Irreversible Straight Cut
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BEWERTUNG |
10.12.2020 von Beef Supreme18 Jahre sind vergangen seit Gaspar Noé seinem nichtsahnenden Publikum in erschütterndem Detailreichtum die Grausamkeit einer Vergewaltigung an den Schädel warf. Lief der Film damals „falschrum“, also chronologisch rückwärts, wurde der Film nun im Straight Cut nachgereicht. Diese Fassung erzählt den Film in zeitlich „richtigem“ Ablauf. Ob der Film auf diese Weise auch funktioniert, erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest...
Vorweg, dieser Artikel enthält Spoiler, da hier die Originalfassung mit der neuen Schnittfassung verglichen wird. Wer den Film noch nicht kennt, liest ab hier auf eigene Gefahr.
Inhalt
Das Pärchen Alex und Marcus ist gemeinsam auf einer Party eingeladen, zusammen mit Alex‘ Ex Pierre. Der Abend verläuft auch ganz angenehm, bis Marcus sich entscheidet, eine Line Koks zu ballern. Alex findet nur wenig Gefallen daran und entscheidet sich, die gesellige Runde trotz solider Musik und Nebenzimmerblowjobs vorzeitig zu verlassen. Auch Pierre kann sie nicht umstimmen. Das Schicksal nimmt seinen Lauf und Alex wird in einer Unterführung brutal vergewaltigt und zusammengeschlagen während sich Marcus und Pierre weiter auf der Feier vergnügen. Als die Beiden kurze Zeit später auch den Heimweg antreten, sehen sie noch wie die schwer verletzte Freundin von Marcus im Krankenwagen abtransportiert wird. Außer sich vor Wut sinnt Marcus auf Rache und schleppt Pierre auf der Suche nach Vergeltung durch die Nacht.
Das Original beginnt damit, dass einer unbekannten Person der Schädel eingeschlagen wird, zeitlich gesehen also das Ende des Films, steigt also direkt voll ein und hält das Stresslevel konstant am Anschlag, bis es in ruhigere Gefilde geht, der Schaden aber schon angerichtet ist. Der Straight Cut erzeugt zunächst gemächlich eine harmonische Atmosphäre auf, um langsam eine immer bedrohlichere Stimmung zu entwickeln. Im Mittelpunkt beider Fassungen steht dann das Schicksal der gepeinigten Alex, die bildstarke Vergewaltigung, deren Anblick fast schon Schmerzen bereitet. Während sich aber im Original die Stimmung von Düsternis zu schattenbehaftetem Licht wandelt, kennt der Straight Cut nur eine Richtung: Abwärts. Dunkelheit, Gewalt und Hass bestimmen das Geschehen. Auf der einen Seite bietet das Original den Vorteil, dass die Wirkung des Gezeigten sich nach und nach verstärkt, wenn so manche Dinge erst im Nachhinein klarwerden. Auf der anderen Seite hingegen wirkt die Tatsache, dass Alex nachdem ihr Gewalt angetan wurde, überhaupt keine Rolle mehr spielt, ebenso beklemmend. Weggeworfen wie ein Stück Abfall. Der Straight Cut schafft es trotz Vereinfachung der Erzählstruktur ein richtig schwer verdaulicher Film zu bleiben, der seine Daseinsberechtigung hat. Das stetige Abdriften in einen Sumpf aus Zorn und Blut funktioniert.
Egal in welcher Reihenfolge die einzelnen Sequenzen dargeboten werden, meisterlich ohne erkennbare Schnitte gefilmt, der Film ist und bleibt unangenehm und kann nur am Rande tatsächlich als Unterhaltung bezeichnet werden.
Über die schauspielerische Leistung der Darsteller muss eigentlich kein Wort verloren werden. Was Monica Bellucci als Alex hier abliefert ist nichts anderes als eine Meisterleistung. Auch Vincent Cassel als ihr zugekokster Freund Marcus und Albert Dupontel in der Rolle des verkopften Ex-Freundes Pierre machen einen ausgezeichneten Job und bieten akzentuiertes und überzeugendes Schauspiel.
Details zur Blu-ray
Man sieht dem Film an, dass er ein paar Tage auf dem Buckel hat. Teilweise wirkt das Bild grobkörnig, was aber die dunklen Szenen atmosphärisch unterstützt und keine negativen Auswirkungen auf die Erkennbarkeit hat. Der Sound bietet auch keinen Anlass zur Kritik, untermalt er gelungen die Stimmung des Gezeigten jederzeit passend und deutlich vernehmbar. Der langsame Stressaufbau, der durch überlagernde Gespräche und Tonfetzen erzeugt wird, wird perfekt eingefangen und meistert den Spagat zwischen Verständlichkeit und Durcheinander. Auf der Blu Ray zum Straight Cut befindet sich zudem noch ein umfangreiches Infovideo zu den Hintergründen des Films mit Interviews vom Regisseur und den beiden Hauptdarstellern Monica Bellucci und Vincent Cassel. Cover & Bilder © 2019 STUDIOCANAL / LES CINÉMAS DE LA ZONE / 120 FILMS / TOUS DROITS RÉSERVÉS. Das Fazit von: Beef Supreme
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