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Horsehead

Originaltitel: Horsehead
Genre: Horror • Fantasy
Regie: Romain Basset
Hauptdarsteller: Lilly-Fleur Pointeaux
Laufzeit: DVD (92 Min) • BD (93 Min)
Label: Alive
FSK 18

Horsehead   04.07.2015 von Beef Supreme

Der Traum, eine Begleiterscheinung des allnächtlichen Schlafes. Jeder Mensch träumt, auch wenn er sich tags darauf an nichts mehr erinnern kann. Und nicht jeder Traum ist entspannt, sondern manchmal so erschreckend und real, kein Horrorfilm wäre in der Lage, eine solche Furcht zu erzeugen. Einige wenige Profiträumer sind jedoch in der Lage, sich ihres Traumes bewusst zu sein und diesen zu kontrollieren, dies nennt man dann Klarträumen, bewusstes Träumen oder auch luzides Träumen, um auf diese Weise den Alpträumen zumindest etwas von ihrem Schrecken zu nehmen. Auch Jessica versucht sich in Horsehead an dieser Technik, um ihre ewigen Alpträume in den Griff zu bekommen. Ob sie damit wohl Erfolg hat?

 

Seit ihrer Kindheit wird Jessica (Lilly-Fleur Pointeaux) immer wieder von wirren und sehr real wirkenden Alpträumen geplagt. Immer wiederkehrendes Motiv: Ein Dämon mit einem Pferdekopf, der sie auch gerne mal umbringt. In der realen Welt stirbt jedoch ihre Oma, woraufhin sie zu deren Beerdigung ins Elternhaus zurückkehrt. Trotz Tapetenwechsel reißen ihre Alpträume nicht ab, sondern nehmen im Gegenteil immer realere Formen an, da sie fortan von Dingen träumt, die mit der Realität verknüpft sind, sie aber eigentlich gar nicht wissen kann. Dass sie dabei nur einen Raum neben der aufgebahrten Großmutter nächtigt, deren Zimmer aussieht wie in Vorbereitung für ein satanisches Ritual, hilft ihr auch nicht besonders. Durch Jessicas ätherunterstützte Klarträumerei verbringt sie fast ihre gesamte Zeit nur noch schlafend und durchlebt wirre und irre Szenarien, bevölkert von ihrer Oma, Wölfen, Pferdedämonen und der Extraportion Wahnsinn. Nach und nach erfährt sie durch ihre Träume, dass mehr hinter dem Tod ihrer Großmutter steckt und deckt zudem noch ein paar düstere Seiten Vergangenheit auf. Weil Jessica natürlich wissen will, wie die Story ausgeht, hängt sie eigentlich nur noch an der Ätherflasche und lümmelt im Bett herum.

 

Horsehead macht es mir wirklich nicht leicht, hier einigermaßen kompetentes Gewäsch von mir zu geben, denn eigentlich passiert in diesem Film überhaupt nichts. Jessica rollt zur toten Großmutter und pennt fast den gesamten Film über, das war’s. Aber genau diese Traumsequenzen machen den eigentlichen Reiz des Filmes aus, denn nach und nach kann sich der versierte Zuschauer aus den episodisch aufgebauten Traumsequenzen die Hintergründe zum Tod der Großmutter zusammenflicken. Der eigentliche Reiz jedoch besteht in der visuellen Wirkung der Träume, denen im positiven Sinne wirklich jede Bodenhaftung abgeht. Unterlegt von einem extrem gelungenen und atmosphärischen Soundtrack erzeugen die brillant dargestellten Traumsequenzen eine düstere und beklemmende Stimmung und werden für so einige Zeit im Gedächtnis haften bleiben. Leider tritt der namensgebende Pferdekopfdämon nur selten in Erscheinung und wird auch weit weniger bedrohlich dargestellt, als man anfangs vermuten könnte, was der Spannung im Film nicht besonders gut tut. So kreativ und bedrückend die Traumsequenzen auch sind, es fehlt ein wenig der rote Faden und auch an Tempo um den gelungenen Bildern auch Substanz zu verleihen. Horsehead arbeitet auch zudem mit überbordend viel Symbolik, auf deren Erklärung allerdings weitestgehend verzichtet wird, sodass der Zuschauer mit mehr Fragen zurückgelassen wird, als zu Beginn des Films. Das unbefriedigende Ende hilft hierbei auch nicht wirklich weiter und lässt den verwirrten Zuschauer einfach stehen während zu ruhiger Musik der Abspann übers Bild rollt. Es bleibt also - abgesehen von hübsch gemachten Träumen - ein langsamer und ruhiger Film, der selten das Tempo anzieht und kaum Wert auf Erklärungen legt, sondern viel Spielraum für Interpretationen lässt.

 

Dass der Film trotz Schwächen im Storytelling und der offen gelassenen Fragen immer noch ganz passabel unterhält, liegt zu großen Teilen auch an der schauspielerischen Leistung der Hauptdarstellerin Lilly-Fleur Pointeaux als Jessica. Vollends überzeugend trägt sie den Film fast im Alleingang und hinterlässt in den realen sowie in den Traumsequenzen durchweg einen glänzenden Eindruck. Die Nebendarsteller verblassen angesichts dieser Qualitäten und bewegen sich unauffällig im Hintergrund, schauspielerisch sowie auch gemessen an der gewährten Screentime.

 

Bildergalerie von Horsehead (16 Bilder)

Die DVD wartet mit einer ordentlichen Bildqualität auf. Die Beleuchtung ist nicht immer perfekt, passt jedoch ziemlich gut zur anvisierten Atmosphäre und dreht auch farbenmäßig gerne mal auf. Einige dunkle Szenen hätten besser ausgeleuchtet werden können, im Großen und Ganzen sind das aber nur kleine Kritikpunkte an der visuellen Qualität. Großes Lob hingegen an den Sound. Der Score ist mehr als gelungen und weiß den bildgewordenen Wahnsinn bestens zu untermalen und unterstützen. Ziemlich gut gelungen ist auch das Kostüm des Pferdedämons, was es fast noch etwas bedauerlicher macht, dass man ihn so selten sieht. Ansonsten liefert die Effektabteilung auch ordentlich ab und verzichtet glücklicherweise fast vollständig auf den Einsatz von Computereffekten. 


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Schicke Bilder, cooler Dämon, krasse Träume, starker Score - das wären die positiven Punkte, die für Horsehead sprechen. Auf der anderen Seite stehen aber magere Handlung, schwaches Ende und ein fehlender roter Faden, die die Faszination über diesen künstlerisch ansprechenden Film stark bremsen. Horsehead geizt nicht mit Symbolik, hat sich aber nicht dazu herabgelassen, mir auch zu erklären, was der Film damit eigentlich bezwecken will, was ich sehr schade finde. Ich will wirklich, dass ich den Film mag, da mir die Idee und der visuell beeindruckende Stil sehr gefallen haben, aber das selbstzweckhafte Aneinanderreihen von chaotischen Traumsequenzen reicht leider nicht für einen guten Film, sondern nur für besseren Durchschnitt. 


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