Contra
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BEWERTUNG |
04.04.2022 von MarSMit Contra liefert Sönke Wortmann (Der bewegte Mann, Die Päpstin) das deutsche Remake zur französischen Komödie Die brillante Mademoiselle Neila aus dem Jahr 2017. Wir sagen Euch, ob die Geschichte auch als Aufguss noch Spaß macht...
Inhalt
Seine Methoden sind fragwürdig, seine Erfolge unbestritten. Immer wieder hagelt es schwerwiegende Beschwerden für den Universitätsprofessor Richard Pohl (Christoph Maria Herbst), der jedoch dank seiner rhetorischen Genialität bislang stets relevante Konsequenzen vermeiden konnte. Die rassistische Beleidigung der Erstsemesterin Naima Hamid (Nilam Farooq) bringt das Fass allerdings endgültig zum Überlaufen, und so soll sich Pohl schon bald vor dem Disziplinarausschuss rechtfertigen. Der Universitätsleiter Alexander Lambrecht (Ernst Stötzner) gibt Pohl schließlich noch eine Chance, um den Ausschuss milde zu stimmen, und damit vielleicht seine Karriere zu retten. Er soll Naima als Mentor unter die Arme greifen, und sie auf den anstehenden bundesweiten Debattier-Wettbewerb vorbereiten. Weder Professor Pohl, noch die bereits ihr ganzes Leben durch ihre Herkunft benachteiligte Naima, sind zunächst begeistert von der gemeinsamen Zusammenarbeit, doch mich der Zeit erzielt die Zweckgemeinschaft tatsächlich erste Erfolge - und zwar auf beiden Seiten...
Zunächst einmal direkt vorab: Im Falle von Contra gibt es für den Zuschauer eigentlich nur eine "entweder-oder" - Entscheidung zu fällen, da Sönke Wortmann für sein Remake kaum Veränderungen an der Erzählung vorgenommen hat. Einzelne Szenen entsprechen 1:1 denen des Originals, wogegen vor allem die im Original noch vorhandenen Ecken und Kanten einer glatteren, eingängigeren Inszenierung gewichen sind. Zudem bleibt Wortmann mit Contra im rhetorischen Bereich eher an der Oberfläche, während das Original noch expliziter auf die sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten eingegangen ist. Alles in allem ist Contra damit glatter und zurückhaltender als Die brillante Mademoiselle Neila, funktioniert im Gegenzug aber entsprechend etwas besser als Gute-Laune-Film.
Beide Filme haben jedoch zwei grundlegende Elemente gemeinsam: Rassismus und Rhetorik. Auf der einen Seite steht allgegenwärtiger Rassismus, der oftmals gar nicht beabsichtigt ist oder aus dem Affekt heraus entsteht, in vielen Fällen auf Vorurteile, manchmal sogar auf mangelnde Fähigkeit zum sprachlich korrekten Ausdruck gründet. Auf der anderen Seite steht die Rhetorik, die Macht der Worte, die - richtig eingesetzt - tatsächlich stärker sein kann, als das Schwert. Sprachliche Gewandtheit als Waffe, als Mittel sich Gehör zu verschaffen, aber auch mit dem Potential, schmerzhaft und unangenehm sein. Beide Elemente werde hier sowohl dafür genutzt, der Geschichte eine kritische, zum Nachdenken anregende Komponente zu verschaffen, wie auch den humorvollen Part der Erzählung voranzutreiben. Rassismus und Rhetorik sind zudem die Aspekte, die das Zusammenspiel zwischen Christoph Maria Herbst und Nilam Farooq dominieren, die für eine hervorragende Dynamik sorgen, und ein stimmiges Gefüge aus "political incorrectness", bissigen Kommentaren, und sprachlich grandios ausgearbeiteten Wortgefechten entstehen lassen, das sich durchwegs unterhaltsam gestaltet. Beinahe schade ist es da, dass Sönke Wortmann dem eigentlichen Debattier-Wettbewerb so wenig Zeit zur Verfügung stellt, und einen Großteil der Veranstaltung entweder ganz ignoriert, oder sich im Verlauf nur auf die Ausführungen seiner Hauptfigur konzentriert. Gerade die ausgearbeiteten rhetorischen Feinheiten sind es nämlich, die sich als wirklich packend entpuppen, wogegen die großartige Harmonie zwischen Christoph Maria Herbst und Nilam Farooq vor allem Sympathiewerte sammelt und für ein konstant hohes Spaß-Level sorgt. Beinahe unnötig wirkt es dabei, dass der Figur des Universitätsprofessors noch eine tragische Hintergrundgeschichte spendiert wurde. Diese soll zwar zusätzliche Sympathie vermitteln, beziehungsweise als Erklärung für den Charakter der Figur dienen, ist aber auf Grund der ohnehin bereits absolut stimmigen Darbietung durch Christoph Maria Herbst eigentlich schon zu viel des Guten. Sehr gelungen ist unterdessen die Entwicklung, die Nilam Farooq durchlebt. Ihr Wandel von der frustrierten, enttäuschten Studentin zur rhetorisch geschickten, charismatischen Sprachführerin ist ebenso nachvollziehbar, wie authentisch in Szene gesetzt, und macht sie damit zur zentralen Identifikationsfigur für den Zuschauer.
Details der Blu-ray
Technisch bietet die Blu-ray bestes HD-Niveau. Das Bild ist klar, sauber und geprägt von einer natürlichen Farbdarstellung sowie einem kräftigen, gut ausbalancierten Kontrastverhältnis. Akustisch liefert die in DTS-HD 5.1 abgemischte Tonspur eine sehr schöne Dynamik sowie gelungene Abmischung. Trotz hoher Dialoglastigkeit bietet der Ton definierten Raumklang, der nicht nur Umgebungsgeräusche, sondern auch die Sprachausgabe, hervorragend ortbar im Raum verteilt. Beim Einsatz des energetischen Soundtracks schaltet sich zudem der Subwoofer mit ordentlich Druck ins Geschehen ein. Cover & Bilder © Constantin Film Verleih GmbH Das Fazit von: MarS
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