Ohweia, ein neuer Ego-Shooter für die PS Vita. Dies werden zumindest die meisten im ersten Moment denken. Und das bislang zurecht. Denn seit dem Release des Handhelds, dem Sony ja neben einer respektablen Hardware auch zwei Analog-Sticks spendiert hat, warten Action-Fans noch immer sehnsüchtig, aber vergeblich auf einen richtig guten Shooter. Schafft Guerilla nun für Sony die Kehrtwende?
Verwehrte Shooter-Freude
Als Shooter-Freund habe ich mich, als ich das erste Mal dieses feine Stück Hardware, das sich später Vita nennen sollte, in die Hände bekam, sofort auf den ersten „richtigen“ Handheld-Shooter gefreut. Doch Resistance: Burning Skies enttäuschte mich, obwohl es meiner
zweitliebsten Shooter-Serie auf der Heimkonsole entsprang. Der Taktik-Shooter Unit 13 interessierte mich zudem auch nur wenig. Als dann endlich eine portable Variante der COD-Reihe veröffentlicht wurde, wähnte ich mich schon im Shooter-Himmel, zählt diese Serie doch zu meinen liebsten. Doch die kleinen Special-Ops-Häppchen waren den Namen nicht wert, den sie trugen. Aber es gibt ja noch eine große Shooter-Serie, der mein Herz gehört. Diese, meine letzte Hoffnung auf vergnügliche Ego-Shooter-Stündchen, wurde nun auf das Handheld gebracht. Und was soll ich sagen? Ich war – hoffnungsvoll ausgedrückt – skeptisch. Was soll das denn bitteschön geben? Vorfreude zerstört doch nur zu schnell den Spaß, wenn sie nicht zu einhundert Prozent bestätigt wird. Und zumindest das war positiv, denn Vorfreude verspürte ich keine mehr. Eingestellt auf das Schlimmste, startete ich das Spiel und befand mich nach einem Briefing inmitten der ersten Mission der Kampagne. Diese präsentiert sich im Übrigen ebenso wie der ruhmlose Shooter-Konkurrent Black Ops Declassified unterteilt in einzelne Aufträge. Hach, ich ahnte Böses. Aber der erste Schusswechsel ging dann schon recht flott von der Hand, wenngleich ich das damals anfänglich auch schon bei Black Ops dachte. Aber dann stürze ich aus dem Fenster, fliege in einem Wingsuit durch großflächig beschädigte Wolkenkratzer, im Hintergrund ein beeindruckendes Kriegs-Panorama. Ich genieße die beeindruckende Szenerie, und als ich da so mit meinem Kopfhörer auf dem Haupt auf der Couch sitze, kann ich es kaum glauben. Ihr verarscht mich wohl? Das ist doch von der PS 3 abgefilmt! Aber auch im nächsten Abschnitt der ersten Mission, die nun mit einer Schleichpassage beginnt, reisst die hohe Qualität des Shooters nicht ab. Ok, ok. Ich schalte die PS Vita erst einmal aus und beginne noch einmal von vorne...
Die Helghast sind zurück!
Die Geschichte spielt in der Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Serien-Ableger. Wir starten die Kampagne auf dem vom Krieg geplagten Planeten Vektra und schlüpfen dabei in die Rolle des Söldners Arren Danner. Früher einmal hat er sein Können unter den Dienst der UCA gestellt, doch heutzutage verdingt er sich als bezahlter Kämpfer für die Phantom Talon Corporation. Die Gesellschaft arbeitet sowohl mit der ISA, wie auch den Helghast zusammen. Entscheidend ist immer, wer besser zahlt, und Geld bietet keinen Platz für moralische Bedenken. Und so kämpfen wir nicht für die eine oder die andere Seite, sondern leisten lediglich unserem Arbeitgeber treue Dienste, denn der zahlt schließlich auch den nächsten Einsatz. Diese ungebundene Sichtweise hat neben all der Geldgier allerdings auch seine gute Seite: Gut und Böse sind nicht mehr klar zu unterscheiden, denn ein neutraler Beobachter entdeckt auf beiden Seiten Gräueltaten und fragwürdige Absichten.
Endlich ein richtiger Ego-Shooter
Dank der Zweistick-Steuerung spielt sich Killzone: Mercenary schon wie ein „richtiger“ Ego-Shooter auf einem Handheld. Die Bedienung klappt recht gut, wenngleich das alles etwas fummeliger und unpräziser als mit einem Dualshock-Controller geschieht. Einige Funktionen
sind dann auch auf das Touchpad gewandert, andere sind optional auch mit den Tasten auszulösen oder miteinaner zu kombinieren. Nahkampfangriffe läuten wir beispielsweise mit einem Tastendruck ein und auf dem Touchscreen müssen wir dann den entsprechenden Fingerwisch gemäß des angezeigten Pfeils nachziehen, um einen entsprechenden Angriff durchzuführen. Diese lautlosen Attacken sind allesamt recht brutal und butterweich animiert. Während sich Mercenary lange Strecken lang wie ein handelsüblicher Deckungs-Shooter spielt, besteht auch oft die Möglichkeit einen Abschnitt leise und kostengünstig – denn Munition kostet Geld – zu erledigen. Ausrüstung und Munition können wir übrigens an Blackjacks Shop-Kisten käuflich erwerben. Diese sind recht fair verteilt, falls es dann doch einmal mit dem Nachschub hapern sollte. Das Waffen-Arsenal ist aber im Vergleich mit den Heimkonsolen-Vorgängern ungleich größer. Und Hacking-Minispiele, sowie der Einsatz von Drohnen bringen eine neue Seite ins Spiel. Allerdings sind die Missionen in ihrer Länge von etwa 20-30 Minuten deutlich zu lang ausgefallen. Zunächst einmal ist der Schwierigkeitsgrad bereits auf der mittleren Stufe recht anspruchsvoll ausgefallen. Das wäre an sich ja kein Problem, aber die Länge der Missionen vereitelt den Zock für zwischendurch sehr oft. Denn selten reicht die Zeit einer Zug- oder Busfahrt aus, um eine komplette Mission durchzuspielen. Dafür hätte Guerilla eventuell ein paar Speicherpunkte einbauen sollen. Denn ansonsten müssen die Missionen am Stück durchgespielt werden. Am Ende ist die Kampagne dann mit rund vier Stunden Spielzeit auch recht kurz ausgefallen. Danach bleiben noch die Einzelmissionen und der Multiplayer, um Spieler bei Laune zu halten.
Vita, zeig was du kannst!
Dass die Technik der PS Vita noch nicht ausgereizt wurde ist längst bekannt. Ja, Uncharted sah schon sehr gut aus. Aber Killzone: Mercenary steckt den portablen Drake derart locker in die Tasche, dass man oft vergeblich den Pause-Button im Spiel sucht. Nein, das ist alles wirklich spielbar. Und was für Landschaften sich dem Spieler hier eröffnen. Dank maximaler Bildschirmauflösung verzücken knackscharfe Texturen und hübsche Effekte das Auge des Shooter-Fans. Im Wasser spiegelt sich der Himmel, ferne Explosionen produzieren gleißendes Licht, das auf der hellsten Display-Einstellung schon fast in den Augen schmerzt, verspiegelte Häuserwände glänzen wie frisch poliert, während im Keller der Rost an der Treppe nagt. Dazu wirken die Soldaten – dank Einheitsuniform natürlich stark repetitiv – wirklich lebensecht und strotzen vor Details.
Bildergalerie von Killzone Mercenary (9 Bilder)
Der Sound überzeugt ebenso und malträtiert – potente Kopfhörer vorausgesetzt – mit wuchtigen Explosionen die Trommelfelle. Die Waffengeräusche sind wirklich gut umgesetzt und die Atmosphäre stimmt. Einzig die Synchronsprecher trüben so manches Mal mit unpassenden und unnötig reißerischen Betonungen, die die Dialoge schon fast in die Lächerlichkeit ziehen, den durchweg positiven Eindruck.
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