38 Jahre sind inzwischen vergangen, seitdem Dee Wallace und Danny Pintauro vom Bernhardiner Cujo terrorisiert wurden. Mit seinem Langfilmdebüt Growl - Er riecht deine Angst verneigt sich der Spanische Filmemacher José Luis Montesinos nicht nur gekonnt vor Regisseur Lewis Teagues Werk, sondern präsentiert damit gleichzeitig seine ganz eigene Vision einer noch beängstigenderen Situation...

Inhalt

Nach einem Autounfall, bei dem sie ihre Zwillingsschwester Vera verloren hat, ist die Halbwaise Elena (Paula del Río) querschnittsgelähmt und an ihren Rollstuhl gefesselt. Zu ihrem Vater Miguel (Miguel Àngel Jenner) hat sie ein angespanntes Verhältnis, ist jedoch auf ihn angewiesen. Um seiner Tochter besser helfen zu können, hat Miguel das Landhaus der Familie an Elenas Bedürfnisse angepasst, und sogar den belgischen Schäferhund Athos angeschafft, der speziell als Hilfshund ausgebildet wurde. Das abgelegene Haus wird jedoch für Elena zur Todesfalle, als Miguel einen Herzinfarkt erleidet und Athos von einer Fledermaus attackiert und mit Tollwut infiziert wird. Auf sich allein gestellt und scheinbar hilflos muss sich Elena gegen eine wildgewordene Bestie erwehren...

Stephen King muss an Growl - Er riecht deine Angst einfach seine Freude haben. Lieferte er noch die literarische Vorlage für Lewis Teagues Cujo, so führt José Luis Montesinos das Ganze mit seinem Werk noch einen ganzen Schritt weiter. Zwar ist der Handlungsort längst nicht so eingeschränkt, wie es seinerzeit im Kampf mit dem tollwütigen Bernhardiner war, doch im Gegenzug ist seine Hauptfigur durch ihre körperliche Behinderung derart eingeschränkt, dass dieser erweiterte Handlungsspielraum letzten Endes lediglich die Bedrohlichkeit der Lage verstärkt. Und eben diese ist hier allgegenwärtig, denn Montesinos gelingt es vorzüglich, eine intensive, pausenlos angespannte Atmosphäre zu erschaffen, die unerwartet selten, dafür aber umso heftiger, von kurzen Schockmomenten oder Angriffen zur Eskalation gebracht wird. Vieles geschieht hier nur im Kopf des Zuschauers, der sich der drohenden Gefahr stets bewusst ist und sich dank der bemerkenswerten One-Woman-Show Paula del Ríos hervorragend in die Situation hineinversetzen kann. Zunächst banal wirkende Probleme entpuppen sich als unlösbar, einfachste Dinge scheinen unerreichbar, und jeder dieser Momente wurde so grandios in Szene gesetzt, dass es einem selbst jedes Mal den Puls in die Höhe treibt. Doch nicht nur die Leistung der Hauptdarstellerin ist hier hervorzuheben, sondern auch die ihres tierischen Filmpartners. Denn letztendlich steht und fällt der aus Mangel an Darstellern wie ein Kammerspiel wirkende Film mit eben der Dynamik und Kompatibilität zwischen Paula del Río und dem dressierten Schäferhund, und genau in diesem Bereich weiß Growl - Er riecht deine Angst ohne Ausnahmen zu punkten. Hilfreich ist hier selbstverständlich auch die kompakte und damit auf das Nötigste reduzierte Inszenierung, der es jedoch trotz der kurzen Laufzeit von knapp unter 90 Minuten dennoch gelingt, sich genug Zeit für die Charakterentwicklung der Hauptfigur zu nehmen, ohne dadurch auch nur ansatzweise Längen zu erzeugen. Stattdessen ist die starke Charakterbildung nicht nur hilfreich für die Verbindung zum Zuschauer, sondern letzten Endes sogar treibendes Element für den erst spät entfachten Lebenswillen einer vom Schicksal gezeichneten, eigentlich aller Hoffnung beraubten und damit äußerst tragischen jungen Frau.

Bildergalerie von Growl - Er riecht deine Angst (6 Bilder)

Details der Blu-ray

Die Blu-ray liefert grundsätzlich ein sauberes Bild mit guter Schärfe. Während letztere noch etwas Luft nach oben hat, sind dunkle Szenen oftmals etwas unruhiger und körniger. Farben wirken hier und da ebenfalls ein wenig unsauber. Insgesamt ist das Bild ordentlich, jedoch längst nicht perfekt. Deutlich besser schneidet hier die Tonspur ab. Diese weiß nicht nur durch eine sehr gute Dynamik sowie stets klar Sprachausgabe zu gefallen, sondern vor allem durch ein hervorragendes Raumgefühl. Effekte und Umgebungsgeräusche sind hervorragend im gesamten Boxenspektrum verteilt und stets perfekt ortbar, was die ohnehin bereits angespannte Atmosphäre mühelos noch weiter intensiviert. 

Cover & Bilder © Neue Pierrot le Fou / Vicente A.Jimenez