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Im Jahr des Drachen

Originaltitel: Year of the Dragon
Genre: Thriller
Regie: Michael Cimino
Hauptdarsteller: Mickey Rourke • John Lone • Ariane
Laufzeit: BD (134 Min)
Label: Koch Media Home Entertainment
FSK 16

Im Jahr des Drachen   10.05.2018 von LorD Avenger

Der dekorierte Vietnam-Veteran und langjähriger Polizei-Captain Stanley White wird in das vor Bandenkriminalität überkochende China Town geschickt, um dort für Ordnung zu sorgen. Der neuen Spitze der Triaden passt das allerdings überhaupt nicht...

 

Regisseur Michael Cimino lehnte die Arbeiten an der Buchverfilmung einige Male ab, bevor er sich dem Projekt nach anderthalbjähriger Nachforschung widmete. Für das Drehbuch holte er sich Oliver Stone ins Boot, von dessen Screenplay für den berühmten Kriegsfilm Platoon Cimino schwer beeindruckt war. Stone willigte sogar ein zu einem geringen Gehalt zu arbeiten, weil der Produzent von Im Jahr des Drachen versprach, im Gegenzug die Finanzierung für Platoon zu organisieren - wovon er letztlich aber doch einen Rückzieher machte. Die Hauptrolle übernimmt der damals noch menschlich aussehende Mickey Rourke, der Regisseur Cimino in anderen Filmen derart überzeugte, dass dieser von seinen ursprünglichen Vorstellungen von Nick Nolte oder Jeff Bridges absah und sogar einen Hell's Angel engagierte, um Rourke zu trainieren.

 

Chinatown: Ein gefährliches Pflaster

 

In aller Öffentlichkeit und am helllichten Tag stürmen junge chinesische Männer ein Restaurant und erstechen einen anderen einflussreichen Chinesen, schießen einem anderen Mann kurz entschlossen in den Kopf, nachdem der sein Schutzgeld nicht zahlen möchte. Die Polizei kann nur machtlos zusehen, weil sie zum einen mit der Bandenbrutalität und Anonymität in Chinatown überfordert sind und weil zum anderen die hohen Tiere der Polizei einen Deal mit den Triaden abgeschlossen haben. Der neu eingebrachte Captain White soll sich um die aus dem Ruder laufenden Banden kümmern, erlegt es sich aber auf, die gesamte Kriminalität in Chinatown auszumerzen - womit er nicht nur den alt eingesessenen Mafia-Familien auf den Schlips tritt, sondern auch seinen eigenen Vorgesetzten.

 

Der Film ist ein ziemlich eindrucksvolles Kulturfeuerwerk mit einer gehörigen Portion Rassismus, speziell seitens des Protagonisten, der mit Begriffen wie "Schlitzaugen" und "Yellow Niggers" nur so um sich wirft, nachdem er seit dem Vietnamkrieg ohnehin sämtliche Asiaten zu hassen scheint. Wie aber auch der Regisseur selbst damals sagte, als heftige Proteste deswegen ausbrachen, ist es eben nur ein Film über Rassismus und kein rassistischer Film. Tatsächlich leistet Im Jahr des Drachen den in Amerika lebenden Chinesen sogar einen großen Dienst und unterstreicht gekonnt die schwere Geschichte der Einwanderer im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und das niedrige Ansehen, dass sie größtenteils zu Unrecht genossen und weiterhin genießen. Und Protagonisten White macht es tatsächlich interessanter und facettenreicher.

 

Die Darsteller

 

Im Fokus der schauspielerischen Leistung liegt ganz klar Mickey Rourke, der im Deutschen hier nicht nur die Stimme von Bruce Willis hat, sondern ihm sogar ähnlichsieht und auch eine Rolle spielt, die zu Willis gepasst hätte. Der knallharte New Yorker Cop mit coolem Mantel und Hut, der sich furchtlos mit der ganzen Welt anlegt und dabei alles und jeden in seinem Umfeld in Gefahr bringt, ist einerseits der abgebrühte typische 80er-Action/Thriller-Held, andererseits aber auch etwas mehr oder minder Einzigartiges, das aufgrund der Kriegsvergangenheit nicht so aalglatt rüberkommt, gleichzeitig aber auch nicht in das bereits damals wohl ausgelutschte Trauma-Schema im Stile von Rambo fällt.

 

Ihm gegenüber steht der für diese Rolle für den Golden Globe nominierte John Lone als eiskaltes Triadenoberhaupt, den man als Ricky Tan in Rush Hour 2 sehen konnte. Preisverdächtig fand ich seine Leistung zwar nicht, den bedrohlichen Mafiapaten mimte er aber ebenso überzeugend wie bedrohlich.

 

Als weibliche Hauptrolle setzte man auf US-Chinesin Ariane mit einer sehr kurzlebigen, bereits 1994 verebbten Filmkarriere.

 

Stimmung und Settings

 

Der düsteren, ernsten Stimmung sehr zuträglich war die großartige Arbeit beim Bau und Nutzen von Kulissen. Cimino setzte tatsächlich in den wenigsten Fällen auf New York, um den dort spielenden Film zu drehen, konnte aber selbst Regisseur-Kollegen und gebürtigen New Yorker Stanley Kubrick mit seinen Kaschierungen täuschen. Tatsächlich hatte Cimino großen Spaß daran, Innen- und Außenaufnahmen derselben Szene an verschiedenen Orten zu drehen - eine relativ kurze Szene, in der John Lone über einen Steg das Gebäude wechselt, wurde sogar in drei Städten verteilt auf zwei Länder gedreht. Überhaupt war er sehr darauf bedacht, dass auch im Hintergrund alles nach seinen Vorstellungen lief. Das hypermoderne Apartment von Tracy (Ariane) beispielsweise hat so nie existiert, sondern wurde extra aufgrund der nie dagewesenen Aussicht auf Manhattan auf dem Dach des Clockwork Towers für diesen Film errichtet. Heutzutage wäre das mit einem Greenscreen erheblich einfacher und günstiger.

 

Bildergalerie von Im Jahr des Drachen (7 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Von 1985 stammend ist Im Jahr des Drachen nicht der älteste Streifen, den ich neu aufgelegt auf Blu-ray zu Gesicht bekomme, er gehört aber definitiv zu den gut gealterten. Man sieht dem Bild sein Alter zwar an, dennoch ist es - ebenso wie der klare Ton - gut für heutige Standards aufgearbeitet worden. Einzig bei der stolzen Laufzeit von nahezu 140 Minuten werden die heutigen, deutlich schnelllebigeren Zuschauer wohl etwas schlucken müssen.


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Im Jahr des Drachen ist ein faszinierender und actionreicher 80er-Jahre-Thriller mit einem Mickey Rourke, der im Vergleich zu seinem heutigen Ich überhaupt nicht wiederzuerkennen ist. Der oberflächlich betrachtete Rassismus, der im Film ganz groß auffährt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung schnell als Sozial- und vor allem Geschichtskritik und zeigt Facetten der Historie auf, von denen die meisten Amerikaner sicher keine Ahnung hatten. Bei der düsteren Stimmung und der unverblümten Wortwahl überrascht es auch nicht, dass Quentin Tarantino Im Jahr des Drachen als einen seiner Lieblingsfilme nennt. Die Laufzeit ist mit deutlich über zwei Stunden etwas übers Ziel hinausgeschossen, dafür hält sich die Spannung aber zugegebenermaßen relativ konstant und wird immer wieder mit Actionszenen aufgelockert, die vielleicht nicht die besten Splatter- und Bluteffekte aufweisen, für die damalige Zeit aber gehörig brutal ausgefallen sind.


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