Dreamfall Chapters
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BEWERTUNG |
20.05.2017 von LorD Avenger
Angesetzt in der futuristischen Cyberpunk-Welt Stark und der magischen Fantasy-Welt Arcadia wird die Geschichte der Adventure-Saga The Longest Journey fortgesetzt mit wechselnden Charakteren und schwerwiegenden Entscheidungen...
Die Fortsetzung einer Saga
Die The Longest Journey-Saga fand ihren Anfang mit dem gleichnamigen, 1999 erschienenen Point and Click-Adventure für den PC. Auch dort war der Wechsel zwischen Science Fiction- und Fantasy-Welt bereits Thema, ebenso im 2006er Sequel Dreamfall: The Longest Journey, in dem neben der ursprünglichen Protagonistin zwei weitere hinzukommen. Eine davon ist Zoë, die auch als Erzählerin fungiert und im Laufe der Handlung in ein Koma versetzt wird - genau hier setzt Dreamfall Chapters ein. Zwar wird die Handlung also nahtlos fortgeführt und in einigen Dialogen kristallisiert sich deutlich heraus, dass man wohl etwas verpasst hat, sofern man die Vorgänger nicht kennt, aber die Handlung fügt sich auch ohne Vorkenntnisse sinnvoll zusammen.
Erinnert an die Telltale-Spiele
Die ersten Eindrücke der anfänglichen Spielstunden vermitteln deutliche Parallelen zu den allseits bekannten Telltale-Spielen (The Walking Dead z.B.). Mit äußerst minimalistischem Gameplay bleibt man den Serienursprüngen im Point and Click-Genre treu und kann mit angezeigten Gegenständen und Personen in einer 3D-Umgebung interagieren. Dialogoptionen und Entscheidungen formen den persönlichen Spielweg und haben weitreichende Auswirkungen, wie einem direkt beim Fällen der Entscheidung und auch nach Abschließen eines Kapitels mitgeteilt wird. Noch bevor man die Entscheidung trifft, kann man sich bereits prozentual anschauen, wie andere Spieler entschieden haben. Eine weitere Parallele zu den Telltale-Spielen ist die Aufteilung in 5 Episoden, die in der ursprünglichen Veröffentlichung auf dem PC über zwei Jahre zeitversetzt erschienen.
Dieser Eindruck verwässert sich etwas, sobald das Erkundungs-Element dem Gameplay beigefügt wird. Beide Welten erfordern das Nutzen einer kleinen Open World, in der eher stupide rollenspielartige Aufgaben zu erfüllen sind, die es meist erfordern, dass man sich vom einen Ende der Karte zum anderen begibt. Das Manövrieren ist dabei leider auch nicht sehr angenehm, weil die Spielfiguren selbst im Renn-Modus viel zu langsam und die Städte sehr unübersichtlich sind. Zielmarker gibt es eher selten und auch aus Dialog oder Missionstext geht häufig nicht deutlich hervor, was oder wo man es tun soll - viel zielloses Herumlaufen und Interagieren mit sämtlichen möglichen Objekten ist also kaum zu vermeiden.
Die Passagen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit gefallen mir da doch deutlich besser, da sie mehr Köpfchen als Glück erfordern und man mit Dialogoptionen, Finden, Einsetzen oder Kombinieren von Items ans Ziel kommen muss. Die Lösung ist selten sonderlich anspruchsvoll, gleichzeitig aber auch nicht frustrierend und nicht zu offensichtlich.
Traummaschinen und Fabelwesen
Stilistisch sollten Zukunfts- und Mittelalterwelt sich grundlegend unterscheiden, sind sich aber zumindest atmosphärisch sehr ähnlich. Eine schwere, düstere Stimmung liegt über beiden, nicht zuletzt aufgrund politischer Ursachen. So leiden die Menschen in Stark unter der strengen Überwachung von Soldaten, Kriminalität und den gefährlichen Traummaschinen, die bei starker Nutzung den Folgen von Heroinkonsum gleichkommen. In Arcadia hingegen kämpfen die magischen Fabelwesen im Widerstand gegen den Rassismus und die Verfolgung seitens der Menschen.
Technisch zurückgeblieben
Wie zuletzt auch Yooka-Laylee konnte sich Dreamfall Chapters über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter finanzieren und ist leider ebenso technisch nicht mehr auf der Höhe. Gröbere Grafik als man es heutzutage gewohnt ist, unsaubere Animationen - selbst in Zwischensequenzen und besonders im Hintergrund, wo die Bewegung von weiter entfernten NPCs auf drei wechselnde Standbilder runtergeschraubt wird. Füße und andere Körperteile, die in Steinen, Treppenstufen und anderen eigentlich massiven Hindernissen verschwinden sowie Haare, die jeglichen Naturgesetzen zum Trotz wild umherspringen. Nichts, das dem Spielfluss hinderlich ist, aber doch schon einiges, das wirklich sehr stark auffällt.
Gelungener Humor
Hoch anrechnen muss ich dem Spiel allerdings seinen Humor. Zwar werden die Dialoge zunehmend ausschweifend und häufig wünscht man sich auch, dass der nicht selten vollkommen redundante Informationsfluss endlich abreißen würde und man weiterspielen könnte, aber ab und zu landen die Dialogschreiber auch einen Volltreffer und bringen einen wirklich zum Lachen. Sei es nun der völlig unfähige bereits "Shitbot" getaufte Roboter, der seine Leidenschaft fürs Schweißen entdeckt oder der zumindest im Englischen funktionierende Wortwitz, die Taverne "Rooster & Cat" mit den doppeldeutigen Synonymen "Cock & Puss" zu bezeichnen. Auch führen die Gedanken zu einer Dialogoption vor deren Auswahl zu noch mehr Text, bieten aber immerhin einen tiefreichenden Einblick in den Charakter der aktuellen Spielfigur - und auch hier ist die eine oder andere Bemerkung unbezahlbar. Das Fazit von: LorD Avenger
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