Harpoon
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BEWERTUNG |
01.10.2020 von Beef SupremeMan nehme drei junge Menschen, ein Boot und eine Harpune. Klingt nach nicht besonders viel und ein flüchtiger Blick aufs Cover ließe bekannte Stangenware vermuten. Doch läge man fehl, wenn man Rob Grants kleines Bootskammerspiel vorschnell als uninspirierten Teenie-Slasher abtun würde. Lest weiter, wenn euch interessiert, was Harpoon so alles zu bieten hat.
Inhalt
Die Prämisse: klassisch. Jonah, der Verlierer, Richard, sein reicher bester Kumpel, der mit dem güldenen Löffel im Gesäß geboren wurde und Sasha, seine heiße Freundin. Diese drei werden zu Beginn des Films durch ein paar Freeze-Frames von einem ruhigen unbekannten Erzähler eingeführt. Gerade als dieser auf die Wutanfälle von Richard eingeht, klatscht dieser seinem Kumpel Jonah schon die Nase breit. Grund dafür war ein Chat zwischen Sasha und Jonah, die über Richards Geburtstagsgeschenk, die namensgebende Harpune, gesprochen haben. Richard der alte Choleriker nahm allerdings an, dass die beiden was miteinander hätten. Als Entschuldigung für diesen erneuten kleinen Ausrutscher der Rückhandschelle lädt er alle drei zu einem Tagestripp auf seine Yacht ein. Was als entspannter, alkoholgetränkter Trip dreier Freunde begonnen hat, entwickelt sich durch schlechte Abstimmung und Bewaffnung schnell in eine völlig falsche Richtung. Sasha und Jonah haben’s nämlich tatsächlich miteinander getrieben. Ein paar irrationale Entscheidungen später stellen die drei fest, dass Eifersucht nicht die schlechteste Eigenschaft ist, die ein Mensch haben kann.
Harpoon beginnt gemächlich und nimmt im weiteren Verlauf wie das Boot nicht wirklich an Fahrt auf. Was aber keinesfalls schlecht ist, da die Stärke des Films in seinen Wendungen und Offenbarungen liegt, die dem Zuschauer nach und nach ausgebreitet werden. Bedient sich der Film anfangs noch den üblichen Klischees, ertappt man sich irgendwann dabei, wie es Harpoon geschafft hat, einen auf die falsche Fährte zu führen. Harpoon ist clever geschrieben und trotz des beengten Schauplatzes und Ereignisarmut ist der Film zu keinem Zeitpunkt langweilig oder zäh. Der talentierte Cast zusammen mit einem gelungenen Drehbuch tragen den Film locker über seine knapp anderthalbstündige Laufzeit. Dem Film gelingt der Spagat aus Ernsthaftigkeit und gut platzierten lockeren Momenten, die den nächsten Moment umso härter wirken lassen, wenn die Umstände die Protagonisten wieder einholen. Dieses Gefühl für Timing ist nicht selbstverständlich, was dem Film hoch angerechnet werden kann.
Details zur Blu-ray
Für einen Indie-Film sieht Harpoon überraschend gut aus. Selbst dunkle Szenen wirken in Full-HD klar und farblich gut abgestimmt. Der Sound hält sich vornehm zurück und bietet wenig, was in Erinnerung bleiben würde, fällt allerdings auch nicht negativ auf. Zumindest in der deutschen Übersetzung. Das englische Original mag zwar die überzeugenderen Dialoge bieten, die Soundeffekte wirken allerdings billig. Hier ist für die Gesamtatmosphäre die deutsche Tonspur zu bevorzugen. Bei den Extras hat man diese Wahl nicht. Diese gestalten sich zwar mit entfallenen Szenen, Making of und B-Roll recht umfangreich, doch die eingesprochenen Kommentare des Regisseurs sind audiotechnisch zum schreiend davonlaufen. Abzüge in der B-Note. Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: Beef Supreme
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