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South Park - Stab der Wahrheit

Publisher: Ubisoft
Entwicklerstudio: Obsidian Entertainment
Genre: Rollenspiel
Sub-Genre: Action-RPG
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 27.03.2014
USK 18

South Park - Stab der Wahrheit   16.03.2014 von Beef Supreme

17 Jahre ist es jetzt fast schon her, dass Kennys lebloser Leib zum ersten Mal von Ratten gefressen wurde. Seither haben die vier kleinen Hobbyterroristen von Trey Parker und Matt Stone so allerlei Schabernack getrieben: Wale auf den Mond geschossen, Cthulhu bekämpft und sich mit so mancher Regierungsorganisation angelegt. Da wurde es doch schon längst Zeit, dass sie Teil eines Videospiels werden. Am 6. März hätte es dann endlich so weit sein sollen, dass South Park – Der Stab der Wahrheit das Licht der Welt erblickt, doch aufgrund einiger Probleme verschob sich das Spiel auf Ende März. Wir haben es getestet und sagen Euch, ob der bissige Humor und die grandiose Satire überhaupt in einem Spiel funktionieren?

 

Das Spiel beginnt mit einem Einzug einer namenlose Familie, welche beschlossen hat, ins verschlafene South Park zu ziehen. Tja, hätten sie nur mal die Serie gesehen, dann hätten sie es sich vielleicht nochmal überlegt. Der namenlose und wenig gesprächige Sohn, der vom Spieler verkörpert wird, sucht sich erst einmal neue Freunde. Und wahre Freunde zählen erst, wenn sie auf Facebook bestätigt werden. Schnell erkennt man, dass sich die gesamte Stadtjugend in mittelalterlich anmutende Fetzen gekleidet hat und sich prügelt. Paladin Butters, die erste Bekanntschaft, führt einen zu Großmagus Cartman, den Anführer der menschlichen Recken, deren Lebensaufgabe ist, den Stab der Wahrheit vor den gierigen Klauen der verfeindeten Dunkelelfen zu bewahren. Und fürderhin soll auch der Spieler diesen ehrenhaften Kampf unterstützen und unter dem glorreichen Namen Saftsack (passender auf Englisch: Douchebag) Angst und Schrecken unter den Horden der Dunkelelfen säen. Es obliegt dem Spieler, für welche Klasse er sich entscheidet. Die Wahl kann entweder auf Krieger, Zauberer, Dieb oder Jude fallen, jede Klasse mit eigenen speziellen Fähigkeiten.

 

Hat man seine Berufung gefunden, begibt man sich hin und streift durch ein offenes South Park und kann allerlei Dinge entdecken und erleben. So warten an jeder Ecke gemeine Dunkelelfen, die in rundenbasierten Kämpfen wieder zurück in ihren Hain gekloppt werden wollen. Dabei kann man fast immer auf die tatkräftige Hilfe eines zweiten Recken zählen, der einen mit einer charakterspezifischen Fähigkeit sowie auch im direkten Kampf unterstützt. Nach siegreicher Schlacht erwarten „Saftsack“ Erfahrungspunkte und wertvolles Raubgut. Da die Horden der Dunkelheit nämlich nicht schlafen, ist es wichtig, seinen Helden immer ausgerüstet und mit Tränken und weiteren unterstützenden Gegenständen zu versorgen. Auch sollte man regelmäßig die Toilette besuchen. Ist eine gesunde Darmflora einerseits essentiell für das persönliche Wohlbefinden, sollte man den Nutzen des braunen Endprodukts im Kampf nicht unterschätzen. Denn abseits vom direkten Schaden kann man durch den Einsatz von Gegenständen oder Waffenmodifikationen auch Elementarschaden und weitere negative Effekte auf seine Feinde, oder positive auf sich und seine Begleiter legen. Es entfaltet sich im Verlauf des Spiels eine taktisch höchst anspruchsvolle Kampfdynamik, die die Kämpfe stets interessant und fordernd gestaltet. Denn auch die Feinde des Menschenreiches lassen sich nicht lumpen und werfen auch gern mal mit Scheiße und anderen anstößigen Dingen nach den tapferen Recken. Schade nur, dass man seine Begleiter nicht auch nach seinen Wünschen ausrüsten kann, diese leveln zwar mit, haben aber immer die gleichen Fertigkeiten und Waffen. Apropos leveln – das tun die Feinde übrigens auch, und zwar proportional zum Helden.Das ist der einzige Kritikpunkt am Spiel, aber diese Tatsache macht das ganze Erfahrungspunktesystem fast schon obsolet. Was bringt mir mein „Level Up“, wenn ich dadurch zwar theoretisch stärker bin, sich dies aber nicht äußert, da die Gegner entsprechend resistenter geworden sind? Abgesehen von weiteren oder verbesserten Fähigkeiten, die ich durch neue Levels freischalte, macht das System so eigentlich keinen Sinn. Rüste ich nämlich nicht die aktuellste Hardware aus, werde ich trotz höherem Level von den gleichen Feinden an der gleichen Straßenecke weggefrühstückt.

 

Trifft man einmal nicht auf feindlich gesinnte Unholde, kann man unter den braven Bewohnern South Parks entweder weitere Freundschaftsbänder knüpfen oder man erledigt ehrenhafte, sowie interessante Nebenaufgaben. So muss man beispielsweise Mr. Hankys Kinder wiederfinden, nachdem sie sich in der Kanalisation verlaufen haben. Aus Dankbarkeit steht er nun einmal täglich unterstützend im Kampf zur Seite. Neben Mr. Hanky kann man, bei erledigten Aufgaben, auch auf die Unterstützung von Jesus und weiteren tapferen Kämpfern bauen. Allgemein liefert South Park eine mannigfaltige Beschäftigungstherapie für rastlose Wanderer und alle halten Belohnungen parat. Meist werden sie aus purer Dankbarkeit Facebook-Freunde, manchmal aber spendieren sie „Saftsack“ auch ein paar Gegenstände. So reizt der schnöde Mammon auch abseits der witzigen Nebenaufgaben zum Verfolgen dieser Nebenaufgaben.

 

Denn abseits von der genialen Story, die mit vielen Wendungen und einer grandiosen Erzählweise auf höchstem, oder unterstem Niveau begeistern kann, kommt auch der Kernpunkt der Serie im Spiel nicht zu kurz: Der Humor. Schon in den ersten fünf Minuten knallen dem Spieler feinster Fäkalhumor und Anspielungen auf die Serie im Sekundentakt um die Ohren. Bis ins Detail kann der geneigte South Park-Anhänger viel Bekanntes wieder entdecken. So findet sich in Stans Nachttisch ein Bild von Wendy und in Kennys Schrank kann man ein Mysterion Outfit entdecken. Was man in den Schubladen von Cartmans Mutter so findet, sollte man sich also denken können. Das Spiel mutet wie eine sehr lange Folge der fantastischen Serie an und kann durchgängig begeistern. So paart das Spiel eine klasse Spielmechanik mit einer detailverliebten und ausgeklügelten Story und würzt das Ganze mit einer riesigen Masse an Humor und Satire. Anspielungen auf den Schabernack, den sich so manche Regierung leistet, sowie Seitenhiebe auf den ein oder anderen Großkonzern bleiben selbstverständlich auch nicht aus. Um Spoiler zu vermeiden – man sollte nämlich dieses geniale Machwerk wirklich selbst erleben – sei hier nur so viel gesagt: Es wird nichts verwässert und der Humor bleibt garantiert unter der Gürtellinie. Es wäre einfach zu viel, hier alles aufzählen zu wollen, dafür ist die Fülle an Anspielungen und genialen Ideen einfach viel zu viel.

 

Aber natürlich darf der zart besaitete Europäer dies nicht ungetrübt genießen. Ubisoft war nämlich der Meinung, sieben Szenen und Minispiele aus dem Spiel entfernen zu müssen. Da können die South Park-Schöpfer noch so kreative Einblendungen schaffen, die Plumpheit mit der hier Selbstzensur betrieben wurde, lässt einem das Messer im Sack aufgehen. Vor allem angesichts der Tatsache, dass das ungekürzte Spiel bereits geprüft und mit einer Freigabe versehen wurde. Nachträglich entschied man sich dann für eine Neuprüfung ohne besagte Szenen, die das gleiche Resultat einbrachten. Dennoch wurden die Szenen aus „Marketinggründen“ nicht mehr ins fertige Spiel integriert, was ich persönlich als Frechheit empfinde. Den deutschen Spieler trifft darüber hinaus noch die klassische Hakenkreuz-Zensur. Wo kämen wir denn hin, wenn man uns tatsächlich Nazi-Zombie-Katzen und –Kühe mit Armbinden zumuten würde? Ein Unding! Und genau deswegen verzögert sich der deutsche Release noch einige Zeit. Denn da irgendwer im Presswerk Mist gebaut hat und tatsächlich Hakenkreuze in der deutschen Version befanden, wurden alle Exemplare wieder eingezogen. Der neue Termin für das Spiel ist Ende März 2014.

 

Bildergalerie von South Park - Stab der Wahrheit (17 Bilder)

Technisch hingegen gibt es fast nichts zu meckern. Der klassische South Park-Look wurde perfekt transportiert und sieht genau so aus, wie eine Folge aus der neuen Staffel. Optisch angereichert wurde das Ganze mit hübschen Effekten, die gerade bei Zaubern zu begeistern wissen. Auch soundtechnisch wird hier höchste Qualität geboten. Die musikalische Untermalung ist mehr als gelungen und sollte man die Augen schließen, kann man sich wunderbar in einen fantastischen Hain hineinträumen. Und glücklicherweise wurden bei den Stimmen keine Kompromisse gemacht. Es ist zwar nur die englische Sprachausgabe vorhanden, aber hier sind alle Originalstimmen zu hören und genau das ist gut so. Bei Bedarf lassen sich immer noch deutsche Untertitel zuschalten. Aber ein South Park mit irgendwelchen dahin geschluderten Synchronsprechern hätte das Erlebnis ziemlich getrübt. Auch die Ladezeiten sind angenehm kurz. Einzig beim Laden neuer Gebiete ist kurz nach Eintreten in diese ein Ruckeln zu vernehmen, als ob der Datenfluss nicht schnell genug hinterher kommt. Abseits davon gibt es keine technischen Macken. Auch die Steuerung geht flüssig von der Hand und ist intuitiv. Gerade durch das rundenbasierte Kampfsystem kommt in der Hinsicht sowieso keine Hektik auf, da man jeden Schritt gemächlich planen kann, auch wenn alle weiteren Kämpfer dazwischen quatschen, dass man sich gefälligst beeilen solle. 


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Ich habe mir ja wirklich viel von South Park - Stab der Wahrheit versprochen. Als ich dann hörte, dass THQ den Bach runter ging, hatte ich kurzzeitig Angst. Doch die hat sich glücklicherweise als unbegründet erwiesen. Ubisoft hat sich die Marke gesichert und Obsidian hat hier ganz eindeutig eins der Spielehighlights des noch recht jungen 2014 geschaffen. Abgesehen von dieser elendigen Zensur ist hier nahezu alles perfekt. Das Flair der Serie wurde perfekt eingefangen und in ein erstaunlich interessantes Spielkonzept gepackt, ohne dabei die Seele der Serie zu verwässern. Hier passt einfach alles: eine geniale Story, tonnenweise Humor und derbe Satire trifft auf ein ausgeklügeltes Kampfsystem in einer lebendigen, offenen Welt, die jede Menge zu entdecken bietet. All das zusammen ergibt knappe 15 Stunden puren Spaß in South Park. Und spätestens, wenn man Kanada erreicht, weiß man, dass man hier eine kleine Perle vor sich hat. 


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positiv negativ
  • Grandioser South Park Humor
  • Beißende Satire
  • Haufenweise Anspielungen auf die Serie
  • Gelungenes Kampfsystem
  • Große, offene Welt
  • Kanada!
  • Spannende Story
  • Gelungener Transfer des Serienflairs
  • Stimmige Musikuntermalung
  • Abgedrehte Ideen
  • Angenehme Spielzeit
  • Taktisch fordernde Kämpfe
  • Begleiter nicht ausrüstbar
  • Unnötige Zensur
  • Levelsystem fast nutzlos
  • Maximallevel zu schnell erreicht
  • Ruckler beim Laden neuer Gebiete





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