Gilmore Girls - Ein neues Jahr

Gilmore Girls - Ein neues Jahr

Originaltitel: Gilmore Girls: A Year in the Life
Genre: Serie
Regie: Amy Sherman-Palladino • Daniel Palladino
Hauptdarsteller: Lauren Graham • Alexis Bledel • Scott Patterson
Laufzeit: DVD (340 Min) • Streaming (340 Min)
Label: Warner Home Video
FSK 12

Gilmore Girls - Ein neues Jahr   21.12.2017 von LorD Avenger

Knapp zehn Jahre sind in Kleinstadt Stars Hollow vergangen, seitdem Rory Gilmore (Alexis Bledel) ihren Abschluss in Yale gemacht hat und als Reporterin in die weite Welt hinaus zog. Während Rory dabei von den Unwägbarkeiten des Journalismus im digitalen Zeitalter davon abgehalten wurde, wirklich sesshaft zu werden, haben sich die Dinge in Stars Hollow für ihre Mutter Lorelai (Lauren Graham) sehr stetig fortgesetzt. Diese unterschiedlichen Lebensweisen haben dazu geführt, dass die beiden Gilmore Girls nicht mehr so eng verbunden sind, wie bisher...

Zugegeben, aus eigenen Stücken hätte ich Gilmore Girls nicht einmal mit der Greifzange angepackt. Allein jedes einzelne Cover schreit schon in kreischenden Lauten "Mädchen-Serie", ebenso die beiden Hauptdarstellerinnen sowie die Handlung ohne jegliche Schießereien, Monster oder rasante Verfolgungsjagden. In Vorbereitung auf die neue Staffel nutzte meine Freundin - ihres Zeichens Mädchen/Frau - daher auch die letzten Wochen ausgiebig, um ihre wohligen Kindheitserinnerungen der 7 Staffeln aufzufrischen, die von 2000 bis 2007 gedreht wurden. 153 satte Folgen... und auch wenn ich abgesehen von der letzten Folge keine wirklich aktiv mitgeschaut habe, so ist doch eine ganze Menge hängen geblieben. In erster Linie die endlosen Monologe der beiden Hauptfiguren, die mir tierisch auf den Sack gegangen sind, so clever geschrieben sie auch sein mochten... Nichts desto trotz, eine Reunion nach fast einem Jahrzehnt mit angeblich sämtlichen Originaldarstellern? Angestoßen von Netflix? Das machte mich doch neugierig genug die neue Staffel mit anzusehen und für alle bangenden Fans: Vor diesem Review habe ich mir ausreichend Feedback von meiner Freundin, dem Gilmore Girls-Fan schlechthin, eingeholt, um auch eine repräsentative Meinung wiederspiegeln zu können.



Ein neues Jahr umfasst lediglich vier Folgen, diese wurden allerdings in Spielfilmlänge gedreht, also ähnlich der Struktur einer Staffel Sherlock. Funktionieren tut das auch ganz gut, denn die Folgen wirken selten in irgendeiner Form gestreckt und der thematische Wechsel der Jahreszeiten von Folge zu Folge bringt nicht nur gehörig Abwechslung rein, sondern bildet gute nachvollziehbare Trennlinien. Was das Wiedersehen mit den Figuren angeht - als ich Lauren Graham wiedersah, war mein erster Gedanke: "Whoa, Mädchen, lass noch ein bisschen Botox für die anderen übrig." Sie muss sich in den letzten Jahren ordentlich mit asiatischem Glattmacher gespritzt haben, so verengt und langgezogen ihre Augen jetzt sind. Alexis Bledel hingegen sieht immer noch aus wie eine 12-Jährige und auch die meisten anderen Charaktere, bzw. Darsteller haben sich kaum geändert. Einzige Ausnahmen natürlich: Die beiden Männer, die nach Gilmore Girls richtig durchgestartet sind. Milo Ventimiglia, für mich auf ewig die lästige Hauptfigur aus Heroes und, ganz klar, Jared Padalecki, der Sam Winchester aus meiner absoluten Lieblingsserie Supernatural. Genau wie die inzwischen zum Kinostar erwachsene Melissa McCarthy haben alle nur wirklich mickrige Gastrollen, aber dass Netflix offenbar alles daran gesetzt hat hier wirklich den gesamten Originalcast zusammenzutrommeln, finde selbst ich als Nicht-Fan herzerwärmend großartig.



Einzig nicht mehr mit ins Boot holen ließ sich leider Edward Herrmann, der Rorys Großvater in der Serie gemimt hat. An den Folgen eines Hirntumors starb der Darsteller Silvester 2014 und die neue Staffel nutzt diesen Umstand nicht nur als Tribut an ihn, sondern auch gleich als Aufhängung für nahezu die gesamte Handlung. Eigentlich hat sich wirklich nicht viel geändert, denn wie schon in den sieben Staffeln zuvor, eckt Lorelei auch weiterhin bei jeder Gelegenheit mit ihrer verwitweten Mutter an und Rory ist trotz erfolgreichem Studienabschluss an einer Eliteuni auch 10 Jahre später noch auf einem Selbstfindungstrip ohne Erfolgsaussichten - und über allem scheint der Geist von Richard Gilmore zu schweben. Und das nicht nur in den umfangreichen surrealen Sequenzen, die zwar großartig umgesetzt wurden, dafür die Unterscheidung zwischen Traum und Realität erheblich erschweren.

 

Die DVD-Veröffentlichung für Zuhause von Warner hingegen ist absolut enttäuschend. Allen voran, weil lediglich eine DVD und keine BluRay-Version erscheint, was sich deutlich an der farbarmen und kriseligen Bildqualität wiederspiegelt. Die zweischichtigen DVDs haben auch die typische kurze Unterbrechung eingebaut, so blieb aber immerhin genug Platz für die hervorragende deutsche, sowie die originale englische Tonspur. Größtes Manko ist aber definitiv das Fehlen von Bonusmaterial, worauf Fans sich wohl am meisten gefreut haben - nicht einmal ein einsames Interview oder läppisches Outtake-Video hat man den Folgen beigelegt. Hier hat man sich wirklich nirgendwo irgendeine Mühe gegeben, denn selbst das DVD-Cover mit den schockierend niedrigauflösenden Bildern wirkt wie in einem Amateur-Bildbearbeitungsprogramm zusammengewürfelt und die Innenseiten wurden weiß gelassen, so als hätte man es sich auf einem alten Farbdrucker selbst ausgedruckt...



Cover & Bilder © www.sofahelden.de


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Persönlich empfand ich die neue Staffel als gelungene Fortsetzung mit demselben Muster, derselben Stimmung und hilfreicherweise auch denselben Schauspielern mit ihren originalen Synchronstimmen (soweit ich sagen konnte mit Ausnahme von Emily Gilmore). Meine Freundin hingegen, der wahre Fan der Serie, sah das Ganze etwas differenzierter. Wirklich den Nagel auf den Kopf getroffen hat lediglich Folge 4, denn bis dahin versuchten alle Episoden geradezu satirisch lustig und sketchig zu sein - sicherlich kein schlechter Ansatz für eine Serie, die sich nie komplett ernst nahm, aber natürlich auch ein Handlungsbremser - und schließlich sind es nur 4 Folgen und die Fans wollen was sehen! Was sie zu sehen bekamen ist aber wohl das Hauptproblem - zwar läuft es für Lorelai so rund, wie man es sich nur für sie wünschen konnte, aber Rory ist ein absoluter Dorn im Auge. Die vielversprechende Einser-Studentin hat das Leben immer noch nicht begriffen und verhält sich mit 30 Jahren immer noch wie ein unentschlossener Teenager, der vorne und hinten nicht weiß, was er eigentlich will - sowohl beruflich, als auch in der Liebe und in ihrer nicht vorhandenen Wohnsituation. Kurzum - und auch von Fans so bezeichnet - ein Loser. Eine nicht nachvollziehbare Entwicklung für eine emanzipierte, studierte junge Frau wie Rory.

 

Alles in allem merkt man auf jeden Fall die unzähligen Parallelen zur Serie und die ursprünglichen Macher hinter den Folgen, die bestens über die Materie Bescheid wussten. Immer wieder freute sich meine Freundin über Anspielungen, die so tief in die Fan-Liebe hineinreichen, dass ich sie vom Zuhören mit einem Ohr nie auch nur im Ansatz aufschnappte und gegen Ende der letzten beiden Folgen flossen auch mehr als ein paar emotionale Tränen, untermalt von alter Originalmusik. Wahrscheinlich rührt auch hier die Bewertung her, die ich dieses Mal ihr überlassen habe, obgleich sie meint, dass die Serie ohne diese Fortsetzung eine rundere zufriedenstellendere Sache gewesen sei. Wie sie und andere Fans wohl reagieren, wenn es jetzt noch weiter geht? Eine weitere Fortsetzung ist offenbar nicht ausgeschlossen...


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