Heavy Trip

Heavy Trip

Originaltitel: Hevi reissu
Genre: Komödie
Regie: Juuso Laatio • Jukka Vidgren
Hauptdarsteller: Johannes Holopainen
Laufzeit: DVD (88 Min) • BD (88 Min)
Label: Ascot Elite
FSK 12

Heavy Trip   04.03.2019 von Beef Supreme

Der Traum eines jeden Garagenmusikers: Einmal vor riesigem Publikum richtig steil gehen und allen zeigen, was für geile Mucke man macht. Den allermeisten bleibt die Erfüllung allerdings versagt. Manchmal hilft das Schicksal aber ein bisschen nach und wie das genau aussieht, kann man in Heavy Trip begutachten. Lohnt die Finnen-Komödie über eine erfolglose Knüppeltruppe?

 

Inhalt

 

Turo und seine 3 Kumpels machen schon seit Jahren Musik im Keller ihres Gitarristen. Sie spielen bisher Covers und das gar nicht mal schlecht, für Auftritte oder eigene Songs hat es allerdings nach all der Zeit noch nicht gereicht. Noch nicht mal für einen Bandnamen. Eines Tages entschließen sich die 4 Moshköpfe doch, einen eigenen Song zu schreiben. Nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten diente ein im Fleischwolf feststeckendes Rentier als Inspiration für den ersten eigenen Output. Wie es der Zufall so will. Schlägt kurz darauf Frank, der Veranstalter eines großen norwegischen Metalfestivals, bei den 4 auf, woraufhin die Band ohne Namen die Gelegenheit nutzt und sich für einen Auftritt bei ihnen bewirbt. Obwohl keine Antwort zurückkam, gehen Turo und seine Kumpels fest davon aus, dass das klargeht und so verbreitet sich das Gerücht, dass die 4 Außenseiter vom Rentierschlachthof in Norwegen auftreten, wie Freibier auf dem Wacken. Schnell gerät die Nummer außer Kontrolle und Turo sieht sich dem öffentlichen Druck nicht mehr gewachsen. Der irre Spinner, von allen belächelt und verspottet, steht zum ersten Mal im Rampenlicht und wird nicht ausgelacht, doch das auf Basis einer Lüge. Dass das auf Dauer nicht gut geht, ist fast schon selbstverständlich und so kommt es dann auch. Doch Metaller halten zusammen und es beginnt, reichlich spät, der namensgebende Heavy Trip.

 

Versteckt eure Töchter und bringt den guten Geschmack in Sicherheit! Die langhaarigen, kiffenden Bombenleger sind in der Stadt. Heavy Trip geizt nicht mit der Zurschaustellung aller gängigen Klischees über das ledergekleidete Volk. Dabei vergisst der Film allerdings nicht, zu zeigen, dass Metaller auch nur Menschen sind, manchmal sogar mit Gefühlen. Heavy Trip entpuppt sich als recht seicht geratene Komödie, die gar nicht groß aneckt, dafür das Niveau nie in den Keller krachen lässt. Die Witze, wenn auch meist vorhersehbar, motivieren in der Regel zumindest zum Schmunzeln, die ganz großen Kracher fehlen allerdings, dafür traut sich der Film über lange Strecken zu wenig. Das größte Problem, dass der Film allerdings hat, ist, dass der Aufbau viel zu viel Zeit in Anspruch nimmt. So nett das verschlafene Dorf auch ist, so toll sich auf Metallerklischees herumreiten lässt, es bietet auf lange Sicht zu wenig Potential, den Film interessant zu halten. Erst im letzten Viertel packen die Jungs endlich den Gitarrenkoffer in den Van und reiten los. Und ab da zeigt der Film, dass er auch mal durchdrehen kann. Aber wer verfolgt den Großteil des Konzerts schon nickend am Hallenrand, nur um dann bei den letzten beiden Songs durchzudrehen? Heavy Trip hätte früher aufdrehen, sich früher was trauen müssen um von „Nett“ zu „Gut“ zu werden. Denn im letzten Akt beweist der Film, dass er auch Death Metal kann und nicht nur Alternative Rock. Schade, hier haben die Finnen viel Potential im Backstage liegen lassen. Ein Lob gilt der Musikauswahl. Hier beschränkt sich der Film zum Glück nicht auf gängigen Mainstream-Metal, sondern zelebriert eine gesunde Mischung aus Heavy Metal und Blastbeat-Geballer, vieles davon Eigenkompositionen vom Bassisten der finnischen Symphonic Power Metaller Stratovarius.

 

Bildergalerie von Heavy Trip (5 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Von technischer Seite gibt’s wenig an Heavy Trip auszusetzen. Das Bild ist scharf und klar, die Farben wie wir sie aus der Realität kennen. Effektmäßig bietet der Film recht wenig, außer einem wildgewordenen Vielfraß und ein paar Explosionen, die zwischen grundsolide und gut schwanken. Beim Sound allerdings lassen sich die Macher nicht lumpen. Hier verzichtet der Film auf umgebungsangepasste Abmischung und fährt richtig fett auf, denn die Musik knallt ordentlich aus den Boxen, als ob die Band direkt im Wohnzimmer spielen würde. Dass das bei einer Kellerband vielleicht nicht glaubhaft ist, kann man an der Stelle zugunsten des tighten Sounds getrost ignorieren. Auch die Synchronsprecher machen einen anständigen Job, auch wenn Turos Sprechstimme nicht zwingend zu seinen Growls direkt aus der Hölle passt.


Leider verzichtet die Scheibe auf eine Zugabe in Form von Bonusmaterial, außer dem Trailer auf Deutsch und Finnisch sowie ein paar Trailer vor Filmbeginn gibt’s hier nichts zu sehen. Schade, Ein Musikvideo oder vergleichbarer Ohrenschmaus wäre durchaus stimmig gewesen.



Cover & Bilder © MakingMovies2017


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Liebhaber der härteren Klänge, die zum Lachen nicht in den Keller gehen müssen, erhalten mit Heavy Trip eine seichte aber sympathische Komödie, die die Metaller einmal mit dem Holzhammer durch alle Klischees durchzieht. Der Aufbau zieht sich leider zu lange, was schade ist, denn erst als der eigentliche Trip endlich beginnt, dreht der Film richtig auf. Die Gags sind an manchen Stellen zu flach geraten und zünden auch nicht alle, doch ein Schmunzeln ist meist drin. Gerade wenn man selbst ein Freund der gepflegten Stromgitarrenmusik ist, erkennt man sich oft wieder. Für einen netten Abend mit anständiger musikalischer Untermalung reicht Heavy Trip auf alle Fälle, auf Dauer ist er aber zu zahm und traut sich zu wenig, um wirklich hängen zu bleiben.


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