Red Christmas

Red Christmas

Originaltitel: Red Christmas
Genre: Horror
Regie: Craig Anderson
Hauptdarsteller: Dee Wallace
Laufzeit: DVD (82 Min) • BD (82 Min)
Label: SchröderMedia Handels GmbH
FSK 18

Red Christmas   04.10.2017 von Beef Supreme

Das Laub ist noch nicht mal vollständig bunt doch trotzdem zieren Lebkuchen und Spekulatius die Ladenregale und vereinzelte Weihnachtsmänner grinsen einen verstohlen an. Ein schneller Blick auf den Kalender zeigt: Bald ist ja schon Herbstanfang! Zeit für Weihnachtslieder, Christbaumschmuck und Weihnachtssplatter! Den Anfang macht dieses Jahr Red Christmas, ein Abtreibungshorrorschinken aus Australien. Weihnachten im Sommer, auch mal nicht schlecht, auch wenn das Blut ohne Schnee nicht ganz so gut zur Geltung kommt.

 

Australier sind nicht gerade dafür bekannt, besonders religiös fanatisch unterwegs zu sein, doch für den stimmungsvollen Einstieg müssen eben christliche Fundamentalisten eine Abtreibungsklinik in die Luft jagen. Gerade zu der Zeit wird eine Abtreibung durchgeführt, als plötzlich das Chaos ausbricht. Schnelle und wirre Schnitte erschweren das Verständnis, jedenfalls überlebt der schon recht umfangreiche Zellhaufen. 20 Jahre später wird im Hause Namenlos ganz klassisch Weihnachten gefeiert. Von überall schleppt sich die bucklige Verwandtschaft ins Elternhaus zurück, bedient die Klischees, lässt sich volllaufen, streitet und erinnert sich daran, warum man das Pack den Rest vom Jahr eigentlich nicht sehen wollte. Alles also grauenvoll wie immer, bis plötzlich Cletus vor der Tür steht. Cletus sieht aus, als ob er entweder gerade vor der spanischen Inquisition flieht oder mit der Klingel nach euren Toten fragt. Gehüllt in eine Kutte, das Gesicht vollständig von Lappen bedeckt, sucht er seine Mutter. Achtung, völlig unerwarteter Plot Twist: Die Matrone des Hauses, Diane ist Cletus‘ Mutter, die ihn vor 20 Jahren abtreiben wollte. Fand Cletus nicht geil. Und jetzt muss er eben alle umbringen. Was körperlich und geistig behinderte eben so tun, wenn sie nicht die Liebe erfahren, die sie sich wünschen.

 

Zugegeben, mit Weihnachten hat der Film gar nicht mal so viel zu tun, außer dem Weihnachtsbaum im Wohnzimmer. Es wird weder jemand mit dem Weihnachtsstern erstochen noch mit der Lichterkette erdrosselt, ganz schwache Performance auf dem Level. Dafür wird christlicher Fanatismus ganz groß geschrieben, so groß, dass es schon nach kürzester Zeit so richtig nervt. Ironischerweise ist der anwesende Pfarrer noch der unstressigste der ganzen Bagage, was aber angesichts der mies gezeichneten Charaktere mit Vorsicht zu genießen ist. Low-Budget-Splatter sind ja bekannt dafür, nicht viel Wert auf Logik oder Nachvollziehbarkeit zu legen, doch Red Christmas bringt die Nummer auf ein neues Level. So doof und unsinnig hier manche Aktionen und Dialoge sind, das kannste dir nicht ausdenken. Im weiteren Verlauf dient vieles nur dafür, dem Killer seine Opfer möglichst einzeln zu kredenzen, auch wenn’s überhaupt keinen Sinn macht, was sich die Trottel vor der Kamera da so ausdenken. Macht ja nix, immerhin Futter für den Gorehound, könnte man meinen. Stimmt leider nur in Teilen. Ja, es finden Unschuldige ein gewaltsames Ende. Nein, es ist nicht besonders kreativ. Und nein, man sieht nicht besonders viel davon. Gleich der allererste Mord, an der Stelle sei nochmal erinnert, Cletus ist behindert und weder besonders gut zu Fuß, noch irgendwie kräftig gebaut, lädt zum herzhaften Kopfschütteln ein, spaltet er denn sein erstes Opfer mit einem Schlag vertikal in 2 Hälften. Was sonst? Und dann sieht man noch nicht mal was davon! Red Christmas blendet fast immer ab, kurz bevor es explizit wird. Wahrscheinlich dem mangelnden Budget geschuldet, denn wenn man mal was sieht, sieht’s nicht besonders toll aus.

 

Bildergalerie von Red Christmas (3 Bilder)

Dafür hat der Regisseur wohl einen Fußfetisch, liefert er uns doch gelegentlich einen Zwischenstand der bereits Verblichenen zwar indem er deren Füße filmt. Ständig. Vielleicht entgeht mir hier eine versteckte Botschaft, doch ich teile des Regisseurs Faible für Füße von Toten nicht unbedingt. Atmosphärisch hat der Film auch nur wenig zu bieten, außer dass er sich nicht so recht entscheiden kann, welche Stimmung denn nun vermittelt werden soll. Für einen Fun-Splatter ist nicht genug Fun vorhanden, vom fast völlig fehlenden Splatter ganz zu schweigen. Aber wirklich ernst nehmen kann man den Film auch nicht, denn dafür sind zu viele peinlich humoristische Szenen verbaut. Hier fehlt eine klare Linie, was die Stimmung des Films angeht. Allerdings sei gesagt, dass die Qualität des Scores durchaus gut ist. Zu gut, denn er macht den Film letztendlich atmosphärisch besser, als er eigentlich ist. Schade eigentlich.



Cover & Bilder © SchröderMedia Handels GmbH.


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Red Christmas ist kaum der Rede wert. Gut, die Grundthematik, Abtreibung, soll wohl in den Vordergrund gerückt werden, doch dafür ist die Message zu unklar. So dient sie nur als sehr dünner Aufhänger für uninspirierte und unglaubwürdige Morde, die weder besonders schockierend noch handwerklich irgendwie ansprechend umgesetzt wurden. Darüber hinaus nerven so ziemlich alle Charaktere bis auf den dauerbekifften Vater, der wiederum nicht so richtig zum Ernst des Themas passt. Viele Baustellen also, wenig Glaubwürdiges, noch weniger Spannendes und ganz sicher nichts, was auch nur in irgendeiner Form im Gedächtnis bleiben wird. Und mit „Christmas“ hat die Nummer hier auch nichts zu tun. Aber gut, noch ist ja Sommer, zumindest kalendarisch. Irgendjemand wird sich sicher erbarmen, uns ein paar anständige Tote unter den Weihnachtsbaum zu legen.


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