Vesper Chronicles

Vesper Chronicles

Originaltitel: Vesper
Genre: Science-Fiction • Drama
Regie: Kristina Buozyte • Bruno Samper
Hauptdarsteller: Raffiella Chapman • Eddie Marsan
Laufzeit: DVD (110 Min) • BD (114 Min)
Label: Plaion Pictures
FSK 16

Vesper Chronicles   20.01.2023 von MarS

Bereits im Jahr 2012 hatte das Regie-Duo Kristina Buožyté und Bruno Samper mit ihrem Sci-Fi-Drama Vanishing Waves bewiesen, dass man mit kleinstem Budget eine beeindruckende Welt erschaffen kann. Nun melden sich die beiden mit einem weiteren Sci-Fi-Film zurück...

 

Inhalt

 

Nachdem das Ökosystem auf der Erde völlig zusammengebrochen ist, kämpfen die wenigen Überlebenden auf dem nahezu unbewohnbaren Planeten um ihren Fortbestand. Angewiesen sind sie dabei auf das Saatgut der sogenannten "Zitadellen", Zufluchtsorte weit über dem Erdboden, in die sich die privilegierte Oberschicht zurückgezogen hat. Doch das Saatgut ist teuer, und zudem genetisch so manipuliert, dass nur eine einzige Ernte möglich ist. Während sich Jonas (Eddie Marsan), Anführer einer kleinen Gemeinschaft von Überlebenden, längst mit den Machenschaften der "Zitadellen" arrangiert hat, und mit harter Hand über sein kleines Reich herrscht, kümmert sich dessen Nichte Vesper (Raffiela Chapman) abseits der Siedlung um ihren bettlägerigen Vater Darius (Richard Brake), der nur noch mit Hilfe einer Drohne kommunizieren kann. Heimlich experimentiert Vesper mit biologischem Material, das sie auf der kargen Erde findet, um damit vielleicht das Schicksal der Menschheit zu verändern, doch erst als sie zufällig die verletzte Camellia (Rosy McEwen) im Wald entdeckt, scheint ihr Ziel endlich in greifbare Nähe zu rücken. Camellia ist Bewohnerin einer "Zitadelle", und baut - zunächst aus Dankbarkeit - schnell eine freundschaftliche Beziehung zu Vesper auf. Doch auch Camellia hütet insgeheim ein gefährliches Geheimnis...

 

Erneut gelingt es Kristina Buožyté und Bruno Samper, mit einer Menge handwerklichem Geschick, Einfallsreichtum und praktischen Effekten eine grandiose, atmosphärische Welt zu erschaffen, die ebenso faszinierend wie glaubwürdig wirkt. Die Natur ist in ihren rauen, ursprünglichen Zustand zurückversetzt, hat neue Lebensformen und damit auch Gefahren entstehen lassen, und wehrt sich aus eigenem Antrieb gegen den Menschen, der in dieser Welt längst nicht mehr die dominante Spezies ist. Eine ebenso grausame, wie faszinierende Welt, derer man sich nicht entziehen kann. Dieser visuelle Hochgenuss, der bewusst nur sehr selten auf Computereffekte zurückgreift, bildet allerdings nur den Grundstein für eine ruhige, aber äußerst intensiv erzählte Geschichte mit erschreckend realistischem Hintergrund, die sowohl gesellschaftskritische wie auch ökologische Aspekte aufgreift. Einige Wenige herrschen aus sicherer Entfernung, beuten den Rest der noch lebenden Menschen aus, und nutzen ihr erlangtes Wissen sowie ihre technologischen Möglichkeiten, um Abhängigkeit und Angst zu erzeugen. Gleichzeitig ist Vesper Chronicles aber auch ein eindringlich geschildertes Coming-of-Age Drama, das ist der dystopischen Welt des Films einen ganz besonderen Stellenwert einnimmt, und den kritischen Elementen durch Mut, vor allem aber Hoffnung einen stimmigen Kontrast verschafft. Hervorzuheben ist hier ganz klar die Leistung von Raffiella Chapman (Die Insel der besonderen Kinder), die das Geschehen mühelos und ausdrucksstark auf ihren Schultern trägt. Selbst der die meiste Zeit über nur als Stimme für eine Drohne zu hörende Richard Brake wie auch der gewohnt fies agierende Eddie Marsan verblassen hier hinter Chapmans Leistung. Vesper Chronicles ist jedoch kein Sci-Fi-Spektakel, sondern ein aufs Wesentliche reduziertes, minimalistisches, aber extrem packendes Werk, das mit beinahe märchenhaftem Charakter ebenso verzaubert wie nachdenklich stimmt. Ein ruhiger, unaufgeregter, gerade deshalb aber erstaunlicher Lichtblick in der Masse der übrigen Genre-Beiträge. Bestimmt einer der eigenständigsten, innovativsten, und gleichzeitig bemerkenswertesten Sci-Fi Filme der letzten Zeit, und definitiv ein Genre-Highlight, dass Aufmerksamkeit verdient.

 

Bildergalerie von Vesper Chronicles (4 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Selbst die Blu-ray lässt nicht vermuten, dass es sich hier um eine kleine, relativ günstige Produktion handelt, denn auch technisch ist Vesper Chronicles absolut überzeugend. Das Bild ist mit Ausnahme einer angenehm filmischen Körnung sowie sehr seltenem feinem Banding durchwegs klar, sauber und sehr scharf, während selbst feinste Details stets sehr schön zur Geltung kommen. Die Farbgestaltung ist bewusst trostlos und trist, wirkt aber dennoch stets natürlich. Die in DTS-HD 7.1 abgemischte Tonspur weiß durch eine hervorragende Dynamik sowie einen bemerkenswerten Raumklang zu gefallen, der durch eine stets saubere Signalortung noch verstärkt wird. Sehr intensiv wirkt der atmosphärisch hervorragende Score, der sich ebenfalls sehr schön im ganzen Raum verteilt. Die Sprachausgabe profitiert dabei ebenfalls von der klaren Wiedergabe sowie der hervorragenden Ortbarkeit.



Cover & Bilder © Plaion Pictures


Das Fazit von: MarS

MarS

Vesper Chronicles ist ein dystopisches Sci-Fi-Drama, das eine bemerkenswerte Welt zu erschaffen weiß, und dabei bewusst auf das übliche Spektakel verzichtet. Stattdessen erzählt der Film eine gefühlvolle, die meiste Zeit über ruhige und charakterorientierte Coming-of-Age Geschichte voller Hoffnung, und verbindet diese mit einem kritischen Blick auf gesellschaftliche Spaltung und ökologischen Zerfall. Zweifellos mal wieder ein Sci-Fi-Highlight, das viel zu große Gefahr läuft, von den meisten Filmfans unentdeckt zu bleiben. 


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