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Fantasy Filmfest Nights - Der Sonntag

Genre: Filmfestival

Fantasy Filmfest Nights - Der Sonntag   22.03.2015 von Beef Supreme

Fantasy Filmfest Nights – Der Sonntag

 

Und weiter geht’s mit dem zweiten Teil dieses kleinen Specials anlässlich der diesjährigen Fantasy Filmfest Nights. Nach viel zu wenig Schlaf schleppte ich also meinen Fastfood-gemarterten Körper wieder in die schummrigen Hallen des Stuttgarter Metropol-Kinos, um weitere zehn Stunden unwiederbringliche Lebenszeit vor der Leinwand zu verbringen. Lasset den Sonntag beginnen. Und wer den Samstag noch einmal Revue passieren lassen will, klickt hier.

 

Automata

Den Anfang des zweiten Tages macht ein dystopischer Sci-Fi-Thriller mit Antonio Banderas in der Hauptrolle. Die Zukunft der Menschheit sieht düster aus, wenn auch nur im übertragenen Sinne. Im Jahre 2044 hat die Sonne noch eine Schippe drauf gepackt und grillt die Erdoberfläche, sodass weite Teile aufgrund von Radioaktivität und Hitze unbewohnbar werden. Aber so einfach lässt sich die Menschheit nicht ausrotten und entwickelt sogenannte Automatas, Roboter, durch deren Hilfe der Planet wieder bewohnbar gemacht werden soll. Die Automatas unterliegen zwei Protokollen, die dem Schutz der atmenden Erdenwandler dienen. Einerseits darf keinem Menschen Schaden zugefügt werden, andererseits dürfen sich die Roboter selbst nicht verändern, weder verbessern noch reparieren. Jacq Vaucan (Banderas), Versicherungsagent in Sachen Fehlverhalten von Automatas, wird damit beauftragt, in Fällen zu ermitteln, in denen das zweite Protokoll verletzt wurde. Während seinen Ermittlungen stößt Vaucan auf weit mehr, als nur nachjustierte Kniegelenke und festgezogene Schrauben.

 

Wieder mal ein sehr ruhiger Einstieg in den Tag und wieder mal müssen Horrorelemente draußen bleiben. Automata erinnert von der Bildsprache her streckenweise an Blade Runner. Heruntergekommene Städte, eine kaputte Gesellschaft und Roboter fürs Grobe bestimmen den Alltag in den wenigen abgeschirmten Städten, in denen noch Leben möglich ist. Banderas ist quasi in jeder Einstellung des Films zu sehen und liefert eine mehr als ordentliche Performance ab. Co-Star hier ist auf alle Fälle die Effekte-Abteilung, die aus ihren begrenzten Mitteln wahrlich Zucker für die Augen gezaubert haben. Die Automatas sehen richtig klasse aus und die Effekte überzeugen auf ganzer Linie. Der Film an sich hat jedoch so seine Probleme. Trotz interessanter Grundidee, also Roboter, die Bock auf Leben anstatt nur auf Existieren haben, ist der Film stellenweise sehr langatmig geraten. Ist die eindrucksvolle erste halbe Stunde erstmal vorbei, verliert der Film massiv an Tempo und weiß nicht so recht, wohin mit seiner Zeit. Schade eigentlich, denn Banderas liefert ordentlich ab, der Film sieht richtig gut aus und anfangs machte es den Anschein, als ob hier ein richtig guter Sci-Fi-Thriller ums Eck schielte. Leider machen die voraussehbare Handlung, die zu ruhige Inszenierung und das lahme Ende mehrer Striche durch diese Rechnung.

MEINE WERTUNG: 5/10

 

 

Cub

So, endlich Zeit für Horror, gab’s bisher viel zu wenig. In Cub dreht es sich um eine belgische Pfadfindertruppe, die Bock auf Waldcamping hat. Um den Kurzen etwas Angst einzujagen, denken sich die Gruppenleiter eine Geschichte über Kai das Monster aus. Als im Lager seltsame Dinge geschehen, glaubt Sam, Vollzeit-Problemkind, dass es Kai war, wofür er von seinen Freunden ein paar Erziehungsschellen kassiert. Aber er sollte Recht behalten. Und Kai ist nicht allein.

 

Die erste richtige Überraschung auf dem diesjährigen Filmfest. Ich hatte schon meine Zweifel, wieviel Horror sich aus einer Truppe Kinder herausquetschen lassen würde, da Leinwandtode von Kindern immer problematisch sind. Aber Cub lässt sich da nicht lumpen, und serviert hier eine nette kleine Schlachtplatte, die man am besten als ‚Kevin allein im Wald‘ in Erwachsenenversion bezeichnen könnte. Der Wald ist nämlich gespickt mit Fallen, netten kleinen Ideen für unvorsichtige Besucher und sorgt für fantastische Stimmung, wenn die Ersten endlich draufgehen. Das dauert zwar etwas, da in der ersten Hälfte fast nur Lagerleben gezeigt wird, aber auch das macht richtig Spaß, denn Kinder können so richtige Drecksäcke sein, wenn sie jemanden zum Mobben gefunden haben. Cub macht von Anfang an richtig Laune und zeigt, dass man auch mit Kindern seinen Spaß haben kann. Leider ist das Ende ziemlich vorhersehbar und wirkt stark konstruiert, was den Gesamteindruck etwas schmälert.

MEINE WERTUNG: 8/10

 

 

German Angst

Zu meinem tiefsten Bedauern musste ich den einzigen deutschen Beitrag traurigerweise ausfallen lassen, da auch ich auf die leidige Nahrungsaufnahme angewiesen bin. Ich bitte, mir diese Schwäche nachzusehen und entschuldige mich in aller Form.

 

 

Lazarus Effect

Frisch gestärkt geht es in den vorletzten Film der diesjährigen Nights. Lazarus Effect handelt von einer Gruppe Wissenschaftler geführt von Frank und seiner Frau Zoe, die mithilfe eine Serums den Tod bescheißen will. Nach vielen Rückschlägen schaffen sie es, einen Tiefkühlhund dauerhaft dem Reich der Toten zu entreißen, jedoch verhält er sich sehr seltsam, was sich niemand erklären kann. Als all ihre Forschungsergebnisse von einem Pharmakonzern requiriert werden, forschen die Wissenschaftler auf eigene Faust weiter. Bei einem Unfall stirbt Zoe, doch Frank findet das nicht so toll und pumpt sie mit dem Serum voll. Erfolgreich, denn sie erhebt sich wieder von den Toten und all ihre Wunden sind geheilt. Was eigentlich ein Wahnsinnsfortschritt ist, entwickelt sich zu einem Alptraum, denn die gute Frau ist jetzt ziemlich mies drauf. Und mit übermächtigen telekinetischen und telepathischen Fähigkeiten ausgestattet.

 

Lazarus Effect gehört zu den Streifen, über die man nicht zu viel nachdenken sollte, wenn man damit seinen Spaß haben will. Ein ominöses Serum, das Tote wieder erweckt und ihnen übernatürliche Fähigkeiten verleiht, ist schwer mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu erklären. Das versucht der Film auch gar nicht, weswegen die Begründung für Zoes Psychoskills in einem lapidaren Halbsatz über Hirnleistung abgefertigt wird. Damit vermeidet er es tunlichst, hier zu tief in die Materie einzusteigen. Und um zu erklären, warum Zoe nach ihrem Tod so grantig ist und alles umlegen will, wildert der Film so ziemlich überall. Ein bisschen Mystik hier, ein paar Traumata da, Schuldgefühle und wissenschaftliche Halbwahrheiten zum Abrunden und schon ist der Blutdurst gerechtfertigt. Nicht, dass es mich großartig gestört hätte, aber etwas plausibler hätten der Ablauf und die Motivation für Tod und Verderben schon sein können. Es bleibt ein handwerklich ordentlich gemachter Horrorstreifen, der mit vielen Jump Scares arbeitet, von denen aber fast alle vorhersehbar sind. Ich hatte durchaus meinen Spaß mit Lazarus Effect, weil mir die düstere Atmosphäre und die aussichtslose Situation zugesagt haben. Dennoch schöpft der Film nicht sein volles Potenzial aus, weswegen er sich nur im guten Mittelfeld bewegt. Kann man anschauen, muss man aber nicht.

MEINE WERTUNG: 6/10

 

 

The Guest

Fast überstanden, ein Film noch, dann ist der Drops und das Wochenende gelutscht. Jetzt noch einmal richtig loslegen, bitte. Und so soll es auch geschehen. The Guest lässt es nochmal so richtig krachen, bevor sich der Vorhang schließt - aber der Reihe nach.

 

Die Stevensons sind recht geknickt. Ihr ältester Sohn ist in Afghanistan gefallen und seither ist die Stimmung gar betrüblich. Eines Tages steht plötzlich David vor der Tür und behauptet, ein Kamerad des Sohnes gewesen zu sein. Mit seiner charismatischen Ausstrahlung erschleicht er sich schnell Obdach und macht sich zügigst zum besten Freund der gesamten Familie. Plötzlich scheint alles zu laufen, der introvertierte Sohn kriegt in der Schule nicht mehr auf die Fresse und Papa Stevenson bekommt eine Gehaltserhöhung. Nur Töchterchen Stevenson macht Stress, da sie dem Braten nicht traut. David ist so cool, dass es nicht wahr sein kann.

 

Ein mehr als würdiger Abschluss der diesjährigen Nights. Das Kreativduo Simon Barret und Adam Wingard liefern nach dem gelungenen You’re Next ihren nächsten Kracher ab, der so richtig die Stimmung hebt. In The Guest vermischen sie das Beste aus Action, Thriller und Slasher zu einem wahren Fest für die Sinne, der mich keine Sekunde bereuen hat lassen, dass ich bis zum Schluss ausharrte. Stylische Actionsequenzen wechseln sich gekonnt mit starken und gut eingestreuten ruhigeren Passagen ab, die kontinuierlich die Spannung aufbauen, bis hin zu dem richtig starken Finale, in dem nochmal jede Bleispritze durchgeladen wird. Der mir bis dato unbekannte Dan Stevens als vermeintlicher Soldat David zelebriert hier die Definition des Wortes ‚Badass‘ und gibt wohl einen der coolsten und sympathischsten Killer der letzten Jahre. Wenn ich tatsächlich meckern wollte, könnte ich mich darüber beschweren, dass The Guest etwas zu wenig Hintergrund und Erklärung abliefert, was angesichts der Qualität dieses Machwerks aber kaum ins Gewicht fällt. Klare Empfehlung an alle, die mal wieder Bock auf eine anständige Portion Badass Action haben.

MEINE WERTUNG: 9/10


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

So, das war’s von den Fantasy Filmfest Nights 2015. Ich wurde ordentlich bespaßt und habe ein paar nette Überraschungen serviert bekommen. Subjektiv fand ich den Sonntag etwas besser als den Samstag, wobei sich beide Tage ihre richtigen Kracher in Form von Wyrmwood und The Guest bis ganz zum Schluss aufgehoben haben. Hat es sich gelohnt? Auf jeden Fall. Die zwei genannten Filme allein waren es wert, sich zwei Tage in einem stickigen Kinosaal um die Ohren zu schlagen. Aber auch der überraschend gelungene Cub hat mich begeistert. Totalausfälle gab’s am Sonntag keine, obwohl man beachten muss, dass German Angst nicht in diese Einschätzung einfließt. Verdammter Stoffwechsel. 


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