Strategie-Rollenspiele haben auf dem Nintendo DS mittlerweile eine breite Fangemeinde: Für Nachschub sorgt nun Nippon Ichi mit „Disgaea DS“, welches seit der ersten Veröffentlichung auf der PS2 wahren Kultstatus genießt.
Willkommen in der Unterwelt!
Laharl ist der junge Kronprinz der dämonischen Unterwelt Netherworld und hat einige Sorgen: Er hat die letzten zwei Jahre glatt verpennt und da in dieser Zeit sein Vater Krichevskoy verstorben ist, ist nun die Frage, wer den Thron übernehmen soll. Ein paar Dämonen aus der Unterwelt hätten da schon eine Idee. Aber unser junger Prinz hat da seine eigenen Pläne und bemerkt, dass er nur eine Chance auf den Thron hat, wenn er mit seiner Vasallin Etna und anderen Untergebenen (Pinguine!) gegen die anderen Anwärter kämpft. Ihr seht, die Story besteht zum Teil aus klassischen Elementen und aus sehr abgefahrenen Details. Gepaart wird das Ganze dann mit japanischer Manga-Grafik und sehr unterhaltsamen Dialogen.
Battlefield Netherworld
Zu Anfang läuft man etwas orientierungslos in einem Schloss herum. Klar zwei Jahre Schlaf gehen ja auch nicht spurlos an einem vorbei. Man kann sich mit verschiedenen Charakteren unterhalten und von einigen von ihnen kann man sich die Spielewelt in kleinen Tutorials erklären lassen. Meistens geschieht das in Textform, Sprachausgabe gibt es anders als bei Versionen für die anderen Konsolen leider nur selten. Wichtig dabei: Das Spiel ist komplett in Englisch, auch das Handbuch ist nicht eingedeutscht. Das Englisch ist zwar recht einfach gehalten, aber wer nur „Railway Station“ versteht, könnte sich schwertun.
Nach ein paar kleinen Unterhaltungen findet man sich im Tutorial für den Kampf, dem Kernelement des Spiels wieder. Gesteuert wird das Ganze mit dem Stylus oder den DS-Tasten. Mit fortschreitender Spielzeit habe ich mich auf die Tasten-Taktik besonnen, gerade in den Kämpfen ist man damit auf Dauer schneller unterwegs. Mit euren Gefährten (maximal 10 aus über 150 wählbaren) dürft ihr dann rauf aufs Spielfeld und in rundenbasierten Kämpfen auf isometrischen Schlachtfeldern den Bösewichten zeigen, wer hier die Overlord-Hosen an hat. Das Kampfsystem im Detail zu beschreiben würde locker drei Seiten ausfüllen: Es ist sehr komplex, aber in Grundzügen hat man es nach circa einer Stunde drauf. Jeder Charakter kann rundenbasiert verschiedene Aktionen ausführen wie zum Beispiel Angriff, Verteidigung, Werfen oder Items verwenden. Wenn man genügend Gegner über den Jordan geschickt hat, steigt man ein Level auf und erhält dadurch mehr Gesundheit, Angriffskraft und je nach Charakter vieles andere mehr.
Bei einer Schlacht sollte man auch immer auf die Beschaffenheit des Geländes und die Formation der Krieger achten. Wenn euer Gegner zum Beispiel in der Reichweite von mehreren eurer Gefährten steht, dann erhöht sich bei einem Angriff auch die Anzahl der Schadenspunkte, die ihr den Bösewichten zufügt. Die Waffen sind rollenspieltypisch entweder diverse Äxte, Pfeil+Bogen, bloße Hände oder bei Zauberern auch gerne verschiedene Zaubersprüche. Diese Dinge bekommt ihr entweder als Belohnung nach gewonnenen Fights oder könnt sie euch in einem Shop in eurem Schloss kaufen.
Wenn ihr jetzt denkt „Was ist daran jetzt komplex?“, dann möchte ich euch noch die Geo-Symbole kurz erklären. In vielen Kampfarenen gibt es verschiedene farbige Felder mit kleinen Pyramiden-Symbolen darauf. Wenn man diese zerstört, kann das recht unterschiedliche Folgen haben. So kann ein Geo-Symbol zum Beispiel den Nutzen haben, dass der Gegner 50% mehr Angriffsstärke hat, wenn er auf roten Spielsteinen steht. Wenn eure Gegner ausschließlich auf roten Steinen stehen und ihr dieses Symbol zerstört, dann haben eure Widersacher auf einmal schlechte Karten. Es lassen sich auch Kombos arrangieren, da die Zerstörung eines Geo-Symbols auch ein anderes in Mitleidenschaft ziehen kann. Der Vorteil: Je größer die Kettenreaktion, desto größer kann der Schaden für den Gegner werden.
Zeitfresser Item World
Wem die normalen Schlachtfelder nicht genügen (und davon gibt es haufenweise), der kann sich noch in der sogenannten „Item World“ herumtreiben. Die Idee dieser Welt ist wieder einmal sehr nett und ungewöhnlich: Ihr könnt hier sozusagen in eure Items reisen und diese dort durch verschiedene Kämpfe aufwerten. Jeder erfolgreich gemeisterter Level steigert dabei die Eigenschaften. Das es über 100 Level pro Gegenstand gibt, habt ihr die nächsten paar Jahre gut zu tun.
Ein frisches Spielelement ist auch die sogenannte „Dark Assembly“, der Senat der Unterwelt. In diesem könnt ihr Abstimmungen durchführen lassen, ob beispielsweise bessere Ausrüstung im Schloss-Shop verkauft werden oder ob es beim nächsten Kampf Änderungen bei den Erfahrungspunkten gibt. Ihr seht: Langweilig wird es hier nicht so schnell.
Vom Noob zum Experten
„Disgaea“ ist eindeutig das vielschichtigste Spiel, was ich bisher auf dem Nintendo DS gespielt habe. Nach circa 2-3 Spielstunden hat man das Spiel-Prinzip ganz gut verstanden. Wer aufgrund der Komplexität vorher aufgibt, dem entgeht ein außergewöhnliches Strategie-Rollenspiel. Auch nach 10 Stunden Spielzeit entdeckt man noch reihenweise taktische Finessen. Kein Vergleich zu den teilweise frech kurzen Spielzeiten anderer Spiele zum gleichen Preis. Wer den Titel schon auf der PSP oder damals auf der PS2 gespielt hat, der hat keinen besonderen Anreiz, sich den Titel noch einmal zu holen. Exklusiv für die DS-Version wurde aber ein neuer Handlungsstrang zu Etna hinzugefügt. Wer diesen Modus durchspielt, wird mit einem alternativen Ende belohnt.
Grafische Pracht wird einem nur bedingt geboten: Bei Spezialangriffen werden nette Zwischensequenzen gezeigt, die aber leider nicht immer konsequent den zweiten Bildschirm nutzen. Dieser bleibt hier oft einfach unvermittelt schwarz. Bei Kämpfen kann man auch manchmal danke der Vielzahl der dargestellten Charaktere die Übersicht verlieren, aber lieber so, als zu wenig Action und dadurch Langeweile.
Für Multiplayer-Spaß ist übrigens auch gesorgt: Man kann sich entweder in Duellen gegenseitig bekämpfen oder Items mit Freunden austauschen. Die Spielregeln, Feldbedingungen, Sieges- und Verlustbedingungen und vieles mehr könnt ihr dann nach eigenen Wünschen gestalten.
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