Stellaris Console Edition
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BEWERTUNG |
09.03.2019 von TorstenAuf dem PC ist das Genre der Aufbaustrategie ein alter Hut. Auf der Konsole haben sich bislang allerdings nur wenige Entwickler dieses Themas angenommen. Klar, es gab sogar ein Civilization für den Nintendo DS, hier sind die Optionen aber längst nicht so zahlreich, die Umgebung so umfangreich, wie bei einem ausgewachsenen 4X-Spiel im Weltall. Und genau das hat Paradox nun in die Hand genommen und ihr 2016 für den PC herausgebrachte Stellaris für Xbox One und Playstation 4 umgesetzt. Kann man ein derart optionsüberflutetes Spiel wirklich mit einem Gamepad bedienen?
4 X in Echtzeit
4 X, das steht für explore, expand, exploit and exterminate, was übersetzt so viel wie erkunden, expandieren, ausbeuten und vernichten heißt. Bekanntester Urvater war sicherlich die Civilization-Reihe, aber erst Spiele wie Reach for the stars und Master of Orion haben das Konzept erfolgreich ins Weltall gebracht. Dort haben bis zuletzt Endless Space, Galactic Civilization und eben besagtes Stellaris die Fahne hochgehalten. Letzt genanntes fiel vor allem durch zwei Faktoren aus dem Rahmen des Teilnehmerfeldes. Zum einen durch einen auffällig aufgepeppten Diplomatie-Part und zum anderen durch die Tatsache, dass das Spiel in Echtzeit und eben nicht rundenbasiert abläuft.
Der Weltraum - ungeahnte Möglichkeiten
Der Weltraum ist unendlich groß. Im vorliegenden Fall beträgt die Anzahl der simulierten Sternensysteme zwar nur 600, der Spielplatz scheint jedoch groß genug, um sich dort mehrere Wochen in einem einzigen Spiel mit mehreren anderen KI-Mitstreitern zu tummeln. Zunächst wählen wir aber eine Rasse, mit der wir schlussendlich über das Weltall regieren wollen. Jede hat ihre Vorzüge, aber auch ihre Nachteile, die sich auf Wunsch noch modifizieren lassen. Die zur Verfügung stehenden Spezies sind sehr ansprechend gestaltet, auch das Schiffsdesign unterscheidet sich je nach Herkunft. Ein Krabbelwesen mit Tentakeln hat natürlich andere Ansprüche an Komfort und Ausstattung als ein Mensch. Die eine oder andere Rasse kommt mit fremden Spezies dann auch besser klar und eher abstoßend wirkende Kreaturen sind selten sehr gesellig. Diplomatische, kreative oder kriegerische Rassen bieten verschiedene Ansätze, ein Spiel zu gestalten. Nach dem Spielstart beginnt unser Vorhaben auf dem Heimatplaneten unserer eigenen Spezies. Je nach Sternensystem und Rassenattributen kann bereits auf einem Nachbarplaneten der Grundstock unserer Expansion beginnen. Ansonsten bleibt uns nichts Anderes übrig, als die umliegenden Systeme zu erkunden, um geeignete Himmelskörper ausfindig zu machen. Wir besiedeln also Planeten, kümmern uns um die Bedürfnisse unserer Einwohner, bauen Gebäude, erforschen Technologien und statten unser Reich mit allerhand Verteidigungsplattformen und einer schlagkräftigen Flotte aus, um nicht komplett wehrlos anderen Spezies ausgeliefert zu sein. Denn nicht jede Rasse ist dem expandierenden Nachbarn wohlwollend gestimmt.
Andere Rassen lernen wir über den Diplomatiebildschirm kennen, handeln mit ihnen Nichtangriffspakte, Handelsabkommen und Allianzen aus. Oder aber wir erklären ihnen - früher oder später geschieht dies unweigerlich - den Krieg, schon, weil sich unser Verbündeter im Konflikt mit einer anderen Rasse befindet. Aber auch die Politik der eigenen Bevölkerung ist von Bedeutung, denn je nach Rasse und Regierungsform ergeben sich auch Konflikte in den eigenen Reihen. Außerdem bilden sich auch Oppositionen, die man unterdrücken oder bestärken kann. Spätestens bei ethischen Fragen wie dem Bombardement eines fremden Planeten oder gar die Ausrottung einer Spezies gehen die Denker der Nation schnell auf die Barrikaden. Belagerungen und stetige Angriffe führen zu Unruhen und dann kommen schnell politische Bevölkerungsschichten zum Vorschein, die sich lieber unterdrücken denn vernichten lassen.
Im Gegensatz zur üblicherweise in Runden ablaufenden Strategie wird hier das Spiel in drei beliebigen Geschwindigkeiten wiedergegeben. Auf Wunsch darf aber auch jederzeit pausiert werden, sodass Hektik zu keinem Zeitpunkt aufkommt. Vielmehr wirkt der so abgeänderte Spielablauf nach kurzer Zeit als eine Art Komfortfunktion, da das ständige Beenden der einzelnen Runden entfällt und die einzelnen Arbeitsschritte zeitlich präziser und nachvollziehbarer erfolgen. Beim Raumgefecht gibt es so zum Beispiel kein einfaches „pünktlich“ oder „zu spät“. Es kann bei verspätet eingetroffenen Unterstützungskräften in den noch stattfindenden Kampf aktiv eingegriffen werden. Kämpfe werden nämlich nicht in separaten Kampfsequenzen ausgefochten, sie laufen ganz normal über die Sternenkarte ab.
Die Bedienung mit dem Gamepad
Ohne Maus gestaltet sich die Bedienung natürlich etwas anders, denn ein Cursor lässt sich mit dem Controller einfach nicht so feinfühlig und präzise bewegen. Hierzu präsentieren sich unterschiedliche Bereiche separiert an den vier Seiten des Bildschirms. Mit dem Steuerkreuz wählen wir somit die jeweilige Richtung aus und klicken uns dann innerhalb des Menüs anhand von logisch unterteilten Punkten in den gewünschten Bereich. Das wirkt anfangs schon etwas erschlagend, die einzelnen Bereiche und ihre Bedeutung werden allerdings anhand von Tutorials oder Kurztipps jederzeit auf Wunsch erläutert. So klickt es sich binnen kürzester Zeit schon recht routiniert durch die Menüpunkte. Auf dem rechten Menübalken, der der Darstellung der einzelnen Planeten und der Sternenflotte dient wird es aber recht schnell ebenso unübersichtlich. Da dauert es so seine Zeit, bis wir das gewünschte Schiff, die gesuchte Route oder den entsprechenden Planeten gefunden haben. Ebenso wird es auf der Sternenkarte in überfüllten Sternensystemen schwer, die einzelnen Planeten, Schiffe und Raumstationen anzuklicken, da hierfür der Cursor genutzt wird. Eine deutlichere Unterscheidung wäre hier angebracht gewesen, zumal die meisten Spieler eben nicht so nahe vor dem Fernseher sitzen, wie es an einem Schreibtisch vor dem Monitor der Fall wäre.
Technik
Optisch ist das Spiel nicht ganz so scharf gestaltet wie auf dem PC. Problematisch wird es vor allem beim Ablesen von diversen Menüpunkten und Beschreibungen, wenn der Spieler weiter weg vom Fernseher sitzt. Die Schrift wirkt selbst auf einem 65K-Fernseher von der etwa zweieinhalb Meter entfernten Couch aus schon schwer lesbar. Die Rassen und die Schiffsdesigns sind jedoch genauso gelungen, wie die Darstellung der einzelnen Sternensysteme, die sich auf Wunsch drehen und zoomen lassen. Die Sprecher wirken sehr gelungen und der Soundtrack beinhaltet wirklich schöne Melodien. Diese nerven auch bei einem längeren Spiel nicht sonderlich. Einzig die „Umgebungsgeräusche“ der Planeten schrecken im Zoom etwas ab, schon, weil fraglich ist, was dieses Donnern und Gepolter darstellen soll. Hier empfiehlt sich, den entsprechenden Unterpunkt im Soundmenü leiser zu drehen.
Das Spiel wurde auf der Xbox One getestet. Etwaige Unterschiede zu anderen Systemen wurden nicht berücksichtigt. Cover & Bilder © tbd Das Fazit von: Torsten
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