A Dark Song

A Dark Song

Originaltitel: A Dark Song
Genre: Horror • Drama
Regie: Liam Gavin
Hauptdarsteller: Steve Oram • Catherine Walker
Laufzeit: DVD (96 Min) • BD (100 Min)
Label: Camera Obscura Filmdistribution
FSK 16

A Dark Song   27.11.2021 von MarS

Mit A Dark Song präsentiert Camera Obscura ein Horrordrama, das da weitermacht, wo andere Genrevertreter sich schon längst abgewandt haben. Auf der Grundlage des Abramelin, eines umfangreichen magischen Schriftstücks, dessen Faszination auch der berühmte Okkultist Aleister Crowley erlegen war, erzählt der Film die Geschichte eines ungewöhnlichen Leidensweges...

 

Inhalt

 

Nach dem Tod ihres Sohnes will die trauernde Sophia (Catherine Walker) ein außergewöhnlich aufwändiges Ritual aus dem Buch Abramelin durchführen, um dadurch noch ein letztes Mal mit ihm in Kontakt treten zu können. Monatelang hat sie sich auf die Beschwörung ihres Schutzengels vorbereitet, der ihr diesen Wunsch erfüllen soll. Um sie bei ihrem Vorhaben zu unterstützen, hat Sophia den Okkultisten Joseph Solomon (Steve Oram) engagiert, der das dunkle Ritual durchführen und sie anleiten soll. Gänzlich von der Außenwelt abgeschnitten wird das Ritual für Sophia zur geistigen und körperlichen Tortur, während es zunächst keine greifbaren Ergebnisse zu geben scheint. Immer häufiger ist Sophia dazu gezwungen, ihre eigenen Grenzen zu überschreiten, bis sie schließlich am Ende ihrer Kräfte angelangt ist. Doch gerade, als Sophia das Ritual abbrechen will, erzielen ihre selbst auferlegten Qualen erste Ergebnisse...

 

Dämonische Beschwörungen, dunkle Rituale, Okkultismus. Für sein Regiedebüt hat es sich Liam Gavin nicht gerade einfach gemacht, denn kaum ein Subgenre ist so überlaufen wie das, in welchem er A Dark Song eingeordnet hat. Was daraus am Ende jedoch geworden ist, dass ist ein Film, der sich überhaupt nicht mehr einordnen lässt, der die üblichen Horrorpfade komplett verlässt, eher einem kammerspielartigen Drama, denn einem Schocker gleicht. A Dark Song geht die Thematik einer rituellen Beschwörung beinahe dokumentarisch an, begleitet zwei zu allem entschlossene Menschen auf ihrem langen, beschwerlichen und kräftezehrenden Weg zu einem Ziel, dessen Erfolg keineswegs sicher ist. Horrorelemente oder greifbaren Grusel findet man hier nicht, stattdessen ziehen einen der realistische Ablauf, die glaubwürdige Darstellung, vor allem aber die angespannte Situation zwischen den beiden beteiligten Charakteren in ihren Bann. Einfach grandios gelingt es Catherine Walker und Steve Oram, das sorgfältig und beinahe andächtig geschilderte Geschehen auf ihren Schultern zu tragen, ihren Figuren eine komplexe Tiefe zu verleihen, und gleichzeitig den Zuschauer durch ihre intensive Darbietung zu faszinieren. Der Horror entwickelt sich in A Dark Song aus der Atmosphäre, aus dem Konfliktpotential der Gesamtsituation, aber auch aus den Zweifeln, die ein solches Ritual unweigerlich mit sich bringt. Sind all die Opfer, die man gebracht hat, am Ende vielleicht doch umsonst? Sind die beinahe unbemerkten Erfolge, die man erzielt, vielleicht doch nur der eigenen Einbildung entsprungen und das Ergebnis der monatelangen Qualen, die man durchlebt hat? Oder nutzt der jähzornige und herrische Okkultist vielleicht einfach nur die Trauer und Hoffnung einer zu allem entschlossenen Frau aus, um seine Macht zu demonstrieren und sie zu erniedrigen? Das Böse nimmt in A Dark Song niemals Gestalt an, sondern ist Teil der eigenen Seele, ständiger Begleiter, unerkannter Schatten. Einfach perfekt fügt sich hierbei der Score Ray Harmans in die Handlung ein, der sich im Verlauf immer mehr zu einem eigenen Bestandteil des Geschehens entwickelt und mit seinen teils disharmonischen, stets brachialen und absolut energetischen Klängen die Spannung der Erzählung durchwegs unterstützt. Erlösung verbirgt sich in A Dark Song erst im Finale, doch die muss man sich, ganz wie es die Erzählung mehr als deutlich macht, erst einmal hart erarbeiten...

 

Bildergalerie von A Dark Song (4 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Die Blu-ray präsentiert ein angenehm scharfes Bild, dominiert von einer ausgeprägten, tristen und düsteren Farbgestaltung sowie einem kräftigen Kontrastverhältnis. Der Look profitiert zudem von einem ansprechenden feinen Filmkorn, welches das Bild nicht zu glatt wirken lässt. Die Tonspur gibt sich sehr dynamisch und kraftvoll, was sich in Ermangelung effektreicher Szenen vor allem beim grandiosen Score zeigt, der sich kraftvoll im gesamten Boxenspektrum verteilt. Die Sprachausgabe verbleibt hingegen überwiegend im Frontbereich der Surroundanlage, wird jedoch stets klar und sauber wiedergegeben.



Cover & Bilder © Camera Obscura Filmdistribution


Das Fazit von: MarS

MarS

Wie soll man einen Film bewerten, der so verstörend und realistisch ist wie A Dark Song, sich gleichzeitig aber auch bewusst, ja sogar provokant, von üblichen Sehgewohnheiten fernhält? Noch lange wirkt das Gesehene nach, die Erzählung entfaltet ihre volle Wirkung teils erst dann, wenn der Film schon längst beendet ist, und doch hat man eigentlich nur zwei Menschen dabei beobachtet, wie sie in die dunklen Tiefen ihrer eigenen Seele hinabsteigen. A Dark Song ist ein sehenswerter Film für alle, die sich an wirklich ungewöhnliche Streifen heranwagen. Auf jeden Fall ist Liam Gavins Regiedebüt aber ein Werk, das man nicht so schnell wieder vergisst - ob man will, oder nicht. 


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