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Pro Evolution Soccer 2016

Publisher: Konami
Entwicklerstudio: Konami
Genre: Sport
Sub-Genre: Fußball
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 17.09.2015
USK 0

Pro Evolution Soccer 2016   17.10.2015 von Torsten

1995 gelang Konami mit International Superstar Soccer ein gelungener Einstand einer Serie von Fußballsimulationen auf Sonys PlayStation. Diese Serie sollte dann später bei ihrem Aufstieg in das Lager der PlayStation 2 in Pro Evolution Soccer umbenannt werden. Zwanzig Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Diese Ausdauer und der stetige Erfolg sollte für die Entwickler genug Anlass zur Freude geben. Diese Freude soll auch 2015 in das Spiel auf Sonys PlayStation 4 ihren Einzug finden.

 

Mangelnde Lizenzen, starke Wettbewerbe

 

Pro Evolution Soccer (PES) schnürt für deutsche Fußballfans nach wie vor nur ein dürftiges Lizenzpaket. Einzig Bayern München, Borussia Mönchengladbach und der Vfl Wolfsburg haben es ins Spiel geschafft. Der Rest der Bundesliga muss leider draußen bleiben und somit bleibt mal wieder nur der fußballerische Auszug zu unseren Nachbarn. England, Spanien, Italien, Frankreich, Portugal und die Niederlande sind nämlich sehr wohl dabei. Doch auch dort sind nicht alle Mannschaften komplett lizensiert. Wer seine Wurzeln in Südamerika hat, der findet mit Brasilien, Chile und Argentinien noch drei weitere Ligen, um sich ganz wie zuhause zu fühlen. Bei den Nationalmannschaften sieht es schon besser aus: Rund 80 Länder finden ihre virtuellen Vertreter in der langen Liste der Teams wieder.

 

Bei den Wettbewerben trumpft PES indes auf. Neben Copa Libertadores, Copa Sudamericana, Recopa Sudamericana, AFC Asia Champions League gibt es auch die drei Wettbewerbe der UEFA - Super Cup, Europa League und sogar die Champions League. Darüber hinaus gibt es noch die bekannten Spielmodi wie MyClub, Meisterliga und „Werde zur Legende“. Online-Spiele und –Ligen werden natürlich auch unterstützt.

 

Entscheidend ist auf´m Platz

 

Abseits der Lizenzprobleme und des Wettbewerb-Overflows ist aber natürlich vor allem das Spiel auf dem grünen Rasen von entscheidender Bedeutung. Und das ist im Gegensatz zum komplexeren Konkurrenten aus dem Hause EA seit jeher auf pure Spielbarkeit ausgelegt. PES 2016 setzt hier auf alte Stärken, stellt bekannte Schwächen hingegen auch noch nicht ganz ab. Aktionen werden nun direkter und auch präziser umgesetzt. Flink und agil lässt sich so das berüchtigte „Input lag“ der vergangenen Jahre fast vergessen. Im Zusammenspiel mit den KI-Kollegen fällt auf, dass diese sich nun wesentlich besser frei laufen und somit vermehrt tödliche Pässe ermöglichen. Die Defensive hat nach wie vor ihre Schwächen. Das macht der direkte Konkurrent schon etwas besser, was hier bei den schwachen Torhütern gerade wichtig wäre. Torschüsse sind dafür so richtig schön wuchtig. Das Leder knallt auch aus der zweiten Reihe derart hart an das Gebälk, dass Fußball-Fans das Herz aufgeht. Vorbei sind auch die Zeiten, in denen zwei von drei Torschüssen trotz lediglich angetippter Schusstaste meterweit über das Tor flogen. Danke Konami, genau so muss das sein!

 

Die stärkste Änderung im Spiel nimmt allerdings das erweiterte Kollisionssystem für sich in Anspruch. Grätschen sind nun ein probates Mittel zum Blockieren eines Torschusses und gewinnen auch im Zweikampf an Effektivität. Rempelnde Spieler drängen ihre Kontrahenten nun leicht aus dem Tritt. Dadurch wirken die Duelle umkämpfter und nachvollziehbarer. Die alte Galionsfigur des negativen Spielerlebnisses der PES-Serie ist und bleibt allerdings der Torwart. Dieser lässt Bälle nun schon einmal weniger nach vorne abklatschen, hat aber nach wie vor Probleme bei diagonal abgefeuerten Bällen. So zappelt der Ball dann auch recht schnell und häufig im Netz. Für echte Fans allerdings noch lange kein Manko. Denn seien wir mal ehrlich, selbst das technisch und taktisch schönste Fußballspiel ist ohne Tore auf Dauer langweilig. Die KI ist auf höheren Schwierigkeitsgraden im Übrigen sehr anspruchsvoll und spielverliebt. Nicht selten bekommen Spieler hier wahren Fußballzauber präsentiert.

 

Starke Optik, schwache Interaktionen

 

Seit der Umstellung auf die Fox-Engine bietet PES eine glaubhafte Darstellung. Dieser Eindruck wurde in diesem Jahr noch weiter verfeinert. Die stetig schwitzenden Spielergesichter sehen zwar noch immer etwas nach Wachsfigurenkabinett aus. Nichtsdestotrotz sehen die Spieler-Portraits in der Nahaufnahme wirklich spitze aus. Die Animationen der Spieler sind ebenfalls butterweich. Sobald es allerdings zum Zusammenspiel von Spielern mit Mitspielern oder dem Ball kommt, bröckelt die schöne Fassade und offenbart grobe Schwächen. Zu staksig wirkt die Ballführung, zu unglaubhaft der direkte Zweikampf. Ständig greifen Spieler bei Zweikämpfen durch die Oberkörper ihrer Gegner hindurch oder bei Umarmungen eines Torschützen um den Spieler herum ohne den Körper selbst zu berühren. Die Präsentation der Spiele ist hingegen sehr gelungen. Beim Länderspiel laufen die Teams ein, singen andächtig und kräftig bei der Nationalhymne mit. Klar, die Lippenbewegungen sind alles andere als synchron und dass ein Özil die deutsche Nationalhymne mitgesungen hätte ist wohl eher unwahrscheinlich, aber die Atmosphäre stimmt.

 

Bildergalerie von Pro Evolution Soccer 2016 (12 Bilder)

Gute Effekte, grottiges (deutsches) Kommentatoren-Duo

 

Die Soundkulisse in den karg gestalteten Menüs ist gelungen und stimmt schon einmal zufrieden. Im Stadion geht es dann mit einer glaubhaften Atmosphäre weiter. Stimmige Fan-Chöre, realistische Schussgeräusche und satte Pfostenkracher. All das hört sich schon wie richtiger Fußball an. Dann folgt allerdings die Übertragung und hier hört jeder Spaß unmittelbar auf. Denn in diesem Jahr analysiert Marco Hagemann an der Seite von Hansi Küpper die Spielübertragungen. Der Neuzugang erledigt seinen Sprecherjob allerdings derart monoton und emotionslos, dass einfach keine Freude aufkommen möchte. Zudem wiederholen sich die  Kommentare viel zu oft. Wenn zum vierten Mal in einem Spiel die Phrase „er steckt ihn durch“ ertönt kann man  einfach nicht mehr über diesen sinnbefreiten Satz schmunzeln. Schlimmer noch, sie sind nicht selten unpassend oder einfach unwahr. Bei Torschüssen erfolgt zum Beispiel oft ein euphorischer Torjubel, obwohl der Ball im Seitenaus landet. 


Das Fazit von: Torsten

Torsten

Es ist wieder einmal schwierig für den Fußball-Fan hierzulande, uneingeschränkt begeistert zu sein. Die Partien sind schnell und abwechslungsreich, die Offensiv-KI spielt gut mit und die Tore sind spektakulär. Zudem steuern sich die Feldspieler nun noch direkter und lassen Dribblings leichter von der Hand gehen. Es gibt aber trotz zahlreicher verfügbarer Wettbewerbe nach wie vor keine Bundesliga und das obwohl selbst die Niederlande ihre Liga im Repertoire wiederfindet. Ok, die fahren nicht mit zur EM und bekommen so wenigstens virtuell ein Trostpflaster. Wenig Trost ist dies allerdings für den hiesigen Fan, der sich in ausländischen Ligen austoben muss. In diesem Zuge lässt sich dann aber auch gleich das grottenschlechte deutsche Kommentatoren-Duo gegen das wesentlich bessere englische Team austauschen. Die Spiele gegen menschliche Gegner entschuldigen hierfür allerdings. Pro Evolution Soccer 2016 bietet im direkten Vergleich mit FIFA das schnellere und schwerer auszurechnende Spiel und fühlt sich so mehr nach „echtem“ Fußball an. Und das ist in diesem Jahr noch besser als die Jahre zuvor. Zum 20jährigen Jubiläum schenkt sich Konami einen wirklich tollen Jahrgang seiner Fußballsimulation.


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positiv negativ
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  • Viele Wettbewerbe
  • Inklusive Champions League
  • Starke Spieler-Portraits
  • Glaubhaftes Spiel
  • Gelungene Stadion-Atmosphäre
  • Sehenswerte Tore möglich
  • Gute Effekte
  • Schiedsrichter lassen viel durchgehen und behindern so den Spielfluss nicht
  • Schwache Torhüter
  • Schwächen in der Defensiv-KI
  • Unbrauchbare (deutsche) Kommentatoren
  • Schwaches Lizenz-Paket ohne Bundesliga





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