Greatest Showman
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BEWERTUNG |
14.05.2018 von LorD Avenger
P.T. Barnum kommt aus ärmlichsten Verhältnissen, erkämpft sich aber mit Einfallsreichtum und unerbittlichem Willen seine Träume - einer davon ist, einen Zirkus zu gründen...
Die Ankündigung des Projekts The Greatest Showman fand bereits 2009 statt mit Hugh Jackman als gesetztem Star. 2011 folgte der bisher primär für Werbungen und Musikvideos zuständige Regisseur Michael Gracey und 2013 schließlich das Musiker-Duo Pasek and Paul, für die der Film ebenfalls ein Hollywood-Durchbruch ist. All diese Zeit bis zur Veröffentlichung 2018 arbeitete die wachsende Zahl von Beteiligten mit Herzblut daran, das filmische Musical auf die Beine zu stellen und perfekt zu machen, bevor sie damit schließlich bei einem Studio vorstellig wurden. Eine schöne Geschichte und gewaltige Stimmen zu umwerfenden Songs überzeugten schnell und ebneten den Weg für die Verfilmung von P.T. Barnums Geschichte, um dessen Zirkusgründung.
Vom Gossenjungen zum Superstar
Der Film beginnt mit einem Knall vom Feinsten und verfehlt damit in keinsterweise den Effekt, den Regisseur Michael Gracey laut eigener Aussage dadurch bezwecken wollte: Die Leute sollen ihr Popcorn weglegen, aufsehen und vom ersten Moment an gefesselt sein. Der fetzige Titelsong "The Greatest Show" schlägt ein wie Queens "We Will Rock You", bereitet dem Zuschauer direkt wohlige Gänsehaut und lässt ihn instinktiv mitwippen, wenn nicht sogar energisch mit dem Fuß zum Takt aufstampfen. Dann tritt Hugh Jackman in seinem ikonischen Zirkusdirektorenkostüm aus dem Schatten der Tribünen und startet die wilde, aufsehenerregende Vorführung, während er selber gekonnt singt und nicht nur die Zuschauer im Zirkus in seinen Bann zieht. Nachdem die Aufmerksamkeit reihum nun aber gesichert ist, verliert der Song an Schwung, Farben und Lichter verblassen, Jackman wird immer leiser und bevor er komplett im Dunkel verschwindet, wechselt die Szene in die Vergangenheit zu seinem Charakter P.T. Barnum als Kind, der von Reichtum, Erfolg und der hübschen, adligen Tochter aus einer anderen Welt träumt. Da Barnum aber nicht nur ein Träumer, sondern auch ein Macher ist, gibt er trotz aller Rückschläge nie auf und macht das Unmögliche Mal für Mal aufs Neue möglich. Neben der Unterstützung seiner Jugendliebe und ihren beiden Töchtern, hat Barnum seinen Erfolg schließlich nicht nur seinem Talent als Showman und Marketingass zu verdanken, sondern der Gruppe von außergewöhnlichen Menschen, die die Massen gleichermaßen schockieren wie faszinieren. Die bärtige Lady, der Riese, eine Albino-Frau und weitere Kuriositäten locken immer mehr neugierige Zuschauer in sein zum Zirkus werdendes Museum.
Ein ganzes Album voller Ohrwürmer
Allen voran lebt der Film natürlich von seiner wirklich umwerfenden Musik. Die lediglich 9 Songs haben alle Ohrwurm-Garantie, übertreffen das meiste, das seit Jahren in unseren Charts läuft und sollten spätestens nach dem Film in jeder regelmäßigen Playlist Zuhause auftauchen. Neben dem pompösen und fast schon rockigen Auftakt gibt es noch einige weitere musikalische Höhepunkte, die einfach Spaß und gute Laune bereiten, wie das zusätzlich noch brilliant choreografierte Duett "The Other Side" zwischen Hugh Jackman und Zac Efron in einer Bar oder dem Song "This Is Me", bei dem alle "Freaks" mitsingen und der das Studio schließlich überzeugte mit einzusteigen. Ganz davon abgesehen, dass auch diese Lieder reich an Text und Botschaft sind, hat der Film auch ruhigere, romantischere Nummern zu bieten, wie "A Million Dreams" und "Rewrite the Stars", das problemlos mit jedem berühmten Disney-Song mithalten kann und dass ich vom ersten Moment an auf meiner eigenen Hochzeit haben wollte (lustigerweise macht RTL derzeit genau mit diesem Lied Werbung für die Hochzeit von Englands Prinz Harry und Meghan Markle aus Suits).
Schnelle Zeitreisen zum Mitsingen
Weiter schindet Greatest Showman Eindruck damit, dass der Regisseur trotz seiner dünnen Filmerfahrung viele Kollegen problemlos abhängt. Das Tempo, das der Titelsong vorlegt wird beibehalten und führt einen ohne jegliche Durststrecken durch den Film, hetzt gleichzeitig aber auch nicht. Stattdessen nutzt man die Musical-Einlagen unfassbar geschickt als Zeitraffer und Übergänge. Während der Titelsong nahtlos und mit einer einzigen Einstellung vom erreichten Traum in die Kindheit mit sämtlichen noch offenen Träumen wechselt, erzählen die dreieinhalb Minuten von "The Other Side" die komplette Geschichte von Zac Efrons Charakter, seinen Verhandlungen mit P.T. Barnum, seinem Kennenlernen des Zirkus' und seinem Verlieben in den Star der Manege - alles nahtlos, fließend und ohne, dass man irgendetwas vermisst. Überhaupt hat der Film ganz großartige Übergänge und optische Tricks parat, die fast so beeindruckend wie die musikalische Untermalung sind.
Ein Team, das mit dem Herzen dabei war
Und Last but not Least lebt natürlich alles davon, dass sämtliche Beteiligte mit vollkommenem Herzblut dabei sind. Seien es die beiden jungen Musiker Pasek & Paul, die zu einer Deadline hin sogar im Flieger noch Meisterwerke komponierten, Regisseur Michael Gracey, der unnachgiebig nach Perfektion strebte, einem Hugh Jackman, der 9 Jahre für den Film kämpfte und trotz einem Verbot seines Arztes beim Studiotermin sang, wodurch die Nähte seiner Hautkrebsbehandlung aufrissen und bluteten und schließlich noch Keala Settle, die eigentlich so introvertierte Frau, die mit ihrer Stimme das ganze Team in Wallung brachte, das Studio vollends überzeugte und sich damit überraschenderweise sogar selbst auf die Leinwand verfrachtete. Nicht nur der Film erzählt also die Geschichte eines Träumers, der sich ganz nach oben durchkämpft, lauter solcher Geschichten verbergen sich quasi auch im Making Of.
Gutes Stichwort, denn die Leidenschaft und Liebe für den Film merkt man nicht zuletzt im sehr umfangreichen Bonusmaterial, das nicht nur die Standardfloskeln von ein paar Beteiligten einholt, sondern mit tatsächlichen Aufnahmen der Crew aus den 9 Jahren aufwartet. Die Auftritte vor dem Studio zum Pitchen, die Vorstellungen der Komponisten ihrer aktuellen Versionen, das Trainieren von Gesang und Choreografie... alles wird aufgedeckt, dokumentiert und ist dabei fast genauso spannend und emotional wie der Film - tatsächlich ist es das erste Bonusmaterial, bei dem ich Tränen in den Augen hatte. Freudentränen - denn allein das gesamte Team beim Studiopitch zu sehen, wie es auf Stühle und Tische klettert und aus voller Kehle mitsingt, während Keala Settle "This Is Me" performt (übrigens für einen Oscar nominiert gewesen) ist einfach nur mitreißend und schlichtweg schön. Cover & Bilder © www.sofahelden.de Das Fazit von: LorD Avenger
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