Ach du Scheiße!

Ach du Scheiße!

Genre: Komödie • Thriller • Horror
Regie: Lukas Rinker
Hauptdarsteller: Thomas Niehaus • Gedeon Burkhard
Laufzeit: Streaming (90 Min)
Label: Neopol Film / Studio Hamburg Enterprises
FSK 16

Ach du Scheiße!   15.10.2022 von MarS

Mit seinem Langfilmdebüt Ach du Scheiße! präsentiert uns der deutsche Filmemacher Lukas Rinker seine ganz eigene Version eines tödlichen Escape Rooms. Warum ihr diesen Spaß nicht verpassen solltet, das erfahrt Ihr in unserer Kritik...

 

Inhalt

 

Als der Architekt Frank (Thomas Niehaus) aus seiner Ohnmacht erwacht, ahnt er noch nicht, was für ein Scheißtag vor ihm liegt. Schwer verletzt und mit aufgespießtem Arm findet er sich in einem umgestürzten Dixie-Klo wieder, kann sich jedoch nicht daran erinnern, wie er in diese missliche Lage geraten ist. Als wäre die Situation nicht schon miserabel genug, muss er zudem auch noch hilflos mit anhören, wie Bürgermeister-Kandidat Horst (Gedeon Burkhard) im Verlauf einer Kundgebung die bevorstehende Sprengung ankündigt, die nicht nur den Weg für ein Luxushotel ebnen soll, sondern damit auch Frank in die ewigen Jagdgründe befördern würde. Während Frank mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, sich aus seinem stinkenden Gefängnis zu befreien, rückt die tödliche Explosion immer näher...

 

Ein Mann, eingesperrt in einer Dixie-Toilette, der um sein Überleben kämpft. Das klingt zugegeben schon etwas schräg, und lässt direkt darauf schließen, dass man es hier maximal mit einem sinnbefreiten Fun-Splatter zu tun bekommt, und damit allem anderen als einem ernstzunehmenden Film. Was Lukas Rinker allerdings aus seiner eigenen Grundlage gezaubert hat, das ist wirklich großes Kino, das man in dieser Form weder von der zugrundeliegenden Geschichte, noch vom deutschen Film im Allgemeinen erwarten würde. Zu verdanken hat dies Ach du Scheiße! unter anderem der Tatsache, dass die Inszenierung sich deutlich ernster zeigt, als es zunächst den Anschein macht. Während das Geschehen immer wieder zwischen schwarzhumorigen Gags und bitterbösen Szenen wechselt, schaltet die Erzählung stets zum richtigen Zeitpunkt auf das begleitende Thrillerelement um, um auf diese Weise nicht nur einen mehr als anständigen Spannungsbogen zu erzeugen, sondern den Zuschauer gleich auch noch mit geschickten Wendungen und damit ausreichend Abwechslung zu versorgen. Unterdessen ist die beeindruckende One-Man-Show von Thomas Niehaus mindestens ebenso unterhaltsam, wie es die vielen kleinen Ideen und skurrilen Einfälle sind, die seine Vorstellung am Laufen halten. Alleine die absurden Konversationen mit einem Klodeckel, die unweigerlich an Tom Hanks´ Freund "Wilson" aus Cast Away erinnern, sind einfach großartig, und sind nur einer der vielen Beweise, wie einfallsreich hier gearbeitet wurde. Grandios sind aber auch die nur über Lautsprecher in das kleine, stinkende Universum eindringenden Reden, die vom angehenden Bürgermeister (herrlich überzogen: Gedeon Burkhard) geschwungen werden, und die nicht nur geniale Einwürfe zum Geschehen beinhalten, sondern auch perfekt den Spannungsbogen beziehungsweise den Aufbau der Handlung unterstützen.

 

Um unterdessen den anfänglichen Erwartungen gerecht zu werden, bedient Ach du Scheiße! zwischendurch aber dann doch auch die Freunde des geneigten Fun-Splatters, und präsentiert immer wieder sehr blutige, deftige Gewaltspitzen, die dabei handwerklich auch noch hervorragend umgesetzt wurden. In diesem Bereich gibt sich Ach du Scheiße! damit ebenfalls keine Blöße, und garniert das ganze zudem mit genau dem Ekelfaktor, auf den man eigentlich nur wartet, bei einem Film, der komplett in einem Dixie-Klo spielt.

 

Das i-Tüpfelchen liefert Rinker schließlich mit dem Inhalt seiner Geschichte, denn hier bleibt es nicht nur bei spannenden Thrillerelementen, schwarzem Humor und Splattereffekten, reduziert auf ein minimalistisches, äußerst ungewöhnliches Setting. Stattdessen liefert Ach du Scheiße! ganz nebenbei und beinahe wie selbstverständlich auch noch durchaus kritische Untertöne, die den Konflikt zwischen wirtschaftlichem Fortschritt und der Erhaltung der Natur aufzeigen, und dabei gleichzeitig das rücksichtslose Verhalten, ausgelöst von menschlicher Geldgier, anprangern. Ach du Scheiße! bietet damit nicht einfach nur banale Unterhaltung (obwohl genau das hier bereits eine Menge Spaß macht), sondern gleich auch noch ein wenig Material für den Kopf.

 

Apropos Material für den Kopf:

Seid gewarnt! Nach dem Genuss von Ach du Scheiße! werdet Ihr das Kino zweifellos mit einem Ohrwurm verlassen!

 

Bildergalerie von Ach du Scheiße! (6 Bilder)



Cover & Bilder © Neopol / ©Daniel Dornhoefer


Das Fazit von: MarS

MarS

 

Lasst Euch bitte weder vom Titel, noch von der Ausgangsgeschichte täuschen! Mit seinem Langfilmdebüt Ach du Scheiße! zeigt Lukas Rinker auf eindrucksvolle, unterhaltsame, und extrem einfallsreiche Art und Weise, dass es in Deutschland noch immer große Hoffnungen für die Zukunft gibt, und man die nachfolgende Generation von Filmemachern keineswegs unterschätzen sollte. Rinker gelingt es mit überschaubaren Mitteln, einen spannenden Thriller abzuliefern, der trotz - oder gerade wegen - seiner schrägen Ausgangslage eine Menge Spaß macht, und dabei sogar kritische Untertöne anzuschlagen weiß. Ach du Scheiße!, was für ein unerwartet gelungenes Debüt!


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