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Estonia
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BEWERTUNG |
05.06.2025 von MarSNachdem er als Regisseur der zweiten Einheit in der Erfolgsserie Chernobyl bereits Erfahrung mit katastrophalen Ereignissen sammeln konnte, liefert uns der schwedische Regisseur Måns Månsson nun mit Estonia seine eigene achtteilige Dramaserie, basierend auf der Geschichte des schwersten Schiffsunglücks der europäischen Nachkriegsgeschichte...
28. September 1994. Kurz nach Mitternacht gerät das Fährschiff MS Estonia in einen verheerenden Sturm. Innerhalb von 30 Minuten sinkt das Schiff, und reißt insgesamt 852 Menschen mit sich in den Tod. Um die Ursache des Unglücks herauszufinden, wird eine Ermittlungskommission ins Leben gerufen, bestehend aus Vertretern Finnlands, Schwedens und Estlands, da alle drei Länder auf die ein oder andere Art und Weise mit dem Untergang in Verbindung stehen. Doch auch Deutschland gerät in die Schusslinie, denn die MS Estonia wurde in einer deutschen Werft gebaut, und befand sich angeblich in einem schlechten technischen Zustand. Während sich die übrigen Kommissionsmitglieder vor allem auf die politische Außenwirkung konzentrieren und ihre eigenen Interessen über die Suche nach Verantwortlichkeiten stellen, muss der Schiffsingenieur Henri Peltonen (Jussi Nikkilä) schon bald feststellen, dass er der Einzige zu sein scheint, der wirklich nach der wahren Ursache forscht, und sich deshalb dafür verantwortlich fühlt, den Angehörigen der Verstorbenen Antworten zu liefern...
Ähnlich wie seinerzeit die dokumentarisch angelegte Erfolgsserie Chernobyl bietet auch Estonia - Die Wahrheit liegt nicht nur unter dem Meer eine zweigeteilte Erzählung, die sich einerseits mit den Ereignissen während der Katastrophe, andererseits mit den anschließenden Ermittlungen beschäftigt. Auch hier entsteht durch die ruhige und unaufgeregte Art der Inszenierung ein beinahe dokumentarischer Charakter, der nur von den erschreckenden Szenen des Untergangs der Estonia und den damit zusammenhängenden menschlichen Schicksalen sowie von einigen dramaturgischen Höhepunkten im Verlauf der Nachforschungen zur Unglückursache durchbrochen wird. Trotz der daraus resultierenden geringen Dichte von temporeicheren Passagen bleibt das Geschehen jedoch stets sehr emotional aufgeladen und gleichzeitig äußerst faszinierend, wodurch zu keinem Zeitpunkt nennenswerte Längen oder belanglose Momente entstehen. Dass Estonia - Die Wahrheit liegt nicht nur unter dem Meer am Ende dennoch nicht die bedrückende Intensität der Chernobly-Serie entwickelt, das liegt zum einen an der Tatsache, dass die Ereignisse zwar verheerend dargestellt wurden und die schiere Anzahl der Todesopfer selbstverständlich bereits äußerst erschreckend ist, das Ganze sich aber trotz allem in einem vergleichsweise kleineren, regional beschränkteren Rahmen abspielt, und damit weitaus weniger weltweite Aufmerksamkeit zu erzeugen wusste. Zudem setzt Regisseur Måns Månsson in seiner Erzählung spürbar auf eine eher nüchterne, beinahe schon trockene Darstellung der Abläufe, was es dem Zuschauer im Gegenzug deutlich schwerer macht, mit den Protagonisten mitzufühlen. Hier stechen vor allem die Szenen im Verlauf des Untergangs der Estonia heraus, die im Vergleich mit der übrigen Handlung deutlich emotionaler wirken und immer wieder einen Kloß im Hals hinterlassen. Im Übrigen bleibt vor allem ein ungläubiges Kopfschütteln darüber, wie politische Entscheidungen sowie gegenseitige Schuldzuweisungen der eigentlichen Wahrheitssuche entgegenstehen, und wie zugunsten eigener Interessen das Wohl und die offenen Fragen der Hinterbliebenen ignoriert werden. Bis heute konnte jedenfalls nicht abschließend geklärt werden, welche Faktoren wirklich ursächlich für die schwerste Schiffskatastrophe der Nachkriegszeit gewesen sind...
Details der Blu-ray
Im Allgemeinen bietet die Blu-ray ein ansprechendes Bild, lässt in den Bereichen Schärfe und Kontrast aber noch sichtlich Luft nach oben. Während einige Szenen deutlich weicher und schwammiger dargestellt werden, lässt der nicht immer ausgewogen eingestellte Kontrast vor allem in den Hintergründen immer wieder helle Bereiche überstrahlen oder unruhig wirken. Im Übrigen liefert die Blu-ray allerdings ein angenehmes, solides Bild ohne größere oder gröbere Mängel. Die Tonspur konzentriert sich überwiegend auf eine klare und verlustfreie Dialogwiedergabe im vorderen Boxenbereich, öffnet sich aber während der Szenen des Unglücks atmosphärisch in den Raum. Effekte und Umgebungsgeräusche sind dabei sehr gut ortbar und sorgen damit für ein schönes Mittendrin-Gefühl.
Ein Episodenguide entfällt an dieser Stelle, da die acht Episoden lediglich fortlaufend durchnummeriert wurden und keine separaten Titel tragen. Cover & Bilder © polyband Medien GmbH. All rights reserved. / © Nicolas Velter / Herkki Merila / Fisher King Das Fazit von: MarS
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