Fleabag - Die komplette erste Staffel
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BEWERTUNG |
12.05.2021 von MarSfleabag [fli:.bæg]: Eine dreckige und/oder unerwünschte Person. Außerdem der Titel einer britischen Dramedy-Serie, die nun dank justbridge entertainment auch ihren Weg nach Deutschland gefunden hat. Wir haben uns die erste Staffel für Euch angesehen...
Inhalt
Fleabag (Phoebe Waller-Bridge) hat schwere Zeiten hinter sich, und auch die Zukunft sieht nicht allzu rosig aus. Das kleine Café, das sie mit ihrer bei einem Unfall verstorbenen Freundin Boo (Jenny Rainsford) eröffnet hat, läuft miserabel, ihr Vater (Bill Paterson) ist nach dem Tod ihrer Mutter eine neue Beziehung eingegangen, die kein gutes Haar an Fleabag lässt, und auch mit ihrer mehr oder weniger glücklich verheirateten und erfolgreichen Schwester Claire (Sian Clifford) versteht sie sich alles andere als gut. Selbst in ihrer eigenen Beziehung mit Harry (Hugh Skinner) herrscht ein stetiges auf und ab, während Fleabag die regelmäßigen Trennungen stets dazu nutzt, ihre Gefühle hinter wechselnden Affären zu verstecken. Doch eines hat die schlagfertige, stets etwas zu direkte und hin und wieder etwas obszöne Frau noch lange nicht verloren: Ihren ganz eigenen Blick auf die Welt. Ganz im Gegensatz zur Hoffnung auf Besserung...
Wer eine so ungewöhnliche Figur wie Fleabag erschaffen hat, die mit ihrer offenen und meist zynischen Art irgendwie doch jedem aus der Seele spricht, der sollte diese nicht aus der Hand geben. Dem war sich auch die Britin Phoebe Waller-Bridge bewusst, die mit ihrem gleichnamigen Theaterstück nicht nur die Grundlage für die mehrfach ausgezeichnete Erfolgsserie lieferte, sondern auch gleich selbst das Drehbuch verfasste und die Hauptrolle übernahm. Und damit alles aus einem Guss bleibt, übernahm ihre große Schwester Isobel Waller-Bridge auch gleich noch die musikalische Untermalung.
Das Ergebnis ist am Ende so inkorrekt und bitterböse, wie es eigentlich nur eine britische Serie sein kann. Hier gibt es keine klassischen Klischeefiguren, keine vorgetäuschte heile Welt, keine zusammengebastelten 08/15 Schicksale. Fleabag wandelt irgendwo zwischen Tragödie, Drama und Comedy und lebt dabei voll und ganz von der titelgebenden Hauptfigur, die nicht nur durchwegs die dritte Wand durchbricht und den Zuschauer damit ins Geschehen mit einbezieht, sondern alleine durch ihre nur allzu menschliche, facettenreiche Charaktererscheinung sofort eine fesselnde Ausstrahlung offenbart. Fleabag nimmt kein Blatt vor den Mund, spielt mit offenen Karten (außer Lügen macht mehr Sinn, dann geht natürlich auch Lügen), ist sich ihrer Sucht nach dem schnellen, emotionslosen Sex genauso bewusst wie ihrer inneren Unruhe und ihrem Hang zur Selbstzerstörung. Und all dieses innerliche Chaos wird von zahlreichen äußeren Einflüssen nur noch weiter verstärkt, wie beispielsweise durch ihre vermeintlich perfekte, neurotisch veranlagte Schwester, ihren kindlich-naiven und eifersüchtigen Freund - Ex-Freund - Freund Harry, oder auch die angehende Stiefmutter, die sie bei jeder Gelegenheit - und davon gibt es reichlich - mit bissigen und schmerzhaften Kommentaren bombardiert. Auch wenn Fleabag nicht immer sympathisch erscheint und ihr Charakter von zahlreichen Mängeln zeugt, so empfindet man doch schnell eine tiefe Verbundenheit, ebenso wie Mitgefühl. Fleabag ist eine echte Identifikationsfigur, die ebenso verletzlich wie unnahbar, ebenso obszön wie zurückhaltend, ebenso zynisch wie offenherzig ist und als extrem starker Frauencharakter nicht nur das weibliche Publikum überzeugen kann.
Details der Blu-ray
Die Blu-ray überzeugt durch eine sehr gute Schärfe sowie eine sehr natürliche Farbgestaltung bei kräftigem, schön ausbalanciertem Kontrastverhältnis. Offensichtliche beziehungsweise auffällige Mängel sind zu keinem Zeitpunkt auszumachen. Die Tonspur liegt auf der Blu-ray in der gleichen Abmischung vor wie auch bei der DVD-Variante (in diesem Fall Dolby Digital 5.1), ist aber für das ohnehin komplett dialogorientierte Geschehen mehr als ausreichend. Die Sprachwiedergabe ist klar und wird ebenso wie das übrige Sounddesign sauber wiedergegeben, während sich der Score - der immer wieder absichtlich zum Zeitpunkt eines Schnitts jäh unterbrochen wird - stets harmonisch einfügt.
Ein Episodenguide entfällt, da die einzelnen Folgen keine separaten Titel tragen, sondern nur fortlaufend durchnummeriert wurden. Cover & Bilder © justbridge entertainment GmbH Das Fazit von: MarS
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