Persona 4 Golden
|
BEWERTUNG |
04.04.2013 von TorstenUnterwegs entstehen immer wieder langweilige Wartepausen, die sich mit einem Handheld vorzüglich überbrücken lassen. Gut beraten ist dann, wer ein spannendes Spiel sein Eigen nennen darf, denn dann vergehen Wartezeiten wie im Flug. Blöd ist nur, wenn das Spiel derart fesselnd ist, dass das Ende der Pause regelmäßig verpasst wird. Nun wird halt auf den nächsten Zug gewartet und fest vorgenommen, diesen nicht schon wieder zu verpassen. Schuld daran ist die Portierung eines Playstation 2-JRPG namens Persona 4, in der Vita-Variante mit dem Namenszusatz Golden versehen.
Zwischen hier und irgendwo Als wir als Teenager im Rahmen eines Schüleraustausch-Projekts aus der City in die verschlafene Kleinstadt Inaba kommen, ahnen wir noch nicht, wie turbulent unser Jahr im neuen Zuhause werden wird. Denn kurz nach unserer Ankunft erschüttert ein geheimnisvoller Mord die Einwohner Inabas. Eine Frau wird kopfüber an einem Antennenmast baumelnd aufgefunden. Der Schock sitzt tief, war sie doch erst kürzlich in den Nachrichten in aller Munde. Wer würde ihr so etwas nur antun? Als dann auch noch eine zweite Frau in der gleichen Position tot aufgefunden wird, ist klar, dass ein Serienmörder den gewohnt schläfrigen Ablauf der Kleinstadt für immer zerrütten wird. Die Polizei, allen voran der Kriminalpolizist Dojima – zufälligerweise unser Onkel und vorübergehender Ziehvater – können sich aus der bestehenden Beweislage keinen Reim bilden. In der Schule haben wir in Yosuke Hanumara, Yukiko Amagi und Chie Satonaka indes schnell neue Freunde gefunden. Und wie beinahe jeder im Dorf, so grübeln auch die vier Freunde darüber nach, wer der Mörder sein könnte. Frei nach dem Motto „Jugend forscht“ nehmen sie die Ermittlungen auf, den ersten wichtigen Hinweis erhalten sie ausgerechnet durch einen Blick ins Fernsehen...
Der Midnight-Channel Es ist eine dieser Geschichten, die erzählt werden, wenn Schüler bei einem Ausflug abends zusammen sitzen und versuchen, sich gegenseitig Angst einzujagen: Schaust du bei Regen zur Mitternacht in den Fernseher, so dass du dein Spiegelbild in der Mattscheibe erkennst, so erscheint dir dein Seelenverwandter. Genau das haben die Freunde getan und staunen nicht schlecht, als tatsächlich der Schatten einer Frau zu erkennen ist. Umso erstaunter sind sie, als sie feststellen müssen, dass es sich hierbei offensichtlich um die Person handelt, die als nächstes Mordopfer gefunden werden wird. Als wir nun die Mattscheibe berühren, fassen wir durch das leere Bild hindurch. Die Schnittstelle zwischen „Hier“ und der „Anderswelt“ ist gefunden. Doch durch den kleinen Fernseher in unserem Zimmer passen wir nicht hindurch. Aber im beliebten Einkaufszentrum „Junes“, dass sich im Besitz Yosukes Eltern befindet, gibt es eine Elektronikabteilung mit riesenhaften Flat-Screens. Hier finden die Freunde ein durchgängiges Portal in eine mysteriöse Welt voller Nebel und Schatten.
Personas und Beziehungspflege Im Kampf gegen die Schatten in der Welt, die sich auf der anderen Seite der Mattscheibe befindet, reichen die verwendeten Waffen mitunter nicht aus. Besonders starke Gegner lassen sich nur mit Magie bekämpfen. Und diese Magie entladen die Teenager mit Hilfe ihrer Personas. Persona ist der Name des verkörperten inneren Ichs einer Person, eine Art geisterhafter Ausbruch magischer Fähigkeiten. Diese erlangen ebenso wie die Protagonisten selbst Erfahrungspunkte, lernen neue – offensive wie auch defensive – Zaubersprüche und gewinnen an Stärke und Möglichkeiten durch Fusionen. Denn die Sammelkarten, die wir als Belohnungen im Kampf erhalten, enthalten oft auch neue Personas, die wir sammeln und im Velvet Room miteinander kombinieren können. Im Kampf lassen sich dann je nach Lage unsere Personas wechseln, denn jede hat andere Stärken und Fähigkeiten. Das liegt an den jeweiligen Ausrichtungen unserer magisch begabten Freunde, die in unterschiedliche Klassen eingeteilt werden. Gerechtigkeit, Stärke, Zauberer, Narr und viele weitere Klassen gibt es. Sie erhalten ihre Stärke durch gesammelte Erfahrungen und den Beziehungen unserer Charaktere. Diese „Social Links“ werden durch Interaktion mit Mitschülern und Freunden geknüpft und gestärkt. Jede Person gibt je nach Intensität der Beziehung einen entsprechenden Bonus auf eine einzelne Klasse. Denn ebenso wie die Personas sind auch sie in Klassen eingeteilt.
Eng gesteckte „Open World“ Bis das Team komplett ist und wir im Spiel frei entscheiden können, was wir als nächstes tun möchten, dauert es zwischen sechs und acht Stunden. Und selbst dann kommen immer mal wieder neue Optionen hinzu. Bei einer Gesamtspieldauer von 80 bis 100 Stunden lässt man sich genüsslich Zeit, uns Spieler in die Mechanik und Möglichkeiten eines recht komplexen Spiels einzuführen. Dass die Entscheidung über einen gewählten Pfad oft aber nicht an uns liegt, verschleiert das Spiel gekonnt. Die Handlungsfreiheit behalten wir dagegen zumeist bei der Planung des Tagesablaufs, und der bietet tatsächlich einige Möglichkeiten. Sollen wir einen der „Social Clubs“ oder die Innenstadt besuchen, studieren oder lesen oder aber in der Welt innerhalb des Fernsehers trainieren? Das gilt es stets gut zu bedenken, zumal für die Rettung einer in der TV-Welt gefangenen Seele nur wenig Zeit bleibt und jede Aktion eine Tageszeit „verbraucht“.
Technisch machbar? Die Präsentation von Persona 4 Golden pendelt zwischen „bildhübsch und detailliert“ bis hin zu „langweilig und trostlos“. Das Spiel mit seinen vielen Interaktionsmöglichkeiten und zahlreichen vertonten Gesprächen - allesamt in englischer Sprache – weiß sehr wohl auch in Bild und Ton zu verzücken. Die Comic-Bilder sind hübsch gezeichnet, Stimmgeber sehr gut ausgewählt und endlich sehen wir unsere Gesprächspartner auch innerhalb der Räume, anstatt wie in den Vorgängern nur mit einer 2D-Papp-Schablone vor einem leeren Gebilde vorlieb nehmen zu müssen. Wechseln wir allerdings in die TV-Welt so dominieren leere, ewig gleich aussehende Gänge und triste Detailarmut sorgt für lange Gesichter. Der Kontrast ist so stark wie störend, kurzum unverständlich. Die Musik bietet den für asiatische Spiele so üblichen Mischmasch aus Asien-Pop und -Club-Sounds. Allesamt nicht berauschend oder gar spannend, auf Dauer auch ein wenig nervig, aber auch nicht wirklich schlecht. Um diesen Umstand wissen Genre-Liebhaber aber längst - ein stillschweigend hinzunehmender Nichtangriffspakt zwischen europäischen Spielern und asiatischer Rollenspiel-Macher.
Das Fazit von: Torsten
|
|
Kommentare[X]