Für mich als Junge vom Dorf waren U-Bahnhöfe schon immer faszinierend. Eine eigene kleine Welt unter der bereisten Großstadt. Tausende Leute strömen im Laufe des Tages in die Waggons und werden im Minutentakt zu ihrem Ziel befördert. Nach New York und Berlin erscheint mit dem London Underground Simulator nun bereits der dritte Teil der Serie World of Subways. Wird die Simulation des ältesten und zweitlängsten U-Bahn-Netzes der Welt meinen Erinnerungen aus Kindheitstagen gerecht? Ich habe für Euch einmal Maulwurf gespielt und schob mich durch die Londoner Unterwelt...
Ich übernehme die Rolle eines Zugführers der Circle Linie, einer ringförmigen Linie, die rund um das Stadtzentrum Londons führt. Das Tutorial beginnt einsam. Ich finde mich auf einem oberirdischen Bahnhof wieder und erblicke neben dem Zug meinen Instruktor Danny. Nach einem einleitenden Gespräch darf ich erst einmal das Rücklicht des Zuges einschalten. In der Third-Person-Perspektive bewege ich mich in den Zug und Schalte das Licht ein. Bis jetzt noch kein Problem. Wieder aussteigen, Tür schließen und auf zur Spitze des Zuges. Im Cockpit angekommen wird dieser Knopf gedrückt, der Hebel gezogen,
das Licht kontrolliert und Weiteres geschaltet. Endlich geht es los, ich darf den Zug in Bewegung setzen. Doch was ist das? Ich habe ein rotes Haltesignal überfahren. Alles klar, meine Schuld, darf ich jetzt weiter fahren? NEIN. Alles von vorne. Ich stehe also wieder auf dem oberirdischen Bahnhof, ich erblicke meinen Instruktor, nach einem einleitenden Gespräch...
In Ordnung, geben wir der Simulation eine zweite Chance. Nachdem ich im dritten oder vierten Anlauf das Tutorial geschafft habe, wage ich mich an die erste Mission. Mein Job ist es, als Springer einen Kollegen zu ersetzen. In der Missionsbeschreibung erfahre ich noch die U-Bahn-Station, in der ich den Zug übernehmen soll. Doch anstatt mich vor dem Zug abzusetzen, muss ich geschlagene sieben Minuten auf den nächsten Zug warten, in Echtzeit wohlgemerkt. Der Unterhaltungswert der Fahrt geht gegen null, keine Gespräche, eine alte Zeitung, kein Handheld zum Zocken. So bleibt mir nichts anderes übrig, als aus dem Zug auf die pechschwarzen Wände zu starren. Immerhin darf ich ein paar Grafikfehler beobachten. So ist es auch möglich, durch geschlossene Türen auf die Gleise zu gelangen. Nach zehn langen weiteren Minuten im Zug erreiche ich endlich mein Ziel. Mit Bauchschmerzen sitze ich auf meinem Fahrersitz: Bloß keinen Fehler machen, wer weiß was passiert. Kaum gesprochen, ist es schon geschehen. Ich stehe also in meiner U-Bahn-Station und warte auf den nächsten Zug, ich bin nämlich Springer für einen Kollegen.
Keine Checkpoints, kein Autosave, nicht einmal eine Möglichkeit, manuell einen Spielstand anzulegen. Dieser harte Umgang mit den Spielern ist umso trauriger, wenn man erfährt, dass das eigentliche Fahren einer U-Bahn wirklich seinen Reiz hat.

Grafisch ist der Simulator nicht mal so schlecht, wenn auch sehr steril. Den gelungenen Texturen steht ein extremer Hardwarehunger gegenüber. Mit meiner alten Nvidia GTX 9800 läuft Crysis nicht schlecht, der London Underground Simulator ruckelt bei hohen Auflösungen wie ein defekter Triebwagen. Erst eine Nvidia 470 GTX machte das Spielen in Full-HD möglich. Die wenigen Passagiere, die sich in den Stationen herumtreiben, laufen wie steife Zombies. Gebäude erscheinen am Horizont aus dem Nichts. Der Sound beschränkt sich auf das Rappeln und Klappern der Waggons. Die Sprachausgabe reduziert sich auf die Durchsagen im Zug. Mein Instruktor Danny blieb stumm mit Untertiteln - sehr schade!
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