Mackie Messer: Brechts Dreigroschenfilm

Mackie Messer: Brechts Dreigroschenfilm

Genre: Literatur • Komödie • Satire
Regie: Joachim A. Lang
Hauptdarsteller: Tobias Moretti • Hannah Herzsprung
Laufzeit: DVD (125 Min) • BD (130 Min)
Label: NEW KSM
FSK 6

Mackie Messer: Brechts Dreigroschenfilm   28.03.2019 von MarS

"Die Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht und mit der Musik von Kurt Weill, uraufgeführt im Jahr 1928 in Berlin, gehört wohl zu den bekanntesten Werken der deutschen Literaturgeschichte und hat noch bis heute Einfluss und Auswirkungen auf die Werke zahlreicher anderer Künstler. Mit Mackie Messer: Brechts Dreigroschenfilm verwirklichte Regisseur Joachim A. Lang nun einen Traum, wie ihn wohl auch Bertolt Brecht selbst hätte erträumen können...

 

Inhalt

 

Trotz größter Schwierigkeiten im Vorfeld, nicht zuletzt auch durch die engstirnige, sture Art von Bertolt Brecht (Lars Eidinger), wird sein neuestes Werk "Die Dreigroschenoper" ein überragender Erfolg, der ihm weltweite Berühmtheit einbringt. Doch Bertolt Brecht hat nicht vor, sich auf seinem neu erworbenen Ruhm auszuruhen, sondern plant direkt eine filmische Umsetzung seines Theaterstücks, um auch all diejenigen Menschen zu erreichen, die keinen Sinn für das Theater haben. Dabei setzt er selbstredend auf die Besetzung aus seinem Stück, denn wer sonst könnte Mackie Messer (Tobias Moretti), Polly (Hannah Herzsprung) oder auch den Bettlerkönig Peachum (Joachim Król) besser verkörpern und seinen Anforderungen gerecht werden. Allerdings hat er nicht mit den wirtschaftlichen Interessen der Produzenten gerechnet, denn seine Vision von einer Verfilmung seiner Dreigroschenoper findet nur wenig Anklang bei allen Beteiligten. Um seine Interessen zu wahren geht Brecht schließlich sogar vor Gericht, denn wenn er sein Stück nicht verfilmen kann, dann soll es doch auch bitte kein anderer tun...

 

Mackie Messer: Brechts Dreigroschenfilm, das ist ein Film über die zum Scheitern verurteilte Entstehung eines Filmes, dessen Grundlage ein Theaterstück ist, wobei der Film selbst wiederum auch das Theaterstück aufarbeitet. Genauso wirr, wie das klingt, ist das Ganze auch, und genau dadurch entspricht der Film auch eben dem, was der kontroverse Bertolt Brecht wohl auch selbst seinerzeit erschaffen wollte. Tatsächlich wollte Bertolt Brecht sein Stück verfilmen, und auch im realen Leben konnte das Projekt auch nach einem Rechtsstreit vor Gericht letztendlich nicht nach seinen Wünschen umgesetzt werden. Joachim A. Lang behandelt dabei sein Kinofilmdebüt ganz so, wie es sich Brecht gewünscht hätte, denn er legt bei seiner Inszenierung keinerlei Wert auf die Meinung oder die Erwartungen des Zuschauers, sondern überrascht durch eine sprunghafte, wenig lineare Erzählung, die immer wieder die Grenzen des Geschehens durchbricht, den Betrachter direkt anspricht, die Ereignisse in einer Szene durch verschiedene Perspektiven gleiten lässt. Was dadurch entsteht, das ist visuell berauschend, opulent ausgestattet und hervorragend gespielt, ja sogar auf bewusst und stilsichere Weise völlig überzogen und stellenweise wenig menschlich interpretiert, schlägt aber gerade dadurch jedem normalen Mainstream Cineasten mitten ins Gesicht. Man tut sich wirklich schwer, irgendeinen echten Sinn in Mackie Messer: Brechts Dreigroschenfilm zu erkennen, nur um am Ende dann erstaunt darüber zu sein, wie schnell die mehr als zwei Stunden eigentlich gerade verflogen sind. Zeitlose Musikstücke, die weniger durch ihren Stil, als vielmehr durch ihre Texte auch heute noch faszinieren wissen, dazu Lars Eidinger als Bertold Brecht, dessen Dialoge und Monologe komplett aus originalen Zitaten des Rollenvorbilds entsprungen sind, gepaart mit einem durchwegs durch hohe Spielfreude und Engagement beeindruckenden Ensemble sowie einer äußerst ambitionierten weil eigenwilligen Inszenierung, Mackie Messer: Brechts Dreigroschenfilm zieht einen auf seine ganz eigene Art in seinen Bann und lässt einen gleichzeitig hinterfragen, was man sich eigentlich gerade für einen Quatsch anschaut. 

 

Bildergalerie von Mackie Messer: Brechts Dreigroschenfilm (4 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Die Blu-ray zeigt sich weniger chaotisch und eigenwillig als der Film selbst, denn das HD-Medium liefert einfach beste Qualität. Das Bild ist mit Ausnahme einiger stilistisch absichtlich körniger und unscharf gehaltener Szenen absolut rauschfrei und scharf und liefert dabei einen hohen Detailgrad. Ein kräftiges Kontrastverhältnis und der satte Schwarzwert runden das tolle visuelle Paket rund ab. Auch die Tonspur weiß durch ihre kraftvolle, dynamische Abmischung zu überzeugen. Dank gezielten Effekteinsatz und klarer Signalgebung sowie Kanaltrennung entsteht ein schönes Klangbild und immer wieder auch eine tolle Räumlichkeit.



Cover & Bilder © KSM GmbH


Das Fazit von: MarS

MarS

Joachim A. Lang ist es mit Mackie Messer: Brechts Dreigroschenfilm gelungen, einen ebenso absurden wie kontroversen, gleichzeitig aber auch herrlich schrägen und unterhaltsamen Film zu erschaffen. Bertolt Brecht selbst hätte seine wahre Freude an diesem Streifen gehabt, denn auch Lang legt keinen Wert darauf, allen Zuschauern zu gefallen, sondern konzentriert sich voll und ganz darauf, seine ganz eigene Interpretation zu verwirklichen. Mackie Messer: Brechts Dreigroschenfilm ist wirklich außergewöhnlich und schon alleine deshalb sehenswert, weil er mutig genug ist, sich vom üblichen deutschen Einheitsbrei abzuheben.


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