Endling - Extinction is Forever
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BEWERTUNG |
28.07.2022 von LorD AvengerEin Spiel, das den Menschen wieder einmal den Spiegel vorhalten wird in ihrem Umgang mit unserer Umwelt. Eine Fuchsmutter kämpft in einer zunehmend lebensfeindlicheren Umgebung um das Überleben ihrer Kinder...
Inhalt
Es ist tiefer Winter und die Füchsin kämpft sich durch Schnee und Kälte, kann nur knapp einem rasenden Auto auf der Straße ausweichen und sich gerade rechtzeitig vor Jägern verstecken, bevor sie endlich ihren Bau erreicht und erschöpft zusammenbricht. Kurz darauf hat sie auch schon ihre Jungen zur Welt gebracht, die schwach und hungrig winseln. Allen Gefahren und Witterungen zum Trotz muss sie also wieder raus und in der vereisten Umgebung nach Futter suchen - jede verbliebene Beere, jede verirrte Maus und jeder gut gefüllte Müllsack können über Leben und Tod entscheiden. Doch nicht etwa die Kälte oder die Futterarmut sind die größte Gefahr für die junge Fuchsfamilie, sondern natürlich die Menschen, die den Bau schnell entdecken...
Offenkundig ist das Spiel eine Sozialkritik an der vorherrschenden Umweltpolitik der Menschheit. Mit einem ironischen Seitenstich beobachten wir die "Care Corp." dabei, wie sie für ihre industrielle Großanlage am Rande des Waldes Bäume abholzen, um während der Produktion von irgendetwas die Luft zu verpesten und den Fluss zu vergiften. Diese schnell voranschreitende Zerstörung aus der Sicht eines Tieres zu erzählen, das ums Überleben seiner Kinder kämpft, ist natürlich ein cleverer Weg, um den Menschen noch deutlicher als Bösewicht darzustellen. Ständig muss die Fauna sich anpassen, weil ihre herkömmlichen Nahrungsquellen verschwinden, ihre Unterschlüpfe zerstört werden oder sich keine Verstecke mehr vor Jägern und Feinden finden lassen. Gleichzeitig stellt das Spiel aber auch sehr schön dar, dass diese Umweltzerstörung nicht nur Folgen in der Tierwelt hat, sondern über kurz oder lang auch den Menschen selbst auf die Füße fällt. Unsere Reise führt uns auch in geradezu postapokalyptisch anmutende Obdachlosen-Camps und lässt uns die Wege kreuzen mit einer Familie, deren dramatische Geschichte man über mehrere Episoden miterleben kann.
Gameplay
Endling ist spielerisch sehr simpel aufgebaut. Wir bewegen uns als Fuchs durch die diversen, verwinkelten Wege des Umlands und suchen nach Fährten, die uns durchs Schnüffeln in Form eines wegweisenden Duftfadens dargestellt werden. Am Ende findet sich meist etwas zu essen, das man mühsam wieder zurück zu seinen Kleinen in den Bau bringen muss. Unterwegs muss man darauf achten, in keine Falle zu tappen oder einem bösartigen Menschen über den Weg zu laufen. Einmalig kann man beidem entwischen, doch danach verhindert ein Humpeln sowohl das Rennen als auch das Überstehen eines weiteren Konflikts. Zudem ist es von Vorteil auf der Suche nach Nahrung so viel wie möglich von der Karte aufzudecken, um gerade für die Rückwege den schnellsten Weg zurück zum Bau zu finden. Denn wenn die Nacht sich dem Ende neigt, sollte man schnellstmöglich zurück nach Hause finden (obgleich ich keine schwerwiegenden Konsequenzen erkennen konnte, wenn man 10 Minuten nach der Deadline noch durch die Gegend streift).
Ist unser Nachwuchs alt und kräftig genug, begleitet er uns auf unseren Raubzügen. Das ist gleichermaßen von Vor- und Nachteil. Zum Einen erlernen die Kleinen in vorgegebenen Situationen an bestimmten Stellen Fähigkeiten und können enorm bei der Nahrungssuche behilflich sein, wenn sie Maden aus Erdlöchern buddeln, sich durch kleine Öffnungen zwängen oder auf Bäume klettern, um Vogelnester zu plündern. Gleichermaßen ist man als Familie aber auch deutlich langsamer und angreifbarer. Da die Beine der Brut noch signifikant kürzer sind als die von Mama Fuchs, kommen sie nicht so schnell hinterher und gerade, wenn man lossprintet, muss man öfter auf sie warten - gerade dann kritisch, wenn man verfolgt wird. Außerdem eröffnen sich auch ganz neue Gefahren, wie Raubvögel, an denen man sich vorbeischleichen muss, da die sich ansonsten die kleinen mundgerechten Füchse schnappen wollen.
Die überwiegende Aufgabe ist und bleibt die Suche nach Nahrung für den hilflosen Nachwuchs. Alle paar Nächte steigt einem aber auch gleich zu Beginn ein ganz besonderer Duft in die Nase, der einen an ein einschneidendes Erlebnis zu Beginn des Spiels erinnert und erforscht werden möchte. Der Fährte folgend findet man dann immer nach und nach drei Gegenstände, deren Beschnüffeln Puzzle-Stücke der vergangenen Vorkommnisse enthüllt. Zusammen mit der kontinuierlichen Zerstörung der Umwelt treibt einen das in neue Gebiete, in denen man auch mehr darüber erfährt, wie die Menschen mit den wechselnden Gegebenheiten zurechtkommen. Dadurch entdeckt man auch ab und zu einen neuen Bau oder Schnellreisepunkte, die freigeschaltet werden, wenn man anderen Tieren hilft.
Grafik
Optisch verfolgt das Spiel einen sehr konturarmen Cartoon-Stil, der sehr ikonisch und auch stimmig wirkt. Durch die Fokussierung auf Farben erkennt man problemlos und doch recht subtil den Wechsel von Jahreszeiten sowie das kontinuierliche Abnehmen von Grünflächen durch Abholzung oder Vergiftung des Waldes. Auch die Menschen sind sehr cartoonig gezeichnet mit typischen Zeichentrick-Silhouetten und durch den geometrisch anmutenden Grafikstil eher detailarm - aber selbst mit diesen eigens auferlegten Limitierungen und ohne Sprache schaffen es die Entwickler immer noch hervorragend ihre Geschichte zu erzählen, Emotionen zu transportieren und die Fuchskinder so verdammt süß aussehen zu lassen. Cover & Bilder © 2022 HandyGames™. All RIghts Reserved. Das Fazit von: LorD Avenger
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