ganze zu erzwungen und reißt einen immer aus dem derzeitigen Geschehen. Zumal es nie so richtig erläutert wird, wie diese Reisen überhaupt möglich sind und was Gabriel da eigentlich soll, abgesehen vom Erlernen neuer Fähigkeiten. Denn hat man diese, wird man automatisch wieder in die Neuzeit verfrachtet, wo man dann nahtlos mit seinen neuen Fähigkeiten weiterkommt. Nicht so schön.


Doch weiter zum Spielerischen. Und hier lässt sich zumindest teilweise Entwarnung geben. Wer den Vorgänger gespielt hat, wird sich recht schnell zurechtfinden, denn das Kampfsystem ist über weite Strecken gleich geblieben. Gabriel hat zwar kein Combat Cross mehr, dafür ist er jetzt unter die Emos gegangen und ritzt sich mit beunruhigender Regelmäßigkeit, da er sich in den Kämpfen seines Blutes befleißigt. Dies nimmt dann die Form einer Peitsche an und verteilt wie schon im Vorgänger entweder horizontale oder vertikale Blutschellen. Licht- und Schattenmagie wichen dem Schwert und den Chaoskrallen, sind aber vom Prinzip her dasselbe. Mit dem Leere Schwert lassen sich durch Verbrauch von Leere Energie Feinde temporär einfrieren und ihnen gleichzeitig Lebensenergie entziehen, die Gabriel hinzugefügt wird. Die Chaoskrallen sind eher feuerorientiert und mach ordentlich Schaden, auch auf Kosten von entsprechender Magie. Weitere Kombos für alle Waffen lassen sich durch die Vergabe von Punkten, die man durch Kills erhält, käuflich erwerben, und so Gabriels tödliche Varianz erhöhen. Neu ist, dass jeder Move, je öfter er benutzt wird, eine Leiste füllt und so der Waffenmeisterei zufällt. Hat man genug Kombos gemeistert, steigt der Waffenmeister-Level und die entsprechende Waffe wird stärker. Einerseits eine interessante Idee, um so die Waffenverbesserungen dynamisch zu halten, aber auf der anderen Seite ertappt man sich im Verlauf immer öfter dabei, die Feinde immer mit ein- und demselben Move umzuhauen, um diese spezielle Kombo weiter zu leveln.


Die Kämpfe an sich sind gewohnt hochklassig. Auch in LoS 2 ist der Schlüssel zum Sieg perfektes Timing. Plumpes Button-Mashing führt auf dem schnellsten Wege wieder zurück in den Sarg, da Ausweichen und Konter essenziell sind, um zu überleben. Die Umsetzung der Steuerung ist sehr gelungen und direkt, sodass der eigene Tod meist auf eigenes Unvermögen geschoben werden kann.


Meist, aber nicht immer. Denn manchmal ist auch die freie Kamera schuld, die sich nicht immer so sinnvoll platziert ist. Die feste Kamera des ersten Teils wurde viel kritisiert, doch einerseits konnte sie immer die wunderschönen Landschaften einfangen, was durch die freie Kamera nun nicht mehr so gut gelingt und dadurch die Atmosphäre merklich drückt. Und zum anderen saß sie eigentlich immer an der richtigen Stelle. Wahrscheinlich Geschmackssache, ich persönlich fand die Kamera im Vorgänger besser gelöst. Aber nicht falsch verstehen, in den allermeisten Fällen, ist die freie Kamera dem Spieler zumindest in den Kämpfen wohlgesonnen. Wer es aber für eine tolle Idee gehalten hat, ausweichen und blocken auf die gleiche Taste zu legen, sollte zu einem 48-Stunden-Marathon Berlin – Tag & Nacht gezwungen werden. Nicht selten „weicht“ man in den Angriff eines Gegners aus, weil man blocken wollte, und anders herum. Hier hätte ich mir die Stick-Lösung aus God of War gewünscht.


Doch gegen wen kloppt man sich eigentlich? Als Prinz der Dunkelheit sollte man eigentlich alle Schergen auf seiner Seite haben, was auch zu Anfang so war. In der Burg verhält es sich so, dass sich das eigene Blut gegen einen wendet und alle Untertanen nun gegen ihren einstigen Herrn aufhetzt. So kommt es vor, dass man im alten Gemäuer gegen Templer, Skelette, Gnome, Harpyien und weiteres fantastisches Gesocks antritt, was von der Stimmung her voll in Ordnung geht, auch wenn die recht große Gegnervielfalt nicht an die Qualitäten des Vorgängers heranreicht.


In der Neuzeit hingegen sieht es schon düsterer aus. Entweder tritt man gegen bewaffnete zombieähnliche Wesen an, die durch einen Biokampfstoff entstanden sind, oder gegen genetisch veränderte Metallsoldaten. Zu guter Letzt trampelt auch noch Satans Fanklub durch die Straßen. Und abgesehen von ein paar recht ansehnlichen Dämonen muss ich mich fragen, ob die Leute bei MercurySteam getrunken haben. Zombies mit Schrotgewehren? Echt jetzt? Ist das hier Left4Dead? Wo sind die coolen Feinde, die ihr im ersten Teil hingezaubert habt? Solche Gegner gehören für mich nicht in ein Castlevania und sind ein klarer Stilbruch.

 

Bildergalerie von Castlevania: Lords of Shadow 2 (14 Bilder)

Doch man ist ja nicht ständig am Kloppen. Gabriel muss nämlich auch hin und wieder durch die Gegend kraxeln. Und hier zeigt sich, dass die Steuerung auch gern mal versagt. Wie oft ich in Abgründe gefallen bin, nur weil die träge Klettersteuerung meine Eingaben falsch interpretiert, habe ich irgendwann aufgehört zu zählen. Aber abgesehen von einer dezenten Erschwerung durch Verzögerung stellt das Klettern keine Herausforderung dar und ist vertikale Bewegung auf Schienen. Und da Blutbank-Belmont auch nicht jünger wird, muss der Gute sein Hirn kaum noch anstrengen. Denn die Rätsel wurden auf ein Minimum zurückgefahren, was ich überhaupt nicht verstehen kann. Im ersten Teil boten sie doch eine fantastische Auflockerung zu den fordernden und spannenden Kämpfen. In LoS 2 muss man eigentlich überhaupt nicht mehr nachdenken und auch Minispiele, wie das grandiose Schachspiel aus dem ersten Teil sucht man vergeblich. Schwach, MercurySteam, wirklich.

 

Dafür darf sich Gabriel jetzt in Ratten verwandeln und durch „Schatten“ schleichen. Und dafür sollte man das Berlin – Tag & Nacht-Urteil auf 200 Stunden ausdehnen. Ödnis, wohin man schleicht. Aufgesetzt und langweilig trottet man durch vorgegebene Abschnitte, die einen zum Schleichen zwingen, da die Feinde „unbesiegbar“ sind. Klar, man ist ja nur das mächtigste Wesen unter dem Mond, selbst von Satan gefürchtet. Die Schleichpassagen erlauben nur eine Lösung und diese laufen immer nach dem gleichen Schema ab. Verwende Fähigkeit A, um Feind B abzulenken, dann schnapp dir seinen Körper und latsche zum Netzhaut-Scanner. Fertig. 0 Herausforderung, 0 Spannung, maximale Ödnis. Zumal die im Ansatz interessante Körperübernahme sonst nirgendwo eingesetzt werden kann. Wie cool wäre es gewesen, einen unachtsamen Templer zu übernehmen und gegen Seinesgleichen zu schicken? Und noch mehr verschenktes Potenzial. Und nun noch ein Beispiel zum Thema Schleichen: Gabriel wird schleichenderweise durch einen Garten gepresst. Dort darf er nicht auf raschelndes Laub treten, um nicht von einem Dämon entdeckt zu werden, da sein Zorn grenzenlos und seine Macht nicht zu brechen ist. Exakt einen Raum später steht genau dieser unbezwingbare Dämon als Boss vor mir. Spitze, warum konnte ich ihn nicht schon vorher

verdreschen? Solche erzähltechnischen Patzer sind, abgesehen von der recht wirr erzählten Gesamtstory, eher selten, aber die aufgezwungenen und schlecht umgesetzten Schleichpassagen sind deswegen nicht besser.


Abseits von der Spielmechanik ist da noch die Charakterentwicklung erwähnenswert. Denn diese gelingt auch nicht immer. Zwar haben sich die Entwickler bei Gabriel einigermaßen Mühe gegeben, ihm noch einen Rest Menschlichkeit anzudichten, jedoch will das nicht so recht zünden. Einerseits hat er über Jahrhunderte Pein und Leid über die Menschheit gebracht und auf der anderen Seite soll er dann doch ein patenter Kerl sein? Wirkt nicht besonders überzeugend. Auch das Verwursten seiner eigentlich toten Familie, die quasi als Menschlichkeitskatalysator herhalten soll, kann da nicht viel retten, da diese sehr blass bleibt. So geht es auch leider anderen Charakteren. Zobek zum Beispiel hinterlässt so gut wie keinen Eindruck. Ja manchmal habe ich sogar vergessen, dass er überhaupt noch vorkommt. Und diese Austauschbarkeit der Charaktere stimmt mich traurig. Denn auch wenn es kaum Charaktere im Vorgänger gab, die die vorkamen, waren stimmig umgesetzt und nicht nur sprechende Puppen. Generell ist die Charakterzeichnung in diesem Teil nicht so gelungen und so fällt es schwer, mitzufühlen oder sich mitreißen zu lassen.


Zu guter Letzt noch ein paar Takte zur Technik. Die Grafik ist noch eine Ecke hübscher, wie im Vorgänger. Wunderschöne Licht- und Schatteneffekte umschmeicheln eine toll dargestellte Umgebung, die zwar die Atmosphäre des Vorgängers vermissen lässt, aber optisch über jeden Zweifel erhaben ist. Auch die Charaktermodelle und die Mimiken sind größtenteils gelungen und wirken überzeugend. Die orchestrale Musikuntermalung trällert ebenso mal melancholisch mal etwas härter aus den Boxen. Der Soundtrack weiß wirklich zu gefallen und ist eins der wenigen Dinge, das LoS 2 so richtig gut macht. Bei der Sprachausgabe wurde auch hier wieder auf die deutsche Vertonung verzichtet, was aber dank Untertiteln kein Problem darstellen sollte. Vor allem, weil die englischen Sprecher einen richtig guten Job abgeliefert haben.


Etwas ärgerlich hingegen sind die recht langen Ladezeiten zwischen den Abschnitten, die auch die 2,8 GB große Installation nicht verhindern kann. Dafür ist die Darstellung flüssig und bleibt stabil bei 30 Frames pro Sekunde.


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Was hab ich mich auf den Nachfolger zu Lords of Shadow gefreut. Nach God of War war der Vorgänger für mich eins der besten 3rd-Person-Klopper. Vor allem nach dem offenen Ende war ich mehr als heiß, endlich zu wissen, wie es weitergeht. In meinem jugendlichen Leichtsinn gab ich mich sogar der Illusion hin, dass man nach so einem famosen Einstieg eigentlich nichts mehr falsch machen kann, sofern man die Geschichte anständig weitererzählt. Leider habe ich mich geirrt. So hoch meine Erwartungen waren, so schwer wurde ich enttäuscht. Vom alten Castlevania ist abseits der Charaktere und dem Kampfsystem nicht mehr viel geblieben. Geniale Rätsel wichen miesen Schleichpassagen, ein malerisches und melancholisches Fantasy-Setting macht Platz für ein neuzeitliches Pseudohorror-Neogotik-Setting. Und diese Zombies gehen überhaupt nicht. War die Geschichte im ersten Teil ziemlich interessant und geradlinig erzählt, plätschert sie hier spannungslos vor sich hin. Auch das zweigeteilte, parallele Storytelling wirkt höchst unpassend und aufgesetzt.

 

Castlevania – Lords of Shadow 2 zeigt eigentlich jede Menge Potenzial, wirkt aber lustlos dahin geschludert, nur damit es endlich fertig wird. Hier wäre so viel mehr drin gewesen und das frustriert mich wirklich, da ich mit dem ersten Teil sehr viel Spaß hatte. Für sich genommen ist LoS 2 eigentlich gar nicht so schlecht. Aber da es sich mit seinem Vorgänger messen lassen muss, zieht es in fast allen Belangen den Kürzeren. Man kann sagen, dass ich auf hohem Niveau enttäuscht wurde.


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positiv negativ
  • Knackiges Kampfsystem
  • Hübsche Grafik
  • Fantastische Musikuntermalung
  • Durchdachte Waffenerweiterungen
  • Schicke Artworks der Tagebucheinträge
  • (Meist) gute Kamera
  • Lange Spieldauer
  • Anspruchsvolle Bosskämpfe
  • Miese Schleich- und Rattenpassagen
  • Tristes Neuzeitsetting
  • Unpassende Gegnertypen
  • Keine Rätsel mehr
  • Fragwürdige Tastenbelegung (Schleichen, Blocken)
  • Wirres Storytelling
  • Flache Charakterdarstellungen
  • Viel Backtracking





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