Déraciné
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BEWERTUNG |
26.03.2019 von TorstenWenn die Macher von Dark Souls ein Märchen in der VR-Welt ankündigen, dann schaut man erst einmal skeptisch, mit was man es hier wohl zu tun bekommt. Denn so richtig zusammen passen die Spiele nicht und für wen soll das ganze am Ende gedacht sein? Und ehrlich gesagt liegt die Antwort nach dem Spielen auch nicht immer sofort auf der Hand.
Ein geisterhaftes Adventure
Wir spielen einen Geist, oder besser gesagt einen guten Geist oder eine Fee, denn gruselig sind wir nicht und unsere Absichten sind keineswegs schlecht. Abseits von Zeit und Raum verharren wir im Jetzt und nehmen unsere Umgebung als Momentaufnahme wahr, in der wir uns - mehr oder weniger - frei bewegen können. In einem Internat lernen wir die Insassen kennen, die uns nicht fürchten und unsere Existenz nur anhand einzelner manipulierter Gegenstände erahnen. Wir sind stiller Beobachter und die Personen im Haus sind für uns nur erstarrte Figuren, deren Gedanken und Gespräche wir anhand von kleinen blauen Kugeln einfangen und wiedergeben können. Haben wir etwas erreicht, so laufen Aktionen in Form von schemenhaften Erinnerungen ab, in dessen Verlauf wir nicht mehr aktiv eingreifen können. Ganz machtlos sind wir aber nicht, denn wir besitzen zwei magische Ringe und eine Uhr. Mit den Gegenständen kontrollieren wir bei Vervollständigung der Geschichte die Zeit. Und wir können sowohl Leben aus organischem Material entziehen wie auch an anderer Stelle wieder einverleiben. Das Leben kann aus einem Strauch Beeren wie auch von einer Person stammen. Zimperlich geht es hier trotz der kindhaften Erzählweise nicht zu.
Ein Märchen mit gebremstem Erzählfluss
Um im Spiel voranzukommen erledigen wir Aufgaben. Wir spielen Streiche, erfüllen Wünsche und ändern am Ende auch den Zeitablauf. Denn als ein Kind einen schlimmen Unfall erleidet kommen wir der Bitte nach, das Ereignis ungeschehen zu machen. Leider haben wir schon im Film "Butterfly Effect" gelernt, dass wir dann nur allzu schnell in einen Wirbel der miteinander verketteten Ereignisse gelangen. Dann macht sich für jede korrigierte Tat eine neue auf, die an anderer Stelle Leid verursacht. Das klingt nach einer durchaus spannenden Story und im Ansatz ist sie das auch. Allerdings verliert die Erzählung bereits an Schwung bevor sie so richtig in Fahrt gekommen ist. Das liegt zum einen an der bedächtigen Erzählweise, bei der wir die Ereignisse nur sehr zeitverzögert präsentiert bekommen. Zum anderen liegt es ganz profan an dem Weg zum Ziel. Denn die Rätsel, wenn man sie so nennen darf, entpuppen sich recht schnell als meist simple Schnitzeljagden, die in bester Oldschool Point´n-Click-Adventure-Manier im Erlangen von Gegenständen am einen Ort und der Verwendung dessen an einem anderen. Leider ist das ganze oft nur stumpfsinnig mit dem immer wiederkehrenden Abklappern der gleichen Räumlichkeiten zu meistern, bei dem sich dann etwas geändert hat. Ein großer Anspruch besteht hier nicht, was beim imposanten Schwierigkeitsgrad des Vorzeigewerks von FromSoftware durchaus verwundert.
Grafik & Sound
Optisch gibt sich die Umgebung recht liebevoll gestaltet, trotz limitierter VR-Auflösung. In jedem Raum gibt es etwas zu entdecken und einzelne Gegenstände wurden detailliert in Szene gesetzt. Im völligen Gegensatz hierzu gibt es aber auch immer wieder simple 2D-Textur-Tapeten zu bestaunen, die für Sträucher und Regale herhalten müssen. Die Figuren wirken etwas puppenhaft, sie bewegen sich ja auch eher selten und wenn meist nur in schemenhafter Darstellung. Dennoch sind die Gesichter recht ansehnlich gestaltet, wovon wir uns dank der VR-Brille aus nächster Nähe überzeugen dürfen. Die Umgebung erkunden wir allerdings nicht in freier Bewegung, sondern teleportieren uns zwischen festgelegten Punkten in Sichtweite. Das mindert Motion Sickness und da man hier einen Geist spielt passt es auch recht gut ins Konzept. Allerdings dürfen wir Punkte nicht überspringen und immer nur den nächstgelegenen anwählen, Anwähl- und Perspektivprobleme inklusive. Einzelne Effekte, wie der Zeitwandel oder der Lebensentzug sind wiederum sehr gut gelungen. Die Stimmen der Protagonisten wirken authentisch und hauchen zumindest Ansatzweise Leben in die Figuren ein.
Das Spiel wurde auf der Playstation 4 Pro getestet. Etwaige technische Unterschiede zu anderen System-Versionen wurden nicht berücksichtigt.
Cover & Bilder © tbd Das Fazit von: Torsten
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