Hard Kill

Hard Kill

Originaltitel: Hard Kill
Genre: Action
Regie: Matt Eskandari
Hauptdarsteller: Jesse Metcalfe
Laufzeit: DVD (95 Min) • BD (98 Min)
Label: EuroVideo
FSK 16

Hard Kill   08.05.2021 von Dan DeMento

Man muss sich damit abfinden: Die Zeiten, da der Name Bruce Willis für erstklassige Action-Unterhaltung stand, sind endgültig vorbei. Frisch auf dem Heimkinomarkt ist jetzt Hard Kill, und wir haben uns angesehen, ob dieser Streifen den Untergang des ehemaligen Helden weiter zementiert oder ein lang ersehnter Lichtblick ist.
 
Inhalt:
 
Zusammen mit seiner Tochter Eva (Lala Kent) hat Tech-Millionär Donovan Chalmers (Bruce Willis) eine Künstliche Intelligenz entwickelt, die alles in den Schatten stellt. Leider ist diese Technologie - zusammen mit Eva - einem Extremisten in die Hände gefallen, der nur als Der Prediger (Sergio Rizzuto) bekannt ist. Glücklicherweise kennt nur Chalmers den Code zur Aktivierung der KI, weswegen er zum Schutz vor dem Prediger den Söldner Derek Miller (Jesse Metcalfe) und sein Team engagiert. Die übernehmen zwar eigentlich keine Babysitter-Jobs, akzeptieren aber, da sie selbst noch eine Rechnung mit dem Prediger offen haben. Doch dann bricht Chalmers die Vereinbarung und Schützer wie Beschützter sehen sich unvorbereitet, so gut wie unbewaffnet und in der Unterzahl in einer leerstehenden Fabrik dem Prediger und seiner Privatarmee gegenüber...
 
Eines zumindest kann man Hard Kill wirklich nicht vorwerfen: Es wird kein einziges Klischee ausgelassen. Die Checkliste für Actionfilme wird mit beamtengleicher Konsequenz abgearbeitet: Zuerst haben wir einen vollkommen willkürlichen MacGuffin, also einen Grund für die ganze Misere, hier eine revolutionäre KI namens "Projekt 725", deren Funktion oder Gefahr aber nicht genauer ausgeführt wird. Einzig Bruce Willis äußert einmal trocken, ihr Wirken in den falschen Händen wäre "schlecht für alle". Dann haben wir eine Bande harter Kerle - und eine harte Frau - die sich gegenseitig kameradschaftliche Knuffe geben und sich abwechselnd alte Armeestories und markige Einzeiler zurufen. Darauf folgt die melodramatische Ansprache des Bösewichts, der eigentlich nur die Welt verbessern will, und die ebenso melodramatische Treuebekundung des Teams an den kurz an sich selbst zweifelnden heroischen Anführer. Gewürzt mit einer budgetschonenden verlassenen Fabrikhalle im Nirgendwo und einer Menge Waffen, die, egal wie groß, grundsätzlich weder einen Rückstoß verursachen, noch nachgeladen werden müssen. Den obligatorischen Plottwist kurz vor dem Grande Finale wollen wir aus Fairnessgründen einmal unkommentiert lassen, aber auch der ist so vorhersehbar wie abgekupfert.
 
"Ist das alles erst vorüber, wirst du mein Handeln verstehen" ist einer der ersten Sätze, die Der Prediger verlauten lässt. Leider hält Hard Kill dieses Versprechen nicht annähernd und es ist eigentlich beeindruckend, wie viele Logikfehler und offene Fragen sich in einer so dünnen Story unterbringen lassen. So bleibt die Funktion der KI genauso ungeklärt wie die Verbindung der beiden Ex-Soldaten oder was der Prediger eigentlich genau vorhat. Dazu kommen Fragen wie "Wenn ich mich selber schützen möchte, warum locke ich meine Beschützer unvorbereitet in eine Schlacht, wenn ich sie in der selben Zeit mit Waffen oder zumindest einem Gebäudegrundriss hätte versorgen können?" Aber gut, man schaut einen Actionfilm ja jetzt nicht primär der ausgeklügelten Handlung wegen.
 
Doch auch die Figuren überzeugen nicht wirklich. Der Prediger soll wohl charismatisch wirken, man hat aber eher den Eindruck, dass er Probleme hat, sich seinen Text zu merken, oder recht dringend auf die Toilette muss. Sein Gesicht schmückt ein permanent verkniffen-konzentrierter Ausdruck, der sich auf seine gesamte Gestik und Körperhaltung auswirkt. Ihm gegenüber steht Jesse Metcalfe, der seine Sache zwar ganz ordentlich macht, aber zu offensichtlich nicht der knallharte Söldner ist, den er hier spielen soll. Daran ändert auch der taffe Vollbart nichts. Das letzte Mal, als man von Metcalfe wirklich etwas gehört hat, war er noch Gärtner bei den Desperate Housewives. Und das ist immerhin 17 Jahre her.
 
Bruce Willis dagegen ist offensichtlich nur dabei, um die Verkaufszahlen von Hard Kill etwas in die Höhe zu treiben. Das ist schade, denn soweit man das anhand seiner wenigen Sätze erkennen kann, spielt er immer noch sehr gut und er ist der einzige, bei dem die Coolness nicht komplett aufgesetzt wirkt. Da fragt man sich doch, was passiert ist, dass den Abstieg von Die Hard zu Hard Kill rechtfertigt. Allein der körperliche Verfall - immerhin ist der gute Mann mittlerweile auch 66 Jahre alt - kann es nicht sein, denn Willis bewies in Filmen wie The Sixth Sense längst, dass er mehr kann als ballern.
 
Nach Trauma Center und Survive the Night ist das schon die dritte Zusammenarbeit von Regisseur Matt Eskandari mit Bruce Willis. Nachdem auch die anderen beiden keine besonderen Kracher waren, fragt man sich langsam, welches dunkle Geheimnis Eskandari von Willis kennen mag, dass er ihn immer wieder zum Mitmachen überreden kann. Das Making Of gibt einen kleinen Hinweis auf den möglichen Grund: Team und Schauspieler erwähnen übereinstimmend - neben der unglaublichen Ehre, mit so einer Legende zu arbeiten - dass Bruce Willis "sehr gerne improvisiert" und "man nie genau weiß, was er als nächstes sagen wird". Außerhalb der freundlichen Umgangsformen unter Schauspielern deutet das schon recht stark auf einen Darsteller hin, der sich entweder seinen Text nicht merken kann, und/oder das Drehbuch gerne nach seinen Vorstellungen spontan umschreibt. Wenn die "großen" Regisseure das irgendwann nicht mehr mitmachen, dann landet man eben bei Matt Eskandari.
 
Abschließend ist Hard Kill zwar kein Totalausfall, aber eben auch nicht mehr als etwas unmotiviertes Geballer über einer sehr dünnen Story mit vollkommen austauschbaren Darstellern. Für Actionfans, die dringend Nachschub brauchen, ist der Film okay, einen Meilenstein der Filmgeschichte sollte man aber nicht erwarten. Was den Film vor der totalen Nichtigkeit bewahrt, ist, dass Bruce Willis auch mit nur zehn Zeilen Text, fünf Minuten Screentime und nur fünf abgegebenen Schüssen eine extrem coole Sau ist.
 

Bildergalerie von Hard Kill (5 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Man sieht der Produktion ihr überschaubares Budget durchaus an, trotzdem ist der Look in Ordnung und Bild und Ton ohne Fehler und Störungen. Der Soundtrack ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber gut abgemischt und klar getrennt von Action und Dialogen, die in Originalfassung wie deutscher Synchro sauber und gut verständlich sind. An Bonusmaterial bietet die Scheibe den Trailer des Films und ein kurzes Making Of.


Cover & Bilder © EuroVideo Medien GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Ganz ehrlich, ein Meisterwerk hat wohl niemand, der mit dem Namen Matt Eskandari etwas anfangen kann, erwartet. Und so ist auch Hard Kill ein Actioner von der Stange ohne große Überraschungen, aber auch ohne große Enttäuschungen. Gut eineinhalb Stunden Geballer, dürftige Dialoge, Blut, Schweiß und Muskeln, für den Harcore-Actionfan also alles, was sein muss. Einzig wer einen "echten" Bruce Willis Film erwartet, dürfte herb enttäuscht werden. Im Moment ist Bruce Willis noch kein Steven Seagal, weil auf fünf Hard Kill immer noch ein R.E.D. oder Glass kommt, der das Ruder herumreißt. Aber langsam sollte er bei der Wahl seiner Rollen wieder ein wenig wählerischer werden.


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