Robert the Bruce
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BEWERTUNG |
26.11.2020 von Dan DeMento
Die Geschichte vom schottischen Unabhängigkeitskämpfer William Wallace wurde spätestens durch das Mel Gibson Epos Braveheart ausführlich beleuchtet. Weniger bekannt ist, was danach geschah. Dieser cineastischen Lücke nimmt sich nun der Film Robert the Bruce an, der die Erlebnisse des Wallace-Mitstreiters und späteren Königs Robert I im Winter 1306 beleuchtet. Wir haben uns angesehen, ob wir hier eine würdige Fortsetzung zu Braveheart vor uns haben oder ob besagter Winter historisch besser im Schatten geblieben wäre.
Inhalt:
Nachdem William Wallace hingerichtet und dadurch zu einer noch größeren Gallionsfigur für die schottischen Unabhängigkeitskämpfer wurde, brodelte es langsam aber auch intern gewaltig. Während sich ein Teil der Kämpfer dem englischen König Edward anschlossen, entbrannte unter den verbleibenden schottischen Lords ein erbitterter Kampf um die Krone. Um eine Lösung zu finden, treffen sich Robert Bruce (Angus Macfadyen) und sein Konkurrent John Comyn (Jared Harris) in einer abgelegenen Kirche, um eine Vereinbarung zu treffen: Die Ländereien von Robert Bruce gehen an Comyn, wenn dieser im Gegenzug auf die schottische Krone verzichtet. Doch stattdessen kommt es zum Kampf, in dessen Verlauf Comyn getötet wird. Infolgedessen verliert Robert nicht nur den Rückhalt seiner Gefolgsleute, sondern auch den Glauben in die Rebellion und flieht verletzt und alleine in die schottischen Highlands. Dort wird er von der Bäurin Morag (Anna Hutchison) und ihren Kindern aufgenommen. Doch während diese seine Wunden versorgen und ihn überzeugen, die Schotten in die Unabhängigkeit zu führen, sind skrupellose Kopfgeldjäger Robert Bruce dicht auf den Fersen...
Historiendramen sind seit jeher kein einfaches Pflaster. Verlässt man die historischen Pfade zu sehr, wird einem von Puristen mangelnde Geschichtstreue vorgeworfen, bleibt man zu nah an den Fakten, droht das Ergebnis langatmig und trocken zu werden. In dieser Hinsicht hat Robert the Bruce eigentlich die besten Voraussetzungen. So konzentriert sich die Handlung auf einen Winter, in dem der Verbleib des späteren Königs historisch nicht genau überliefert ist, kann sich so also ein recht hohes Maß an Freiheit erlauben. Und außerdem versteht sich der Film als Quasi-Sequel zu Braveheart, so spielte Hauptdarsteller Angus Macfadyen Robert Bruce auch schon in Mel Gibsons Epos von 1995.
Doch leider werden all diese guten Vorzeichen nicht wirklich genutzt. Es dauert bis fast in die zweite Hälfte des Films hinein, bis der Film langsam an Fahrt aufnimmt, und auch dann liegt die Betonung ganz klar auf langsam. Während der Einstieg mit dem Duell in der Kirche zwischen Bruce und Comyn noch die Vorfreude auf das Kommende oben hält, verkommt Robert the Bruce dann in ein unübersichtliches, eintöniges Hin und Her von faden Gesprächen und uninspiriert inszenierten Schwertkämpfen, bei denen man mehr als einmal nicht genau weiß, wer hier mit wem kämpft oder gar warum. Wer in der Geschichte der schottischen Unabhängigkeitskämpfe versiert ist und jeden Namen direkt zuordnen kann, hat hier einen klaren Vorteil, der weniger informierte Filmfreund wird hier wohl schnell den Überblick verlieren. Etwa zur Halbzeit ändert sich der Film recht drastisch, als Robert in der Hütte von Morag - verkörpert von der aus The Cabin in the Woods bekannten Anna Hutchison, die absolut zu den Highlights des Films zählt - ankommt. Aber auch dann schwanken wir zwischen der obligatorischen Romanze, der Treue zu ihrem - der englischen Krone ergebenen - Clan und patriotischen Motivationsreden. Nichts in Robert the Bruce ist wirklich neu, innovativ oder auch nur grundlegend spannend, was leider bis zum Ende so bleibt und die 123 Minuten von Robert the Bruce gefühlt deutlich langsamer vergehen lässt als die 177 von Braveheart.
Obwohl Regisseur Richard Gray Australier und Anna Hutchison Neuseeländerin ist und der Film in Montana gedreht wurde, kam der Film beim schottischen Publikum recht gut an. Für Zuschauer, die die Geschichte von Robert I nicht mit der Muttermilch aufgesogen haben, bleibt er hinter vergleichbaren Werken aber weit zurück. So sind Kulissen und Kostüme durchwegs überzeugend, der Soundtrack stellenweise wirklich bombastisch und auch den meisten Schauspielern ist absolut nichts vorzuwerfen, dennoch fehlt irgendwie das gewisse Etwas, was einen Film zu einem Meisterwerk macht.
Insofern machen Historienfreunde, Schotten und Kenner der schottischen Geschichte mit Robert the Bruce nichts falsch. Ansonsten kann man sich den Film ja mal auf Verdacht ins Regal stellen, falls man mal wieder Braveheart anschaut und danach noch nicht genug von bärtigen Männern mit breiten Schwertern in baufälligen Hütten hat.
Details der Blu-ray:
Technisch ist Robert the Bruce absolut nichts vorzuwerfen. Das Bild ist zwar - stilistisch bedingt - gerade zu Beginn recht matschig-braun, entwickelt aber vor allem bei den großartigen Landschaftsaufnahmen im Verlauf des Films einige Schauwerte und ist weitgehend frei von Rauschen. Der Ton ist in der deutschen wie englischen Fassung hervorragend abgemischt und bietet sowohl den Dialogen wie auch dem streckenweise fantastischen Score genug Raum. An Bonusmaterial gibt es einen Audiokommentar von Regisseur und Hauptdarsteller sowie einige Trailer.
Cover & Bilder © capelight pictures OHG Das Fazit von: Dan DeMento
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