Als Anfang des 20. Jahrhunderts der Begriff des Spielfilms geprägt wurde hat bestimmt noch niemand daran gedacht wie das mal enden könnte. Nun, im Jahr 2010 ist es soweit. Ein Film wird spielbar, und zwar exklusiv auf der Playstation 3. Ist das denn überhaupt umsetzbar oder wird man doch wieder zum Zuschauer degradiert? „Heavy Rain“ wird’s zeigen, aber lest selbst.
Ein Vater der beide Söhne verloren hat, ein drogensüchtiger FBI Agent, eine Frau die nur in Hotels schlafen kann und ein Detektiv der dem Alkohol nicht abgeneigt ist. Diese Charaktere, die unverändert aus einem Thriller im Stiele von Saw oder Sieben entnommen seien könnten, werden wir bei der Suche nach dem Origami-Killer begleiten. Alle 4 erwähnten Charaktere sind nicht nur Spielbar, sie müssen auch gespielt werden. Anstatt sich zu Beginn des Spieles für einen Charakter zu entscheiden wird während des Spieles in chronologischer Reihenfolge zwischen den Einzelnen Personen hin und her gewechselt, wobei die Geschichte dann jeweils aus der Ich-Perspektive erzählt wird. Wie soll man sich so in einen Charakter einfühlen? Ganz einfach, man kann seine Gedanken hören und führt mit der Person Alltäglichkeiten aus. Sei es das Spielen mit Kindern, die tägliche Körperpflege oder die Entscheidung ob man mit dem Drogenkonsum aufhören soll. Ok, so ein Entzug ist jetzt nicht zwingend alltäglich, es hilft aber ungemein sich in den Charakter einzufühlen. Erzählt wird die Jagd nach dem Origami-Killer, der seit Jahren im Herbst Jungen entführt, die ein paar Tage später Tot aufgefunden werden. Ertrunken im Regenwasser mit einem gefalteten Papiertier in der Hand.
Evan Mars, erfolgreicher Architekt und liebevoller Vorstadtvater hätte nie gedacht dass er eines Tages etwas mit diesem Killer zu tun haben könnte. Doch als er einen seiner beiden Söhne durch einen Unfall verliert wandelt er sich in ein menschliches Wrack. Nach dem er bei dem Versuch den Jungen zu retten selber von dem Auto erwischt wird liegt er ein halbes Jahr im Koma. Nun leidet er unter seinen Selbstbeschuldigungen, da er nicht genug auf den Jungen aufgepasst hat. Auch erwischt er sich seit dieser Zeit immer öfter dabei, wie er unkontrollierte Black-Outs bekommt. Oft fehlen ihn Stunden in seiner Erinnerung. Als er während eines solchen Black-Outs auch noch seinen zweiten Sohn verliert ist er dem Wahnsinn nahe. Wo ist sein Sohn abgeblieben? Ist er selber der Origami-Killer? Hat er ein zweites, dunkles Ich das ihn vor eine Prüfung stellt? Er begibt sich allein auf die Suche nach der Antwort auf diese Fragen und wird vor schier unlösbaren Aufgaben gestellt.
Wieweit geht ein Mensch um das zu retten was er wirklich liebt?
Unabhängig von einander werden auch die anderen zu spielenden Charaktere in die Story verstrickt. Wer von Ihnen wird den Fall lösen? Oder kommt für den Jungen jede Hilfe zu spät?
Noch nie hatte ein Computerspiel eine dermaßen fesselnde Story. Und je nach Entscheidung und Geschick des Spielers nimmt die Geschichte eine andere Wendung. Der Schwierigkeitsgrad entscheidet über die Komplexität der Steuerung. Zu Beginn des Spiels wird erfragt wie erfahren man beim Umgang des Controllers ist. Nicht jeder Kniff der Steuerung funktioniert auf Anhieb, die Funktionen des Controllers werden voll ausgenutzt. Die Sixaxxis Steuerung findet auch Verwendung, so muss mal was geschüttelt oder durch Lenkbewegungen ein Unfall vermieden werden. In manchen Situationen ist es nötig drei verschiedene Knöpfe gleichzeitig zu drücken, dabei kommt es schon mal zu interessanten Verrenkungen am Controller. Die eigenen Gedanken können, sofern vorhanden, jederzeit durch drücken einer Schultertaste abgerufen werden. Wie im wahren Leben kreisen diese dann um den Kopf des Probannten. In manchen Kameraeinstellungen ist das leider nicht so gut gelungen, da der Kopf einfach nicht im Bild ist. Während des Spiels kann es jederzeit möglich sein das unerwartet irgendeine Reaktion am Controller erwartet wird, die auch durch fliegende Icons angezeigt wird. Hier entscheiden schnelle Reaktion über Erfolg und Misserfolg. Hier ein Tipp, lernt wirklich die Zeichen Dreieck, Raute etc. auf dem Controller auswendig. Wenn ihr erst noch gucken müsst wo nochmal der Kreis war ist es meist schon zu spät. Wenn ihr mal bei einer Auseinandersetzung verlieren solltet ist das aber auch nicht tragisch. Sämtliche Charaktere können während der Jagd sterben, wodurch die Story natürlich eine Wendung nimmt. Allein das „was wäre wenn“ Gefühl hierbei Garantiert einen hohen Wiederspielwert. Was wenn der da noch leben würde, was wenn sie gestorben wär? Nach dem ersten durchspielen konnte ich mich kaum bremsen sofort wieder von vorn zu beginnen, wenn es nicht schon wieder fast morgens gewesen währ.
Von Anfang an gefesselt haben der geniale Soundtrack und die Kameraführung. Langsame Kamerafahrten, perfekte Schwängs, hier waren Profis am Werk. Den Charakteren wurde mit Hilfe von Motion Capture Leben eingehaucht. Durch den Einsatz echter Schauspieler wirken die Bewegungen niemals hölzern oder aufgesetzt. Besonders die Mimik ist gelungen. Während der Ladezeiten zwischen den einzelnen Kapiteln wird in Großaufnahme der nächste Charakter angezeigt, der mal links mal rechts schaut. Hier ist der Detektiv mein absoluter Favorit, einfach genial gelungen.
Wo viel Licht ist gibt es leider auch Schatten, während des ersten Durchspielens ist mir das Spiel 3mal abgestürzt. Entweder friert es ein, wo nur noch das ein und ausschalten der Konsole Abhilfe brachte oder eine zwingende Konversation mit einem NPC konnte nicht gestartet werden. In beiden Fällen muss man am letzten automatisch gespeicherten Spielstand wieder einsteigen. Ärgerlich, gerade bei einem Exklusivtitel. Der momentan aktuelle Patch hat eine Größe von Ungefähr 250 MB, dieser war allerdings schon aufgespielt. Hoffen wir dass hier noch schnell nachgebessert wird.
Außer den nötigen Patches wird über das PSN auch kaufbarer Content angeboten werden. Als erstes steht „ Der Präparator“ für 4,99 € ab dem 01. April zum Download bereit. Quantic Dreams und Sony kündigten gleich weitere Downloads an, die sich auch um die anderen Charaktere des Spiels drehen und entweder vor oder nach den Ereignissen in Heavy Rain stattfinden.
Was ein Thriller. Heavy Rain ist wirklich eine ganz neue Spielerfahrung. Natürlich ist es kein Multiplayer-Spiel, trotzdem kam es nicht selten vor das auch Zuschauer von der Story gefesselt wurden und mit fieberten. Die hervorragende Grafik und der geniale Soundtrack stehen stellenweise einen Animierten Spielfilm in nichts nach, so ist es eine Freude auch in den ruhigeren Passagen dem Treiben auf dem Bildschirm zuzuschauen. Den Mörder verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht. Die Auflösung des Falles schränkt die Wiederspielbarkeit aber nicht ein. Ein absolutes Pflichtspiel für Thriller und Adventure-Fans. Nur Leute die auf pure Aktion ohne Story stehen sollten doch lieber zu einem anderen Titel greifen.
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