Istanbul Big Box

Istanbul Big Box

Genre: Strategie
Autor: Rüdiger Dorn
Illustrator: Andreas Resch, Hans-Georg Schneider
Spieleverlag: Pegasus, AEG
Empfohlenes Alter: 10+
Spieldauer: 40-90 min

Istanbul Big Box   14.04.2023 von 2-PL4Y3R5

Ihr befindet euch auf dem großen Basar in Istanbul. In all dem Trubel versucht ihr eure Gehilfen anzuweisen Waren zu kaufen, zu verkaufen und zu tauschen, um letztlich maximalen Gewinn zu erzielen. Den Gewinn könnt ihr in Upgrades für euren Karren investieren, um mehr Waren zu transportieren oder direkt in Rubine eintauschen. Eine gute Orientierung ist der halbe Weg zu Reichtum und Sieg. Werdet ihr euch in Istanbul zurechtfinden?

 

Das Material und die Vorbereitung

 

In Istanbul Big Box sind alle Materialien des Grundspiels – Kennerspiel des Jahres 2014 – sowie der beiden Erweiterungen Istanbul Mokka & Bakschisch und Istanbul: Brief & Siegel enthalten. Die Erweiterungen können mit dem Grundspiel beliebig kombiniert werden. Im Grundspiel zeigt die Anleitung 13 Schritte zum Aufbau, die abgeändert sind, je nachdem mit welchen Erweiterungen gespielt wird.

 

Insgesamt gibt es 25 Orte – 16 im Grundspiel und 9 in den Erweiterungen. Diese werden in einem 4x4, 5x4 oder 5x5 Raster ausgelegt, je nachdem ob mit oder ohne Erweiterungen gespielt wird. Das ist Istanbul.

 

Jeder Mitspieler hat einen eigenen Karren, in dem Waren (Ring, Tuch, Gewürz und Obst) und Rubine gelagert werden können. Dieser wird als Spielertableau vor sich ausgelegt. Die vier Warenanzeiger werden auf die Leisten für die Waren platziert und zu Spielbeginn auf null gesetzt. Zudem erhält jeder Mitspieler eine dicke Holzscheibe (den Kaufmann), fünf dünne Holzscheiben (die Gehilfen) und einen Holzzylinder (das Familienmitglied) in Spielerfarbe. Der Kaufmann wird über vier Gehilfen zu einer Spielfigur gestapelt und am Ort ‚Brunnen‘ ins Spiel gebracht. Der fünfte Gehilfe muss erst freigeschaltet werden. Das Familienmitglied befindet sich zu Beginn des Spiels im Gefängnis (oder genauer: am Ort ‚Polizeiwache‘).

 

Neben den eigenen, gibt es weitere Spielfiguren, die sich während des Spiels von Ort zu Ort bewegen können und zu Beginn des Spiels zufällig auf Orten platziert werden: Das Grundspiel enthält den Gouverneur und einen Schmuggler; außerdem mehrere Kaufleute, die im 2 Spieler Spiel zum Einsatz kommen; Die Erweiterungen enthalten zusätzlich den Kaffeehändler und den Kurier. Führt eine eigene Spielfigur eine Aktion an einem Ort aus, an dem sich eine dieser Spielfiguren befindet, kommt es zu einer Begegnung: Beim Schmuggler zum Beispiel darf eine beliebige Ware für 2 Lira gekauft oder gegen eine andere Ware auf dem persönlichen Karren getauscht werden. Nach jeder Begegnung wechseln die Spielfiguren den Ort.

 

Auf einigen Orten werden Rubine und Plättchen platziert. Hier ein paar Beispiele für den Einsatz von Plättchen auf Orten: Das oberste Plättchen eines Stapels am Ort ‚Kleiner Markt‘ zeigt eine Warenkombination an, die dort gegen Lira verkauft werden kann und wechselt nach jeder Transaktion. Am Ort ‚Kleine Moschee‘ können Plättchen erworben werden, die dem Spieler neue Fertigkeiten geben, wie z.B. verbesserter Wareneinkauf. Und am Ort ‚Wagnerei‘ können Plättchen gekauft werden, welche die Lagerkapazität des eigenen Karren erhöht. Rubine können an verschiedenen Orten über verschiedene Aktionen erhalten werden, z.B. gegen Lira beim Edelsteinhändler oder gegen Waren beim Sultanpalast, aber auch in den Moscheen oder der Wagnerei, wenn an den jeweiligen Orten alle Upgrades erworben wurden. Zuletzt gibt es noch 4 Postanzeiger, die auf dem Ort ‚Postamt‘ platziert sind, um anzuzeigen welche Waren und wieviel Lira dort aktuell zur Verfügung stehen.

 

Zudem gibt es noch einen Stapel mit Bonuskarten. Diese ermöglichen verbesserte Aktionen und können nur einmal benutzt werden. Der Ort ‚Karawanserei‘ ermöglicht es Karten vom Bonuskartenstapel zu ziehen. Außerdem kommt man an die Karten über eine Begegnung mit dem Gouverneur.

 

Das Spielziel

 

Ziel des Spiels ist es als erster Spieler 5 Rubine in seinem Karren zu haben. In einem 2 Spieler Spiel müssen 6 Rubine gesammelt werden, um das Spielende einzuleiten. Es gibt darüber hinaus kein anstrengendes Siegpunkte sammeln und zählen. Nur, falls ein weiterer Mitspieler in derselben Runde den letzten Rubin sammeln sollte, wird der Gleichstand durch einen Vergleich von Lira, Waren und Bonuskarten aufgelöst.

 

Der Spielablauf

 

Der Aktionsmechanismus ist einzigartig und erfordert eine gute Vorausplanung der Spielzüge: Die Spielfigur besteht aus einem Stapel aus vier Gehilfen und dem Kaufmann, der sich immer ganz oben auf dem Stapel befindet. Ist man am Zug, darf man seine Spielfigur bis zu zweimal orthogonal von Ort zu Ort bewegen und dann am Zielort die Ortsaktion ausführen. Um eine Ortsaktion mit seiner Spielfigur zu nutzen, muss man entweder einen Gehilfen am Zielort lassen (also die Anzahl an Gehilfen im Stapel der Spielfigur reduzieren) oder einen Gehilfen, der sich bereits am Ort befindet wieder aufnehmen. Da der Kaufmann zu Beginn des Spiels nur vier Gehilfen hat, lassen sich demnach nur vier unterschiedliche Orte aktivieren, bevor mindestens ein Gehilfe an einem der besuchten Orte wieder eingesammelt werden muss; dabei aktiviert man dann den bereits verwendeten Ort erneut. Ist das Einsammeln eines Gehilfen nicht möglich, z.B. weil man die Aktionskosten der erreichbaren Orte mit Gehilfen nicht zahlen kann, so muss man den Kaufmann versetzen, ohne die Ortsaktion nutzen zu können.

 

Alternativ gibt es zwei weitere Möglichkeiten: Zum einen den Ort ‚Brunnen‘. Hier werden alle Gehilfen wieder zurück gerufen, allerdings ermöglicht der Ort keine weitere Aktion außer eben das Zurückrufen der Gehilfen. Zudem gibt es noch das Gefängnis mit dem Familienmitglied. Zieht man seine Spielfigur in das Gefängnis, darf man das Familienmitglied befreien und auf einen beliebigen Ort setzen und die Ortsaktion nutzen. Das Familienmitglied kann erst dann wieder verwendet werden, wenn es von einem anderen Mitspieler wieder ins Gefängnis geschickt wird; Dieser erhält dafür als Vorteil 3 Lira oder eine Bonuskarte.

 

Neben der Ortsaktion, müssen während des Spielerzugs Begegnungen mit anderen Spielfiguren abgehandelt werden. Dabei gilt es die Reihenfolge zu beachten. Nach der Bewegung der eigenen Spielfigur werden zunächst Begegnungen mit Spielfiguren anderer Spieler aufgelöst: Man muss jedem Kaufmann am Zielort 2 Lira zahlen. Erst dann darf man die Ortsaktion nutzen. Nach der Nutzung der Ortsaktion werden mögliche Begegnungen mit anderen Familienmitgliedern, dem Gouverneur oder dem Schmuggler abgehandelt, die einem Lira, Bonuskarten oder Waren einbringen können.

 

Bildergalerie von Istanbul Big Box (7 Bilder)

 

Lieferumfang


Spielmaterialien aus (Details findet ihr hier):

  • Istanbul
  • Istanbul: Mokka & Bakschisch
  • Istanbul: Brief & Siegel


Cover & Bilder © Cover: Pegasus Spiele GmbH / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de


Das Fazit von: 2-PL4Y3R5

2-PL4Y3R5

Fazit von Sandra und Andre

 

Spielspaß: Wir haben Istanbul erst im Jahr 2023 zum ersten Mal gespielt. Istanbul ist aus dem Jahr 2014 – und selbst 10 Jahre nach Erscheinung und im Vergleich zu wesentlich neueren Spielen fühlt es sich noch immer frisch und besonders an. Der Aktionsmechanismus und die damit verbundene Planung einer Zug-Kombination, um Gehilfen zu platzieren und wieder abzuholen, machen sehr viel Spaß. Das Beobachten der Mitspieler und Durchschauen der Pläne, um diese zu durchkreuzen und doch als erster die drei Ringe gegen Lira einzutauschen ebenso! Es handelt sich natürlich um ein Strategiespiel; Wer Pläne schmieden nicht mag, wird mit Istanbul nicht glücklich.

 

Balancing/Glücksfaktor: Der Glücksfaktor spielt nur eine geringe Rolle, wenn man nicht zu risikoreich spielt. Man sollte aber schon etwas aufpassen, denn leicht werden Felder mit seinen eigenen Gehilfen von Mitspielern besetzt. Wenn man mal keine Lira hat um die Mitspieler zu bezahlen und gleichzeitig auch keinen Gehilfen mehr beim Kaufmann, dann kann das auch mal zwei Züge kosten, um seine Gehilfen beim Brunnen zu sammeln. Gerade, wenn der Brunnen etwas weiter von der eigenen Spielfigur entfernt ist. Istanbul kommt aber auch nicht ganz ohne Glücksfaktor aus: So können Bonuskarten, die zufällige Positionierung anderer Spielfiguren oder die Positionierung und Aktionen der Mitspieler helfen oder beeinträchtigen.

 

Eine weitere Warnung gilt den Spielern, die gerne schauen wer gerade führt oder Vorsprung hat. Es gibt keine Siegpunkte in Istanbul. Stattdessen ist es ein Wettrennen wer als erster seinen Karren mit Rubinen gefüllt hat. Die Anzahl der bereits gesammelten Rubine kann aber irreführend sein, denn man kann leicht das Sammeln von Rubinen vorbereiten und gegen Spielende innerhalb weniger Züge drei bis vier Rubine sammeln – und man hat bereits mit 5 oder 6 Rubinen gewonnen.

 

Komplexität/Regeln: Regeltechnisch ist das Spiel einfach. Das Regelwerk für das Grundspiel kommt mit einer Seite Einleitung, zwei Seiten Aufbau und zwei Seiten Spielablauf und Spielende aus – Insgesamt also nur 5 Seiten. Dazu gibt es noch für jeden Mitspieler eine schöne Spielerhilfe aus dicker Pappe, die nochmal alles zusammenfasst. Die Aktionsmöglichkeiten der Orte und Bonuskarten sind mit gut verständlicher Symbolik abgebildet. Sollte dennoch einmal etwas unklar sein, ist in der Anleitung wirklich jede Karte und jeder Ort einzeln beschrieben.

 

Die Komplexität von Istanbul ergibt sich durch die zufällige Positionierung der Orte im Raster, die Bewegungen der Mitspieler und anderer Spielfiguren, aber auch aus der Tatsache, dass man nur ein Limit an Gehilfen hat, die am Ort Ihrer Aktion wieder eingesammelt werden wollen, bevor sie an einem anderen Ort agieren können. All das beeinflusst die Planung in welcher Reihenfolge welche Orte am sinnvollsten zu besuchen sind.

 

Spielerinteraktion/Spieleranzahl: Spielerinteraktion ist ausreichend vorhanden. Es fühlt sich also nicht so an als würde jeder Mitspieler eine Solo Partie spielen, was bei anderen Strategiespielen manchmal der Fall ist. Man möchte zum Beispiel einen bestimmten Ort besuchen. Aber da steht ein Mitspieler und diesem möchte man ungerne 2 Lira geben. Orte aufzusuchen, die ein Mitspieler als nächstes im Visier hat kann besonders gemein sein, wenn sich dadurch die Gegebenheiten für ihn plötzlich ändern (andere Waren-Nachfrage auf dem Markt, höhere Kosten für Rubine oder Moschee Plättchen etc.). Man kann also Pläne der Mitspieler durchkreuzen.

 

Wir haben das Spiel nur zu zweit gespielt. Mit mehreren Mitspielern könnte die Planbarkeit der Aktionen reduziert sein. Allerdings glauben wir nicht, dass sich dies negativ auf das Spiel auswirkt. Man kann sich gut genug aufstellen, um alternative Wege zu finden, z.B. ausreichend Waren in seinem Karren aufstocken, um auf wechselnde Waren-Nachfrage reagieren zu können.

 

Spieldauer: Istanbul spielt sich angenehm schnell. Selbst die ersten Partien in der 2-Spieler Variante haben nicht länger als 60 Minuten gedauert – auf der Packung wird die Spieldauer mit 40-90 Minuten angegeben. Auch die Wartezeit zwischen den Zügen ist relativ gering, da jeder Mitspieler wirklich nur eine Aktion ausführt, die gut planbar ist. Nur in wenigen Fällen muss man etwas länger nachdenken, wenn der Besuch des Zielortes durch die Anwesenheit anderer Kaufleute doch teurer ist als man gerne hätte (oder man doch nicht so gut vorausgeplant hat).

 

Wiederspielbarkeit: Der Wiederspielwert ist relativ hoch, auch wegen der kurzen Spieldauer und dadurch, dass das Spiel neuen Spielern schnell erklärt ist. Die Anleitung bietet verschiedene Spielvarianten an. Da die Big Box zudem zwei große Erweiterungen enthält, die neue Orte, Figuren und Regeln beinhalten, können sich Strategiespieler auf sehr viele abwechslungsreiche Partien freuen! Ebenso interessant ist, dass die Anordnung der Orte im Raster zufällig gewählt werden kann (modulares Brett) und somit jedes Mal ein neues ‚Puzzle‘ bietet, das gelöst werden muss.


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