The Professor

The Professor

Originaltitel: Richard says Goodbye
Genre: Tragikomödie
Regie: Wayne Roberts
Hauptdarsteller: Johnny Depp
Laufzeit: DVD (98 Min) • BD (102 Min)
Label: Leonine
FSK 12

The Professor   26.07.2020 von Dan DeMento

Stellt euch einfach mal vor, Robin Williams wäre in Der Club der toten Dichter kein so netter Kerl gewesen, sondern hätte seine Studenten beleidigt und sie - statt mit guten Ratschlägen - mit Alkohol und Gras versorgt. Klingt super? Dann solltet ihr dringend einen Blick auf The Professor mit Johnny Depp werfen!
 
Inhalt:
 
College-Professor Richard (Johnny Depp) erhält von seinem Arzt die schlimmstmögliche Diagnose: Lungenkrebs im Endstadium und noch etwa 6 Monate zu leben. Doch anstatt in Selbstmitleid zu versinken, beschließt Richard, der seit Jahren in seinem Beruf und seiner lieblosen Ehe gefangen ist, seine verbleibende Lebenszeit bestmöglich zu nutzen. Er betrinkt sich schon morgens, testet Drogen und schnellen Sex, dünnt seinen Englischkurs extrem aus und versucht den verbliebenen Studenten mit gnadenloser Ehrlichkeit beizubringen, was im Leben wirklich wichtig ist.
 
Was zuerst nach einem Plot klingt, den man so oder so ähnlich schon hundert Mal gesehen hat, wird in The Professor so grandios umgesetzt, wie man es lange nicht mehr gesehen hat. Die Rolle des Richard ist wie gemacht für Johnny Depp, dem ein dauerbetrunkener, gutaussehender Oberschichtler mit flexiblem Moralverständnis dem Vernehmen nach ja nicht allzu fernliegt. Doch auch wenn der Fokus des Films ganz klar auf der Figur des Richard liegt, wurde auch in allen anderen Bereichen alles richtiggemacht. Besonders fällt die wunderbar anachronistische Optik der Sets und der Kostüme auf. So könnte The Professor - von ein paar Kleinigkeiten wie Handys einmal abgesehen - auch in den 80ern spielen.
 
Als Richard beschließt, auf Krebsbehandlung und Selbsthilfegruppen zu verzichten und stattdessen seine letzten Monate zu genießen, beginnt etwas, das man spontan mit einer Art bösartigem Club der toten Dichter vergleichen könnte. Während er in all seiner persönlichen Endzeitstimmung tagsüber trotzdem noch versucht, seinen Studenten Literatur und die wichtigen Dinge des Lebens näherzubringen, stürzt er nachts auf der Suche nach dem bisher Verpassten regelmäßig ab, in der Regel begleitet von seinem besten Freund Peter. So beobachtet man die meiste Zeit betrunkene alte Männer, was einfach großartig ist.
 
Doch gerade wenn man anfängt, sich in diesem sarkastisch-alkoholschwangeren Dunstkreis wohlfühlen, dreht sich The Professor um 180 Grad und zeigt, dass Krebs im Endstadium doch nicht immer so ein Riesenspaß ist. Ab hier hat Richard nicht nur mit Schmerzen und Ohnmachten zu kämpfen, sondern auch mit dem Abschied von Familie, Freunden und Kollegen. Hier zeigt Johnny Depp nach der sarkastisch-trockenen ersten Hälfte des Films plötzlich jede Menge Gefühl, schafft es trotzdem, nicht pathetisch zu werden.
 
Nachdem seine Rollen seit Fluch der Karibik bis auf wenige Ausnahmen nur Abwandlungen von Jack Sparrow waren, sei es in Mortdecai, Alice im Wunderland oder bei den Phantastischen Tierwesen, darf Johnny Depp hier endlich einmal wieder zeigen, dass er trotz aller Eskapaden doch immer noch ein verdammt guter Schauspieler ist.
 
Doch auch neben Depp stimmt einfach alles. Zoey Deutch, manchem vielleicht aus The Disaster Artist spielt ihre Rolle als Studentin und heimliches Love Interest genauso überzeugend wie Rosemarie DeWitt als zynisch-bösartige Ehefrau.
 
Wirklich überrascht hat mich aber ein anderer Darsteller, und zwar Danny Huston, der Richards besten Freund Peter spielt. Huston, den ich persönlich nur aus Nebenrollen (zuletzt in Angel Has Fallen) kenne und der mir bisher immer eher unsympathisch war, spielt die Hilflosigkeit und die Zerrissenheit seiner Figur mit einer Intensität und Glaubwürdigkeit, mit der er sogar Johnny Depp teilweise gnadenlos an die Wand spielt.
 
Zusammengefasst ist The Professor eine wunderbar böse, politisch inkorrekte Tragikomödie, die definitiv wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
 

Bildergalerie von The Professor (5 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
An Ton und Bild gibt es nichts auszusetzen, und auch die deutsche Sprachfassung ist hochwertig. Leider schafft David Nathan es bei aller Genialität nicht ganz, die in diesem Film doch sehr spezielle Art zu sprechen von Johnny Depp zu 100% zu transportieren, deswegen sei hier wieder einmal klar der Originalton empfohlen. Schade ist, dass es bis auf ein paar Trailer kein Bonusmaterial gibt.


Cover & Bilder © LEONINE Distribution GmbH - Alle Rechte vorbehalten.


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

 

Ich hatte die Hoffnung in Johnny Depp aufgegeben. In den Phantastischen Tierwesen und bei Mord im Orient-Express war er für mich persönlich eher Störfaktor als Bereicherung. The Professor gibt mir die Hoffnung, dass er die Kurve doch nochmal kriegen könnte. Klare Empfehlung!


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