Funny Games
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BEWERTUNG |
06.08.2013 von PanikmikeVor rund 16 Jahren feierte Funny Games seine Premiere auf den Filmfestspielen in Cannes. Die Reaktionen auf den Film waren hingegen zwiespältig. Der vermeintliche Anti-Gewalt-Film glänzte durch seine Brutalität, nicht jedoch durch seinen Gehalt. Wie also verhält es sich mit dem Torture-Porn nach einem Jahrzehnt voller Saw, Hostel und Co...
Das perfekte Bild einer Familie: Frau, Mann und Kind, ein Haus am See und ein wunderschöner Urlaub in familiärer Dreisamkeit. Was könnte jetzt noch schief gehen. Naja, alleine der Fakt, dass es sich hierbei um einen Film von Michael Haneke handelt und ein großes, rotes Symbol auf dem Cover der Blu-ray prangert. Hier wird einiges in den nächsten 108 Minuten schief gehen. Und wie es der Zufall will, so tauchen zwei Jugendliche an der Tür der Familie auf und fragen höflich nach Eiern. Genau hier beginnt auch Michael Hanekes "Anti-Gewalt-Film". In den nächsten 90 Minuten darf ich zusehen, wie eine Familie gequält und gefoltert wird. Inszenatorisch wird vor allem die Gewalt in den Fokus des Filmes gelegt.
Die beiden Jugendlichen wirken nahezu wie die Inkarnation des Bösen, die sich schon quasi satirisch mit den typischen Klischees eines Psychopathen auseinandersetzen. Jeder der beiden erzählt dabei eine ganz eigene Gesichte, die ihre Motivation beleuchten soll - natürlich ist alles gelogen! Worum es den Beiden geht, dass erfährt der Zuschauer nie. Haneke spielt aber auch mit unseren eigenen Moralvorstellungen, denn schließlich muss jeder Bösewicht in Filmen sterben, oder aber zumindest eine Person dem Horror entkommen.
Funny Games spielt mit jeglichen Erwartungen des Zuschauers, unseren fast schon reinen Moralvorstellungen und erstickt letztendlich jegliche aufflackernde Hoffnung. Der Film erschafft über seine Laufzeit ein Unbehagen, das sich fast nicht mehr abschütteln lässt. Und dennoch vermittelt dieser Film im Grunde nichts. Es soll ein Film sein, der durch seine Brutalität abschrecken soll - quasi Gewalt-Prävention. "Ich versuche Wege zu finden, um Gewalt als das darzustellen, was sie immer ist - nicht konsumierbar. Ich gebe der Gewalt zurück, was sie ist: Schmerz, eine Verletzung anderer" - mit diesen Worten beschrieb Haneke die Intention hinter Funny Games. Und genau so wirkt sein Werk: nicht konsumierbar!
Es ist schwer anhand einer Skala zu bemessen, ob Funny Games nun ein guter oder ein schlechter Film ist. Er ist weder das eine noch das andere. Er bewegt sich abseits jeglicher Skalen. Denn rein nüchtern betrachtet ist Funny Games nichts anderes als Torture-Porn, wie wir ihn aus Filmen wie Saw, Hostel etc. kennen. Betrachtet man jedoch die Intentionen Hanekes, so stellt man fest, wieviel mehr hinter diesem Film steckt und vielleicht kann man ihn inzwischen sogar als Kritik eben jener oben genannten Filme sehen, die Gewalt im Film quasi schon gesellschaftsfähig gemacht haben. Die Entscheidung liegt bei Euch!
Da es sich bei Funny Games um eine digital bearbeitete Version für Blu-ray handelt, noch ein paar Worte zu Ton und Bild. Das Bild ist ok, betrachtet man die Tatsache, dass es sich hierbei um eine überarbeitete Version eines 16 Jahre alten Filmes handelt. Gleiches gilt auch für den Ton, der leider nicht wirklich überzeugen kann und von einem leisen Rauschen begleitet wird. Cover & Bilder © www.sofahelden.de Das Fazit von: Panikmike
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